Das
letzte Lustige Taschenbuch des Jahres 2009 setzt
sich selbst leider keine Krone auf und stellt
viel mehr einen recht durchwachsenen
Jahresabschluss dar. Einmal von der
weihnachtlichen Geschichte zu Beginn des neuen
Bandes abgesehen, erreicht keine der anderen neun
Geschichten eine wirklich überdurchschnittliche
Qualität und dürfte bei einem Rückblick auf
das zurückliegende LTB-Jahr schnell in
Vergessenheit geraten. Beim erstmaligen Lesen hat
jedenfalls kaum eine Geschichte bei mir das
Verlangen geweckt, die Geschichte noch ein
weiteres Mal zu lesen. Positiv sei aber angemerkt,
dass immerhin auch keine wirklichen Ausschläge
in negativer Hinsicht zu verzeichnen sind. Doch
nun zu den Geschichten im Einzelnen:
Wilde Weihnacht: Weihnachtliche
Stimmung verbreitet Giorgio Cavazzano in dieser
Geschichte von Rune Meikle. Donald verkleidet
sich, wie jedes Jahr, als Weihnachtsmann, um den
Neffen die Geschenke zu geben und gleichzeitig
deren Glauben an die Existenz des
Weihnachtsmannes aufrecht zu erhalten. Dies Jahr
geschieht ihm allerdings welch
Überraschung ein kleines Mißgeschick,
seine Verkleidung fliegt auf und der vermeintlich
unerschütterliche Glaube der (für gewöhnlich
ja eigentlich so rational daherkommenden) Kinder
wird arg ins Wanken gebracht. Zur gleichen Zeit
lassen sich die Wachen von Onkel Dagoberts
Geldspeicher von als Weihnachtsmann verkleideten
Panzerknackern überrumpeln. Immerhin gelingt es
Onkel Dagobert zu entkommen und sich auf das Dach
des Speichers zu retten, wo er etwas
überraschend auf den echten (und somit ganz
offensichtlich doch existierenden) Weihnachtsmann
trifft, der ihm nicht nur hilft, die
Panzerknacker zu vertreiben, sondern im Endeffekt
sogar noch den Glauben der Kinder an ihn selbst
wieder herzustellen.Eine schöne kleine
Geschichte, die sich auch in jedem
Weihnachtsgeschichten-Sonderband gut gemacht
hätte und wie bereits erwähnt
zugleich auch schon den Höhepunkt des aktuellen
LTBs darstellt.
Auf einmal wie weggeblasen: Der Glaube an den
Weihnachtsmann
Chaotischer
Wetterwechsel: Recht ordentlich weiter
geht es allerdings mit der nächsten Geschichte:
Einem netten, wenngleich nur mäßig
einfallsreichem und allenfalls nett umgesetzten
Detektivfall des Herrn Maus. Ein unbekannter
Ganove hat ganz offensichtlich eine
Wettermaschine entwickelt, mit der er die
beliebigsten Wetterkapriolen heraufbeschwören
kann und die Temperaturen in Entenhausen nach
Belieben rauf- und runterfahren lässt. Die um
eine Millionensumme erpresste Stadt wendet sich
natürlich an die Polizei in Person von Kommissar
Hunter, der sich wiederum ebenso
selbstverständlich an Micky und Goofy wendet.
Dass gerade einmal 31 Seiten nicht reichen, einen
wirklich verstrickten Kriminalfall zu erzählen
wird schnell klar. Daher geht die Auflösung des
Falls auch ziemlich schnell und ein wenig sehr
nach Schema F vonstatten. Am Ende handelt es sich
aber immerhin doch um eine nette Geschichte mit
einem Auftritt des (nach meinem Geschmack) viel
zu selten auftretendem kriminellen Erfinder
Kralle. Geschichten, in denen Ganoven die Macht
über das Wetter erlangen, gab es im LTB
allerdings schon häufiger. Und besser.
Chaotische Wetterwechsel
versetzen die
Entenhausener Bürger in Angst und Schrecken
Geldspeicher
in Gefahr: Die dem LTB seinen Titel
gebende Geschichte schließlich kann neben einem
recht dynamischen Zeichenstil vor allem eine
etwas weit hergeholte Story vorweisen. Onkel
Dagobert hat sich ein neues Sicherheitssystem in
seinen Geldspeicher einbauen lassen, das so
genannte Ultimo-Alarm-System. Dieses sorgt dafür,
dass das Geld der weltweit reichsten Ente am 31.
Dezember für 24 Stunden besonders unzugänglich
gesichert wird, da der letzte Tag des Jahres von
den Einbrechern erfahrungsgemäß sehr gerne für
Einbrüche genutzt wird. Onkel Dagobert fühlt
sich aber plötzlich außer Stande einen ganzen
Tag ohne seine Lieblinge zu verbringen und
beauftragt schließlich sogar die Panzerknacker
in den Geldspeicher einzubrechen und das bereits
scharf gestellte Alarmsystem auszuschalten.Insgesamt
eine solide Geschichte, für eine Titelstory aber
sicherlich etwas mager.
Außerirdischer
Doppelgänger: Phantomias wird vom
stadtbekannten Geschäftsmann Plinius Papp, der
mit dem Superkleber Plastopapp zu Reichtum
gekommen ist, als Ehrengast zu einer Benefizgala
geladen. Dort wird der uns sehr gut bekannte
Superheld allerdings von seinem Gastgeber
gefangen genommen, in einen Block aus Plastopapp
gefangen und in einen mit Brokkolistrahlen
gesicherten Käfig verfrachtet. Der bösartige
Papp vermutet nämlich, dass sich hinter
Phantomias eine außerirdische Lebensform
verbirgt, dessen übernatürliche Fähigkeiten er
sich zu Nutze machen könne. Ganz genau so, wie
er es zuvor bei dem sympathischen O-Bhi (einem
Baumaterialen-Händler aus dem Weltall) getan
hatte, den Phantomias im benachbarten Käfig
entdeckt. Diesen hatte Papp bereits vor einiger
Zeit gefangen genommen, mit dessen
intergalaktischen Superkleber seinen Reichtum auf
der Erde gemacht und ihn anschließend ebenfalls
in einen Brokkolistrahlenkäfig gesteckt. Der
Kontakt mit Brokkoli führt, wie der Leser
anschließend erfährt, bei der außerirdischen
Spezies zum Verlust der Superkräfte.
Alles etwas arg weit hergeholt? Ja, in der Tat.
Dennoch hat die Geschichte insgesamt ein paar
charmante Momente, die Zeichnungen sind zumindest
ordentlich.
Ein
süßer Spezialauftrag: Diese Geschichte
krankt insbesondere an den viel zu übertriebenen
technischen Errungenschaften, mit deren Hilfe
Tick, Trick und Track hier in Vertretung für die
bei ihrem letzten Fall verschollenen Agenten des
Duckschen Geheimdienstes, Donald und Dussel,
agieren. Die Zeichnungen von Graziano Barbaro
sind durchaus gelungen (wenn man denn an dem
offensichtlich sehr modernen, eckigen Zeichenstil
Gefallen findet und sich hierfür aufgeschlossen
zeigt), die aberwitzigen technischen
Hilfsinstrumente, mit denen die Kinder ihren Fall
lösen, übersteigen aber der Maß einer
womöglich beabsichtigten Parodie auf
Agentengeschichten. Immer wenn die drei Jungs vor
einem Problem stehen, zücken sie gerade passend
das nächste aberwitzige Gimmick, mit denen sich
ihr Problem im Handumdrehen löst. Die vielen
kreativen Erfindungen sorgen somit für eine
insgesamt wenig einfallsreiche
Geschichtserzählung.
Wer
ist Superknack?: Hierbei handelt es sich
um eine kleine Verwechslungsgeschichte mit den
Panzerknackern. Superknack ist das "kriminelle
Aushängeschild" der Panzerknackerbande und
soll den uns bekannten Kollegen mit den 176er
Nummern aus Entenhausen beim Angriff auf den
Duckschen Geldspeicher behilflich sein. Onkel
Dagobert bekommt allerdings Wind von der
Geschichte und schickt stattdessen die als
Panzerknacker verkleideten Donald, Dussel und
Daniel Düsentrieb zum vereinbarten Treffpunkt
mit dem Superknacker, um mit diesem dann den
Angriff auf den Geldspeicher anzugehen und
natürlich zu sabotieren. Dass sich Onkel
Dagobert hierfür aber vielleicht ein anderes
Team hätte aussuchen sollen und dass nicht alles
wie geplant funktioniert, kann man sich ja
durchaus denken. Auf kurzweiligen 24 Seiten
verirren sich durchaus ein paar kleinere Lacher,
der ganz große Wurf gelingt Autor Gagnor und
Zeichner Soffritti mit dieser Geschichte aber
auch nicht.
Kein
Funken Humor: Wie so manche Geschichte
in diesem Band zeigt auch dieses Abenteuer ein
paar inhaltliche Schwächen, kann diese aber nun
auch nicht mit ansprechenden Zeichnungen
wettmachen. Die Darstellungen der Ducks von
Luciano Marcato wirken bestenfalls "unbedarft".
Die bereits angesprochenen Mängel in der Story
über einen verrückten Professor, der in der
Kanalisation lebt und eine Heerschar weißer
Mäuse abgerichtet hat, die sich aber nach zu
sehr ausgearteter Gewalt gegen Dagobert und
Dussel gegen ihren Herren auflehnen, sorgen auch
dafür, dass der Rezensent bei der Einfärbung
der Geschichten keinen Funken Humor mehr versteht
und die unumgängliche Roteinfärbung vornimmt.
Das
war knapp! Hierbei handelt es sich um
eine ziemlich belanglose und kurze Geschichte,
bei der Daisy den 313er von Donald ohne
Rücksprache in die Werkstatt gibt, dieser sich
daraufhin umgehend als Kfz-Mechaniker ausgibt und
so zu verhindern versucht, dass die Werkstatt
hinter die Geheimnisse der eingebauten Phantomias-Superwaffen
kommt. Ein Lückenfüller. Nicht mehr, aufgrund
seiner soliden Umsetzung aber auch nicht weniger.
Ein Motto, das wenn man ehrlich ist
leider fuer einen Großteil der Comicgeschichten
diesen Monats zutrifft.
Die
Diät-Uhr: Franz Gans ist zu einem
Maskenfest von seinem Freund Ulf eingeladen, muss
aber leider feststellen, dass ihm das alte
Piratenkostüm aufgrund seiner in den Jahren an
Umfang hinzugewonnenen Wampe nicht mehr wirklich
steht (Da fragt sich der langjährige Leser
übrigens schon, wann der gute Franz denn
wirklich mal wesentlich schlanker gewesen sein
soll?). Da hilft nur eins: abnehmen! Und hierbei
bedient sich Franz der neuesten technischen
Errungenschaft, bei der sein Ernährungsberater
ihn über eine am Handgelenk befestigte Kamera
auf Schritt und Tritt kontrolliert. Das beste an
der Geschichte sind die durchaus ansehnlichen
Zeichnungen Federico Mancusos.
Den Diätberater immer am Handgelenk...
Eine
harte Prüfung: Den Abschluss dieses
LTBs bildet eine in Bezug auf die Story
erneut etwas hanebüchene Geschichte.
Gundel Gaukeley muss aufgrund ihrer chronischen
Erfolglosigkeit im Hexengewerbe ihr Hexendiplom
erneuern. Dass sie hierfür allerdings
ausgerechnet Daniel Düsentrieb um Hilfe bittet,
ist zumindest ein abenteuerlicher Einfall von
Giorgio Figus. Der weitere Verlauf der Geschichte,
bei der dann nacheinander verschiedene Prüdungen
absolviert werden müssen, strotzt dafür nicht
gerade vor Kreativität und Einfallsreichtum.
Schade.
ÜBERSICHT:
-
Wilde Weihnacht (S: R. Meikle / Z: G. Cavazzano /
D 2005-079)
- Chaotische Wetterwechsel / (S: C. Panaro / Z: G.
Dalla Santa / I TL 2510-6)
- Geldspeicher in Gefahr (S: F. Michelini / Z: A.
Lucci / I TL 2666-5)
- Außerirdischer Doppelgänger (S: S. Enna / Z:
V. Arcuri / I PK 78-3)
- Ein süßer Spezialauftrag (S: C. Panaro / Z: G.
Barbaro / I TL 2770-6)
- Wer ist Superknack? (S: R. Gagnor / Z: D.
Soffritti / I TL 2713-2)
- Kein Funken Humor (S: T.
LaBan / Z: L. Marcato / D 2005-167)
- Das war knapp! (S: M. Carrer / Z: S. Deiana / I
TL 2691-5)
- Die Diät-Uhr (S: C. Panaro / Z: F. Mancuso / I
TL 2481-2)
- Eine harte Prüfung (S: G. Figus / Z: S. Deiana
/ I TL 2514-5)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Christian Peters,
Dezember 2009
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