Flemming
Andersen wurde am 2. Juni 1968 in Kopenhagen
geboren und zeichnet seit Anfang der 90er
Disney-Comics für Egmont. Zu seinen Geschichten
gehören sowohl 4-Reiher, etwa für das Micky
Maus-Magazin, vor allem aber auch 3-Reiher für
das Lustige Taschenbuch.
Im Oktober 2006 haben wir die Möglichkeit
bekommen, mit einem der talentiertesten
Egmont-Zeichner ein kleines Interview zu führen.
Dieses Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.
LTB-Online:
Flemming, wenn ich recht informiert bin, hat
deine Karriere bei Egmont mit dem Schreiben
von Geschichten begonnen. Später hast du dann
auch Cover und Einseiter zeichnen dürfen. Wie hat
deine Karriere denn nun genau begonnen? Und
kannst du heute davon leben oder gehst du noch
einem "echten" Beruf nach?
Flemming
Andersen: 1991, als ich begonnen habe
für Egmont zu arbeiten, habe ich einige Einseiter geschrieben.
Schließlich habe ich dann eine
Vollzeit-Anstellung bekommen. Später habe ich
mich dann selbständig gemacht. Es ist aber nach
wie vor ein echter "Full-Time-Job".
Es ist ja ganz natürlich, dass eine harte - aber
interessante - Arbeit war, die erforderliche
Artwork zu erlernen. Dafür habe ich über
eineinhalb Jahre benötigt. Aber
insgesamt hat mir das keine großen Probleme
bereitet.
Eine
schwere Bürde zu tragen hat Junker Donald in
"Das Hexenlicht" aus LTB 201.
LTB-Online:
Denkst du denn, dass es für dich ein Vorteil
ist, beide Seiten zu kennen? Sowohl die Autoren-
als auch die Zeichnerperspektive?
Flemming
Andersen: Ja, das glaube ich durchaus.
LTB-Online:
Wieviel Einfluss hast du denn als Zeichner darauf
welche Storys du umsetzen darfst ? Es ist ja zum Beispiel kaum
zu übersehen, dass du sehr oft etwas
"abgedrehtere" und verrückte
Geschichten zur Umsetzung erhältst.
Flemming
Andersen: Ich habe nicht sehr viel
Einfluss darauf. Aber manchmal wünschen sich die
Autoren, dass ich ihre Geschichten umsetze; das
ist natürlich eine schöne Sache.
LTB-Online:
Deine Art die Ducks zu zeichnen hat sich in den
Jahren deiner Arbeit sehr verändert. Korrigiere
mich, falls ich falsch liegen sollte: Aber
manchmal erinnern mich deine frühen Zeichnungen
ein wenig an Giorgio Cavazzanos Zeichnungen in
seiner "Techno"-Phase in den 70er
Jahren. Gerade deine Nebencharaktere, die oftmals
lang und dürr oder auch klein und dick sind,
lassen Vergleiche zu.
Flemming
Andersen: Ich habe mich schon immer
durch Barks, Cavazzano und De Vita inspirieren
lassen. Aber wenn du dann selbst sehr viel
zeichnest, verändert sich dein Stil mit der Zeit
immer weiter - hoffentlich zum guten.
Wohl zweifellos eine der besten
Geschichten aus der Feder von Flemming Andersen:
"Fantastische Zinsen gehen in die
Binsen" aus LTB 205
LTB-Online:
Kein Zweifel, heute hast du einen ganz eigenen
Stil entwickelt. Und über diesen Stil dürfte es
zwischen Disney-Comic-Fans weltweit sicherlich
schon einige heiße Diskussionen gegeben haben.
Viele Leser mögen deine ausgsprochen dynamische
Federführung, mit der du den Charakteren Leben
einhauchst. Wieder andere stören sich daran und
halten den Stil für zu konfus. Ich denke, dass
es nur wenige Comic-Fans gibt, die mit ihrer Meinung
zwischen diesen zwei Extremen stehen. ;)
Was bekommst du für Leser-Reaktionen und wie
denkst du über diese?
Flemming
Andersen: Ich habe von Lesern bislang
nur positive Resonanzen bekommen. Aber natürlich
gibt es Leser, die den eher klassischen Stil
bevorzugen.
Grundsätzlich bekomme ich nicht sehr viele
Leser-Reaktionen, meistens nur von den
Redakteuren bei Egmont. Manchmal bekomme ich
dafür Umfrageergebnisse aus unterschiedlichen
Ländern - aber nur wenn die Rating-Ergebnisse
besonders gut waren.
LTB-Online:
Deine Comics sind erfrischend anders und heben
sich allerdings auch durch ihren relativ großen
Gewaltanteil von der Masse der Disneycomics ab.
Und du wirst sicher zugeben, dass dies nicht
gerade typisch für Disneycomics ist. Ich will
das nicht kritisieren, sondern finde es häufig
ziemlich witzig - aber warum tust du dies? Ist es
vielleicht ein Weg eigene Aggressionen auf diese
Art abzubauen? ;)
Flemming
Andersen: Ich mag es, in meinen Comics
etwas zu übertreiben. Das wichtigste ist es für
mich aber immer noch, die Interaktion zwischen
den einzelnen Charakteren gut darzustellen.
LTB-Online:
"Schatzsuche im Eis" aus LTB 251 gilt
als deine Lieblingsgeschichte. Wie kommt es, dass
deine Wahl gerade auf diese Geschichte fällt?
Flemming
Andersen: "Comics in the Cold"
(So der Originaltitel, Anm. v. LTB-Online)
hatte eine Menge an Slapstick, was ich sehr
liebe. Allerdings hat es seitdem auch schon
wieder eine ganze Reihe sehr guter Geschichten
gegeben.
Abgedreht: "Schatzsuche im
Eis" aus LTB 251.
LTB-Online:
In recht vielen deiner Geschichten gibt es kurze
Cameo-Auftritte von Figuren, die man nicht sofort
in der Geschichte erwarten würde. Mir kommen da
etwa Herbie der Käfer, Timon und Pumba, Barks'
Herbert, der Rattenfänger von Hameln oder Quack
aus den DuckTales in den Sinn. Ist es eine
Vorliebe von dir, diese Figuren zu verstecken
oder basiert dies auf Einfällen der
Storyschreiber?
Flemming
Andersen: In der Tat waren dies
Einfälle der Autoren, welche diese alten
Charaktere gerne in den Storys haben wollten.
LTB-Online:
Kommen wir zur populären OMA-Serie. Wie ist die
Zusammenarbeit mit den "Machern" dieser
Subserie? Wieviel Einfluss hast du bei diesem
Projekt?
Flemming
Andersen: Die OMA-Serie hat einen ganz
einfachen Ursprung. Egmont hat Lars Jensen, David
Gerstein und mich für eine Woche in ein Hotel
eingeladen, um dort eine neue Geheimagenten-Serie
mit Donald und Dussel auszutüfteln. Lars und
David sollten an der Story und ich am
Charakterdesign arbeiten. Innerhalb nur weniger
Tage hat das Projekt dann schnell Form
angenommen. Nach der Präsentation war Egmont
dann außerordentlich zufrieden.
LTB-Online:
Du hast darüber hinaus ja auch schon eine Formel
1-Serie gemacht. Hast du eine Vorliebe für
Serien?
Flemming
Andersen: Nicht wirklich. Ich bevorzuge
es eigentlich, mich immer wieder an neue
Geschichten setzen zu können.
Vielleicht gibt es schon bald mehr
der Maus-Auftritte in einem
Andersen-Comic. ("Das Hexenlicht" aus
LTB 201)
LTB-Online:
Du hast Micky Maus in der Geschichte "Das
Hexenlicht" (LTB 201) einen kleinen, aber
sehr wichtigen Auftritt gegeben. Kannst du dir
vorstellen, auch einmal an Maus-Comics zu
arbeiten oder liegt dir die Arbeit mit Micky
nicht? Ich denke, Egmont kann ein paar gute
Maus-Zeichner vertragen.
Flemming
Andersen: Tatsächlich werde ich meine
Micky-Karriere schon recht bald starten. Ich kann
es kaum noch erwarten.
Initiiert wurde dies von meinem Chefredakteur und
dem Art Director aus Barcelona, die mich
ermutigten, mich auch einmal an Micky-Comics zu
versuchen. Bislang gibt es da aber keine
Arbeiten. Die Arbeit ist aber auch sehr
unterschiedlich zu den Duck-Geschichten, da die
Charaktere doch stark von den Ducks abweichen.
Das Tuschen ist sehr viel komplizierter, da man -
gerade mit Micky - sehr präzise und genau
arbeiten muss. Aber es ist natürlich schön,
sich immer neuen Herauforderungen stellen zu
können.
LTB-Online:
Abschließend die Frage: Gibt es irgendetwas, das
du dir für die Zukunft vorgenommen hast? Eine
Geschichte, die dir noch auf den Leib
geschneidert werden müsste? ;)
Flemming
Andersen: Ich habe darüber nachgedacht
zu Marvel zu gehen, um "Superduck" zu
zeichnen... Nein, das war nur ein Scherz. Ich
liebe meine Arbeit und möchte sie so lange
weitermachen, wie man mich möchte.
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