Der
Götze aus dem Vulkan (DD 405)
Eine furchterregende Statue, eine
High-Tech-Maschine für 3D-Hologramme und etwas
kriminelle Energie, mehr braucht man nicht, um
eine ganze Stadt in Angst und Schrecken zu
versetzen. Massenpanik durch ein Lichtfigürchen
im leeren Raum: Das ist dann wohl das Erzielen
von enormen Effekten mit einfachen Mitteln. Man
braucht keine Waffenarsenale, Bombendrohungen
oder Naturkatastrophen, wenn man nur ein wenig
technisches Geschick hat.
Zugegeben, das ist nicht unbedingt die vorrangige
Botschaft dieser Geschichte, aber doch eine, die
auch vermittelt wird.
Grün und teuflisch: Die Geburt der Tiefe
Maxi Smart und Micky Maus sind
gemeinsam mit dem etwas spleenigen Professor
Sandstein mit einer Ausgrabung auf einer
unbewohnten Insel beschäftigt, als ein Vulkan
dort einen kleinen Gruß gen Himmel schickt.
Überwiegend Felsbrocken gehen über der Insel
nieder - aber nicht nur. Auch eine grüne
Skulptur, die eine teuflische Fratze darstellt,
landet am Strand. Gesehen, geschnappt, sollte man
meinen - aber denkste. Auch Kater Karlo ist mit
seiner Trudi vor Ort, um seinem Lieblingsfeind
ein Schnippchen zu schlagen und schafft es, die
Figur rasch in seinen Besitz zu bringen. Das aber
erst, nachdem die andere Seite zumindest bereits
Fotos gemacht hat. Karlo und Trudi nutzen das
geschickt aus: Sie stecken der Entenhausener
Presse, dass die Sandstein-Expedition den Götzen
gefunden habe und lösen damit einen
Riesenmedienauflauf aus, der in der Folge
natürlich zu enormer Berichterstattung führt.
Extraterrestrische Rarität
Dabei kommen auch die Fotos von der
Statue nicht zu kurz und prompt hat alle Welt
Angst vor der Figur. Und genau da setzen Karlo
und Trudi, unterstützt vom schurkischen Kralle,
ihren Plan an: Mit einer von Kralle entwickelten
Maschine, eben dem oben erwähnten Gerät zum
Erzeugen von dreidimensionalen Hologrammen,
platzieren sie den Götzen scheinbar an
unzugänglichen Orten in der Stadt, wo sie aber
gut gesehen werden können. Der Effekt bleibt
sich gleich: Alles rennet, rettet, flüchtet.Der
Clou des Planes folgt aber noch: Geschickt werden
belastende Indizien für ein bevorstehendes
Verbrechen Micky Maus zugespielt, denen die
Polizei prompt auf den Leim geht: Gegen Micky
wird ein Haftbefehl erlassen. Der ist aber nicht
von langer Haltbarkeit: Als das Verbrechen
nämlich tatsächlich verübt wird (indem mit dem
Götzen eine Massenpanik ausgelöst und in dem
Chaos ein wertvoller Gegenstand gestohlen wird),
natürlich von Kater Karlo und seiner Bande, ist
Micky, noch auf die Verhaftung wartend, zur
Stelle und sorgt für ein versöhnliches Ende.
Die Presse schreibt, der Eindruck bleibt
Die Story präsentiert eine
gelungene Mischung vieler Elemente, die die
italienischen Maus-Storys meist ausgezeichnet
haben. Da ist der sympathische, aber nicht
unfehlbare Detektiv Micky, in diesem Fall mit
Maxi Smart als Sidekick, nicht mit Goofy. Das ist
auch allein schon deswegen sinnvoll, weil
mehrmals seine Eigenschaften als Vogel, nämlich
dass er fliegen kann, benötigt werden. Er trifft
auf Kater Karlo, der gemeinsam mit Trudi gegen
seinen großen Widersacher arbeitet und sich
dafür Familiengenie Kralle als Verstärkung
besorgt, der für die technisch anspruchsvolle
Seite des Unternehmens zuständig ist. Die
Polizei ist ein inkompetenter Haufen von leicht
manipulierbaren Wesen, die ohne Micky als Hilfe
vollkommen aufgeschmissen sind. Das alles ist
aber zu einer ausgesprochen harmonischen
Kombination verwoben, die eine neue Geschichte
erzählt, in der man sich sofort zu Hause fühlt.
Die Story vermittelt dabei auch die Botschaft,
dass man sich nicht Gerüchten und
Boulevardpresse aufscheuchen lassen sollte, ehe
man nicht die Gelegenheit hatte, sich ein eigenes
Urteil zu bilden - die verheerende Kraft des
Hetzjournalismus wird drastisch und auf alle
Menschen übergreifend beschrieben. Das Streuen
von Gerüchten allein reicht vollkommen aus, um
einen jeden zu beeinflussen. Eine gelungene
Überspitzung der modernen Medienwelt und der mit
ihr möglichen Manipulationen findet damit auch
einen Eingang in die Geschichte und sorgt für
einen gesellschaftskritischen Aspekt
Insgesamt steht damit am Ende eine sehr
unterhaltsame Story, die sich vor allem durch
einige originelle Ideen, allen voran dem Götzen
selbst, ins Gedächtnis einbrennt.
von Carsten Spitz
Autor: |
Romano Scarpa |
Zeichner: |
Romano Scarpa |
Seiten: |
34 |
Veröffentlicht: |
1983 |
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