Die stärksten Männer der Welt (DD 510)

Ein Comic ist ein Comic ist ein Comic. Was liegt da also näher als die Verwendung von Elementen eines beliebten Comics in einem anderen beliebten Comic? Man kennt die berühmten Crossover bei den amerikanischen Superhelden, man kennt einige Spin-Offs vor allem im frankobelgischen Raum, man kennt Gastauftritte von Tim-und-Struppi-Figuren bei Disney ebenso wie bei Asterix, man kennt auch Figuren wie Supergoof - aber wirklich große Schnittmengen unterschiedlicher Fomate gibt es nicht, vor allem bei Disney. Da stellt sich natürlich sofort die Frage: Wieso eigentlich? Insbesondere bei Disney gibt es unzählige Parodien und Adaptionen von Film und Literatur, Comic ist aber fast nie darunter. Einen ähnlichen Gedankengang hatte wohl auch Bruno Sarda, als er diese Geschichte verfasst hat.


Ein gutes Buch zur rechten Zeit

Alles beginnt im Entenhausener Sportpalast, wo gerade die Wrestling-Meisterschaften stattfinden und wo Dagobert Duck hofft, einen muskelbepackten Werbeträger für eine seiner Transportfirmen zu finden. Was ein berühmter Wrestler ist, stellt da aber ein paar Ansprüche, vor allem finanzieller Natur. Und das ist Dagobert natürlich zutiefst zuwider. Um aber dennoch Werbung mit einem starken Menschen zu machen, muss eine Alternative gefunden werden. Was für ein glücklicher Zufall, dass sein Neffe Donald gerade ein Buch liest, in dem die Schwarzhahn-Indianer erwähnt werden, ein kleiner Stamm, dessen Mitglieder angeblich über ganz enorme Körperkräfte verfügen sollen. Keine Frage, der Weg führt die Familie Duck sofort zu diesem Stamm, der seine Kräfte gegen einen kleinen Obolus gern zur Schau stellt.


Schlangestehen zum Suppefassen

Aber wieso nur sind diese Menschen so stark? Diese Frage treibt Dagobert Duck um und die Indianer sind nicht gewillt, sie ihm zu beantworten. Im starken Verdacht steht aber eine heilige Suppe, die alle Indianer täglich essen müssen und von der kein Außenstehender auch nur einen Tropfen abbekommt... Das nächste Problem ist also: Wie kommt man an einen Teller dieser Suppe? Eine Aufnahme in den Stamm wird versagt, das raffnierte Verkleiden rasch durchschaut, selbst ein Einbruch wird durchgeführt. Des Rätsels Lösung ist dann aber doch ganz einfach: Geld öffnet alle Türen. Eine kleine Million wechselt den Besitzer und dafür wird den Ducks das Rezept für die heilige Suppe zur Verfügung gestellt. Aber ist es wirklich die Suppe, die hinter der unglaublichen Kraft der Schwarzhahn-Indianer steckt? Oder steckt da vielleicht doch ganz etwas anderes dahinter?


Streitkultur in Endlosschleife

Diese von Bruno Sarda fein geschriebene und von Alberto Lavoradori hervorragend gezeichnete Geschichte bedient sich in weiten Teilen ganz offensichtlich Motiven aus der Comicserie 'Asterix'. Da ist der große, dicke Mann, stets mit einem Totempfahl auf dem Rücken, der stets mit seinem waffenverkaufenden Nachbarn streitende Fischhändlier (beide verbünden sich nur, um den Dichter des Dorfes in seine Schranken zu weisen), der rundliche Chef mit seiner nicht ganz so rundlichen Frau und auch der weise Medizinmann, der durch die Wälder streift und nach Kräutern für die heilige Suppe sucht. Durch dieses endlose Kokettieren mit Asterix gewinnt diese Geschichte für den Leser natürlich einen besonderen Reiz, aber auch ohne diese Elemente würde die Story für sich genommen funktionieren - samt dem dann doch ein wenig überraschenden und aus der Rolle fallenden Ende; sie würde aber wohl dennoch nicht nachhaltig in Erinnerung bleiben, was ihr so aber trefflich gelingt. Vor allem, da die Asterix-Motive überwiegend auch sinnvoll in die eigentliche Handlung eingewoben sind und nicht für sich stehen müssen. Nach Tim und Struppi und der hier kürzlich zur Wahr stehenden Superhelden-Parodie ist aber auch diese direkte Comic-Adaption absolut gelungen und sorgt dafür, dass man auch gern einmal eine Disney-Version von Lucky Luke, den Peanuts oder den Schlümpfen lesen würde.

von Carsten Spitz

Autor: Bruno Sarda
Zeichner: Alberto Lavoradori
Seiten: 28
Veröffentlicht: 1995