Dem
Künstler auf der Spur (LTB 327, Bademeister
Duck)
Was haben Tim und Struppi und Sergei
Schlamassi gemeinsam?
Richtig, so gut wie überhaupt nichts. Ein
bisschen aber doch - zumindest in dieser
Geschichte, in der es Donald Duck mit Daniel
Düsentrieb und Sergei Schlamassi ins ferne Lyon
nach Frankreich verschlägt, wo sie prompt auf
Tim samt Hund und Freunden treffen. Oder
zumindest auf Gestalten, die diesen ziemlich
stark ähneln. Das kommt ein wenig überraschend,
aber schließlich treiben sich die Enten selten
in Frankreich oder Belgien herum. Wer weiß, ob
nicht auch Asterix hinter der nächsten Ecke
lauert oder die Schlümpfe demnächst durchs Bild
wuseln?
Ferne Ferne, weit, weit weg
Donald und Daniel Düsentrieb haben
Sergei versprochen, ihm bei der Renovierung einer
Wohnung unter die Arme zu greifen. Ein löbliches
Ansinnen - und doch zieht die gute Tat dieses Mal
nicht nur gute Folgen nach sich. Ein zu Boden
stürzendes Bild enthüllt dem Trio ein
Geheimnis: "Aidez moi!" steht auf der
Rückseite geschrieben. Ein Hilferuf, der unsere
Freunde aus der heimischen Stube in die weite
Welt treibt. Schließlich will der Gepeinigte
gefunden sein. Die Suche beschert einen Trip in
ein Museum, das den entscheidenden Hinweis
liefert: Im fernen Lyon ist Not im Mann! Fortuna
sei Dank gelingt es allen dreien, rasch und
kostengünstig nach Frankreich zu gelangen - dort
aber fangen die Probleme erst an.
Unprofessionell, aber enthusiastisch
Sie treffen auf den vorlauten
Hobbydetektiv Tom mit seinem Hündchen Schnuppi,
auf Käpt'n Hackod, den schwerhörigen Professor
Mücklein und die wenig begabten Polizeibeamten
Müller und Müller - allesamt, wie der geneigte
Leser vielleicht bemerkt hat, Parodien auf die
zentralen Charaktere der Comicserie "Tim und
Struppi", die versuchen, sie ihm Gewirr der
Straßen Lyons auf die richtige Fährte zu
bringen. Leider entpuppen sie sich aber allesamt
als wenig begabt in der Kunst des cleveren
Ermittelns und werden von den genervten
Entenhausenern bald fortgeschickt - schließlich
will ja auch allein gelöst werden, was ein
echtes Problem ist. Dass das kurz darauf, dank
neuerlicher Unterstützung von Glücksgöttin
Fortuna, auch gelingt, ist das wenig
überraschende Ergebnis der Reise.
Wir wissen, was wir wissen
Ein nicht sonderlich durchdachter
Plot liefert hier so manchen Grund zum Meckern -
das Gute ist aber, dass das überhaupt nicht ins
Gewicht fällt. Corrado Mastantuono, der sich
für Zeichnungen und Handlung verantwortlich
zeigt, liefert ein Gagfeuerwerk ab, wie man es
selten zuvor gesehen hat. Keine Zeile ohne Gag,
keine Seite ohne Lacher. Ein unvorstellbare
Spaßdichte, die auf allen Ebenen transportiert
wird. Mit Späßen der Hauptfiguren ebenso wie
mit Hintergrundgags und der sensationellen
Übersetzung, die allein schon den Kauf des
gesamten Bandes wert ist.
Der Einfall, Tim und Struppi in Frankreich
auftreten zu lassen, ist allein ja auch schon mal
originell (und mutig) - die Umsetzung ist
ebenfalls sehr gelungen. Zeichnerisch gut
gelungen ist die Karikatur der Figuren auf die
Spitze getrieben, gleichwohl aber noch treffend,
und sorgt damit für zusätzliches Amüsement.
Mastantuonos Zeichnungen sind in der gesamten
Story über jeden Zweifel erhaben und sorgen auch
schon deshalb für viel Freude, weil sie perfekt
zu der rein gagbasierten Handlung passen - kein
Wunder, schließlich hat er sie ja selbst
geschrieben ;)
Diese Story ist ein ganz klares Zeichen für,
dass aus Italien auch nach der Jahrhundertwende
noch gute Geschichte kommen und auch in den LTBs
über 300 noch Perlen zu entdecken sind (die ja
zum Glück aktuell wieder mehr werden) - wer sie
versäumt, hat wirklich etwas verpasst.
von Carsten Spitz
Autor: |
Corrado Mastantuono |
Zeichner: |
Corrado Mastantuono |
Seiten: |
30 |
Veröffentlicht: |
2003 |
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