Baron
Donald von Münchhausen (LTB 66, Donald dreht
durch!)
Karl Friedrich Hieronymus ist ein
langer Name. Man wünscht niemandem, damit
regelmäßig unterschreiben zu müssen - dennoch
dürfte das keine Rolle gespielt haben, als Karl
Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen
sich selbst durch das Erzählen von
Lügengeschichte zur Legende machte. Wenn es im
18.Jahrhundert schon Autogrammkarten gegeben
hätte... Wer weiß, ob der Guteste nicht heute
noch schreiben würde.
Da es diese aber nicht gab und damit nach seinem
Ableben ausreichend Zeit verstrichen ist, um
einen gescheiten Mythos zu entwickeln, kennt
heute jeder die Abenteuer des Barons von
Münchhausen.
Piep, piep, piep, guten Appetit
Nicht zuletzt auch Tick, Trick und
Track Duck, die voller Freude in einem Buch die
gesammelten Abenteuer des Lügenboldes nachlesen.
Donald kennt ihn weniger - aber er lernt ihn
kennen. Auf dem Weg zum Einkaufen läuft er einer
skurrilen Gestalt über den Weg, die ihn lehrt,
durch einen gezielten Faustschlag ins eigene Auge
Funken zu schlagen und damit Streichhölzer
unnötig zu machen. Von da ab überschlagen sich
die Ereignisse im Leben des wackeren Erpels, der
binnen kürzester Zeit rund um den Erdball reist
und dabei so manch unglaubliches Abenteuer
erlebt. Er hält sich selbst am Kragen fest, als
er aus den Höhen des Himmelszelts nach unten zu
stürzen droht, seilt sich von dort ab, indem er
das verwendete Seil über sich abschneidet und
unten wieder anknüpft, landet im Inneren eines
Wales und wird von einem Mann, der so schnell
ist, dass er auf dem Wasser laufen kann an Land
gebraucht.
Lebendige Freiluftfreizeit
Er verbringt einige Zeit auf einer
Insel aus Kuchen, auf der Milch und Kaffee in
Bächen fließen, wird Zeuge davon, wie ein
anderer Mann nur durch kräftiges Pusten eine
mittelgroße Armee in die Flucht schlägt, reitet
auf einem kopflosen Pferd mit einem
kleinwüchsigen Windhund und reitet zum guten
Schluss auf einer Kanonenkugel in den
Sonnenuntergang.
Ein ereignisreicher Tag also, der allerlei
Überraschungen und Unglaubliches für Donald
bereithält, der außerdem auch noch andauernd
auf den Baron von Münchhausen trifft.
Die Entscheidung, ob er das vermeintlich Erlebte
wirklich durchgestanden oder nur im Traum
zusammenphantasiert hat, bleibt dem Leser
überlassen - auf alle Fälle lebt er für eine
Weile in einer skurrilen Traumwelt.
Bastelstunde für Anfänger
Die zur Thematik wie die Faust aufs
Auge (ohne Funken zu schlagen) passenden
Zeichnungen des umstrittenen Pierlorenzo de Vita
sind die absolut richtige Wahl für diese
Geschichte. Auch wenn die Story im Wesentlichen
aus einer Aneinanderreihung von Episoden aus dem
Schatz der Legenden um Münchhausen besteht und
damit teilweise droht, in eine bloße Aufzählung
abzudriften, wird doch immer wieder der richtige
Dreh gefunden, um einen Gesamtzusammenhang
herzustellen und das ganze Geschehen
zusammenzuhalten.
Auf Logik wird dabei nicht sonderlich viel Wert
gelegt - aber wir befinden uns schließlich auch
mit voller Absicht in einer Welt zwischen
Realität und Fantasie, im kunterbunten
Wunderland der Ungewissheit, in den Nebeln am
Rande dessen, was wir zu glauben bereit sind. Wo
genau das ist, ist dabei gerade die Frage, die
sich dem Leser stellt. Und auch daraus gewinnt
die Geschichte einen ganz besonderen Reiz und
vielfältige Interpretationsmöglichkeiten. Das
passt natürlich wunderbar und ist auch ein
wesentlicher Teil der Story, die von ihrem ganz
eigenen Charme lebt und einfach eine sehr schöne
Stimmung vermittelt. Solche Geschichten ohne
klare Grenzen, mit einer gewissen anarchischen
Ausstrahlung, die in kein vorgegebenes Korsett
passen, vermisst man heute - auch wenn sie stets
zwischen Genie und Wahnsinn schwanken, wie es
diese sogar auf ihren 59 Seiten schafft und dabei
für unvergessliche Momente sorgt.
von Carsten Spitz
Autor: |
Guido Martina |
Zeichner: |
Pier Lorenzo de Vita |
Seiten: |
59 |
Veröffentlicht: |
1958 |
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