Der sagenhafte Superjux (LTB 349, Skandal in Entenhausen)

Bei der Entenhausener Polizei macht sich aufgrund der immer stärker zunehmenden Kriminalität wieder einmal Ratlosigkeit breit. Das allein wäre noch nichts besonderes, nur scheint dem sonst stets in die Bresche springendem Micky Maus diesmal jemand die Show zu stehlen: Schorschi Schabernack, oder wie er sich selbst nennt: "Superjux".


Der erste Auftritt des Superjux.

Mit äußerst unkonventionellen Mitteln gelingt es dem lang aufgeschossenen Scherzbold einen Ganoven nach dem anderen hinter Schloss und Riegel zu bringen – und ganz nebenbei Micky äußerst schlecht aussehen zu lassen. Schnell kipppt die Stimmung in Entenhausen; der Superjux wird mit Lobeshymnen überschüttet und der arme Micky in die Ecke des eifersüchtigen und unfähigen Dilettanten gestellt. Nichts verblasst so schnell wie der Ruhm von gestern.

Micky, bei dem sich langsam erste Selbstzweifel breitmachen, trifft auf dem Polizeirevier auf den neuen Liebling der Stadt, wo dieser ihm mit einem Fotoalbum dem Gedächtnis auf die Sprünge hilft. In der Grundschule gingen Micky und Schorschi noch in die selbe Klasse, bis letzterer nach vielen Streichen von der Schule flog. Danach hätte dieser sein Leben grundlegend geändert und wollte dem erfolgreichen Detektiv Micky nacheifern. Das sagt er zumindest...


Die Freuden, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein.

Die Wahrheit sieht dann nämlich doch etwas anders aus: Tatsächlich haben die Enttäuschungen aus frühester Kindheit beim Superjux kriminelle Energien entstehen lassen. So ist die ganze Inszenierung als erfolgreicher Verbrechensjäger ein abgekartertes Spiel mit der Entenhausener Unterwelt, sie sich freiwillig hat einbuchten lassen.
Superjux – der bei der Polizei mittlerweile ein und ausgehen darf – ist es somit ein leichtes (nachdem er Mickys Ruf erfolgreich ruiniert hat), die Verbrecher unbemerkt aus dem Gefängnis zu befreien und zum ganz großen Coup anzusetzen.


Abstruses Szenario: Superjux in Aktion.

Zusammen mit den befreiten Gefängnis-Insassen mischt Superjux die Entenhausener Millionärs-Gala auf und entwendet 96 Koffer voll mit Schmuck und anderen Reichtümern. Und Superjux wäre nicht Superjux, wenn er seine Beute mit den Kollegen teilen würde – mit einem weiteren Scherz gelingt es ihm erfolgreich sich mit der Beute abzusetzen und den Rest der Bande der Polizei auszusetzen.
Die endgültige Flucht per Flugzeug nach Timbuktu wird dann allerdings durch Micky und einen weiteren ehemaligen Klassenkameraden – Kurtchen, der stets unter den Streichen des kleinen Schorschi zu leiden hatte – erfolgreich verhindert. Am Ende hat Micky seine Qualitäten also wieder einmal unter Beweis stellen können.

Das ist ohnehin das bemerkenswerte an dieser Geschichte, dass nicht nur der stets perfekte und zielgenau analysierende Micky gezeigt wird, sondern auch ein von Mißerfolgen, Selbstzweifeln und etwas Neid geplagte Privatdetektiv. Somit eigentlich auch ein ganz guter Beleg dafür, dass man die Maus nicht zwingend wieder in eine kurze Hose stecken und mit albernen Plots versorgen muss, damit diese ihr (zu Unrecht) auferlegtes Image des ewig Perfekten ablegt.
Eine tolle Story und erstklassige Zeichnungen sind das richtige Rezept dafür. Und diese beiden Komponenten treffen hier zweifellos in Perfektion aufeinander.

Der sagenhafte Superjux – im italienischen Original aufgrund seiner in doppelter Ausführung auftretenden Scherze "Vito Doppioscherzo" genannt – hat es aktuell bereits auf 5 Comic-Auftritte gebracht (Stand 2007), die allesamt von Casty geschrieben und von unterschiedlichen Zeichnern wie De Vita, Camboni oder Mazzarello umgesetzt worden sind. In Deutschland ist bislang neben seinem Premierenauftritt noch die Geschichte "Eine Stadt im Lachwahn" aus LTB 354 erschienen. Es scheint, als würde sich hier einmal wieder eine neue, interessante Figur im Disney-Kosmos etablieren. Man darf gespannt sein, was gerade von Casty in dieser Hinsicht noch zu erwarten sein darf.

Christian Peters

Story: Casty
Zeichnungen: Massimo De Vita
Seiten: 36
Veröffentlicht: 2004