Balsam der Vergangenheit (LTB 305, Superheld im Anflug!)

Zeitreisen, der ewige Traum der Menschheit. Kaum etwas fasziniert die Menschen mehr auf dieser Welt und nicht zuletzt darum wurden über dieses Thema unzählige Bücher geschrieben oder Filme produziert - gute wie schlechte. Auch im LTB ist das Thema Zeitreisen ja durchaus einmal sehr präsent gewesen, als die Professoren Zapote und Marlin noch regelmäßig mit ihrer Zeitmaschine dafür sorgten, dass Micky Maus und Goofy sich nicht zu langweilen brauchten. Umso erstaunlicher ist es daher, dass es den Comicschreiberlingen gelungen ist, dieses Thema noch von einer ganz, ganz anderen Seite aufzugreifen, als immer nur die Figuren durch die Zeit zu schicken oder die Vergangenheit zu filmen.


Jubel, Trubel, Heiterkeit

Zwar ist das genau das Ziel der gewieften Hexe Gundel Gaukeley, als sie den Balsam den Vergangenheit zusammenbraut, doch irgendwo in dem arg komplizierten Rezept mit reichlich ausgefallenen Zutaten macht die Dame einen Fehler - wo genau, wird man wohl niemals erfahren. Aber dass sie etwas falsch gemacht hat, sorgt ganz entscheidend für den Spaßfaktor in dieser Geschichte: Statt Gegenstände durch Zeit und Raum zu schicken, sorgt die Flüssigkeit dafür, dass ein jeder mit ihr beträufelte Gegenstand sich in eine ältere Entsprechung seiner selbst verwandelt. So wird aus einem modernen Flugzeug ein Doppeldecker, aus diesem wird ein Heißluftballon und dieser wiederum verwandelt sich in simple Flügel, wie sie dereinst Leonardo da Vinci entworfen hatte.


Heute nagt Speedy Gonzales mit dem Zahn der Zeit

Ein eigentlich recht einfaches Prinzip. Und geschickt eingesetzt dürfte das jede denkbare Tür öffnen - das schlusslfolgert auch Gundel und macht sich mit einer Wasserpistole voll von dem Zug auf nach Entenhausen, wo sie Jagd auf den Glückszehner macht. Nach allerlei Irrungen und Wirrungen führt der Weg sie in den Geldspeicher, in den einzudringen jetzt ihr geringstes Problem ist. Ein kleiner Spritzer auf die Tür, schon ist diese aus Holz und mit einem einfachen Riegel versehen. Da ist so ein Einbruch dann keine große Sache mehr. Auch die Vitrine aus sicherem Panzerglas, in der der Glückszehner verwahrt wurde, lässt sich so öffnen - doch leider bekommt dabei auch der Talisman selbst ein wenig was ab und wird zu einer antiken, nutzlosen Münze. Gunde gibt ihre Suche auf und verschwindet, doch Dagobert findet natürlich einen Weg, die Verwandlung umzukehren: Die Verwandlung beschreibt einen Kreis, sind die Gegenstände am zeitlichen Anfang ihrer Entwicklung angekommen, fangen sie wieder am Anfang an. Glück gehabt.


Ein hübsches Gewand

Die Story lebt natürlich vor allem von ihrer fantastischen Grundidee. Dabei ist es sogar einmal sehr nützlich, dass die Geschichte mit 29 Seiten recht kurz ausgefallen ist; denn über diese Zeit trägt sich die Idee ohne Probleme selbst, ohne langweilig zu werden, ohne aber auch großartig andere Erzählelemente zu erfordern. Über diese Dauer sorgt das Prinzip des Balsams, auch unterstützt durch die famosen Zeichnungen von Roberto Vian, ständig für Heiterkeit beim Leser. Überhaupt gelingt es Vian sehr gut, die perpelxen Reaktionen der anderen Menschen Entenhausens auf die Verwandlungen einzufangen und auch damit für Höhepunkte zu sorgen, die aber in der ungeheuer dichten und ständig auf höchstem Niveau fahrenden Story Gentinas ohnehin quasi überall zu finden sind. Diese Geschichte ist ein Beweis dafür, dass auch recht kurze Gagstorys, derer man ja inzwischen eigentlich überdrüssig ist, wundervolle Unterhaltung sein können.

von Carsten Spitz

Autor: Carlo Gentina
Zeichner: Roberto Vian
Seiten: 29
Veröffentlicht: 2002