Moderner
Medienkampf (LTB 114 Rallye Entenhausen)
Wenn es um hervorstechende Werke in
der LTB-Historie geht, wird diese Geschichte
konsequent übersehen. Völlig zu Unrecht, denn
Moderner Medienkampf ist eine so
unterhaltsame wie clevere Medien- und
Sozialsatire, die vielleicht sogar zum
Intelligentesten zählt, was je in einem Lustigen
Taschenbuch veröffentlicht wurde.
In Entenhausen grassiert die Fernsehsucht,
trotzdem ist man beim Sender RTE-plus mit den
Einschaltquoten unzufrieden, weil sie den
Sponsoren noch zu niedrig sind. Da bringt
ausgerechnet ein Vortrag Primus von Quacks über
die schädlichen Auswirkungen hohen TV-Konsums
die dortigen Verantwortlichen auf eine Idee. In
Form einer neuen Sendung, in welcher eine Familie
porträtiert werden soll, die sechs Wochen lang
freiwillig auf die Glotze verzichtet. Ob jene
Familie das durchhält, wird die Leute
interessieren und dementsprechend für
spitzenmäßige Zuschauerzahlen sorgen,
verspricht man sich im Hause RTE. Donald und
seine Neffen reizen die für die Teilnehmer in
Aussicht gestellten Preise, also bewerben sie
sich und werden auch glatt ausgewählt. Ganz
einfach deshalb, weil sie nach 80 Interessenten
die erste Familie sind, die wirklich bereit ist
den Fernseher aus zu lassen.
Verkauft wird die Show namens
Stell den Kasten ab! als
wissenschaftliches Experiment Primus von Quacks,
weswegen der sich gern ins Boot holen lässt.
Ebenso der Bürgermeister Entenhausens, der für
die Premiere höchstpersönlich den TV-Ansager
macht. Freilich geht es aber nur um die Quoten -
den Herren von RTE jedenfalls. Und die frohlocken
darüber, dass die Sendung tatsächlich zum Hit
wird. Doch dann entwickeln sich die Dinge in eine
unvorhergesehene Richtung: Die Ducks finden
großen Gefallen am fernsehfreien Leben, und ihre
Schilderungen ihrer neuen Freizeitgestaltung
animieren die Entenhausener dazu, es ihnen gleich
zu tun. Und zwar dermaßen, dass Theater,
Sportzentren et cetera plötzlich völlig
überlaufen sind. Bei RTE hingegen herrscht
Weltuntergangsstimmung: Die Quoten sinken gen
Null, die Sponsoren springen ab.
Verzweifelt versucht der Präsident
des Senders, Donald zu bestechen: Er soll alle
Preise erhalten, wenn er vorzeitig aufgibt. Doch
Donald geht nicht darauf ein, auch deshalb, weil
es sich bei der Sendung ja um ein
wissenschaftliches Experiment
handele. Aber ein Ass hat man bei RTE noch im
Ärmel: die unmittelbar vor der Tür stehende
Fußball-WM. Und die, gesteht Donald darauf
aufmerksam gemacht ein, muss er einfach sehen.
Sein Scheitern erklärt er öffentlich in einer
Live-Sendung, die nun wieder für eine
ordentliche Quote sorgt. Als Trostpreis erhalten
Donald und seine Jungs eine Einladung zu allen
Spielen der WM, und auch Primus kommt auf seine
Kosten: Sein Experiment, erklärt ihm ein
RTE-Mann, darf als hundertprozentig gelungen
betrachtet werden, dazu wird ihm die Leitung
eines neuen Wissenschafts-Quiz angeboten. Nur der
Bürgermeister hat noch ein Problem. Aber dafür
hat RTE auch eine Lösung auf Lager...
Man muss bei dieser Geschichte beachten, dass sie
bereits 1984 erstmals veröffentlicht wurde, also
in just jenem Jahr, in dem es mit dem
Privatfernsehen in Deutschland erst los ging. Und
als sie 1986 im LTB NR. 114 erschien, war
besagtes Privatfernsehen noch längst nicht in
allen hiesigen Haushalten angekommen und die
deutsche TV-Landschaft noch eine andere als
heute. Zumindest aus diesem Blickwinkel heraus
betrachtet wirkt die Art und Weise, wie darin
Themen à la Quotenjagd, die Suche nach
erfolgversprechenden neuen Sendungsformaten,
Real-Life-Dokus oder Sponsoring aufs
Korn genommen werden, regelrecht visionär.
Pointiert und witzig ist sie sowieso, und das ist
auch die Darstellung der Entenhausener als
gleichgeschaltetes, von einem Extrem ins andere
fallendes Völkchen. Dass neben der vom eher
unbekannten Autor Mauro Monti so schlau erdachten
Story auch die Zeichnungen (für die mit Miguel
Pujol und Maximino T. Aguilar ebenfalls keine
Haushaltsnamen zuständig waren) gefallen,
erhöht den Lesegenuss natürlich nur noch. Auf
den Punkt gebracht: Moderner
Medienkampf ist eine absolut unterbewertete
Top-Geschichte und definitiv ein Highlight. Mit
dem sich dazu ganz nebenbei solchen, nach deren
Vorstellung in einem LTB nichts anderes zu finden
sein kann als purer Kinderkram,
schnell mal zeigen lässt, wie falsch sie doch
liegen.
von Gastautor Marusch, 2011
Autor: |
Mauro Monti |
Zeichner: |
Miquel Pujol, Maximino
Tortajada Aguilar |
Seiten: |
29 |
Veröffentlicht: |
1984 |
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