Floyd Gottfredson, der Vater der Maus im LTB - ein seltenes, aber durchaus großes Vergnügen.
Selten, da Gottfredsons Comics vor allem aufgrund der Seitenaufteilung und der Herkunft eigentlich nicht gerade für ein Format wie das Lustige Taschenbuch (respektive die italienische Vorlage "I Classici di Walt Disney") vorgesehen waren. So musste die Panelanordnung auf Dreireiher angepasst werden. Nicht schön, aber zweckmäßig.
All dies ändert natürlich nichts daran, dass es sich hierbei um ein großes Stück Comicgeschichte handelt. Natürlich merkt man dem "Zauberschuh" das Alter an, dennoch ist er zeitlos und auch heute uneingeschränkt unterhaltsam.
Wirklich schade, dass gerade Deutschland in Bezug auf vielleicht den, auf jeden Fall aber einen der wichtigsten Mauszeichner "unterversorgt" ist.

Micky wird von einem lästigen Schluckauf geplagt und bekommt daher von seinem Arzt einen Urlaub in Grünland verschrieben. Dass es sich hierbei um Irland handelt wird dem geneigten Leser schon alsbald klar werden - auch wenn es die deutsche Fassung nicht offiziell hergibt. Auf der Weiterfahrt nach Grünstetten will Micky eigentlich zu Dr. Euler, einem Spezialisten für seinen Schluckauf - jedoch soll Micky schon recht bald klar werden, dass ihn ein selten kurioses Abenteuer erwartet.
Zunächst beginnt alles recht harmlos, indem der Mäuserich sich lediglich etwas über die landeseigenen Eigenheiten wundert, kurios wird es allerdings, als die Trolle ins Spiel kommen. Diese verzaubern etwa den Zugführer, der Micky als einzigen Fahrgast nach Grünstetten transportiert, unterwegs in eine Gans. In Grünstetten angekommen, sieht Micky ein scheinbar ausgestorbenes Städtchen vor sich. Schließlich muss er feststellen, dass sämtliche Einwohner in Tiere verwandelt worden sind - einschließlich Dr. Euler, der zu aller Überraschung nun in der Gestalt einer Eule daherkommt.
Verantwortlich: Grünerich I., der König der Trolle.

Der kleine Diktator übt eine Schreckensherrschaft über Grünstetten aus und hat sämtliche Einwohner mit Hilfe seines Zauberschuhs, der ihm Zauberkräfte verleiht, in der Hand. Wahllos hat der streitsüchtige Monarch also die Einwohner verzaubert und hat dies auch mit dem armen Micky vor, bevor Grünerich ins Stolpern kommt und Micky der Schuh zufällt. Redegewandt kann sich Micky allerdings zunächst vor seinem Schicksal drücken und folgt Grünerich in seinen Palast. Dort lernt Micky auch den Kanzler der Regierung des Trollkönigs kennen, der einst von seinem Vorgesetzten in einen Hund verwandelt worden war. Dieser macht mit Micky einen Rundgang durch das doch sehr skurile Reich. Unter anderem lernt er den "Minister für Kratzen, Kreischen und Dröhnen" kennen, der für die Herstellung eben jener Töne zuständig ist.

Der von Grünerich abgesetzte König Kleeo hat übrigens die ehrvolle Aufgabe bekommen, Würmer in Äpfel zu stecken...
Der Kanzler bittet Micky dem Volk zu helfen und sie von Grünerichs Herrschaft zu erlösen. Um den Troll zum Abdanken zu bewegen, muss dieser allerdings im legendären "Preistanzen" geschlagen werden - und das soll gegen einen meisterhaften Tänzer wie Grünerich kein Zuckerschlecken sein.

Micky stellt sich der Herausforderung und setzt seine Freiheit gegen die Freiheit des Volkes von Grünstetten. Nach einer meisterlichen Tanzeinlage Grünerichs muss Micky nachlegen und gewinnt tatsächlich (dank einer geschickt eingesetzten, wildgewordenen Hummel...).

Kleeo darf wieder den Thron besteigen, erhält den Zauberschuh um der Bevölerung die wahre Gestalt zurückzugeben und Grünerich wird ins Exil verbannt.
Dieser, gar nicht traurig, nimmt sich vor Micky gen Entenhausen zu begleiten, wovon dieser alles andere als erfreut ist... ;)

"Micky und der Zauberschuh" ist einfach nur eine gute Geschichte, die den Leser in eine nahezu märchenähnliche Welt entführt.

Christian Peters, 2004