Die städtischen
Bühnen Entenhausen präsentieren: Der geteilte
Visconte (LTB 193, Der Gelbe Baron und sein
Elastilon) "Die
städtischen Bühnen Entenhausen
präsentieren": Eine kleine, aber qualitativ
sehr hochwertige und vor allem humorvolle Serie
im Lustigen Taschenbuch. Hier versammeln sich vor
allem Protagonisten aus dem Maus-Universum, um
den Entenhausener Bürgern berühmte literarische
Leckerbissen vorzuspielen. Dass es bei dieser
Episode - in der das vor allem in Italien
populäre "Der geteilte Visconte" von
Italo Calvino parodiert wird - sehr humoresk
zugeht, ist auch Zeichnerin Silvia Ziche zu
verdanken.
Diese zeichnet sich ja vor allem durch ihre
durchaus eigenen Figuren mit den manchmal zum
Schreien komischen und übertriebenen
Gesichtsausdrücken bzw. Gesten aus. Dies ist
allerdings ausschließlich positiv gemeint: Ziche
zeichnet wunderbar, versteht ihr Handwerk
exzellent und gibt den Geschichten durch
gelegentliche Übertreibungen eine sehr schöne
eigene Note.
Goofy
nimmt in diesem Theaterstück die Hauptrolle ein,
er selbst spielt den Visconte Medardo di
Terralba. Micky agiert in der für ihn im
gewöhnlichen Leben ungewohnten Rolle, als sein
Assistent Curzio - eine Rollenverteilung mit der
die Geschichte auch nur gewinnt.
Als weitere erwähnenswerte Protagonisten treten
Rudi Ross (als Sattler Meister Pietrochiodo),
Klarabella Kuh (als Hirtenmädchen Pamela
Marcolfi) und Professor Zapotek (Doktor
Trelawney) auf.
Visconte Medardo und Schildknappe
Curzio jedenfalls, um alsbald bei der Handlung
einzusteigen, melden sich freiweillig um aktiv an
der Schlacht gegen die Türken teilzunehmen und
den Kaiser zu unterstützen. Medardo kommt
allerdings nicht ungeschoren davon, erwischt ihn
doch eine gewaltige Kanonenkugel, die den einst
so dynamischen und beliebten Medardo vollkommen
verändert zurückkehren lässt...
Zwar wird ein Friedensvertrag
geschlossen, Medardo wird in seiner italienischen
Heimat gefeiert - dennoch ist der Visconte durch
die "Geschichte mit der Kanone" nicht
nur in der Körpergröße halbiert, auch sein
gutmütiges Wesen hat sich nachhaltig
verschlechtert. So tyrannisiert er fortan nicht
nur seinen Knappen - sondern das gesamte Volk mit
überhöhten Steuerabgaben und fragwürdigen
politischen Entscheidungen (siehe z.B. das Bild
unten).
Für Curzio und Doktor Trelawney eine klare
Sache: Der Treffer mit der Kanonenkugel hat den
Charakter des Visconte zerstört. Dies ist jedoch
nur die halbe Wahrheit - im wahrsten Sinne des
Wortes.
Der Visconte hat nämlich nicht etwa
seinen Charakter verändert, wie sich alsbald
herausstellen soll, sondern ist durch die
Kanonenkugel geteilt worden. Der bösartige
Visconte tyrannisiert sein Volk, während sein
neu enstandener Doppelgänger abgeschieden in der
Wildnis untergetaucht, all die positiven
Eigenschaften in sich vereint.
Der mürrische Part des Visconte verliebt sich
alsbald in das Hirtenmädchen Pamela - diese ist
auf das wenig vorteilhafte Verhalten des Visconte
Medardo allerdings nicht gut zu sprechen und
weist ihn ab.
Dann taucht allerdings der gutartige Visconte -
von dessen Existenz bis dahin niemand etwas
gewusst hatte - aus der Versenkung auf, rettet
zunächst seinem verdutzten Knappen Curzio das
Leben und verguckt sich dann ebenso in Pamela,
die dem nur äußerlich identischen Ebenbild des
streitsüchtigen Visconte sehr zugetan ist. Beide
wollen sogar heiraten - wenn da nicht der böse
nicht minder heiratswillige Doppelgänger
wäre...
Zwei Viscontes sind genau einer
zuviel, so dass es zu einem Duell der beiden
halbwüchsigen Anführer kommt, an dessem Ende
glücklicherweise das Gute siegt. Der gute
Medardo lockt sein Ebenbild in einen Hinterhalt,
um mit einer Erfindung von Meister Pietrochiodo
die beiden Hälften wieder zu einem Ganzen
zusammenzuführen. Mit Erfolg.
Am Ende steht die herbeiersehnte Hochzeit des
Visconte mit seiner Viscontessa.
Schnelles Fazit: Diese Parodie macht
unweigerlich Lust auf das Original.
Christian
Peters, 2004
Autor: |
Lello Arena, Francesco
Artibani |
Zeichner: |
Silvia Ziche |
Seiten: |
52 |
Veröffentlicht: |
1993 |
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