Die geklaute Klaue
von Kali (LTB 76, Ein Fall für Micky) Javanische
Dürregesänge sind sicherlich ein ganz passables
musikalisches Stück Unterhaltung, doch eine
besonders große Beachtung war diesen bislang
nicht vergönnt. Eine Bedeutung hingegen haben
sie in dieser Story: Schallplatten mit dieser
fernöstlichen Volksmusik bilden die Gemeinheit
aller Menschen, die von der Göttin Kali bei
Nacht überfallen werden, wo diese mit
infernalischem Krach aufwartet. Das aber will
natürlich erst einmal herausgefunden sein,
außerdem muss das Ganze irgendwie ausgelöst
werden. Beginnen tut die Story damit, dass Minni
Maus, bei Matthias Mumme, einem anerkannten
Sammler, eingeladen, diesem eine solche Platte
als Geburtstagsgeschenk mitbringt - was dem
Gutesten schlussendlich zum Verhängnis wird.
Auch Micky und Goofy sind dabei - und werden so
Zeugen des Diebstahles der "Klaue von
Kali", eines seltenen, ungeheuer harten
Saphirs.
Dessen Wert aber ist eigentlich nur ideeller
Natur, dennoch begibt sich Micky auf die Suche
nach dem Dieb. Alle Verdächtigen verhalten sich
zwar durchaus verdächtig, doch sind ihre Motive
allesamt harmlos und keinesfalls kriminell.
Gerade als damit die potenziellen Diebe
auszugehen scheinen, wird die oben erwähnte
Gemeinsamkeit des Schallplattenbesitzes entdeckt
und diese Spur führt dann auch zum Erfolg.
Verdächtig, verdächtig
Das Verfolgen der Spur und die
Erforschung der restlichen Tatbestände ist dann
eine reine Routineaufgabe für den cleveren
Detektiv, und auch wenn die Aufklärung sich als
durchaus nicht eben ungefährlich erweist, wird
sie souverän gemeistert. Verantwortlich für den
Diebstahl war der Besitzer selbst, Matthias
Mumme, der sich als Geheimagent entpuppt, der auf
einer dieser Schallplatten, in Geheimrillen
verborgen, Staatsgeheimnisse transportierte.
Leider war ihm diese aber verlustig gegangen, so
dass die Suche erforderlich war, und das
Abspielen der "normalen" Platten mit
dem zur Abtastung der Geheimrillen erforderlichen
Saphir, nämlich der Kali-Klaue, erzeugte den
ungeheuren und unschönen Lärm. Dass sich die
eigentlich gesuchte Platte in seinem eigenen Haus
befand und für seinen Geburtstag aufbewahrt
wurde, ist dann die finale Schwierigkeit, die
letztlich das Scheitern bewirkt.
Des einen Freud, des anderen Leid
Diese Story ist eine klassische
Scarpa-Detektiv-Geschichte. Der gewitzte
Mäuserich zieht gekonnt seine Schlüsse und
weiß sich auch in gefährlichen Situationen
geschickt zu helfen, er agiert somit in der
Rolle, in der er am besten ist - eben diese wurde
ihm ja von Scarpa auf den Leib geschneidert. Die
Story lebt in erster Linie von der Spannung des
Kriminalfalles und der dabei potenziell stets in
der Luft schwebenden Gefahr für die
Protagonisten, doch auch die bei Scarpa gewohnt
gekonnt eingeflochtenen Witze sind zu finden und
wissen zu überzeugen - allerdings werden
hierfür nahezu ausschließlich die
Nebencharaktere eingesetzt, während Micky sich
doch vorwiegend auf seine Aufgabe konzentriert.
Dennoch sorgt eine atmosphärisch dichte Story
für einen erstklassigen Lesefluss, der diese
Story zu einem Klassiker macht und dafür sorgt,
dass sie unvergessen bleibt.
Carsten
Spitz, 2004
Autor: |
Romano Scarpa |
Zeichner: |
Romano Scarpa |
Seiten: |
50 |
Veröffentlicht: |
1958 |
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