Don Quichotte (LTB
60, Donald ohne Furcht und Tadel) Lange,
lange ist es her, dass Don Quichotte mit seinem
treuen Diener Sancho Pansa die Welt unsicher
machte, wie dereinst, zu Beginn des siebzehnten
Jahrhunderts, Miguel de Cervantes zu berichten
wusste. Doch die Zeit wird schnelllebiger, das
Buch wird unwichtiger, der Ruhm des großen
Helden beginnt zu verblassen. Das missfällt dem
Herrn Quichotte gar sehr, der daher beschließt,
seinen Schild gen Erde zu schicken, auf dass
dieser einen Nachfolger für ihn bestimme, der
seinen Ruhmestaten zu neuem Glanz verhelfen soll.
Leidtragender ist natürlich Donald Duck, der
nun, geistig ein wenig umnachtet, die Abenteuer
seines Vorbildes nachlebt.
Dort, Kreuzfahrer! - Oder doch nur ein
Autokino?
Rein
vom groben Handlungsrahmen entspricht die Story
im Inneren weitgehend der literarischen Vorlage,
aber die einzelnen Szenarien sind großartig in
die Gegenwart adaptiert worden. So prügelt man
sich statt mit Riesen mit enormen, Werbung
tragenden Menschen, auch das berühmte
Windmühlenmotiv darf natürlich nicht fehlen.
Aber allein die Versetzung von Donalds ohnehin
naivem Gemüt, gepaart mit dem neu gewonnenen
Glauben, ein mittelalterlicher Rittersmann zu
sein, sorgt für viele zum Schreien komische
Situationen, so wird er von einem einfachen
Landstreicher plump überlistet, attackiert
Fischer, die er für türkische Angreifer hält,
jagt Katzen, von denen er glaubt, dass sie Hexen
seien, zerstört ein Autokino beim Versuch,
Kreuzfahrern zu Hilfe zu eilen und verkauft für
10 Kreuzer ein enormes Ölfeld an seine Onkel
Dagobert in dem Glauben, damit eine Prinzessin
von ihrem Leiden zu erlösen.
Der berühmte Kampf gegen die Windmühlen
darf natürlich nicht fehlen
Die Rolle des Sancho Pansa
übernimmt dabei Goofy, der aber das wirre
Verhalten Donalds auch schon nach recht kurzer
Zeit leid ist und festzustellen vermag, dass das
Verhalten des Freundes doch recht eigenartig ist.
Aber die naive Ausrichtung beider Charaktere
harmoniert ganz hervorragend und sorgt für
einige großartige Situationen, da auch Goofy
recht deutliche Situationen nicht auf die
Schnelle zu durchschauen vermag. So prasseln Hohn
und Spott von allen Seiten auf das Duo, das gar
nicht recht weiß, wieso das überhaupt so ist.
Die Darstellung der Menschen, die vom
mittelalterlichen Auftreten Donalds durchaus
stark irritiert ist, ist auch großartig
gelungen.
Erdöl ist wahrlich eine lästige Sache!
Auch Beziehungen zum eigentlichen
Entenhausen werden immer wieder aufgebaut,
verwunderlich nur, dass auch die Stammcharaktere
nicht auf Donalds Wesen zu wirken verstehen. Die
Darstellung Dagoberts ist in dieser Story
allerdings eine sehr negative, der Onkel wird als
komplett egoistisch und herzlos gezeigt, er nutzt
den leicht verwirrten Zustand seines Neffen
wissentlich voll aus - aber auch das ist eine
schöne Abwechslung zu anderen Stories.
Insgesamt ist dies eine
ausgesprochen gute Quichotte-Parodie, die in
vielerlei Hinsicht allerdings ausgesprochen
unkonventionell daherkommt. Die leicht chaotische
Story passt ausgesprochen gut zu den Zeichnungen
von Pier Lorenzo de Vita, aber an dieser Stelle
sollte angemerkt werden, dass dieser durchaus
nicht unumstritten ist und vermutlich nicht den
Massengeschmack trifft - aber gezielt in
passenden Stories eingesetzt wirkt sein Stil sehr
überzeugend.
Carsten
Spitz, 2004
Autor: |
Guido Martina |
Zeichner: |
Pier Lorenzo de Vita |
Seiten: |
41 |
Veröffentlicht: |
1956 |
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