Das Zauberzepter von Harlech (LTB 147, Gold unter Wasser)

Vor dem Spiele nur
wählet die Figur.
Durch des Würfels Kür
Seid Erwählte Ihr!
Ihr besiegt mit Schneid
jede Schwierigkeit.
Euch ein Zauber prägt
und nach Harlech trägt.

Diese acht Zeilen bergen ein Geheimnis, das Micky und Goofy doch gründlich unterschätzen. Sie halten sie nämlich für die einfache Anleitung eines Gesellschaftsspieles... Das erweist sich dann doch als unwahr, denn stattdessen wird man mittels Zauberkraft in eine andere Dimension getragen, in das Königreich Harlech.


Wo soll's denn hingehen?

Und dieses hat durchaus Probleme: Ein böser Zauberer namens Nadar hat die Macht an sich gerissen und die Zauberkräfte der Königsdynastie in Stein gebannt. Nur ein wahrhaft heldenmütiger und ehrenhafter Mann kann den Zauber brechen... Und wer mag das wohl sein? Bingo, Micky und Goofy!
Also macht man sich auf den Weg quer durch das Land, um die Kräfte wieder freizusetzen... Zur Hilfe ist ein ortskundiger Kobold namens Lyr dabei - sonst könnte man sich auch durchaus verlaufen bei der Querung des ganzen Landes. Nun hat aber Nadar verständlicherweise durchaus Interesse daran, dass es den beiden Auserwähten nicht glückt, seinen Zauber zu brechen und er schickt seine Schergen los, sie zu stoppen. So hangeln sich also die Helden von Station zu Station ihrer Reise, immer hinterherhechelnd sind die feindlichen Häscher unterwegs - an jeder Rast, an jedem relevanten Punkt der Strecke kommt es zu mehr oder minder großen Auseinandersetzungen.


Gut gegen Böse, das ewig junge Duell

Natürlich obsiegt hierbei das Gute mit Glück und Geschick und kann sich den Weg gen Ziel bahnen. Dort aber wartet der Böse dann höchstpersönlich und will bezwungen werden. An dieser Stelle fragt man sich, wie so oft bei derartigen Geschichten, wieso er nicht gleich ein unüberwindbares Hindernis in den Weg gestellt oder früher als in der allergrößten Not selbst eingegriffen hat, aber gut, das dem nicht so ist, ist wohl essentiell für solche Stories. Der letzte verbliebene Zauberer der Seite der Guten auf jeden Fall springt den Helden zur Seite, auf dass diese Zeit und Ruhe haben, den bösen Zauber zu brechen. Überraschenderweise glückt dies, der böse Nadar wird vernichtet und alles wird gut.


So manch interessente Kreatur lebt in Harlech

Zwar klingt das Ganze wie ein recht abgedroschener Standard-Fantasy-Plot, aber die Umsetzung ist ausgesprochen gut und es gibt prima Storywendungen im Kleinen, die, obwohl der Plot doch insgesamt recht durchsichtig dem Ziel entgegenstrebt, doch für Überraschungen zu sorgen verstehen. Auch ist die Fantasywelt Harlech gut ausgearbeitet, die Charaktere, überwiegend eigens für diese Story kreiert, sind gut getroffen. Die Spannung wird bei den zahlreichen kleinen Scharmützeln weitgehend hoch gehalten, die zeichnerische Umsetzung ist ausgesprochen gut zum Plot passend. Dazu hat die Story die benötigte Länge, um atmosphärisch eine ausreichende Dichte zu erzeugen. Es ist keinesfalls verwunderlich, dass später noch ein Harlech-Sequel erschienen ist - diese Welt hat durchaus auch Potenzial für mehr, allerdings wären dafür wohl weitere Charaktere erforderlich. Die mangelnde Vielfalt der Charaktere ist der einzige Punkt, der hier zu bemängeln ist - aber das wäre nur für Fortsetzungen wirklich relevant und hat hierauf keinen Einfluss. Die Story ist definitv eine der besten Fantasy-Stories der LTB-Reihe.

Carsten Spitz, 2004

Autor: Giampiero Ubezio
Zeichner: Giampiero Ubezio
Seiten: 85
Veröffentlicht: 1989