Silvano Mezzavilla ist in seiner bisherigen Autoren-Karriere vor allem auch durch seine exzellenten Maus-Geschichten in Erscheinung getreten. Eines seiner früheren, aber zugleich besten Werke ist indes der spannende Kriminalfall "Das verzögerte Telefonat" von 1991. Die ideale Symbiose aus einem talentierten Storyschreiber und einem Virtuosen am Zeichengerät wie Giorgio Cavazzano sollte eine gute Geschichte vermuten lassen. Die Vorliegende ist nun sogar eine sehr gute und darf daher bei den Highlights nicht fehlen.

Enttäuschte Erwartung sorgt für Verwirrung

Kurz nach Mitternacht, über Entenhausen macht sich ein gewaltiges Gewitter breit. Zu allem Überfluss erreicht zeitgleich 21 Entenhausener zu nachtschlafender Zeit ein telefonischer Hilferuf. Eine nicht zuzuordnende Person berichtet von einer bevorstehenden Entführung, bevor das Telefonat schließlich mitten im Gespräch unterbrochen wird. Aufgrund der Tatsache, dass der Entführte offensichtlich die Zeit gehabt haben muss, diverse Entenhausener Bürger um den Schlaf zu bringen, misst die Polizei um Hunter und Issel dem Fall keine übermäßige Bedeutung zu und hält den Fall für einen schlechten Scherz.

Micky allerdings – dessen Anrufbeantworter den Anruf entgegengenommen hat – lässt sich bekanntermaßen so leicht nicht abspeisen und geht der Sache auf den Grund. Er findet zunächst heraus, dass die 21 Anrufe alle zur gleichen Minute aus einer eigentlich defekten Entenhausener Telefonzelle stammen, was die ganze Geschichte um so mysteriöser erscheinen lässt. Wie der Zufall es so will, findet er auch heraus, dass vor genau einem Jahr schon einmal ein schlimmes Gewitter Entenhausen heimgesucht hatte und seit diesem Tage der geachtete Professor Kabel als entführt gilt. Micky erkennt zurecht, dass es sich hierbei nicht um einen Zufall handeln kann und nimmt die Spur auf.

Jubel, Trubel, Peinlichkeit

Ein gut durchdachter Kriminalfall nimmt seinen Lauf, der allerdings mehr durch Mickys schnelle Kombinationsgabe denn durch übertriebene Action zu begeistern weiß. Dennoch ist der Handlungsaufbau keinesfalls langatmig oder gar -weilig. Amüsante Nebenschauplätze um Pluto, der einen Hundepreis gewonnen hat, lockern das Szenario ein wenig auf und sorgen für die nötigen Schmunzler – bevor der uns wohlbekannte Privatdetektiv am Ende der Geschichte in der Tat den Entführungsfall klären und Professor Kabel zur Freiheit verhelfen kann. Der Hilferuf war vor einem Jahr durch einen Blitzschlag festgehalten und erst jetzt durch einen erneuten Einschlag wieder freigesetzt worden.

Besonders atmosphärisch weiß "Das verzögerte Telefonat" zu punkten, die stimmungsgeladenen Regenbilder von Cavazzano oder auch sein Abschlussbild "Entenhausen bei Nacht" setzen einer intelligenten, wenn auch nur eingeschränkt logischen Geschichte die Krone auf. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

von Christian Peters, Carsten Spitz