Auf der falschen
Seite (LTB 263, "Eine irrwitzige
Irrfahrt") Wie das so
ist: Man kennt sich seit Jahren, ohne jemals eine
nennenswerte Zuneigung zueinander zu entwickeln.
Doch ist der Kontakt nur langlebig genug, ist er
stetig genug, wird sich mit der Zeit daraus doch
etwas entwickeln, was über Abneigung hinausgeht.
So geht es einem jeden einmal, und da macht auch
der fröhliche Mäuserich Micky keine Ausnahme.
Jahr um Jahr rang er mit den schurkischen Plänen
von Kater Karlo, der stets präsent auf der Bühe
der Kriminalität seine Vorhaben in die Tat
umzusetzen versuchte, Jahr um Jahr gelang es ihm,
seinen Widersacher in die Schranken zu weisen,
und Jahr um Jahr wuchs sein Ruhm, nicht zuletzt
geschuldet den unzähligen und teilweise nicht
eben schwierig zu durchschauenden
Schurkenstreichen des Katers. Nicht verwunderlich
also, dass auch hier eines Tages beiden
Beteiligten klar wird, dass es ohne den anderen
nicht geht - es würde einfach etwas fehlen,
würde der ewige Widerpart nicht mehr da sein.
Das Motiv der freundschaftlichen Zusammenarbeit
von Micky Maus und Kater Karlo sah man zwar schon
mehrmals, doch selten in so kreativer und
spannender Ausführung wie hier.
Überraschung! Ein Diktator wird selbst aktiv
Auf
Urlaubsfahrt ins ferne Puerto Mavioso hatte sich
Kater Karlo begeben - unglücklicherweise aber
wurde dort gerade von der wenig überparteilichen
Obrigkeit ein Sündenbock für ein sonst ihr
selbst angelastetes Verbrechen gesucht, so dass
der bekannte Ganove gerade recht kommt. Von Trudi
auf den Plan gerufen eilt Micky daher in die
fremden Lande, seinen liebsten Feind aus der
bösen Situation zu erretten. Detektivischer
Scharfsinn und Hilfe von außen bringen Micky in
die komfortable Situation, diese Rettungsaktion
ohne größere Probleme durchzuführen - in einer
quasi durch die Polizei beherrschten Gesellschaft
sollte das Misstrauen auf den Plan rufen, doch
Micky vertraut auf seine Menschenkenntnis und
hält es für undenkbar, dass er fehl ginge und
gar in eine Falle. Doch genauso kommt es. Zwar
war Kater Karlo bereits befreit, doch nun muss
man sich zu zweit den Schikanen der Polizei
erwehren - und man sieht, dass in der Tat ein
stabiles Band der Freundschaft zwischen Katz und
Maus gewoben ist, dass so manchem Druck
standhält. Und so ist es wenig verwunderlich,
dass das Duo gemeinsam alle Gefahren meistert und
alle Klippen umschifft, bis die heimatlichen
Gefilde schlussendlich erreicht sind.
Nichts als Gegend in der Gegend
Inhaltlich bietet die Story bereits
einige sehr gute Ideen, beginnend damit, dass
Micky sich für Karlo zu einer Rettungsaktion
aufmacht. Durch glaubwürdige Nebencharaktere
erhält die Story eine gewisse Tiefe und schafft
es durchaus auch, Spannung aufzubauen.
Unterhaltsam sind einige Running Gags (die
ungeheure Dominanz der Polizeidiktatur, das wenig
schmackhafte Essen im Gefängnis), vor allem aber
diverse nur am Rande eingeflochtene Witze, die
das für Disney-Verhältnisse ungewohnt düstere
Setting auflockern und vor allem die humorige
Komponente nicht zu kurz kommen lassen. Insgesamt
wird der Leser Zeuge einer stetigen Annäherung
zwischen Micky und Karlo, die sich ihrer
freundschaftlichen Gefühle füreinander erst
bewusst werden müssen.
Kluger Ratschlag - oder hat da jemand die
Ironie verpasst?
Vor allem überzeugt die Geschichte
durch die Art, in der sie erzählt wird - sie
wirkt vor allem mit der unglaublichen Kraft ihrer
Bilder, die Text immer wieder über längere
Strecken überflüssig machen, dabei aber den
Erzählfluss in keinster Weise mindern, sondern
diesem eher noch gut tun. Über Motturas tolle
Zeichnungen werden auch ansonsten die während
der Story wechselnden Stimmungen ausgesprochen
gut eingefangen und transportiert. Auch arbeitet
Faraci, sehr disney-untypisch, damit, Panels nur
minimal zu verändern, und damit die
Aufmerksamkeit auf Details zu lenken, die sonst
möglicherweise untergehen würden, wohl aber die
wunderbar illustrierte Annäherung Mickys und
Karlos unterstreichen. Interessant ist auch die
stetige Wandlung, mit der die Geschichte erzählt
wird. Teilweise sehen wir nur von fern ein
Verkehrsmittel, in dem sich die Micky und Karlo
befinden, wodurch der Leser den
Sprechblaseninhalten sehr viel mehr
Aufmerksamkeit schenkt, teilweise sind es
ausschließlich die Zeichnungen, die Witz und
Inhalt übermitteln. Letztlich bleibt eine
hervorragende Mischung aus spannender Geschichte
und ausgesprochen lustigen Gags, die immer wieder
überraschend eingestreut werden.
Carsten
Spitz, 2005
Autor: |
Tito Faraci |
Zeichner: |
Paolo Mottura |
Seiten: |
42 |
Veröffentlicht: |
1998 |
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