Der unglaubliche Wladimir (LTB 252, "Happy Birthday, Micky!")

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind oder der Adventskalender auf die Erde nieder, alljährlich steht Micky Maus auch die härteste Prüfung seines Lebens bevor: Der Besuch seiner Quasi-Schwiegereltern in spe. Einmal pro Jahr besuchen Arthur und Chloe, die Pflegeeltern seiner Verlobten Minni, das Mausepaar zu einem gemeinsamen Abendessen, vor dem es dem Gastgeber graust, ging es doch selten ohne unerfreuliche Zwischenfälle über die Bühne. Außerdem waren die unerwünschten Pflichtbesucher immer gegen Mickys Beziehung zu Minni - es steht also Ungemach ins Haus.


Größenwahnsinnige Hundephantasien

Auf der anderen Seite aber gelangt im Rahmen eines internationalen Polizeiaustausches der zwar superintelligente, daher aber auch oftmals gelangweilte und dann eigeninitiativ handelnde Polizeihund Wladimir nach Entenhausen, wo er mit seiner nicht ganz einfachen Art einen Polizisten nach dem anderen an den Rande des Wahnsinns treibt - kein Wunder also, dass die Polizei den nur ursprünglich erwünschten Gast schon nach kurzer Zeit als ausgesprochen lästig empfindet. Aber da gibt es ja noch die Geheimwaffe der Ordnungshüter, immer einsatzbereit, immerzu für die Gemeinschaft da: Micky Maus. Was liegt also näher, als dem Mäuserich das Tier zu überlassen. Einzig das Timing ist wenig erbaulich, empfängt dieser doch gerade seiner Verlobten Plegeeltern und kann keinerlei Störung gebrauchen.
Damit ist dann eine exzellente Grundlage für ein furioses Finale gelegt, in dem Micky nicht nur mit den unerwünschten Besuchern aus der Familie, sondern auch mit dem Hund zu tun hat, was für mancherlei Verdruss sorgt. Doch was wäre es für eine Geschichte, wäre es nicht exakt diese Konstellation, die alles zu einem glücklichenn, wenn auch überrachenden, Ende führt?


Wenig überzeugte Schwiegereltern

Inhaltlich insgesamt zwar recht simpel strukturiert, überzeugt vor allem aber der Anfang, als beide Erzählstränge noch getrennt sind. Übergangslos wechselt Autor Faraci von einem Szenario ins andere und konfrontiert den Leser abwechselnd mit den Festvorbereitungen Mickys und den Erlebnissen der Polizei mit ihrem tierischen Schützling, was zwar für etwas Konfusion sorgt, damit aber voll und ganz zum Thema der Geschichte passt. Sehr schön auch die offen zur Schau gestellte Furcht des doch zumeist geradezu tollkühnen Micky vor seinem angekündigten Besuch - die Beziehung zur Herzensdame ist offenbar auch dem Mäuserich eine Menge wert, was hier wunderbar lustig präsentiert wird, wie auch die gesamte Geschichte immerzu auf ihre Art alle Seiten der auftretenden Charaktere wunderbar positiv darstellt.


Der Kommissar fordert Hilfe an, der kluge Hund hilft

Garniert durch die Zeichnungen des exzellenten Maus-Zeichners Massimo de Vita, der hier zu großer Form aufläuft, erheitert die Geschichte den Leser nicht nur beim ersten Lesen, sondern auch bei vielen weiteren Malen - denn immer wieder mag es gelingen, einen weiteren der unzähligen Gags zu entdecken, mit denen die Story über ihre gesamte Länge gespickt ist. Wundersam auch, wie vortrefflich es gelingen kann, einen spannenden und interessanten Plot mit den positiven Elementen einer Gagstory zu verknüpfen, die somit den Ansprüchen der Leser beider Lagen voll und ganz gerecht wird.

Carsten Spitz, 2005

Autor: Tito Faraci
Zeichner: Massimo de Vita
Seiten: 27
Veröffentlicht: 1997