Der mysteriöse Mister Moster (LTB 36, "Onkel Donald auf heißer Spur")

Eine mysteriöse Serie von Diebstählen überzieht Entenhausen. Geld, Schmuck, nichts ist sicher vor den gierigen Fingern des Bösen. Kein Wunder also, dass auf die Ergreifung des Diebes, den keiner der Betroffenen zu Gesicht bekam, eine dicke Belohnung ausgesetzt ist. Und hinter der ist natürlich Donald her und macht sich auf die Suche nach den Betroffenen, um Indizien zu sammeln. Rasch findet er heraus, dass alle Bestohlenen eines gemein haben: Das Diebesgut wurde zurückgegeben - doch mit einem Makel: Es werden nur exakte Kopien geliefert, was bei Geldscheinen natürlich zum totalen Wertverlust führt. Rasch gelingt es Donald mit geradezu beängstigendem kriminologischen Scharfsinn, den Übeltäter bei der Rückgabe eines Beutestücks zu überraschen und sich an das Fluchtauto zu hängen, um damit den Schlupfwinkel des Widersachers zu entdecken.


Scharfsinnig bemerkt!

Dort macht er eine erschreckende Entdeckung: Der Grund dafür, dass der Bösewicht nie gesehen wurde, liegt darin, dass er nur eine fliegende Hand vorgeschickt hat, die alle Diebstähle durchgeführt hat, die auf den niedlichen Namen Bobo hört. Leider wird er aber geschnappt und darf sich in bester "Ich bin der Böse, habe gewonnen und erzähle dir daher nun all meine Pläne"-Manier die Motive anhören, die der mysteriöse Mister Moster hat, der die Hand erfand und hinter den Diebstählen steckt. Er brauchte das Geld einzig, um eine Maschine zu bauen, mit der man Menschen identisch vervielfältigen kann - und diese ist nun fertiggestellt und der frisch gefangene Erpel Donald soll das erste Versuchskaninchen sein. Die Maschine tut ihren Dienst und das führt dazu, dass alles ein wenig chaotisch wird, denn Donald gelingt nun die Flucht, doch leider auch seinem identischen Double, und so gibt es ihn nun zwei Mal und es ist zu erforschen, wer das Original ist. Dies glückt dem Diplom-Ingenieur Düsentrieb, rasch zu Hilfe gerufen, auf erfreulich einfache Weise: Er schließt die beiden an einen Lügendetektor an und befragt sie nach der Vergangenheit, die natürlich nur der echte Donald hat, nicht aber sein Klon. Zuvor war es dem Duo noch geglückt, den Schlupfwinkel Mister Mosters zu finden und zu zerstören, auf dass niemals wieder ein menschliches Duplilkat entstehe. Eingebunden in das Ganze ist noch ein kleiner Nebenplot, in dem Dagobert auf der Suche nach einem bei der Zustellung verlorenen Brief ist, wobei ihm Gustav hilft, nachdem Donald vorschnell das Hilfsgesuch des Erbonkels abgelehnt hatte, dieser Plot hält letztlich die eigentliche Story wie eine Klammer zusammen.


Ringen der Donalde

Der Story ist von der heutigen Warte aus deutlich anzumerken, dass sie etwas älter ist, handelt sich doch um ein sehr frühes Werk Carpis, der erst sehr später seinen eigenen Stil wirklich entwickeln sollte, doch gerade die teilweise noch etwas ungelenken Zeichnungen machen einen Großteil des Reizes der Story aus, die auch inhaltlich teilweise nur durch auf den ersten Blick etwas Unpassende Aspekte auffällt, dabei aber niemals aus dem Rahmen fällt, sondern sich vielmehr ins Gedächtnis einbrennt. Sehr schön die Charakterisierung Gustavs und seines unerschütterlichen Vertrauens auf "die Hand des Glückes", die letztlich zu einer Menge Problemen für seinen Vetter führt, und auch die gewohnte Kombination aus Betteln und Drohen, mit der Dagobert seinen Neffen zur Mitarbeit bewegen will, ist hier außergewöhnlich originell dargestellt. Dazu ist die Hand Bobo, die die Handlangerdienste für Mister Moster verrichtet, ein sehr kreativer Einfall und ein sehr belebendes Element. Allerdings muss in Kauf genommen werden, dass nicht durchgehend auf eine wirklich logische Handlung geachtet wurde, manche relevanten Stellen werden einfach ausgelassen, andere nicht erläutert, so dass man doch ein wenig verwirrt zurückbleibt.


Daniel Düsentrieb im ungewohnten Dress

Doch der Charme der Bilder Carpis macht das leicht wieder wett und erzeugt eine ungeheuer angenehme Atmosphäre - wenn auch manches Mal durch den altbekannten latenten Hang zur ins absurde übertriebenen Gewaltdarstellung der alten Storys getrübt, die hier aber in Grenzen gehalten wurde und, wenn eingesetzt, auch amüsant ist. Damit macht es vor allem einfach großen Spaß, diese Story zu lesen, ohne alle Aspekte zu sehr zu hinterfragen, die gemeinsam nämlich der Lesbarkeit der Geschichte nicht schaden und daher ohne weiteres als Kinderkrankheiten abgetan werden können, die keinerlei Vergleich zur wunderbaren Originalität der Story bilden.

Carsten Spitz, 2005

Autor: Guido Martina
Zeichner: Giovan Battista Carpi
Seiten: 60
Veröffentlicht: 1955