Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? (LTB 151, Der Dimensionssprung)

Die Sonne, der Motor des Lebens auf der Erde, ist ein Quell des Frohsinns. Sei es bei einem romantischen Auf- oder Untergang, sei es, wenn sie ihre wärmenden Strahlen schickt, das Eis des Winters zu schmelzen, sei es, wenn sie für erquickliche Sommertage sorgt. Doch wie so vieles ist auch die Sonne nicht nur zum Freuen da - sie wärmt, doch mit ihren lebensspendenden Strahlen schickt sie auch UV-Strahlung, die dem menschlichen Organismus zutiefst abträglich ist. Doch die Erde hat, welch Glück, die Ozonschicht, die einen schädlichen Einfluss dieser Strahlung verhindert. Doch was wäre nur, wenn es die Ozonschicht nicht gäbe?
Eine klare Theorie diesbezüglich hat Professor Noah Narwin: Er behauptet, die Dinosaurier seien ausgestorben, da sie einer zu hohen UV-Strahlung ausgesetzt gewesen seien. Und daher blickt er mit bangem Grausen auf die zunehmende Schädigung der Ozonschicht - und fasst einen Entschluss: Da er der Meinung ist, dass die Menschheit ohnehin auf den totalen Untergang durch die stetige Schadstoffemission zusteuert, will er das Ganze beschleunigen, um die Welt für die Tiere zu retten. Und so plant er, die Ozonschicht entscheidend zu schädigen und so alles Leben auf der Erde zu zerstören, derweil er einige Tiere in die Sicherheit des Weltalls geschossen hat, damit diese nach Verschwinden der Menschheit eine neue Erdenära einleiten können.


Nebel verhüllt so manches

Natürlich geht sowas nicht ganz ohne Aufsehen, denn zuerst einmal muss Narwin die Schwachpunkte der Ozonschicht finden, um dort ansetzen zu können. Und das wird selbstredend bemerkt und so kann sie beginnen, die Suche nach dem Ozonschädiger. Micky und Goofy machen sich also auf, die Welt zu retten. Sie entdecken rasch, dass etwas nicht stimmt mit Noah Narwin, der als anerkannte Kapazität der Ozonforschung von ihnen aufgesucht und um Rat gefragt wird, und mit seinem stets im Nebel liegenden Anwesen. Der Nebel liegt darin begründet, dass Narwin Unmengen des ozonschädlichen Kühlgases Freon lagert und somit für einen Temperaturunterschied sorgt - was aber unsere wagemutigen Freunde erst einmal erforschen müssen. Auf die Sprünge hilft ihnen ein anderer in die Handlung eingebrachter Kriminalfall: Jede Menge Tiere waren verschwunden, und als man einen Raumflug unternimmt, um herauszufinden, was der Professor auf seiner offiziell stillgelegten Raumstation so treibt, entdeckt man dort eben diese Tiere - das erste Indiz für die Schuld Narwins. Und kurz darauf entdeckt man auch das Freon unter seinem Haus, mit dem er die Ozonschicht malträtiert - die richtigen Schlüsse werden gezogen, allerdings ist Narwin inzwischen geflohen und man muss ihn erst noch suchen. Doch auch diese Fahndung verläuft erfolgreich und so gelingt es, den etwas zu idealistischen Professor schlussendlich von seinem Plan abzubringen. Glück gehabt!


Noah II., ein edler Mensch

Die Geschichte vereint jede Menge Komponenten: Sie ist sehr lehrreich in Bezug auf die Ozonproblematik, ihre Hintergründe und mögliche Auswirkungen, ohne dabei aber mit solchen Ausführungen zu langweilen, sie sind vielmehr geschickt in den Handlungsverlauf eingewoben, so dass dem Leser nach und nach ein vollständiges Bild der Situation entsteht. Sinnvoll eingewoben ist der Subplot mit den gestohlenen Tiere, der immer dafür sorgt, dass die Handlung nicht ins übertrieben Dramatische abweicht, sondern auf einer sinnvollen Ebene bleibt. Außerdem bieten sich hier auch Möglichkeiten, einige prima Gags einzubauen, für die das ernste Thema Ozonschicht nicht unbedingt Raum gelassen hätte. Für Spannung ist dank einer insgesamt sehr ausgefeilten Story von Pezzin auch stets gesorgt, so dass diese Geschichte sicherlich zu denen gehört, die man, trotz ihrer Länge, niemals halbgelesen weglegen würde. Aus heutiger Sicht vielleicht etwas unverständlich ist, dass Micky für den Abstecher zu Narwins Raumstation zu den Russen geschickt wird, da gerade keine eigene Rakete bereit sei - aber zum Zeitpunkt des Schreibens der Story hob sich gerade der eiserne Vorhang, und was wäre da naheliegender, als auch diesen Bezug einzubauen?


Die Gefahr, die aus dem Schatten kam

Zudem passen die Zeichungen von Asteriti, die insgesamt wohl eher Geschmackssache sind, hervorragend zu der Geschichte, die damit einen ausgesprochen prägenden Eindruck beim Leser hinterlässt. Professor Narwin erscheint glaubwürdig und es passt ins Bild, dass er am Ende laufengelassen wird - schließlich hatte er es nur gut gemeint, fest überzeugt von der Unverbesserlichkeit des Menschen. Ein genialer, aber verirrter Geist. Und auch die Konstruktion der zweiten Arche Noah ist prima eingepasst, die wiederum die unschuldigen Tiere vor der Vernichtung wegen menschlicher Fehler bewahren soll. Die Story vereint damit auf sehr hohem Niveau beste Unterhaltung und die Vermittlung von Wissen, so dass sie uneingeschränkt empfehlenswert ist.

Carsten Spitz, 2005

Autor: Giorgio Pezzin
Zeichner: Sergio Asteriti
Seiten: 83
Veröffentlicht: 1989