Der Tunnel unter dem Ärmelkanal (LTB 37, Ehrlich spart am längsten)

Klaas Klever hat das Wasserwerk gekauft - und das erfreut Dagobert gar nicht, der damit nun ja regelmäßig Gelder an seinen Widersacher abführen muss. Zudem hat Klever die Preise erhöht. Eine Qual für den Sparfuchs aus dem Geldspeicher! Und so lässt sich Dagobert von seinem Lieblingserfinder Daniel Düsentrieb einen Entsalzer auf einer Entenhausenen nahe liegenden Insel errichten, um von dort Wasser zu erhalten, ohne Klaas Klever bezahlen zu müssen. Eine prima Idee der alten Ente, die nur leider einen Haken hat: Klaas Klever behauptet, Eigentümer der Insel zu sein und zerrt den armen Herrn Duck vor Gericht - doch die Gerechtigkeit ist kein Freund des langhaarigen Emporkömmlings und schmettert sein Antrag ab, allerdings nicht, ohne Dagobert zur Auflage zu machen, seinen eigenen Besitzrechte an dem Eiland nachzuweisen. Und dafür muss eine Reise nach Schottland unternommen werden, wo das Testament des Vorbesitzers, das unseren Lieblingsmilliardär als Erben einsetzt, verwahrt ist.


Streithähne am Werk

Doch das ist natürlich nicht im Sinne von Klaas Klever, der alles tut, um diese Reise zu verhindern. Und als die Ducks dann in Frankreich am Ärmelkanal stehen und Klever ihnen jegliche Art der Querung durch raffinierte Sabotageakte verbaut, kommt ihnen die entscheidende Idee: Ein Tunnel! Ein Tunnel unter dem Ärmelkanal! Damals gab es so etwas noch nicht, stattdessen waren nur einige Versuche des Tunnelbaus gescheitert. Grund zumeist: Die Belüftung des 40 Kilometer langen Bauwerkes, doch auch hierfür hat unser Erfinderfreund Düsentrieb die Lösung: Ein Lufterneuerer, so dass stets die gleiche Luft im Tunnel zirkuliert. Und so kann der Tunnel gebaut werden - erfreulicher Nebeneffekt: Dagobert gelangt nach Britannien, damit auch nach Schottland, findet das Testament und kann seinen Besitzanspruch für seine Insel belegen. Zudem ist der Tunnel auch eine feine Einnahmequelle. Eine reine Freude also.


Eine raffinierte Verkleidung,
ohne Zweifel wird sie ihren Zweck erfüllen

Die Geschichte Martinas versteht es vorzüglich, die an sich vielen Plotteile (Wasserpreiserhöhung, Entsalzerbau, Reise nach Schottland, Tunnel) zu verbinden, so dass ein geschlossenes Werk entsteht, dass auch immer wieder seinen Bogen zu den anderen Teilen zu schlagen versteht. Auch die seinerzeit für die Öffentlichkeit interessante Thematik des Ärmelkanaltunnels wird durchaus sinnvoll nahegebracht. Die Kreativität Klevers beim Verhindern der Duck'schen Einreise nach Schottland ist prima dargestellt und vermag ebenso zu unterhalten wie die zahlreichen Versuche der Ducks, mit denen auch einige Klischees naheliegender Verkleidungen angenehm umschifft werden. Die Starrköpfigkeit Dagoberts im Wasserstreit als Auslöser des Ganzen wird auch letztlich glaubhaft transportiert, auch wenn man sich fragen mag, wieso man ohne Leitungswasser zum Verdursten verurteilt ist.


Hilfe von ganz oben ist doch immer noch die beste

Zum originellen Plot Martinas kommen die von Cavazzano vortrefflich getuschten Zeichnungen Scarpas, die jederzeit dazu in der Lage sind, eine Geschichte zu veredeln, was ihnen auch dieses Mal wieder gelingt, so dass schlussendlich eine höchst interessante Story steht, die vor allem durch ihre teilweise fast schon absurde Komik und viele erstklassige Gags besticht und den Leser stets zum neuerlichen Lesen animiert.

Carsten Spitz, 2005

Autor: Guido Martina
Zeichner: Romano Scarpa
Seiten: 69
Veröffentlicht: 1970