Der Schmutzgeier schlägt zu (LTB 164, Der Schmutzgeier schlägt zu)

Der Schmutzgeier ist mit Sicherheit einer der Widersacher von Phantomias, die einen am ehesten in Erinnerung geblieben sind. Vermutlich wird dies auch noch einige Zeit so bleiben, da es ja kaum noch neue wirklich erinnerungswürdige Geschichten mit dem maskierten Rächer gibt. Logisch, dass dann auch der Bösewicht-Nachwuchs zu wünschen übrig lässt. Dass einem der Schmutzgeier mehr im Gedächtnis geblieben ist als manch anderer Ganove, mag zum einen auch daran liegen, dass er in LTB 171 noch einen 2. finalen Auftritt genießen durfte. Vielmehr darf man diesen Tatbestand aber auch darauf schieben, dass die Geschichte rund um den Charakter einfach sehr gelungen ist.

In eben dieser wird Entenhausen nämlich von einem wahren Schmutzfnk terrorisiert, der sich einen Spaß daraus macht die gesamte Umgebung zu verschmutzen und für Unruhe zu sorgen. Darüber hinaus schafft er es die Entenhausener Polizei sowie Phantomias lächerlich zu machen, in dem er sie an der Nase herumführt und seine Aktionen ungeachtet der Ordnungshüter weiter erfolgreich durchführt.

Bei einer Lösegeldübergabe des Bürgermeisters an den Schmutzgeier nimmt Phantomias dann doch die Fährte des Schmutzgeiers auf und folgt ihm in sein geheimes Versteck. Dies tut er, obwohl ihm der Bürgermeister und die Entenhausener Polizei strengstens untersagt haben, sich nach seinen blamablen letzten Aktionen weiter mit dem Fall zu beschäftigen. Doch Phantomias wäre selbstverständlich nicht Phantomias, wenn er sich an solcherlei Vorgaben stören würde. Doch scheint das Blatt keine gute Wendung für den maskierten Helden zu nehmen. So wird er vom Schmutzgeier, dessen "Hiä Hiä"-Rufe sein Markenzeichen werden sollten, überwältigt, verschnürt und einer lebensbedrohenden Konstruktion ausgesetzt, wie man sie sonst bestenfalls aus James Bond-Filmen kennt... ;)

Natürlich entkommt "unser Superheld" dieser gemeinen Falle, muss nun aber versuchen die nächste Aktion des Schmutzgeiers zu vereiteln: Dieser hat nämlich vom Lösegeld 50 000 Liter wasserfeste Tinte gekauft, um diese in einer Nacht und Nebel-Aktion über das "Weiße Haus", den Regierungssitz von Entenhausen, zu schütten. Mit diesem symbolischen Akt will der Schmutzgeier endgültig zum Anführer aller Schmutzfinken und Umweltsünder aufsteigen.
Es kommt schließlich zu einem finalen Showdown im in der Luft befindlichen Flugzeug des Schmutzgeiers zwischen dem potentiellen Attentäter und Phantomias. Den Leser wird es wenig wundern, dass Phantomias den Anschlag verhindern kann und am Ende wieder einmal als der strahlende Sieger dasteht.

Pezzin greift hier wieder einmal das Thema Umweltverschmutzung auf und beweist, dass ernste Themen keine drögen Szenarien mit sich bringen müssen. Der Schmutzgeier ist ein faszinierender Bösewicht, der im erwähnten LTB 171 einen würdigen Abschluss seiner Verbrecherkarriere hinlegen darf. Einzelne Kleinigkeiten wie der Ganzkörperoverall Phantomias' zum Ende der Geschichte scheinen etwas unglaubwürdig, fallen aber nicht weiter ins Gewicht. Dieser Phantomias-Comic hat einfach alles, was bei einem Großteil seiner unterdurchschnittlichen neuen Abenteuer vermisst wird: Eine einfallsreiche Handlung, würdige (Neben)-Charaktere und wunderschöne Zeichnungen.

Christian Peters, 2005

Autor: Giorgio Pezzin
Zeichner: Massimo De Vita
Seiten: 45
Veröffentlicht: 1991