In diesem 1968 erschienenem LTB sind wieder ausschließlich Duck-Geschichten vertreten, die allerdings bei weitem nicht an das hohe Niveau des Erstlings heranreichen.

Die Männchen aus dem Weltall greift eine Plotidee auf, die seitdem leider inflationär oft benutzt wurde bzw. wird: Wie schon der Titel anklingen lässt, wird die Erde von Außerirdischen heimgesucht. Diese ernähren sich von Gold, dessen Ressourcen auf ihrem Heimatplaneten leider erschöpft sind. Und wer besitzt das meiste Gold? Natürlich Dagobert Duck! Klar, dass dieser sich den frechen Raub seiner Goldmünzen nicht gefallen lässt und zu Gegenmaßnahmen greift...

Vom bescheuerten Plot mal abgesehen, ist die Geschichte eher Durchschnitt, was umso bedauerlicher ist, da sie einige sehr witzige, wenngleich alberne Gags enthält. So werden Dagoberts Geldscheine in seinem legendären Geldspeicher Opfer hungriger Bücherwürmer. Als er mit der "chemischen Keule" anrückt, sind diese unbeeindruckt und greifen schlichterdings zu Gasmasken...

Auch zeichnerisch ist die Geschichte auf bescheidenem Nivau angesiedelt. Vor allem die Aliens sehen reichlich ungelenk aus. Break

Um einiges besser ist Der verteufelte Druckfehler. Der Plot ist natürlich hanbüchen: Ein Verlagshaus setzt eine Million Taler für denjenigen aus, der in einem der neuen Wörterbücher den einzigen Druckfehler findet. Dagobert spitzt natürlich auf diese Prämie und zwingt Donald, alle Wörterbücher auf diesen einen Druckfehler zu überprüfen. Vorsorglich hat er die gesamte Auflage gekauft (was die Frage aufwirft, ob dies nicht im Vorhinein ein Verlustgeschäft für den ansonsten findigen Finanzfuchs darstellen würde), erfährt aber, dass eines der 100.000 Exemplare einer Lotteriegesellschaft gestiftet wurde und somit nicht geliefert werden konnte.

Ausgerechnet Gustav, Glückspilz und Dandy aus Passion, hat dieses Exemplar gewonnen, was die Vermutung nahe legt, dass sich der Druckfehler in seinem Exemplar befindet. Doch leider hat er dieses bereits wiederum der UNAU (UNion für die Analphabeten von Uranda, Zweigstelle Negerallee) gestiftet. Also machen sich Donald und seine Neffen auf ins ferne Afrika, um dieses eine Buch zu finden.

Diese Story ist meines Erachtens die witzigste des ganzen Buches und strotzt vor Absurditäten und Witzeleien - allerdings ist sie "politisch höchst unkorrekt", wie es eben damals Usus war. So werden Schwarze bzw. Schwarzafrikaner fröhlich als Neger, mitunter als "Wilde" bezeichnet, die ziemlich primitiv sind, ekelhafte Speisen verzehren, Flugzeuge als geflügelte Götter betrachten und, nun ja, mit beschränktem Verstand versehen sind. Break

Nicht ganz so witzig ist Der Gürtel aus dem Morgenland. Zufällig macht Donald, der unfreiwillig eine Stelle als Tierwärter in Dagoberts Zoo "angenommen" hat, eine folgeschwere Entdeckung, die ihn und Dagobert ins ferne Bukhanistan führt, wo sie auf Goldsuche gehen. Und was für Hollywood-Filme gilt, gilt natürlich auch für Comics: Ein Zufall jagt den nächsten, so dass Donald für den Khan von Bukhanistan gehalten wird.

Leider macht ihm ein anderer Khan den Thron streitig, besiegt Donalds kleine Kriegerschar und stellt ihn vor ein Tribunal, das ihn zum Tode verurteilt. Donalds letzte Hoffnung ist ein 3000 Jahre altes Gesetz welches besagt, dass der Delinquent ein freier Mann wird, wenn das Beil des Henkers seinen Kopf verfehlt, was doch eher unwahrscheinlich ist...

Immerhin bietet diese Story gute Zeichnungen, eine flotte Storyline und gute Gags, etwa die höchst unfaire Gerichtsverhandlung, während welcher Donalds Verteidiger ihm mit den Worten "Sofortigen Vollzug der Todesstrafe fordere ich, um die Qualen zu verkürzen" nicht gerade zum Vorteil gereicht.

Oder wenn Dagobert versucht, seines Neffen Kopf zu retten, indem er den "staatlich geprüften Henker" (dessen Namen er im Telefonbuch unter "Henker" herausfindet) am Vorabend der geplanten Exekution mit Alkohol abfüllt, damit er, sturzbetrunken, Donalds Kopf verfehlen möge. Leider wurde dieser am Tage zuvor pensioniert...

Ein ziemlicher Flopp ist die letzte Geschichte des Bandes: In Die Tarnfarbe erfindet Daniel Düstentriebs Helferlein zufällig eine Farbe, die unsichtbar macht. Diese will der umtriebige Erfinder patentieren lassen, doch unglücklicherweise gelangen die Panzerknacker an die Formel. Nun ist es ihnen ein Leichtes, aus Dagoberts Geldspeicher einen Geldsack nach dem anderen zu entwenden. Und wieder einmal muss Dagobert mit Donalds Hilfe sein Vermögen verteidigen...

Hier mangelt es an allem, was gute Duck-Geschichten ausmacht: Eine witzige Plotidee, Gags, Situationskomik, Spannung. "Abgerundet" wird die schwache Story durch hingerotzte, geradezu hässliche Zeichnungen. Break

Fazit: Mit einer qualitativ akzeptablen vierten Geschichte wäre das dritte LTB sicher zu den besseren der Reihe zu zählen.

ÜBERSICHT:

- Vorgeschichte (Z: G.Carpi / I CWD 23-A)
- Die Männchen aus dem Weltall (S: O.Pavese / Z: G.Chierchini / IS TL 314-A)
- Der verteufelte Druckfehler (S: G.Martina / Z: G.Carpi / IS TL 348-A)
- Der Gürtel aus dem Morgenland (S: A.Mazzanti / Z: G.Carpi / IS TL 330-B)
- Die Tarnfarbe (S: R.Cimino+E.Penna / Z: L.Capitanio / IS TL 298-A)

GRÜN=Lesetip
ROT=Flop

von Rainer Innreiter