Das LTB 10 Onkel
Dagobert auf Weltreise ist alles in allem
gelungen, auch wenn die letzten drei Geschichten
nicht an die Qualität der ersten drei
heranreichen.
In der ersten Story sieht sich Donald als
Spezialist für Vorgeschichte.
Allerdings weiß er diese neue Leidenschaft vor
seinen Neffen zu verbergen, was dazu führt, dass
jene die ersten Knochen- und Werkzeugfunde in den
häuslichen Schränken als Gerümpel abtun, was
schnell zu entsorgen ist. Donald beschließt
daraufhin entrüstet, seinen Neffen ab sofort in
Sachen vorgeschichtlicher Bildung auf die Sprünge
zu helfen. Museumsbesuche, bei denen eher Donald
seine Ungebildetheit zeigt, wechseln sich mit
abendlichen Lesestunden ab (Die
versteinerten Zahnstocher der Neandertaler).
Als es den Neffen zu bunt wird, beschließen sie
Donald mit einem Schlafmittel außer Gefecht zu
setzen, ihn in die Wildnis zu fahren (Führerscheine
sind was für Langweiler) und ihm dort eine
Sintflut vorzugaukeln, die die Menschheit in die
Steinzeit zurückgeworfen hat. Donald fühlt sich
ob seines Fachwissens gut gerüstet, kommt aber
schon bald mit seinem neuen Leben als Höhlenmensch
überhaupt nicht zurecht. Seine Neffen beichten
ihm ihren Schwindel und die Geschichte könnte
hier schon zu Ende sein, wäre nicht Onkel
Dagobert, der die Pläne der Kinder belauschte,
auf die Idee gekommen ihren Scherz etwas zu verlängern...
Die Geschichte entstammt einer Zusammenarbeit
zwischen Carlo Chendi und dem großen Bottaro.
Die Zeichnungen sind gelungen und haben eine
gleichbleibend hohe Qualität, vor allem die
Mimik der Ducks ist richtig gut eingefangen. Nun
gut, über den Dino mögen sich Fachleute
streiten, aber es ist und bleibt ja ein Comic.
Die Story ist gagreich (wenn zum Beispiel Donald
versucht, eine primitive Axt zum Jagen und
Bäumefällen herzustellen) absolut
lesenswert.
Was dem einen sein Rembrandt, das dem andern
sein Küchentisch
In Story Nr. 2
bekommt Onkel Dagobert Die Rache des
Pharaos zu spüren. Gesundheitliche
Probleme zwingen ihn nach ärztlicher Diagnose zu
einem Urlaub auf der Ferieninsel San Pepito. Hier
trifft er zufällig auf den Besitzer seiner
dortigen Unterkunft, der gerade die Koffer eines
vor einem Jahr verschwundenen, säumigen Gastes
auf Wertsachen durchsucht. Da er in seinen Augen
nur alten Plunder findet, verkauft er alles an
Dagobert, da dieser in einem der Gegenstände,
einem ägyptischen Spiegel, eine echte
Kostbarkeit erkennt. Nun nimmt das Unheil seinen
Lauf. Auf dem Weg zurück nach Entenhausen
kentert er, während dort die Panzerknacker
wieder einmal den obligatorischen Angriff auf den
Geldspeicher planen, der dank der
Unaufmerksamkeit des zurückgekehrten, von
etlichen Unglücken heimgesuchten Dagoberts auch
gelingt. Sie lassen dabei aber blöderweise auch
den Spiegel mitgehen, der vom wieder
aufgetauchten früheren Besitzer gegenüber
Dagobert als verfluchte Grabbeigabe eines ägyptischen
Pharaos und damit als Quelle des ganzen Übels
ausgemacht wird. Inzwischen stürzen die
Panzerknacker von einem Unglück ins nächste und
werden schließlich hinter Schloss und Riegel
gebracht. Dagobert bekommt das Diebesgut zurück,
aber darunter auch den Spiegel, der sofort
beginnt wieder seine unheilvolle Wirkung auszuüben.
Dagobert beschließt: Der Spiegel muss zurück
nach Ägypten ins Grab seines ersten
Besitzers Pharao Tutankanon.
Diese Barosso-Geschichte, von Carpi wundervoll
umgesetzt, punktet durch ähnliche Qualitäten
wie die erste Story. Der Plot besticht durch
Einfallsreichtum und die gelungene Verarbeitung
des Fluch-des-Pharaos-Themas, das nach der
Entdeckung von Tutenchamuns Grab immer wieder in
den Medien auftauchte.
Die nächste Geschichte stellt die Nerven aller
Beteiligten auf eine harte Probe, besitzt
Dagobert plötzlich nur noch Unsichtbares
Gold. Die Angst um sein Gold treibt ihn
mal wieder um, bis er durch ein Wunderwässerchen
von Herrn Düsentrieb sein gesamtes Gold
unsichtbar macht und so alle Sorgen vergessen
sieht. Das Gold ist nur sichtbar, wenn man sich
die Augen mit selbigen Wässerchen benetzt. Und
hier stellt sich der reichste Mann der Welt mal
wieder selbst ein Bein. Das Düsentrieb-Wässerchen,
welches kühl gelagert werden muss, stellt
Dagobert wegen seinem kaputten Uralt-Kühlschranks
ans offene(!) Küchenfenster. Es kommt, wie es
kommen muss: Bei ihrem üblichen Einbruchsversuch
zerdeppern die Panzerknacker das Fläschchen,
bekommen dabei unwissentlich das Wunderwässerchen
in die Augen und haben keine Probleme damit, den
armen Herrn Duck seines Goldes zu berauben. In
ihrem Unterschlupf werden die Glückspilze aber
verständlicher Weise von ihren Kollegen, die
nicht dabei waren, für verrückt erklärt, als
sie mit einem riesigen, scheinbar leeren Laster
vorfahren, der laut ihrer Meinung voll mit Goldmünzen
ist.
Nach einer kalten Dusche, die die letzten Reste
des Wässerchens wegspült, sehen sie genau so
wenig von dem Gold wie alle anderen und bringen
den Laster kurzerhand zum Speditionsunternehmen
zurück, wo sie ihn geklaut haben. Dagobert, der
den Verlust inzwischen bemerkt hat, schickt nun
die Neffen und Donald auf die Suche nach seinem
Gold, welche sie quer durch Südamerika und
schließlich ins Irrenhaus führt...
Hier zeigt sich mal wieder, was gutes Timing
einer Geschichte geben kann. Die temporeiche
Story spart dank der guten Grundidee nicht mit
Gags und die Zeichnungen, wieder von Carpi, tun
ihr übriges dazu. Witzig ist auch die Tatsache,
dass hier die Panzerknacker zur Abwechslung mal
fast zu bedauern sind, da sie den Reichtum der
vor ihnen liegt, nicht erkennen und daran
verzweifeln. Super.
Mir kreist der Hut! Mein Gehirn käst! Meins
ist völlig verdunstet!
In Aladins
Grotte verschlägt es die Ducks, als
Dagobert zufällig den Lageplan des Schatzes des
Goldopotamiers Ala ed Din findet. Er macht sich
mit den drei Großneffen und Donald, der
neuerdings öfter in einen Wahnzustand fällt, in
dem er wild um sich schlägt (Boxerwahn),
auf den Weg. Natürlich nicht ohne Wissen der
Panzerknacker, die die Ducks bei ihren Planungen
belauschen und die goldopotamische Sektion ihrer
weitverzweigten Organisation mit dem Raub jenes
Schatzes beauftragen. Als Kameltreiber verkleidet
stellen sie sich in Dagoberts Dienste und nehmen
ihm den Schatz ab, als die Ducks ihn in einer
Grotte entdecken. Eingesperrt in der nun leeren
Grotte bahnen sich Donald und Dagobert einen Weg
nach draußen, überraschen und überwältigen
die Panzerknacker und holen sich den bereits in Säcken
verstauten, vermeintlichen Schatz zurück. Donald
übergibt die gefangenen Knacker voreilig der
Polizei, die sie in die Salzminen stecken. Als
sich herausstellt, dass diese den eigentlichen
Schatz versteckt und die Säcke mit Steinen gefüllt
haben, sieht sich Donald mal wieder Dagoberts
Zorn ausgesetzt. Es endet damit, dass nun beide
dem Boxerwahn verfallen.
Die Story ist gut, wenn auch nicht übermäßig
originell. Ein paar seltsame Dinge sind dabei,
wie der Boxerwahn, der Donald befällt
und ein bisschen sehr absurd wirkt. Insgesamt hätte
es aber eine gute Episode werden können, wären
da nicht die Zeichnungen. Pier Lorenzo de Vitas
Figuren wirken oft (eigentlich immer) zu kantig
und holzschnittartig und die Größenverhältnisse
stimmen oft nicht. Pluspunkte gibt es für die
recht schön dargestellten Landschaften und Städte
(zum Beispiel auf Seite 132). Insgesamt aufgrund
der ordentlichen Story und den meist nicht überzeugenden
Zeichnungen eine durchschnittliche Geschichte.
Kommen wir nun zum Sorgenkind dieser Ausgabe. Donald
und die beiden Pistolen (Neuausgabe: Das
Geheimnis der beiden Pistolen) kann nicht an die
Qualität der anderen Episoden anknüpfen. Donald
findet sich hier als gestandener Cowboy wieder,
der allerdings mehr gefürchtet als geliebt wird,
weil er seine Mitmenschen mit uralten Geschichten
seiner Heldentaten nervt. Wie aus dem Nichts
tauchen die Gebrüder Greulich auf, zwei
skrupellose Banditen, die Donald seine beiden
Pistolen, Erbstücke, abnehmen wollen. Die Flucht
vor den beiden führt Donald schließlich durch
Indianergebiet, wo er von natürlich feindseligen
und ziemlich primitiven Indianern
gefangengenommen wird. Wieder auf der Flucht
lernt er den Auftraggeber der Greulichs kennen,
der ihm von der Diamantenmine, die man mithilfe
der Gravuren auf den beiden Pistolen finden kann,
erzählt. Er tut sich mit Donald zusammen, weil
er entsetzt ist, wie unredlich die
Greulichs bei der Beschaffung der Pistolen
vorgehen (wie sollte er das auch ahnen? Schließlich
handelt es sich bei den beiden doch nur
offensichtlich um im ganzen Land gefürchtete
Verbrecher), Donald und besagter Jonny
finden tatsächlich die Mine, müssen aber,
wieder zurück in der Stadt, erkennen, dass sie
von Rechts wegen Onkel Dagobert gehört, der sie
ohne die Lage zu kennen geerbt hatte. Mit diesem
umwerfenden Gag ist die Geschichte dann auch zu
Ende.
Die Zeichnungen sind nicht besonders überzeugend,
auch hier stimmen die Größenverhältnisse oft
nicht (Donald-Pferd). Auch diese Story ist dünn,
denn aus dem Wild-West-Thema wäre sicherlich
mehr herauszuholen gewesen als eine reichlich
krude Schatz-, bzw. Verfolgungsjagd und dem ständig
vom Pferd fallenden Donald als Running Gag. Ein
Lichtblick sind die hübschen Reime, die vor
allem am Einfang eingestreut werden und einem im
Gedächtnis bleiben. Doch sie retten die
Geschichte letztendlich auch nicht mehr.
In der nun folgenden, letzten Episode des LTBs
sucht Dagobert den Schatz des Käptn
Kidd.
Anlass dazu ist ein Geburtstagsgeschenk Donalds,
welches Dagobert erst achtlos in den Müll wirft,
bevor er mithilfe eines Wahrsagers den wertvollen
Inhalt erkennt. Das Buch bringt ihn auf die Spur
jenes Piratenschatzes, dessen Lage er mit seinen
alten Seekarten auch bestimmen kann. Die
Vorbereitungen für die Suche nach dem
Schatzwrack verlaufen reibungslos, bis auf die
Tatsache, dass sämtliche Matrosen und Teilnehmer
der Expedition von den Panzerknackern abgefangen
und durch eigene Leute ersetzt werden. Als
Dagobert und die Neffen per Bathyskap nach dem
Wrack tauchen, sehen die Panzerknacker ihre
Gelegenheit gekommen und kappen die
Stromverbindung zur Tauchkapsel. Doch durch die
Schläue der drei Neffen gelingt es, die Kapsel
wieder in Gang zu setzten und den Schatz zu
finden, der nach einer letztlich erfolglosen Strömungsumleitung
der Panzerknacker in Dagoberts privatem
Angelplatz im Meer landet, wo jener ihn in aller
Seelenruhe aus dem Meer fischen kann, während
Donald sich mit kleinen Fischen begnügen muss.
Die Story wurde wieder von de Vita gezeichnet und
hat die üblichen, schon bei Aladins Grotte
beschriebenen Schwächen (der kantige Dagobert
wirkt vor allem am Anfang des öfteren ein paar
Nummern zu groß geraten), ist ansonsten aber
lesenswert. Ist ganz spannend und witzig gemacht.
Eine durchschnittliche, aber lesenswerte
Geschichte.
Wenn's wenigstens Goldfische wären...
ÜBERSICHT:
- Vorgeschichte
(Z: G.Perego / I CWD 30-A)
- Donald als
Spezialist für Vorgeschichte (S: C.Chendi / Z:
L.Bottaro / I TL 393-A)
- Onkel Dagobert und die Rache des Pharao (S:
A.+G.Barosso / Z: G.Carpi / I TL 395-A)
- Onkel Dagoberts unsichtbares Gold (S:
M.Gazzarri / Z. G.Carpi / I TL 398-C)
- Donald in
Aladins Grotte (S: O.Pavese / Z: P.de Vita / IS
TL 344-A)
- Donald und die beiden Pistolen (S: O.Pavese /
Z: G.Perego / I TL 394-A)
- Onkel Dagobert
und der Schatz des Käpt'n Kidd (S: R.Catalano /
Z: P.de Vita / I TL 280-A)
GRÜN=Lesetip
ROT=Flop
Text von Alexander Gerber,
Juni 2009; Einfärbungen von LTB-Online
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