So kurz wie
positiv fällt das Urteil zu dieser 1972
erschienenen Ausgabe aus: Sie gehört zu den
hervorstechenden Exemplaren aus der frühen Phase
der Reihe und zu jenen LTBs, die man zumindest
kennen sollte. Denn sowohl inhaltlich als auch
optisch wird ein Gesamtniveau geboten, das mit
sehr ordentlich eher noch
unterbewertet wäre.
Los gehts mit Die Schatzinsel.
Und diese Geschichte wiederum beginnt damit, dass
Donald beim Surfen in eine Windhose gerät, die
ihn tagelang (!) aufs Meer hinaus wirbelt.
Unmittelbar nachdem er endlich gelandet ist
taucht unter ihm eine vulkanische Insel auf, in
deren Krater er von riesenhaften Gestalten
gefangen genommen wird. Tick, Trick und Track
stoßen bei der Suche nach ihrem Onkel zwar auf
diese Insel und finden dort Donalds Mütze, nicht
aber ihn selbst. Sie können nur feststellen,
dass er nicht allein ist. Um Verstärkung zu
holen kehren sie zurück nach Entenhausen, wo sie
Dagobert um Unterstützung bitten. Der ist
zunächst abweisend, doch dann präsentieren ihm
seine Großneffen eine mitgebrachte
Gesteinsprobe, die er sofort als Diamantenerde
identifiziert. Und so ist der Fantastillionär
auf einmal Feuer und Flamme, mit ihnen das
ominöse Eiland aufzusuchen. Dort aber geraten
die Vier ebenfalls in Gefangenschaft. Wie sich
herausstellt, lebt das Inselvolk seit
Jahrhunderten bereits in dem erloschenen Krater,
bewusst abgeschottet von der Außenwelt. Denn es
verfügt über beträchtliche Bodenschätze und
befürchtet, dass es mit seinem Leben in Ruhe und
Frieden dahin wäre, sollte dieser Umstand
bekannt werden. Zwar fasst der Häuptling der
Insulaner Vertrauen zu Tick, Trick und Track,
aber nicht zu Dagobert. Dieser wird ob seiner
offensichtlichen Schatzgier einer Prüfung
unterzogen, die er unter schlimmer
Pein besteht. Nachdem er zusätzlich
sein Wort darauf gibt, Stillschweigen zu bewahren
und die Angelegenheit zu vergessen, darf er mit
Donald und den drei Jungs die Heimreise antreten.
Damit ist die Sache aber noch nicht vorbei, denn
Dagobert mag sich nicht an sein Versprechen
halten. Sein Versuch, die Insel auszuplündern,
endet jedoch in einem Fiasko
Die Story ist
zwar nicht umwerfend und teilweise einigermaßen
hanebüchen, dennoch angenehm zu lesen. Dafür,
dass eine - noch - im grünen Bereich liegende
Bewertung gerechtfertigt ist, kann sie sich
allerdings in erster Linie bei Scarpas
Zeichnungen bedanken.
Allen weiteren Beiträgen in diesem LTB gebührt
eine solche Bewertung einwandfrei - mit einer
Ausnahme. Diese Ausnahme ist die sechste
Geschichte des Bandes, heißt Der Dieb im
schwarzen Domino und präsentiert mit
der Titelfigur einen anscheinenden
Superverbrecher, der Dagobert wiederholt auf
geradezu unglaubliche Weise bestiehlt. Schnell
werden die Panzerknacker auf den mysteriösen
Räuber aufmerksam, und schließlich bieten sie
ihm an ihr Boss zu werden. Worauf dieser nur zu
gern eingeht. Dies gleichwohl aus einem Grund,
der die Knacker äußerst böse überrascht, als
sie ihn herausfinden (müssen). Wer sich hinter
der Maske des Unbekannten verbirgt und worauf er
es tatsächlich abgesehen hat die
Antworten auf diese Fragen sind zwar letzten
Endes nicht unbedingt überraschend, aber
trotzdem nicht allzu vorhersehbar. Die Story als
solches jedoch stellt die schwächste in dieser
Nummer dar, und Chierchinis grafische Umsetzung
ist ebenfalls nur Mittelmaß. Dass zwei Panels
der Zensur zum Opfer fielen und durch Zeichnungen
von Perego ersetzt wurden, macht sich auch nicht
positiv bemerkbar. Im Gegenteil.
Der Rest ist durch die Bank LTBtainment der
gehobenen Sorte. Konkret gestaltet sich dieses
folgendermaßen:
In Onkel Dagoberts beste Rolle
erhält der alte Duck Besuch von einem Filmteam.
Dieses gibt an, seine Lebensgeschichte verfilmen
zu wollen, mit ihm höchstpersönlich als
Hauptdarsteller. Dagobert willigt ein, gern sogar
ob der versprochenen Gage von 100.000 Talern. Er
würde es selbstverständlich nicht tun, wüsste
er, dass sich hinter der Crew die Panzerknacker
verbergen. Die einen im Script stehenden Einbruch
in den Geldspeicher tatsächlich ganz real
durchzuführen gedenken. Ihr Plan scheint nach
einigen Komplikationen bei den
Dreharbeiten - für die nicht zuletzt
Donald sorgt, der in dem Streifen unbedingt
mitspielen möchte - letztlich auch aufzugehen.
Doch dann kommt den Gaunern die Aufmerksamkeit
Tick, Trick und Tracks in die Quere sowie ein
merkwürdiger Zufall, welcher dankenswerterweise
auch als just solcher deklariert wird. Eine
durchweg vergnügliche Geschichte, was will man
mehr? Eine ansprechende Visualisierung? Kein
Problem, für eine solche hat Massimo de Vita
gesorgt.
Mit von der Partie sind die Panzerknacker gleich
anschließend in Onkel Dagobert und der
Kampf der Kolosse wieder. Dagobert
lässt sich ein Monetomobil bauen,
einen fahrenden Geldspeicher, um auf seinen
Reisen nicht mehr von seinen Talerchen getrennt
sein zu müssen. Nachdem die Panzerknacker davon
erfahren, zwingen sie den Chefkonstrukteur zur
Herausgabe der Pläne und raten ihm (mit
vorgehaltener Mini-Kanone, ein netter Gag am
Rande) eindringlich die Klappe zu
halten. Anschließend bauen sie das
Monetomobil exakt nach und
vertauschen in einer äußerst geschickt
durchgeführten Aktion ihr Duplikat mit dem
Original. Dagobert, der einen Diebstahl nicht
beweisen kann, wird kein Glauben geschenkt. Man
wirft ihm vielmehr sogar vor, er hätte das Geld
selbst verschwinden lassen um die Steuer zu
betrügen. So können die bösen Buben ihren
neuen Reichtum unbeschwert genießen, bis sich
der von ihnen überfallene Ingenieur schließlich
Dagobert offenbart. Weil Tick, Trick und Track
nicht zu Unrecht einwerfen, dass die Aussage
eines Untergebenen Dagoberts die Polizei wohl
kaum überzeugen würde, schreitet man selbst zur
Tat: Mithilfe des Ingenieurs wird die
Monetomobil-Kopie in einen
Kampfkoloss verwandelt und damit gegen die
Panzerknacker zu Felde gezogen. Die aber greifen
zu den gleichen Mitteln. Das Endresultat: Ein
knallharter Geldspeicher-Fight, der
ungeachtet seines wenig erstaunlichen Ausgangs
eine gute und von Scarpa hübsch gezeichnete
Story gelungen abrundet.
Gitta Gans macht gemeinsam mit Kuno Knäul
Dagobert wirtschaftlich Konkurrenz und will dies
so lange tun, bis Bertl endlich nachgibt und mit
ihr aufs Standesamt geht. Doch der denkt ja gar
nicht daran, sondern ergreift vielmehr
Gegenmaßnahmen, die ihm aber nur bedingt Erfolg
bringen
Man kennt einen solchen oder recht
ähnlich gestrickten Plot längst zur Genüge.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser
Ausgabe jedoch war dies noch etwas anders, und
v.a. ist er in Onkel Dagobert kriegt sich
in die Wolle sehr lesenswert, mit Witz
und guter Situationskomik in Szene gesetzt. Und
was die Optik betrifft, so bürgt der Name Scarpa
auch hier wieder für Qualität. Der Inhalt:
Dagoberts Produktion von Wollerzeugnissen
floriert, bis ihm das Team Gans/Knäul mit
hochwertiger Ware zu Schleuderpreisen das Wasser
abgräbt. Zwar gelingt es dem alten Duck
herauszufinden, woher und wie die Gegenseite ihre
Wolle so billig bezieht, und er kann ihr sogar
den Lieferanten abspenstig machen. Doch das
Mittel, das er zu letzterem einsetzt, kommt ihm
teuer zu stehen
Ausnahmsweise mal nicht auf Dagoberts
Nummer eins hat es Gundel Gaukeley Im
Reich der Düfte abgesehen, sondern auf
eine Sterntalerflasche, deren Elixier
alle Gegenstände in Gold verwandelt. Von dieser
hat sie in den Memoiren eines Zauberers gelesen,
über welche sie beim nächsten Hexensabbat
referieren soll. Nun ist die Flasche gemäß
jenes Buches jedoch in der Stadt Aroma zu finden,
und der armen Hexe mangelt es am nötigen
Kleingeld um vor Ort nachzuforschen. So lässt
sie den Wälzer Dagobert zukommen, damit dieser
auf die Sache anspringt und sie ihm bloß zu
folgen braucht, bis das Elixier gefunden ist.
Tatsächlich macht sich Dagobert sofort nach dem
Schmökern daran, die Flasche in seinen Besitz zu
bekommen. Allerdings bekommt er bald Wind davon,
dass seine Erzfeindin ihre Finger im Spiel hat,
weswegen er kurzerhand Donald in die
Angelegenheit involviert. Aber sein ersonnener
Plan funktioniert nicht so, wie er sich das
vorgestellt hatte, denn es kommt ihm eine Panne
dazwischen. Dadurch wird die Sache zu einer so
temporeichen wie unterhaltsamen Hatz voller
Wendungen, deren Ende sowohl für Dagobert als
auch Gundel alles andere als zufriedenstellend
ist. Dass Giorgio Bordinis Zeichnungen nicht ganz
auf demselben Level sind wie die von den
Gebrüdern Barosso ersonnene Story ist zwar
anzumerken, verdirbt einem das Vergnügen aber
keinesfalls.
Die Panzerknacker gehn baden (im
Inhaltsverzeichnis als Die Panzerknacker
gehen baden aufgeführt) schließlich ist
der prima Schlussakt eines prima LTBs. Tick,
Trick und Track werden unter einem Vorwand auf
ein Schiff gelockt, wo sie in die Hände der
Panzerknacker geraten, die mit ihnen in See
stechen. Die Banditen wollen mit dieser
Geiselnahme Dagobert zur Zahlung von lockeren
drei Milliarden Talern erpressen, doch hat sich
was: Geld gibts keins, vielmehr entwickelt
sich ihr Vorhaben zum totalen Desaster. Während
die drei Kleinen froh sind, nicht in die Schule
gehen zu müssen und eine lange Vergnügungsreise
genießen - auf Kosten ihrer Kidnapper, denen sie
hübsch auf der Nase herumtanzen. Zwar könnten
einem die hier größtenteils beinahe sympathisch
auftretenden Panzerknacker fast schon ein klein
wenig Leid tun, aber das mindert den Spaß an
dieser köstlichen und nett illustrierten
Geschichte freilich nicht. Sind ja auch selbst
schuld, die Herrschaften ;-).
Der Titel 7:0 für Onkel Dagobert
übrigens wird, das nebenbei noch, in der bzw.
durch die Vor- und Rahmengeschichte erklärt.
Dass diese auch nicht übel ist und dazu
akzeptabel gezeichnet (zumindest für Peregosche
Verhältnisse), stellt ein zusätzliches Plus
dar. Aber auch ohne dieses gäbe es von Seiten
des Rezensenten an einer klaren Leseempfehlung
nichts zu rütteln.
von Gastautor Marusch, März 2010
ÜBERSICHT:
- Vorgeschichte
(Z: G.Perego / I-CWD 38-A)
- Die Schatzinsel
(S: R.Cimino / Z: R.Scarpa / I TL 562 A)
- Onkel Dagoberts beste Rolle (S: O.Pavese / Z:
M.de Vita / I TL 560-B)
- Onkel Dagobert und der Kampf der Kolosse (S:
R.Cimino / Z: R.Scarpa / I TL 565-A)
- Onkel Dagobert kriegt sich in die Wolle (S:
R.Cimino / Z: R.Scarpa / I TL 551-B)
- Onkel Dagobert im Reich der Düfte (S:
A.+G.Barosso / Z: G.Bordini / I TL 519-A)
- Der Dieb im
schwarzen Domino (S: P.Carpi / Z: G.Chierchini /
I TL 568-B)
- Die Panzerknacker gehen baden (S: G.Dalmasso /
Z: G.Scala / I TL 523-B)'
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