Da lässt der Herr Rezensent keinen Widerspruch gelten: Die Micky-LTBs hatten eine Hochzeit, welche Mitte der 1970er begann und 1981 mit dem großartigen „Ein Fall für Micky“ sowohl ihren Höhepunkt als auch ihren Abschluss hatte. Dass eine Maus auf dem Cover in jener Phase aber nicht zwangsläufig gleichbedeutend war mit einer tollen oder auch nur guten Ausgabe, belegt dieses mittelprächtige Werk von 1980.

Los geht es sogar auf ziemlich schlechtem Niveau. Mit einem Vorgeschichtchen, das nicht nur inhaltlich fad ist und von Perego gewohntermaßen unattraktiv gezeichnet wurde, sondern auch keinerlei Bezug zur ersten Story hat.

Diese, Galante Duelle genannt, ist dann auch nicht mehr als schlicht mau. Micky urlaubt mit Minni in Galantinien, wo einst, wie er erfährt, Duelle an der Tagesordnung waren. Beim nächsten Nickerchen träumt Micky daraufhin seinen eigenen Mantel-und-Degen-Film. Mit sich selbst in der Hauptrolle als Edelmann, der mit anderen Edelmännern in Streit gerät, um ihnen dann im Duell zu zeigen wo die Klinge hängt. Und damit mächtig Eindruck bei einer - wie besagte Edelmänner bestens bekannt aussehenden - Komtess schindet. Weil er aber im Schlaf von dieser Komtess schwärmt, kriegt unser Held nach dem Aufwachen Ärger mit seiner Dauerverlobten. Ein Wenig an Handlung, Micky als recht aufgeblasene Supermaus, obendrauf noch Minni als aggressiv eifersüchtiges Gewaltweib - wären da nicht die guten Bilder von Luciano Gatto, diese Nummer wäre ein ernsthafter Flopkandidat. So reicht es noch für ein „Mäßig“, sparen kann man sich die 32 Seiten dennoch.

Und mit Der Lampen-Trick wird es anschließend nicht groß besser. Micky und Goofy statten ihrem alten Freund Käpt’n Kutter einen Besuch ab. Dem geht es nicht gut, müssen sie feststellen: Schulden drücken ihn, und es droht ihm der Verlust seines Bootes. Dabei, so erzählt er, sei er kürzlich auf ein wertvolles Wrack gestoßen. Doch bevor er auch nur die Position hätte bestimmen können, wäre er von einem Sturm abgetrieben worden. Micky glaubt ihm seine Schilderung und will nun retour nach Entenhausen. Dort möchte er seinen Anwalt um Rat fragen, wie verhindert werden kann, dass man dem Käpt’n seinen Fund streitig macht. Aber die Geschichte nimmt einen ganz anderen Verlauf. Und dass sie das tut, liegt an zufälligen Wendungen, mit denen es hier einfach übertrieben wurde. Auch sonst ist die Story nichts Besonderes, und Scalas Visualisierung haut einen auch nicht gerade um.

Optisch gefälliger ist Die Helden des Weltraums. Inhaltlich ebenso, vorausgesetzt, man nimmt die Chose nicht allzu ernst und ist grundsätzlich empfänglich für ein überdrehtes SciFi-Spektakel. Ansonsten wird man die Sache wohl eher als hektischen Unsinn abtun. Die Handlung in Kürze: Micky, Goofy und Minni sind von einer „intergalaktischen Sondertruppe“ als perfekt geeignete neue Mitglieder ausgesucht worden. Sie erklären sich auch gerne bereit, die Truppe in ihrem Kampf gegen eine Horde Weltraumpiraten zu unterstützen. Schon bald müssen sich die drei neuen Soldaten bewähren, denn die Allfreibeuter haben sich als neuestes Plünderungsziel ausgerechnet die Erde ausgesucht. Zwar können Micky, Goofy und Minni die mit recht eigenwilligen Mitteln (u.a. fliegenden Riesentorten(!)) durchgeführte Attacke zunächst abwehren, doch dann entführen die Piraten Minni... Wie geschrieben, jedermanns Sache ist diese Story sicher nicht. Und dass die Rahmengeschichte sie zu einem Traum macht, ist nicht das Schlechteste. Dass es sich dabei um einen Traum Minnis handelt, fungiert nebenbei als „Erklärung“ dafür, dass sie hier als auserwählte Heldin mit von der Partie ist. Was ohne diese doch leicht wunderlich wäre respektive ist. So oder so, vom Verfasser dieser Zeilen gibt es ein knappes Grün, weil ihn neben Scarpas Zeichnungen auch einige schräge Einfälle sowie besonders das flotte Tempo ansprechen.

Eine Heimfahrt auf Umwegen erlebt Micky im anschließenden Kapitel. Weil sie ihn mit dem Prinzen von Balampur verwechseln, kidnappen ein paar Gauner ihn an Bord einer Passagiermaschine Richtung Entenhausen. Nach einem Absprung per Fallschirm geht es mit einem U-Boot in das Versteck der Verbrecher, deren Anführer sich als Kater Karlo herausstellt. Der ist zuerst natürlich alles andere als begeistert darüber, wen man ihm da statt des erwarteten „Gastes“ angeschleppt hat. Doch kurzerhand wird ein zweiter Versuch geplant, den Prinzen zu verschleppen, und Micky zur Arbeit als Küchensklave gezwungen. Zwar gelingt der Maus schnell die Flucht, aber nun gilt es noch die Entführung zu vereiteln - ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Der Zufall spielt in dieser Story mal wieder eine etwas große Rolle, ansonsten ist sie jedoch absolut solide. Mehr allerdings auch nicht, wobei für die Illustrationen das Gleiche gilt.

Damit sind sie aber immer noch um einiges besser als jene von Das Wettrennen um den Rennfahrer. Der Name Perego sagt dazu einmal mehr alles, wenngleich er hier eine für seine Verhältnisse schon eher überdurchschnittliche Arbeit abgeliefert hat. Die Geschichte selbst ist im Großen und Ganzen annehmbar, ohne freilich größeren Eindruck zu hinterlassen. Der Inhalt: Micky wird von einer Zeitschrift als Reporter für das Formel 1-Rennen in Antipodien angestellt. Goofy nimmt er als Fotografen mit, und dem gelingt vor Ort ein besonderer Schnappschuss: Man sieht auf dem Bild, wie der große Favorit Gus Bleifuß aus Parabolien von einem Unbekannten entführt wird. Bleibt Bleifuß verschwunden, kann er natürlich nicht beim Rennen antreten und es gewinnen. Und gewinnt er es nicht, droht in Parabolien ein Aufstand der sportfanatischen Bevölkerung. Ein weiteres Foto Goofys bringt ihn und Micky auf eine Spur, die schließlich zu einem unguten Bekannten führt.

Der Schmelzstrahl ist die neueste Erfindung des Professors Alois Allzweck. Konkret handelt es sich dabei um eine Pistole, deren lautloser und unsichtbarer Strahl jedes Metall zum Schmelzen bringt. Und dabei muss die Waffe nie nachgeladen werden. Ein dolles Ding - findet auch Kater Karlo, klaut die Pistole kurzerhand und geht damit ganz massiv auf Beutezug. Der Professor wiederum will die Polizei nicht einschalten, weil die Erfindung geheim bleiben soll. Bloß gut, dass er einen gewissen Micky Maus kennt. Denn der hat schließlich eine Idee... Angenehm zu lesende Story, die für eine grüne Bewertung aber klar zu wenig bietet.

Und damit sind wir auch schon beim Finale Wer andern eine Grube gräbt... In Begleitung Goofys will Micky einer Einladung des Archäologen Professor Nofret nachkommen. Doch die beiden treffen ihn bereits auf dem Weg: Sie finden ihn verletzt auf der Straße liegend, weil er mit seinem Wagen verunglückt ist. Es fehlt ihm zwar nicht viel, doch benimmt er sich recht abweisend. „Da stimmt doch was nicht!“, denkt sich die Maus nun nicht von ungefähr. Dass Nofret kurz darauf sein gesamtes Personal entlässt und durch zwei neue Diener ersetzt und dann auch noch verkündet wird, er wolle seine komplette Sammlung versteigern lassen, erhärtet diesen Verdacht nur. Schließlich dringen Micky und Goofy gemeinsam mit Nofrets Ex-Butler Hubert, der sich ihnen inzwischen angeschlossen hat, in des Professors Vila ein, um der Sache auf den Grund zu gehen. Doch sie geraten in einen Hinterhalt. Im Keller eingesperrt, trifft man dort auf einen weiteren Gefangenen - einen ganz speziellen sogar. Und das bleibt nicht die letzte überraschende Entwicklung. Der Plot ist vielleicht nicht immer hundertprozentig plausibel, aber spannend sowie ansehnlich illustriert ist dieser Krimi auf jeden Fall. Ein „Gut“ darf man dafür vergeben.

Das ändert freilich nichts daran, dass man es alles in allem mit einem für seine Zeit schwachen Maus-Band zu tun hat. Man darf sogar vom schwächsten aus der eingangs erwähnten Periode sprechen. Das unterstreicht letzten Endes aber nur, welche Qualität damals bei den Micky-LTBs die Norm war.

von Gastautor Marusch, September 2011

ÜBERSICHT

- Vorgeschichte (S: G.Dalmasso / Z: G.Perego / I CD 36-A, später I CD 30-A)
- Galante Duelle (S: G.Dalmasso / Z: L.Gatto / I TL 917-C)
- Der Lampen-Trick (S: M.Gazzarri / Z: G.Scala / I TL 793-B)
- Die Helden des Weltraums (S: J.Siegel / Z: R.Scarpa / I TL 925-D)
- Heimfahrt auf Umwegen (S: O.Pavese / Z: G.Scala / I TL 790-B)
- Das Wettrennen um den Rennfahrer (S: O.Pavese / Z: G.Perego / I TL 938-B)
- Der Schmelzstrahl (S: G.Dalmasso / Z: L.Bottaro / I TL 642-B)
- Wer andern eine Grube gräbt... (S: G.Pezzin / Z: G.Cavazzano / I TL 975-A)

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