Diese (M)ausgabe erschien im September 1982 und damit am Vorabend einer längeren Schwächeperiode des LTBs. Kritisch betrachtet, kann man sie auch als bereits dieser Phase zugehörig, als ein frühes Beispiel dafür bezeichnen: Einige Beiträge darin sind zwar gutklassig, der Rest jedoch ist relativ durchwachsen. Und der Gesamteindruck dementsprechend zwiespältig. Dazu, Micky-Skeptiker oder gar -Gegner zu „bekehren“, eignet sich dieses Werk jedenfalls höchstens bedingt.

Der Auftakt kommt dabei mit Das Geheimnis der gestohlenen Autos recht tadellos daher. Die Story führt uns in ein Entenhausen, in dem eine Welle von Autodiebstählen grassiert. Im Gegensatz zu Polizei und Maus ist dem Leser klar, wer die Täter sind: Kater Karlo und ein Komplize (in Form des hier namenlosen Balduin Beutelschneider). Offiziell betreiben die Zwei einen Gebrauchtwagenhandel, in dem sie in Wirklichkeit die geklauten Fahrzeuge ausschlachten oder umgestalten und anschließend zum Verkauf anbieten. Als ausgerechnet Goofy die bislang leer gestandene Tankstelle nebenan übernimmt, passt das dem kriminellen Duo gar nicht. Um den unerwünschten Nachbarn wieder zu vertreiben, sabotiert es dessen Betrieb nach Leibeskräften. Die Zwischenfälle bringen jedoch schließlich Micky dazu, sich so seine Gedanken zu machen - und das Weitere ist nicht gerade überraschend. Allerdings lebt diese Geschichte auch nicht von ihrer Spannung, sondern von ihrer spritzigen, flüssigen Umsetzung und einigen amüsanten Momenten. Gefällt, nicht zuletzt auch wegen Massimo da Vitas zeichnerischer Arbeit.

Um einiges weniger gefällt Eine wurmige Angelegenheit. Ein Zweiseiter mit Micky, Mack, Muck, etwas Moral und einer mehr als nur etwas müden Pointe. Mäßig.

Micky und die Lokomotiven-Wettfahrt reißt im Anschluss nicht sonderlich viel mehr. Micky und Goofy haben in aller Bescheidenheit die „Alleskönner GmbH“ gegründet und schon bald einen hochdotierten Auftrag an der Angel: Sie sollen mit einer Lok der Rapido AG eine Testfahrt unternehmen und dabei schneller sein als die Konkurrenz namens Volldampf & Co. Vom Erfolg dieser Fahrt hängt für das Hause Rapido ja bloß ein eminent wichtiger Deal ab, warum sollte man dort also auch nur in Erwägung ziehen, vielleicht erfahrene Lokführer zu engagieren, wenn man schon tatsächlich keine eigenen Leute dafür hat? Na eben … Sei’s drum, ins Spiel kommt nun Kater Karlo. Der bietet der bereits erwähnten Konkurrenz – natürlich gegen Bezahlung – an dafür zu sorgen, dass es mit einem Triumpf der „Alleskönner“ nichts wird. Und diese Offerte wird von den wenig sauberen Volldampf-Herren auch gerne angenommen. Kann Karlo mit seinen miesen Machenschaften das erwartete Ende verhindern? Einmal darf geraten werden. Nein, spannend ist was anderes, und der Plot ist sowieso nicht preisverdächtig. Ein paar witzige Stellen machen das Ganze wenigstens noch annehmbar, aber mehr als eher halbgare Hausmannskost ist es unterm Strich auf keinen Fall.

Innerhalb kurzer Zeit werden zwei Entenhausener Nobelanwesen ausgeräumt, ohne dass die Bewohner etwas merken. Denn sie schlafen währenddessen tief und fest. Die geheimnisvollen Einbrüche stellen Kommissar Hunter vor ein scheinbar unlösbares Rätsel, also wird Micky samt Goofy um Beistand ersucht. Der schlaue Großohrige analysiert die Fälle, erkennt ein Schema im Vorgehen der Ganoven, und aus seiner Schlussfolgerung heraus stellt man diesen eine Falle. Doch der Schuss geht nach hinten los, und ein weiterer Einbruch ist zu beklagen. Micky gelingt es im weiteren Verlauf zwar herauszufinden, dass und wie die Täter für ihre Beutezüge ein Schlafmittel eingesetzt haben, aber noch ist offen um wen es sich dabei handelt. Da bringt Goofy seinen Freund zufällig auf eine Idee … Lesenswert ist diese klassische Krimiepisode gewiss, auch wenn man sich als aufmerksamer Leser die Antwort(en) auf ein oder zwei Fragen selbst zusammenreimen muss. Die Illustrationen sind dem Inhalt nicht ebenbürtig, aber okay. Jedenfalls dafür, dass sie von Perego stammen. In Summe ist eine Bewertung im unteren grünen Bereich angemessen.

Der, leider wesentlich schlechtere, nächste Akt behandelt Eine rätselhafte Anzeige. Nach mehreren Überfällen auf Juweliere wird Micky einmal mehr von Kommissar Hunter um Mithilfe gebeten. Gleich unmittelbar darauf macht ihn Goofy auf eine Annonce aufmerksam, die er in der Zeitung entdeckt hat: „Juwelenankauf zu den üblichen Bedingungen“, steht darin. Micky denkt sich nun, dass Goofy mit seiner Vermutung, hinter dem Inserat könnte ein Hehler stecken, möglicherweise gar nicht so falsch liegt. Also sucht er die angegebene Adresse auf und erfährt dort bald, dass Goofy tatsächlich einen richtigen Riecher hatte. Der Rest ist nicht wirklich erwähnenswert … Schade, dass die Story nach einem verheißungsvollen flotten Beginn schnell stark nachlässt und auf schwachem Niveau verbleibt. Der Plot, den sich Dalmasso wohl eher nebenbei ausgedacht hat, taugt wenig und ist teils auch unplausibel, dazu sind Chierchinis Bilder keine Augenfreude. Eine Eintütung als Flop ist zwar vielleicht dennoch ein bisschen hart, aber bestimmt nicht ungerecht.

Micky und die Hypnotisier-Briefe hingegen ist ein Maus-Krimi, wie er sich gehört: klug aufgezogen, dicht und spannend in Szene gesetzt. Der Fall, mit dem es Micky eingangs zu tun bekommt, ist ein mysteriöser Einbruch: Der Edelsteinhandel „Karat & Co“ wurde ausgeraubt, ohne dass die Täter die kleinste Spur hinterlassen haben. Der Leser weiß etwas mehr als der Mäuserich, nämlich dass Herr Karat höchstpersönlich den Verbrechern behilflich war. Kurz darauf verschwindet erst Karats Hausdiener von der Bildfläche (Der Leser ist auch hier wieder ein bisschen mehr im Bilde als Micky), ehe sich die Diebe nach bewährtem Muster in einer Bank bedienen. Entsprechend ist es nun deren Direktor, der ihnen jegliche Arbeit abnimmt. Diesmal gibt es allerdings einen Augenzeugen, der unserem Top-Schnüffler anonym eine Info über das Gesehene zukommen lässt. Micky steht damit zunächst vor einem weiteren Rätsel, kommt dann aber fix mit seinen Ermittlungen voran. Das jedoch bleibt den Tätern nicht verborgen, und so beschließen sie ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Dies wird aber durch einen Zufall vereitelt, welcher den Weg ebnet für ein Finale, in dem Goofy (unfreiwillig) einen ungewohnten Part spielt. Einige Punkte sind hier ungeachtet des eingangs erwähnten Lobes schon zu bekritteln: ein Detailfehler am Ende; das Fehlen von Antworten auf ein paar Fragen, von denen eine sogar von Freund Maus konkret ausgesprochen wird. Und der Titel der Story, gibt dieser doch unnötigerweise einen deutlichen Hinweis auf … - Nun ja, wer es sich nicht denken kann, dem sei es an dieser Stelle auch nicht verraten. Wie auch immer, trotz dieser Mankos verdient die Geschichte, und das spricht natürlich nur für die Qualität des Plots, ein „Gut“. Mitverantwortlich dafür ist auch Cavazzanos Visualisierung, die kein Meisterwerk darstellt, aber einwandfrei zum Geschehen passt.

Schön wär’s, würde es auf diesem Level weitergehen. Das tut es indes mit Indianer ehrenhalber definitiv nicht. Im Gegenteil kann man dieses Episödchen auch überblättern. Wer sich anders entscheidet, lernt darin zwei Vorfahren von Micky und Goofy kennen, die seinerzeit bei der Kavallerie dienten. Und bekommt geschildert, wie sie sich einst auf die Suche nach wertvollen Rohstoffen in einem unbewohnten Gebiet machten. Von ihrer rechtzeitigen Rückkehr, innerhalb von zwei Wochen, mit Funden im Gepäck hing eine Menge ab: Nur so konnte nämlich noch die Zwangsumsiedlung eines auf bodenschatzreichem Terrain lebenden Indianerstammes verhindert werden - und damit ein Krieg. Zwar wurden sie auf ihrer Expedition reichlich fündig, doch dann fing ihnen die Zeit an davonzulaufen … Die Grundidee hätte sicher Potenzial gehabt, die Umsetzung jedoch ist mau, abgesehen nur von Asteritis passablen Zeichnungen. Als zusätzliches Minus nimmt die Einleitung der Story den für sich schon sehr vorhersehbaren Ausgang der Rohstoffsuche quasi eh vorweg. Kein wirklicher Fehlschlag, aber ziemlich belanglos.

Micky und die Ritterrüstung (im Inhaltsverzeichnis: „Micky und die Ritterrüstungen“) ist der zweite und letzte kurze Füller in diesem Band. Ebenfalls ein Zweiseiter und im Vergleich zu seinem „Kollegen“ der gefälligere, weil etwas witzigere. Mehr als ganz nett indessen freilich nicht.

Der finale Beitrag führt uns ins Frankreich des Jahres 1628 und spielt lose vor dem Hintergrund der damaligen Belagerung von La Rochelle (hier: La Chorelle). Weil sich besagte Belagerung hinzieht, möchte der König vor Ort Infos über den Stand der Dinge einholen. Davon soll der Befehlshaber der belagernden Truppen, Marschall Plambon (Kater Karlo), jedoch nichts mitbekommen. Denn der Regent gedenkt ihn abzusetzen, dies aber ist nur möglich, wenn er ihn bei einem Fehler ertappt. Um ihn beobachten zu können, will der König inkognito Unterkunft beziehen im Schloss Sangfroid, das in Nähe des Hauptquartiers von Plambons Einheiten liegt. Damit, dem Grafen Sangfroid Die Botschaft des Königs über dessen bevorstehende Ankunft zu übermitteln, werden zwei Musketiere beauftragt: Herzog Monsouris („genannt Micky Maus“) und Marquis de Gofano („genannt …“ - Na, wer errät es?). Unterwegs machen die beiden nicht nur Bekanntschaft mit der Komtesse von Sangfroid (Minni), sondern geraten auch mit Männern Plambons aneinander. Die sowie der Marschall höchstselbst sorgen dafür, dass aus der Dienstreise unserer zwei Musketiere ein gefährliches Abenteuer wird. Doch natürlich kann der König auf seine beiden Mannen zählen, wobei die Komtesse ihnen eine wertvolle Hilfe ist. Herausragend ist diese Mantel-und-Degen-Story zwar nicht, aber durchaus unterhaltsam und auch optisch brauchbar. Für eine Benotung in Grün fehlt zwar alles in allem ein wenig, doch ein gediegener Abschluss eines nicht immer gediegenen LTBs ist sie zweifellos.

von Gastautor Marusch, Mai 2010

ÜBERSICHT

- Das Geheimnis der gestohlenen Autos (S: A.Dester / Z: M.de Vita / IS TL 1227-B)
- Eine wurmige Angelegenheit (Z: J.Bradbury / S 74084)
- Micky und die Lokomotiven-Wettfahrt (S: J.Siegel / Z: G.Scala / I TL 952-A)
- Die geheimnisvollen Einbrüche (Z: G.Perego / I TL 538-C)
- Eine rätselhafte Anzeige (S: G.Dalmasso / Z: G.Chierchini / I TL 936-A)
- Micky und die Hypnotisier-Briefe (S: O.Pavese / Z: G.Cavazzano / I TL 959-A)
- Indianer ehrenhalber (S: C.Chendi / Z: S.Asteriti / I TL 830-C)
- Micky und die Ritterrüstungen (S: D.Connell / Z: M.Gonzales / ZM 73-10-14)
- Die Botschaft des Königs (S: G.Dalmasso / Z: J.Ferrer / IS TL 1297-B)

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ROT: Flop