Wie
für die Zeit seines Erscheinens (1985)
keineswegs untypisch, bietet das LTB Nr. 104 eine
Vielzahl an Geschichten. Dabei, und das war in
jener Phase nun keine Selbstverständlichkeit,
klafft aber zwischen Quantität und Qualität
keine größere Lücke: Absolute Highlights sind
zwar Fehlanzeige, doch die positiven Eindrücke
überwiegen eindeutig, und insgesamt lässt sich
dieser Ausgabe immerhin das Prädikat guter
Durchschnitt verleihen.
In der ersten Story Das indirekte Rezept
ergibt eine Untersuchung, dass Donalds Blut
aufgrund übermäßigen Umgangs mit Geld stark
verunreinigt ist. Insofern nicht unplausibel, als
dass er zuvor im Geldspeicher seine Schulden
abgearbeitet hat. Zur Genesung wird ihm, neben
viel Bewegung, verordnet, mindestens einen Monat
lang jeden Kontakt mit Geld zu vermeiden.
Überraschenderweise erklärt Dagobert sich
bereit, seinem Neffen und dazu Tick, Trick und
Track sowie sich selbst einen vierwöchigen
Urlaub auf Bellanesien zu spendieren. Dort gibt
es nämlich kein Geld, sondern stellen Muscheln
das Zahlungsmittel dar. Seinen unerwarteten
Schritt erklärt Dagobert damit, sich für
Donalds Gesundheitszustand verantwortlich zu
fühlen. So machen sich die Fünf auf ins
geldfreie Inselparadies, wo Donald allerdings
kein paradiesischer Aufenthalt bevorsteht
Stichwort viel Bewegung. Und am Ende
muss er feststellen, von Dagobert aufs Kreuz
gelegt worden zu sein
Das Motiv
schädlicher Auswirkungen eines exzessiven
Umgangs mit Geld kommt einem zwar nicht so ganz
unbekannt vor, aber was solls: Die
Geschichte liest sich kurzweilig, und da sie
zusätzlich von Gatto attraktiv gezeichnet wurde,
kann man - mit einem zugedrückten Auge - eine
grüne Bewertung vergeben.
Geschützte Tiere wollen die
Panzerknacker im anschließenden Zweiseiter aus
einem Safaripark klauen, erleiden dabei jedoch
gewaltig Schiffbruch. Einigermaßen nett, nicht
weniger, aber mehr schon gleich gar nicht.
Das Glück liegt auf dem Müll
heißt es darauf für Donald: Dank einer Unmenge
auf der Müllkippe zusammengeklaubter
Sammelbilder gewinnt er eine Aktion des Hauses
Daggi-Suppenwürfel. Und damit einen
Sportwagen. Leidtragender ist
Dagobert, dem die Daggi-Fabrik gehört. Der Plot
ist zwar alles andere als sensationell, die
Umsetzung aber - auch in optischer Hinsicht
zufriedenstellend.
Der magische Zylinder alias der
Zauberzylinder von Mandrax ist gemäß seines
Namens ein besonderes Exemplar der Gattung Hut:
Mit ihm lässt sich nämlich herzaubern, was
immer man sich wünscht. Kaum, dass Dagobert eher
zufällig (und auf nicht ganz anständige Weise)
in seinen Besitz geraten ist, bekommen die
Panzerknacker Wind davon. Natürlich wollen sie
ihn sofort wieder um das Wunderdings erleichtern,
und nach einigem Hin und Her gelingt ihnen das
auch. Am Ende stehen sie jedoch mit leeren
Händen da, allerdings kann sich Dagobert ebenso
nicht mehr an seinem Spezialzylinder erfreuen.
Wieso, sei hier nicht verraten, soviel aber
schon: Die Story ist zwar in keiner Weise etwas
Besonderes, dank ihres recht flotten Tempos aber
ganz unterhaltsam.
Nichts Besonderes, aber ganz
unterhaltsam gilt auch für die folgende
Episode, in der Dagobert und Klaas Klever einen Kampf
der Giganten ausfechten. Dieser beginnt
damit, dass sie als verdiente Mitbürger
Entenhausens mit jeweils einem Denkmal
geehrt werden sollen. Weil sie sich aber im
Rathaus eine handfeste Auseinandersetzung
darüber liefern, wem das höhere Monument
zusteht, werden sie dazu verdonnert,
sich ihre Standbilder selbst bauen zu müssen.
Beide gehen auch umgehend ans Werk, wobei sie
sich alles (Un)mögliche einfallen lassen, um die
Konkurrenz zu übertrumpfen. Dass Dagobert dabei
kein bisschen auf die Kosten achtet, mag etwas
verwundern, macht die Sache aber nicht
schlechter.
Kanonendonner ertönt in der
nächsten Story. Das deshalb, weil Dagobert
seinen Geldspeicher mit einem neuen
Abwehrmechanismus hat ausrüsten lassen: Kanonen,
die per Greifarmapparat bedient werden. Einer
Erfindung aus dem Hause Düsentrieb, die
zusätzlich mit einem
Antipanzerknackersensor ausgerüstet
ist. Der soll die Maschinerie automatisch in Gang
setzen, sobald die Bande in die Nähe kommt. Dass
dieser Sensor auch ausgezeichnet funktioniert,
müssen die Knacker bald schmerzvoll erfahren.
Zwar gelingt es ihnen schließlich, Dagoberts
Verteidigungssystem für ihre Zwecke auszunutzen,
am Ende gehen aber nicht sie als die Gewinner
hervor, sondern Donald und seine Neffen. Wie es
zu letzterem kommt ist nicht hundertprozentig
plausibel, und die Geschichte selbst zählt zu
den schwächeren des Bandes. Für sich genommen
ist sie aber immer noch annehmbar. Und dass man
die Panzerknacker darin mal wieder lässige Reime
singen erlebt, stellt eine nette Beigabe dar.
Danach kommt mit Der letzte Tropfen
ein Lückenfüller, der Donald im Clinch mit
einem leckenden Wasserhahn zeigt. Drei Seiten,
die nicht weh tun, überblättert man sie jedoch,
verpasst man kaum etwas.
Und landet dazu etwas schneller bei einem der
Höhepunkte des Bandes, namentlich Die
Räuberbienen. Auf nur 29 Seiten bietet
diese Geschichte einiges: einen ordentlichen
Plot, der fix und stimmig vorangetrieben wird,
eine Prise guten Humors sowie passable
Zeichnungen, die mit ein paar witzigen Details
aufwarten. Zum Inhalt: Die Panzerknacker werden
zu Zwangsarbeit auf einem Bauernhof verurteilt
(Ja, die Sitten können rau sein in Entenhausen
), wo sie nach einiger Zeit eine
Bienenzucht aufmachen. Dagobert derweil plagt der
Umstand, dass seine Erzfeinde nicht im Gefängnis
sitzen. Und als psychosomatische Folge dessen
auch das Rheuma. Ein Arzt rät ihm zu
Sandbädern, jedoch will er die Stadt aus Angst
vor den Panzerknackern nicht verlassen. Also
lässt er sich auf dem Dach des Geldspeichers
seinen eigenen Strand anfertigen u.a. mit
Sand aus purem Gold. Die spezielle Kur verfehlt
ihre Wirkung nicht, und schließlich ist Dagobert
wieder soweit fit, dass er eine Geschäftsreise
antritt. Sein wertvolles künstliches Idyll
wähnt er dank eines hermetisch verschließenden
Dachs sicher, zudem haben sich die Panzerknacker
seit ihrem Arbeitsantritt nichts Auffälliges
geleistet. Doch ohne es zu merken, geht ihm bei
der Abreise eine Parfümflasche kaputt
Welch große Wirkung diese kleine Ursache hat und
wie die ganze Sache letztlich in einem
turbulenten Kampf um den Goldsand mündet, bei
dem die Bienen ein gewichtiges Wörtchen
mitreden, sollte man schon selbst lesen. Das
Urteil Daumen hoch geht hier
einwandfrei in Ordnung.
Die Knoblauchfalle hingegen ist
ein überflüssiges Füllsel mit einer ziemlich
dümmlich auftretenden Daisy, das allerdings den
einzigen echten Flop in diesem LTB darstellt.
Außerdem steigt das Niveau dank Der
geteilte Berg darauf wieder deutlich an.
Erneut wetteifern Dagobert und Klaas Klever,
diesmal um einen mitten im Dschungel liegenden
Berg. In dessen Inneren lagert nämlich ein
reichhaltiges Goldvorkommen. Da die
Goldförderung nur demjenigen erlaubt ist, der
den Berg als erster in einem Zug erreicht (Ja,
die Gesetze können merkwürdig sein außerhalb
von Entenhausen
), machen sich die
Kontrahenten daran, je eine Bahntrasse durch den
Urwald zu bauen. Nicht weiter überraschend
scheut Klaas Klever dabei keinen Preis, während
Dagobert seinen Neffen und seine Großneffen mit
Messern und Muskelkraft ans Werk gehen lässt.
Und ebenso wenig überraschend betreiben beide
Parteien fröhlich gegenseitige Sabotage. Zuletzt
ist sowohl Dagobert als auch Klever ein Happy End
beschienen, auf das der Titel bereits einen
Hinweis gibt
Die vom großen Romano Scarpa
erdachte Story ist zwar nicht gerade groß, wurde
aber in jeder Beziehung wirklich ansprechend in
Szene gesetzt.
Noch einen Tick besser ist dann Die
große Party. Diese schmeißt Klaas
Klever als Empfang für den Maharadscha von
Gutlaunestan. Dagobert ist explizit nicht
eingeladen, aber das hindert ihn nicht daran,
sich Zutritt zu verschaffen. Gleich unmittelbar
darauf entdeckt er, dass es sich bei dem
hohen Gast um einen diebischen
Betrüger handelt. Kurzerhand setzt Dagobert den
Hochstapler außer Gefecht, ohne aber danach
Alarm zu schlagen. Vielmehr schlüpft er selber
in die Rolle des Maharadschas, um die Fete nach
seinem Geschmack in Schwung zu bringen. Und weil
er schließlich den Fluchtversuch des sich
befreit habenden Schurken vereitelt, ist er am
Ende sogar der Held des Abends. Bis dahin kann
sich der Leser an einer amüsanten Geschichte
erfreuen, die durchgehend gut unterhält und auch
visuell gefällt.
Der Helfer der Unterdrückten
möchte Habakuk sein, der nach dem Genuss eines
Buches über Robin Hood gedenkt, es ebenfalls von
den Reichen zu nehmen und den Armen (Vor
allem mir!) zu geben. Sonderlichen Erfolg
hat der kauzige Einsiedler damit allerdings nicht
Akzeptable
Kurzgeschichte mit ein paar gelungenen Gags.
Im nächsten Akt bereitet Die Macht der
Sterne Dagobert Probleme. Genauer gesagt
ist dafür ein Satellit verantwortlich: Wenn
dieser nämlich über ihn hinweg fliegt,
überkommt den Phantastillionär der Drang, Geld
zu verprassen. Dass die Panzerknacker auf diesen
Umstand aufmerksam werden, macht die
Angelegenheit für Dagobert natürlich nicht
einfacher
Die Grundidee mag man blöd oder
originell finden, wahrscheinlich ist sie
letztendlich beides. Die Geschichte selbst
jedenfalls hat ihre Momente und ist alles in
allem okay, wenngleich Luciano Capitanio hierfür
einmal mehr nicht übermäßig hübsche
Zeichnungen abgeliefert hat.
Zum Abschluss gibt es mit Der Besuch
noch einen Zweiseiter. Der uns einen merkwürdig
aussehenden Dagobert präsentiert, was dann aber
auch schon das einzig Bemerkenswerte daran ist.
Kein tolles Finale, das allerdings auch nicht
weiter negativ ins Gewicht fällt. von Gastautor Marusch,
November 2009
ÜBERSICHT
- Das indirekte
Rezept (S: R.Catalano / Z: L.Gatto / I TL 758-C)
- Geschützte Tiere (Z: T.Strobl / S 72325)
- Das Glück liegt auf dem Müll (S: E.Missaglia
/ Z: G.Carpi / I TL 579-B)
- Der magische Zylinder (S: R.Cimino / Z:
G.Bordini / I TL 569-B)
- Kampf der Giganten (S: M.Gazzarri / Z: R.Scarpa
/ I TL 957-A)
- Kanonendonner (S: R.Cimino / Z: G.Carpi / I TL
448-A)
- Der letzte Tropfen (S+Z: J.Hannah / W WDC
78-05)
- Die
Räuberbienen (S: R.Cimino / Z: R.Scarpa / I TL
517-A)
- Die
Knoblauchfalle (S: B.Karp / Z: A.Taliaferro / ZD
69-01-19)
- Der geteilte
Berg (S+Z: R.Scarpa / I TL 489-A)
- Die große Party (S: G.Dalmasso / Z: R.Scarpa /
I TL 504-A)
- Der Helfer der Unterdrückten (Z: T.Strobl / S
72405)
- Die Macht der Sterne (S: O.Pavese / Z:
L.Capitanio / I TL 557-A)
- Der Besuch (S: B.Karp / Z: F.Grundeen / ZD
70-09-20)
GRÜN: Lesetipp
ROT: Flop
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