Der quietschvergnügte Donald auf dem Cover täuscht: Zwar steht er im LTB Nr. 107 im Rampenlicht, weil er darin aber hauptsächlich seine alte „Paraderolle“ als Pechvogel spielt, hat unser Lieblingsmatrosenanzugträger darin relativ wenig zu lachen. Selbiges hat der Leser mit dieser Ausgabe leider auch nicht sehr viel. Und von etwaiger sonstiger Unterhaltung kann ebenso keine all zu große Rede sein: Das Gesamtniveau ist bescheiden, wirklich gute oder gar hervorstechende Geschichten sucht man vergeblich. Dafür gibt es jede Menge durchschnittliches bis mäßiges Material, ohne Ausreißer nach oben, wohl aber mit solchen nach unten.

Den in jeder Beziehung mediokren Auftakt bildet Ein Bombengeschäft. Ein solches glaubt Donald zu machen als er kurzerhand einen Imbiss erwirbt, den er für eine Goldgrube hält. Allerdings entpuppt sich der Schuppen umgehend als das genaue Gegenteil. Zufallsbedingt gelingt es Donald zwar schnell, den Imbiss an seinen Vetter Gustav loszuwerden, aber auch dieser Deal geht für ihn nach hinten los …

In Die fliegenden Banknoten gerät Donald unter Verdacht, für das mysteriöse Verschwinden von Geldscheinen aus Onkel Dagoberts Villa verantwortlich zu sein. Auf der Flucht vor den Gesetzeshütern kann er die wahren Schuldigen entdecken: die Panzerknacker, die mittels einer Erfindung Daniel Düsentriebs eine bestimmte Insektenart zum Diebeswerkzeug umfunktionieren. Mithilfe des „Ingeniörs“ vermag Donald den Knackern das Handwerk zu legen, ein echtes Happy End ist ihm dennoch nicht vergönnt … Ohne freilich zu begeistern, ist dies noch so ziemlich die beste Story des ganzen Bandes. Sie haut einen zwar sicher nicht um, dazu bleiben ein oder zwei Fragen offen. Erzählt wird sie aber recht flott, die Optik gefällt, und ein paar witzige Momente haben auch darin Platz gefunden.

Was in Summe klar mehr ist, als Donalds Elefantenzucht zu bieten hat. In dieser zwar nicht wirklich schlechten, aber doch reichlich irrelevanten Erzählung findet Donald auf märchenhafte Weise einen Goldschatz. Das bleibt Dagobert nicht verborgen. Aus Angst, Donald könnte sein neues Vermögen bei der Konkurrenz anlegen, ersinnt er eine böse List. Aber keineswegs etwa eine, die dafür sorgen soll, dass er selbst an besagtes Vermögen kommt, wie nun eigentlich naheliegend wäre. Vielmehr will er seinen Neffen über einen Mittelsmann dazu bringen, das frisch gewonnene Kapital für eine – wie Dagobert glaubt nutzlose – Elefantenzucht auszugeben. Was auch prompt gelingt, doch letztlich fällt Dagobert dennoch auf den Schnabel, trotz eines weiteren miesen Tricks. Das erfreut zwar, ansonsten erfreut einen hier wenig.

Optische Täuschungen bereiten Donald in der nächsten Geschichte einigen Ärger. Verantwortlich dafür ist ein schräger Zauberer, der sich ins Zimmer von Tick, Trick und Track einmietet, während diese im Zeltlager des Fähnlein Fieselschweif weilen. Ganz nett, dazu gefällig gezeichnet (Stichwort Carpi, wobei dieser hier allerdings bestimmt nicht sein Meisterstück abgeliefert hat). Das war’s dann aber auch schon.

Donald als Tierarzt erleben wir im anschließenden, nicht weiter erwähnenswerten Zweiseiter, ehe Das „Goldene Schnauferl-Rennen“ ansteht. Ein Wettrennen für eigenhändig gebaute Modellautos, an dem auch Donald und Gustav teilnehmen. Wobei Donald zunächst beim Versuch, einen startklaren Wagen zusammenzubasteln, vor einige Schwierigkeiten gestellt ist. Im Ziel hat er dann zwar die Nase vorn, ist am Ende aber trotzdem der Verlierer. Halbwegs amüsant, doch Luciano Capitanios grafische Gestaltung ist kein Augenschmaus.

Dessen ungeachtet ist der Eindruck aber noch einwandfrei besser als jener, den die nach ähnlichem Muster gestrickte folgende Geschichte hinterlässt. In dieser liefern sich Donald und Gustav Wässrige Kämpfe, genauer gesagt einen „Wasserfünfkampf“ mit Disziplinen wie Angeln und Wasserski. Auch diesmal kann Donald den Wettbewerb für sich entscheiden, auch diesmal ist nichtsdestotrotz Gustav derjenige, der zum Schluss als Gewinner dasteht. Die Story ist weder lustig noch spannend noch originell, Peregos Zeichnungen taugen einmal mehr wenig. Und die Bewertung leuchtet dementsprechend rot.

Im Gegensatz dazu lässt sich den nächsten drei Beiträgen immerhin das Prädikat „Für zwischendurch mal okay“ verleihen: In Arbeitsplatzprobleme schafft Donald es, an einem Vormittag aus zwei Jobs gefeuert zu werden. Wie er das zustande bringt ist nicht ganz ohne Witz (auf Kosten der hier besonders gebeutelten Hauptfigur), und in der Darstellung (nicht nur) seiner Chefs vermag man durchaus so etwas wie Sozialkritik bzw. –satire zu erkennen. In Der Gesundheitsapostel versucht Donald, aus seinem chronischen Geldmangel heraus, kostenlos an eine deftige Mahlzeit zu kommen, letztlich trotz einiger „interessanter“ Ideen vergebens. Und in Heiteres Melodienraten liefert er sich einmal mehr einen Wettstreit mit Vetter Gustav. Diesmal eben einen musikalischen, der ausnahmsweise nicht schlecht für ihn ausgeht.

Der Fußball-Kaiser ist niemand anderes als Donald, der es - wie auch immer, aber sei’s drum -zum Top-Stürmer des FC Entenhausen gebracht hat. Als solchem kommt ihm allerdings der Literarische Zirkel Entenhausen, kurz Lizirent, in die Quere. Dieser richtet nämlich sein neues Vereinshaus neben Donalds Trainingsgelände ein, und die darin gehaltenen Vorträge stören unseren unfreiwillig mithörenden Kickerhelden empfindlich in seiner Konzentration. Was nicht sein einziges Problem mit den Literaturfreunden bleibt … Ob ein paar netter, wenngleich klischeebeladener Seitenhiebe auf Literaten und ihre Anhänger eine durchaus amüsante Story. Die wenig attraktive visuelle Umsetzung sorgt jedoch für Abstriche. Insgesamt aber trotzdem in Ordnung.

Das Spezial-Futter ist eine Kreation Donalds mit unangenehmen Nebenwirkungen: Die Mischung soll Singvögeln eine besonders kräftige Stimme verleihen und tut dies bei den als Versuchstieren dienenden Kanarienvögeln auch. Sie lässt die Piepmätze aber darüber hinaus rasch zu gefräßigen Ungeheuern monströser Größe heranwachsen. Klingt überzogen? Ist überzogen. Genauso wie die gesamte Geschichte - mit einem zu Beginn beachtlich gewalttätigen Donald - zwar nicht gänzlich unwitzig, alles in allem jedoch ziemlich belanglos ist.

Und zum Abschluss wird es dann noch einmal richtig schlecht. Erneut treten Donald und Gustav konkurrierend gegeneinander an, diesmal um den Titel Autofahrer des Jahres. Dabei provoziert zuerst Gustav Donald dazu, einen Unfall zu bauen. Darauf schlägt dieser zurück, indem er seinem Rivalen mal locker u.a. die Bremsen untauglich macht und die Lenkung manipuliert. Um am Ende dann doch einmal mehr leer auszugehen. Zum zweiten Mal in dieser Ausgabe gibt es eher unschöne Zeichnungen von Luciano Capitanio, und die Story besteht fast nur aus einer Aneinanderreihung gemeingefährlicher Bösartigkeiten. Wobei das Verhalten der Protagonisten auch noch als belustigend gedacht ist. Bei Clever & Smart gehört eine solche asige Aggro ja dazu und funktioniert dort auch, aber das ist eben auch eine andere Geschichte. Klares Urteil: Rote Karte in Form einer Bewertung in eben jener Farbe.

von Gastautor Marusch, November 2009

ÜBERSICHT

- Ein Bombengeschäft (S: A.+G.Barosso / Z: R.Scarpa / I TL 429-A)
- Die fliegenden Banknoten (S: A.+G.Barosso / Z: R.Scarpa / I TL 481-A)
- Donalds Elefantenzucht (S: R.Cimino / Z: G.Bordini / I TL 561-A)
- Optische Täuschungen (S: C.Chendi / Z: G.Carpi / I TL 528-A)
- Donald als Tierarzt (S: B.Karp / Z: A.Taliaferro / ZD 66-10-30)
- Das "Goldene-Schnauferl-Rennen" (S: R.Catalano / Z: L.Capitanio / IT 399-D)
- Wässrige Kämpfe (S: A.+G.Barosso / Z: G.Perego / I TL 344-B)
- Arbeitsplatzprobleme (S: E.Nofziger / Z: Jaime Diaz Studio / S 82102)
- Dr Gesundheitsapostel (Z: L.Gatto / I TL 532-C)
- Heiteres Melodienraten (S: E.Nofziger / Z: Jaime Diaz Studio / S 81033)
- Der Fußball-Kaiser (S: A.+G.Barosso / Z: G.Chierchini / I TL 396-A)
- Das Spezial-Futter (S: R.Cimino / Z: L.Capitanio / I TL 707-C)
- Autofahrer des Jahres (Z: L.Capitanio / I TL 518-D)

GRÜN: Lesetipp
ROT: Flop