Auf ihre Art stellt diese Ausgabe etwas Besonders dar: Mit nur sechs Geschichten schafft sie es, das komplette Niveauspektrum abzudecken. Von toller Comic-Unterhaltung bis zum Reinfall wird wirklich alles geboten, und dies dazu in völlig ausgewogenem Verhältnis. Das ist zwar bemerkenswert, zu einem Muss macht es diesen Band als Ganzes aber wohl kaum. Wie auch immer, im Folgenden nun ein Überblick über die einzelnen Beiträge:

Zum Auftakt ist Donald mal wieder schwer genervt, weil ihm einige Missgeschicke passiert sind. Auf Daisys Initiative hin konsultiert er einen Arzt, welcher ihm rät, sich Ein entspannendes Hobby zuzulegen. Konkret empfiehlt er den Modellbau. Zuerst kann Donald sich dafür gar nicht begeistern, doch in kürzester Zeit mutiert er zum Bastelfreak. Der mit Feuereifer, dafür aber nicht unbedingt mit Geschick und Glück bei der Sache ist. Zum Leidwesen Daisys, der die Geister, die sie indirekt rief, zunehmend auf den Geist gehen. Die Story ist nach recht bekanntem Muster gestrickt, landet jedoch in puncto Humor einige Treffer. Nicht zuletzt mit ihren Seitenhieben auf die Modellbauer-Gilde, welche freilich überzogen, aber gerade deshalb witzig als ein spezielles Völkchen dargestellt wird. Insgesamt ein, auch zeichnerisch, korrekter Einstieg, der im direkten Vergleich mit dem nächsten Akt allerdings klar den Kürzeren zieht.

Das Geheimnis der Statue markiert als Micky-Detektivgeschichte, die selbst in der Glanzzeit der Maus-LTBs positiv aufgefallen wäre, sogar bereits den frühen Höhepunkt dieser Nr. 182. Ein nächtlicher Hauseinbruch sowie ein Wohltätigkeitsbasar der Polizei, bei dem ein Unbekannter eine Statue erwirbt – das sind die wenig spektakulären und scheinbar, aber eben nur scheinbar nichts miteinander zu tun habenden Ausgangspunkte dieses Krimis. Die sich bald als ebenso clever konstruiert wie fesselnd entpuppt: Der Leser wird fix von den Geschehnissen vereinnahmt und kräftig zum Grübeln animiert, überraschende Wendungen fehlen ebenso wenig wie eine geschickte kontinuierliche Steigerung der Spannung, und zu guter Letzt bekommt man eine unerwartete und dabei plausible Auflösung präsentiert. Bravo, Signore Mezzavilla! Cavazzanos visuelle Umsetzung ist nicht so hervorstechend wie der Plot, nichtsdestotrotz keinesfalls von schlechten Eltern. Und schon gar kein Grund, hier nicht das Gesamturteil „spitze“ zu fällen.

Nicht von gleicher Güte, aber immerhin gut ist die anschließende Titelstory Die Suche nach dem Feuer. Wir erleben darin die Ducks als in einer urzeitlichen Eiswüste hausende Höhlensippe, die sich ihre Bürzel abfriert (von Gustav abgesehen, denn den hält „mein Glück so warm“). Logisch, denn es ist nun mal eiskalt, und hinter das Geheimnis des Feuers sind die schnatternden Enten noch nicht gekommen - im Gegensatz zu den in der Nähe lebenden Eisknackern. Und in deren „scharf“ bewachtes Territorium einzudringen, ist nicht so einfach. Mithilfe eines von Düsentrieb konstruierten Katapults, wenngleich alles andere als freiwillig, gelingt Donald dies jedoch. Und nicht nur das, er kommt auch hinter das Feuer-Geheimnis, kann es den Eisknackern sogar entwenden. Dennoch nimmt die Angelegenheit für die Ducks letztlich kein warmes Ende … Die Handlung ist recht simpel, das machen die schräge Grundidee und deren amüsante Umsetzung aber locker wieder wett. Allein etwa die Darstellung der Ducks als stilechte Urzeitversionen ihrer selbst ist einfach ein Spaß: So hat zum Beispiel Dagobert anstelle eines Gehstocks einen Knochen in der Hand, aber unbeirrt einen Zylinder auf dem Kopf. Überhaupt sind die Zeichnungen von Silvia Ziche attraktiv ausgefallen, und einige gelungene Wortwitzeleien gibt es obendrein.

Damit ist die erste Hälfte dieser Ausgabe abgehandelt - und zwar die deutlich bessere von beiden. Was nun noch folgt, ist in Summe ein laues Vergnügen. Dessen Anfang macht Eine Farbe verschwindet. Konkret ist es die Farbe Grün, die urplötzlich nirgends mehr in Entenhausen zu sehen ist. Als Verantwortliche des Spuks gibt sich Gundel Gaukeley zu erkennen, und die fordert Dagoberts ersten selbstverdienten Taler als Preis dafür, der Stadt das Grün zurückzugeben. Nicht weiter verwunderlich, wird Bertel daraufhin von den Entenhausenern bedrängt, klein beizugeben. Doch da kommt ihm unerwartete Hilfe zupass: von einem „Pastellgnom“ aus dem in der „Colordimension“ gelegenen „Spektraltal“ … - und mit dessen Erscheinen wird die bis dahin durchaus reizvolle Story zum einen fade, zum anderen arg skurril, um nicht zu sagen hanebüchen. Dass zum respektive kurz vor Schluss mal wieder in die uralte „Es war nur ein Traum“-Kiste gegriffen wurde, ist insofern bestimmt nicht das Schlechteste, macht die Chose aber auch nicht elementar besser. Schade um die interessante Idee, dass Gundel bei ihrer Jagd auf Dagoberts Nr. 1 einmal ganz Entenhausen auf ihrer Seite hat. Daraus hätte mehr, viel mehr gemacht werden können als diese unterm Strich ziemlich mäßige Nummer. Alberto Lavoradoris Visualisierung langt es, okay ist zu sein, um noch mit das Beste daran darzustellen.

Das vorhin bereits erwähnte Wort „hanebüchen“ wäre als Bezeichnung für Der entführte Komet noch fast zu viel des Lobes. Dass sich der Rezensent eine Inhaltsangabe spart, sei ihm verziehen, er hat seine Gründe dafür. Erwähnt sei stattdessen, wer und was in dieser Geschichte so alles auftaucht: Neben Micky, Gamma und Pluto sind dies u.a. noch eine böse „Blumenhexe“, ein Kaktusroboter, eine Pfeife, mit der sich Fabelwesen anlocken lassen (!); ein „Kometenkindergarten“ (!!) und ein Zauberstaub versprühendes „Kometenmädchen“ (!!!), das von Gamma sozusagen adoptiert worden ist (!!!!) … Nichts Grundsätzliches gegen phantasiereiche Storys, doch was sich Fabio Michelini hier aus seinen Gehirnwindungen gepresst hat, ist schlicht Quark. Da können auch De Vitas hübsche Bilder nichts mehr retten. Sicher, der Verfasser dieser Zeilen zählt in keinster Weise zur Hauptzielgruppe des LTBs, und zumindest manche (Klein)kinderaugen werden in dieser Erzählung etwas völlig anderes sehen als er. Nämlich ein nettes Märchen über Freundschaft, Zusammenhalt und Fürsorge, mit einem niedlich-knuffigen Element in Form des „Kometenmädchens“ (Wobei die „hundefressende Pflanze“ – eine solche ist auch noch mit von der Partie – möglicherweise nicht so ganz kindgerecht ist). Für den Rezensenten zählt aber seine Sicht der Dinge, und die lässt ihm nur einen Schiedsspruch zu. Der kurz und schmerzhaft lautet: Flop.

Der Schatz des Captain Kidd ist vergleichsweise Gold. Obwohl es sich dabei um eine relativ unspektakulär und überraschungsarm abgespulte Variante eines sattsam bekannten Themas - die Ducks auf Schatzsuche, diesmal in der Karibik - handelt. Obwohl Rainer Zufall darin eine zu entscheidende und unglaubwürdige Rolle spielt. Obwohl Scala schon ansprechender gezeichnet hat als auf diesen 50 Seiten, und obwohl diese Länge in Relation zum Inhalt zumindest beinahe ein bisschen zu großzügig ist. Aber neben Ausschuss glänzt halt auch das pure Mittelmaß. Mehr als das ist dieses Finale für sich genommen definitiv nicht, doch wenigstens stellt es damit den versöhnlichen Abschluss eines LTBs dar, dem auf halber Strecke stark die Luft ausgeht. Und das einen Leser zurücklässt, der einigermaßen unschlüssig darüber ist, was er nun eigentlich von ihm halten soll.

von Gastautor Marusch, Oktober 2010

ÜBERSICHT

- Ein entspannendes Hobby (S: G.Pezzin / Z: F.Valussi / I TL 1917-B)
- Das Geheimnis der Statue (S: S.Mezzavilla / Z: G.Cavazzano / IS TL 1914-A)
- Die Suche nach dem Feuer (S: F.Corteggiani / Z: S.Ziche / I TL 1909-D)
- Eine Farbe verschwindet (S: M.Volta / Z: A.Lavoradori / I TL 1895-C)
- Der entführte Komet (S: F.Michelini / Z: M.de Vita / IS TL 1918-D)
- Der Schatz des Captain Kidd (S: M.Volta / Z: G.Scala / IS TL 1915-A)

GRÜN: Lesetipp
ROT: Flop