Qualität von mäßig bis gut offeriert dieses LTB. Dabei sind insgesamt zwar mehr Stärken als Schwächen auszumachen, für ein besseres Gesamturteil als „passabel“ reicht es allerdings leider nicht.

Dass dem so ist, daran hat definitiv nicht zuletzt der erste Akt seinen Anteil, genannt Das Super-Spray. Genauer gesagt sind es gleich diverse Super-Sprays, die Dagobert auf den Markt wirft. Fabriziert mit dem Wissen ausgewählter Personen, lässt sich mit ihnen quasi alles anstellen: Da gibt es etwa die Sprühdose, mit der man ganz einfach die Wohnung renovieren kann. Oder das Intelligenzspray, welches lernen überflüssig macht. Kein Wunder, dass die Dinger reißenden Absatz finden. Nur Donald missfällt das Ganze und befürchtet, dass sein Onkel bald sämtliche Lebensbereiche beherrscht. Sein Versuch, eine Gegenaktion zu starten, scheitert allerdings kläglich. Als Dagobert dann jedoch die Produktion seiner Sprays erhöhen lässt, nimmt die Sache einen für ihn unguten Lauf. Wer nun glaubt, diese Nummer sei extrem weit hergeholt oder schlicht Quatsch, der... – hat alles andere als Unrecht. Zumal sie zum Ende sogar noch hanebüchener wird, als sie es bis dahin bereits ist. Aber: Die Story kommt dessen ungeachtet großenteils einigermaßen unterhaltsam daher und hat darüber hinaus ein gesellschaftskritisches Element. Übermäßig subtil ist dieses zwar nicht, doch immerhin. Nimmt man dann noch Barisons ansehnliche Zeichnungen dazu, ist eine Einstufung ein Stückchen oberhalb des roten Bereichs vertretbar.

Freilich kann es trotzdem ruhig besser werden, und das wird es im Anschluss auch. Dank der Titelgeschichte Im Indianerland, dem dritten Kapitel der „Es war einmal in Amerika“-Saga. Wie die gesamte „Es war einmal...“-Reihe ist es bereits in der hiesigen Highlights-Liste besprochen, dennoch hier eine kurze Zusammenfassung: Der diesmalige Protagonist Micky nimmt, von Abenteuerlust getrieben, an einer Expedition in unerforschte nordamerikanische Gebiete teil. Nach einem Unfall wird er von der Gruppe getrennt und ist auf sich allein gestellt, bis sich Jacques de Goof (alias – Überraschung! – Goofy) seiner annimmt. Ein erfahrener Trapper, der Micky wichtige Lektionen über das Leben in der Natur erteilt. Welche diesem schließlich sehr nützlich sind, im Kampf um die Hand einer Indianerin und gegen eine Gaunerbande. Hervorzuheben sind vor allem die schönen Bilder Massimo De Vitas, aber auch sonst versteht die Geschichte zu gefallen. Zumal sie einen respektvollen Umgang mit der Natur anmahnt sowie ein nicht von Vorurteilen gesteuertes Miteinander, ohne dabei groß den Zeigefinger zu heben oder Humor außen vor zu lassen.

Zu gefallen weiß auch Der Turmbau zu Babelhausen, eine amüsante – um es mal so zu nennen – „historische Gag-Story“. Sie spielt natürlich auf eine sehr bekannte Erzählung sehr ähnlichen Namens an und führt uns in das Reich von König Dagobelassar. Jenes wird von einer schrecklichen Dürre heimgesucht, Abhilfe soll eine Umleitung des Flusses Pigris schaffen. Während Dagobelassar sich vor Ort begibt, um die Arbeiten zu überwachen, übernimmt sein Neffe Donaldnezar stellvertretend die Regentschaft. Kaum, dass er auf dem Thron sitzt, schwatzen ihm die Knackadurs ein monströses Projekt auf, mit dem sie ihren maroden Steinbruch sanieren wollen: den Bau eines Turms bis zum Mond. Jener ist, so machen sie Donaldnezar weiß, essbar, wächst dabei immer wieder nach und stellt so eine unerschöpfliche Nahrungsquelle dar. Der Plan scheint aufzugehen, doch als der Turm schließlich bereits gigantische Dimensionen angenommen hat, gehen den Knackadurs die Ziegelsteine aus. Um bezahlt zu werden, müssen sie allerdings weiterhin liefern. Was sie sich nun einfallen lassen, hat ziemlich turbulente Folgen.

In Einsteins Geheimnis macht sich Professor Marlin anschließend in Begleitung Goofys – Micky ist diesmal nicht am Start, da verreist – per Zeitmaschine auf ins Ulm des Jahres 1892. Dort will er überprüfen, ob sein großes Idol Albert E. tatsächlich ungern zur Schule ging, wie es zu seinem Ärger heißt. Für den Trip haben die beiden bloß 24 Stunden, und aufgrund falsch eingestellter Koordinaten landen sie zunächst 200 Kilometer vom Zielort entfernt. Zwar schaffen sie es schließlich doch zur Schule des kleinen Einsteins, aber nun gilt es noch, in der verbleibenden Zeit den späteren Jahrhundertphysiker zu finden. Was leichter gesagt ist als getan. Die Paarung Marlin/Goofy funktioniert recht gut (wenngleich Herr Langohr teils kreuzdämlich rüberkommt), und die Geschichte ist recht nett und recht sympathisch – ohne allerdings so recht zu zünden. Asteritis solide, aber nicht hervorstechende Visualisierung passt sich dem Geschehen niveaumäßig an.

Auf der Entenhausener Messe besucht Dagobert den Infostand des Fähnlein Fieselschweif im Bereich „Telekommunikation“. Als dort ein Fax hereinkommt, das den Lageplan eines Schatzes darstellt und dazu eigentlich an Klaas Klever adressiert ist, sieht er natürlich sofort die Chance, seinem Erzfeind eins auszuwischen. Umgehend macht sich der alte Duck auf die Reise, muss aber schon nach kurzem merken, dass er Gefaxt und reingelegt wurde. Positiv erwähnenswert sind hier Mastantuonos lebendige Zeichnungen, ansonsten sieht es eher mager aus. Dass Bertel auf eine falsche Fährte geschickt wird ist vorhersehbar, vor allem jedoch ist die Geschichte schon wieder vorbei, kaum dass sie Fahrt aufgenommen hat. Was bei 16 Seiten auch kein allzu großes Wunder ist. Müßig, darüber nachzudenken, was bei mehr Platz möglich gewesen wäre, so langt es jedenfalls nur für ein „Ausreichend“.

Deutlich stärker ist Gefahr auf Bohrinsel 2, ein Maus-Krimi der Sorte „So mag man das“. Micky lässt sich inkognito auf eine Ölplattform einschleusen, um merkwürdigen Vorgängen auf den Grund zu gehen, die sich dort abspielen sollen. Und, vor allem, um herauszufinden, was mit seinem auf der Bohrinsel arbeitenden Freund Jan geschehen ist, der seit zwei Wochen als vermisst gilt. Schon bald kommen ihm ein paar halbseidene Figuren auf die Schliche, und fortan wird es gefährlich für Micky. Zumal zu den Bösewichten der Boss der Bohrinsel höchstselbst gehört. Und das ist nicht die einzige böse Überraschung, die der Mäuserich offshore erlebt. Wie Micky auf die Bohrinsel kommt, ist nicht unbedingt unter „R“ wie „realistisch“ abzuspeichern, davon abgesehen ist der Plot aber ziemlich geschickt konstruiert. Hinzu kommen durchgehende Spannung und eine ordentliche Optik, womit die Note Grün gerechtfertigt ist. Damit wäre dieser Beitrag ein guter Schlusspunkt, aber es folgt noch

Schlechter Rat kann teuer sein! Und damit eine Geschichte, die einen zumindest leicht zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Der Inhalt ist folgender: Dagobert plagt Kummer, weil seine Umsätze trotz Wirtschaftsaufschwung stagnieren. Auf die Empfehlung eines Milliardärskollegen hin wendet er sich an die „Gesellschaft für Produktivitätssteigerung“, die ihm zwei Berater zur Seite stellt. Was diese dem alten Duck im Folgenden vorschlagen, gefällt diesem schon bald gar nicht. Doch da er ansonsten gemäß Vertrag eine Million an die G.P.S. abdrücken muss, hält er sich notgedrungen daran. Bis er Besuch von seiner Schwester bekommt, die ihm etwas mitzuteilen hat... Die Story hat durchaus einen gewissen Unterhaltungswert, und an der Botschaft, dass Gewinnmaximierung nicht alles im Geschäftsleben sein sollte, gibt es selbstverständlich nichts auszusetzen. Aber ein Dagobert Duck, der fachmännische Hilfe in Businessangelegenheiten benötigt? Und freiwillig gegen Bezahlung in Anspruch nimmt? Der dazu gedrängt werden muss, seinem Personal gegenüber härter aufzutreten? Dessen Lieblingshobby das Taubenfüttern ist? Der gern Gitta Gans besucht und als „meine Liebste“ tituliert? Der offenbar einiges für Gundel Gaukeley und die Panzerknacker über hat? Nein, das alles zusammen ist einfach zu out of character. Und dabei zu viel des guten Bertel (Dies schreibt wohlgemerkt jemand, für den Dagobert bestimmt nicht ein abstoßendes Ekel im Martina-Stil zu sein hat). „Passend“ dazu ist der Schluss hübsch schnulzig, wenngleich zum Glück nicht ohne Augenzwinkern serviert. Ein Flop ist die Chose zwar nun nicht, aber wäre sie nicht darin abgedruckt worden, hätte das für diese Ausgabe keinen Verlust dargestellt.

von Gastautor Marusch, November 2012


ÜBERSICHT

- Das Super-Spray (S: R.Cimino / Z: E.Barison / IS TL 2009-4)
- Im Indianerland (S: G.Pezzin / Z: M.de Vita / I TL 2015-1)
- Der Turmbau zu Babelhausen (S: A.Palmas / Z: V.Held / I TL 1993-E)

- Einsteins Geheimnis (S: F.Michelini / Z: S.Asteriti / I TL 1958-A)
- Gefaxt und reingelegt (S: A.Sisti / Z: C.Mastantuono / I TL 1995-C)
- Gefahr auf Bohrinsel 2 (S: G.Ramello / Z: Maximino / IS TL 2016-3)
- Schlechter Rat kann teuer sein! (S: B.Concina / Z: A.Coppola / I TL 2013-5)

GRÜN: Lesetipp
ROT: Flop