Es ist vielleicht ein Bild mit Symbolcharakter, was auf dem Cover des LTB 213 zu sehen ist: Während sich aus dem Hintergrund ein riesiger Dinosaurier nähert, Dussel sich vor Angst die Finger in den Mund steckt und Dagoberts Hut hochspringt, scheint Donald die Sache relativ gelassen zu beobachten. Denn in so mancher Situation der Titelgeschichte "Die verlorene Welt" zeigt Donald – oder besser gesagt dessen Vorfahre –, dass er nicht immer ein Hasenfuß sein muss. Die Geschichte spielt im London des Jahres 1895, was allerdings kaum auffällt, zumal die Hauptcharaktere genauso heißen wie die zeitgenössischen (Dagobert, Donald, Dussel). Es ist eine Geschichte, die so ist, wie eine typische Abenteuer-Geschichte im LTB sein muss – voller Spannung, obskurer exotischer Welten und natürlich einem gerüttelt Maß Witz, der sich in dieser Geschichte vor allem bei den zahlreichen Kampfszenen mit Dinosaurieren zeigt.

Donald, Dussel und Dagobert begeben sich auf eine Expedition zu einem Krater in das südamerikanische Amazonien, wo, abgegrenzt von der Außenwelt, eine prähistorische Tier- und Pflanzenwelt überlebt haben soll. Besonders erheiternd ist die Figur des Professor Challenger, einem zu cholerischen Anfällen neigendem Zoologen, der aus irgendwelchen Gründen einen chronischen Hass auf Journalisten pflegt. Im Wissenschaftsbetrieb gilt er als Scharlatan, was angesichts so mancher Äußerungen von ihm wohl auch glaubwürdig erscheint. So lobt er Prof. Primus von Quack bereits in hohen Tönen, weil dieser auf einem Foto einen Stegosaurus als solchen identifizieren kann ("Ausgezeichnet beobachtet, mein lieber Quack! Alle Achtung!"). Zumal er wenig später einen anderen Professor grob anfährt, nur weil dieser mangels besseren Wissens behauptet, die Dinosaurier seien bereits ausgestorben ("dieser angebliche Professor Waldron hat nicht die geringste Ahnung, wovon er spricht!"). Dennoch, mit seiner Vermutung von der Existenz von Dinosauriern in Amazonien sollte Challenger Recht behalten, was seinem Selbstbewusstsein natürlich keinen Schaden antut ("Donnerknispel! Eure Einfälle sind fast so genial wie meine, Quack!"). Der nur durch einen dummen Zufall in Amazonien mitreisende Donald flüchtet zunächst ängstlich vor einer Schlange und später vor einem Flugsaurier, wandelt sich dann jedoch zum unerschrockenen Helden, der erstaunlicherweise erst einen Pterodaktylus mit einer Keule in die Luft schlägt und später einen weiteren mit einem Steinwurf außer Gefecht setzt. Als man Schreie von Professor Challenger hört, fällt Donald dann allerdings doch wieder in seine alte Rolle zurück ("Ich lauf lieber zum See zurück! Mir ist auf einmal so nach Schwimmen!"). In dieser Situation ist es Dagobert, der Donald mitzieht und Kameradschaftsgeist zeigt ("Unsere Leute stecken offenbar in Schwierigkeiten! Da ist es auf alle Fälle unsere Pflicht, ihnen zu Hilfe zu eilen!"). Einzig das Ende dieser hervorrangenden Geschichte ist schade und kann nicht so recht überzeugen: Der Pterodaktylus, der auf einem Wissenschafts-Kongress als Beweis für die Existenz von Sauriern herangeführt wird, verschwindet einfach durch ein offenes Fenster, scheinbar ohne dass dagegen Vorsichtigs-Maßnahmen getroffen wurden.

In der folgenden Geschichte "Scapins Streiche" spielen Micky, Minni, Goofy & Co im gleichnamigen Molière-Stück mit, welches sie in den Städtischen Bühnen Entenhausen mitverfolgen. Die unterhaltsamen Streiche gehen dabei vor allem auf Kosten von Geront, der von Kater Karlo sehr authentisch gespielt wird, und entsprechend cholerisch reagiert. Eine nette und schön gezeichnete Geschichte, die auch Lesern gefallen kann, die normalerweise nicht diesem Genre zugeneigt sind. Zwischendurch wird sie recht gelungen durch die Reime des Erzählers gewürzt.

Um Streiche geht es auch in der dritten Geschichte "Voll erwischt – und doch daneben". Donald möchte das Ende des notorischen Glücks von Gustav Gans erzwingen und fällt dabei natürlich kräftig auf die Nase. Für dieses Unterfangen wendet er sich an die Redaktion der "Spaßigen Kamera", die von der Idee begeistert ist. Zwischendurch streuen die Autoren schöne ironische Seitenhiebe auf die Fernsehindustrie ein, deren Vertreter von der "Spaßigen Kamera" als geldgeile thetralische Heuchler erscheinen, die überdies nicht davor zurückschreckten, Gustav mit einem frei herumlaufenden Tiger in seinem Garten zu erschrecken. Nach mehreren misslungenen Versuchen, Gustav einen Streich zu spielen, die allesamt daran scheitern, dass er immer wieder Glück im Unglück hat, kommt man schließlich zur vermeintlich todsicheren Final-Idee: Gustav soll Dagoberts Geldspeicher unter dem Vorwand in die Luft sprengen, dass der Gemeinderat angeblich der Meinung sei, dass das Gebäude die Landschaft verschandele und daher weg müsse. Doch was Donald und die Redaktion von "Spaßige Kamera" nicht wussten: Tatsächlich suchte Dagobert "seit Wochen und Monaten" ein Unternehmen, welches seinen Geldspeicher zerstört, doch erst kürzlich hätte ,,einer dieser Halsabschneider" eine Million Taler dafür verlangt, während Gustav dies nun völlig freiwillig erledigt habe. Dagobert bedankt sich bei Gustav erstaunlich großzügig mit einem Geschenk von 100.000 Talern, was Donald maßlos deprimiert ("Die schlimmste Niederlage meines Lebens!").

In der vorletzten Geschichte "Ein Blick in die Zukunft" findet Gamma eine Möglichkeit, schon heute im Fernsehen das Programm von Morgen sehen zu können, also quasi eine Art televisionäre Wahrsagerei. Kater Karlo bekommt allerdings von der Sache Wind und will es natürlich sofort im Sinne seiner kriminellen Energie nutzen, er wird jedoch geschnappt. Ein großer Haken an der Geschichte ist allerdings, dass bis zum Schluss die Erfindung von Gamma genutzt wird, nur um damit die Folge von Morgen aus der "Eichenstraße"-Soap sehen zu können, ohne die für Entenhausen und die Welt extreme Tragweite bedenken, die eine solche Erfindung haben muss. Etwas verwunderlich ist, dass Gamma offenbar Kater Karlo nicht kennt, denn er spricht nur von "der Typ", als er ihn per Motorrad vor seinem Haus heranrauschen sieht. Umgekehrt scheint Kater Karlo aber durchaus Gamma zu kennen, denn er bezeichnet ihn als "der Weltallzwerg". Wenn Gamma offenbar populärer als Kater Karlo ist, scheint es um Letzteren nicht gut zu stehen.

Den Abschluss bildet voller Spannung und guter Einfälle die Geschichte "Der Allmachtsstein", in der sich Gundel Gaukeley auf die Suche nach dem "Allmachtsstein" begibt, der alles Wertvolle magisch anziehen soll. Allerdings wird ihr dies durch ihre nervtötende Verwandtschaft sehr erschwert, deren Penetranz und lästige Marotten sehr eindrucksvoll dargestellt werden. Doch davon lässt sie sich nicht entmutigen, ebenso wie von anderen Zwischenfällen, die sie zäh, geradezu stoisch hinnimmt. Sie kann von nichts erschüttert werden, denn sie erschüttert selbst.

von Gastautor Lion, April 2010

ÜBERSICHT

- Die verlorene Welt (S: F.Corteggiani / Z: G.Cavazzano / IS TL 2041-1)
- Scapins Streiche (S: F.Artibani+L.Arena / Z: S.Ziche / IS TL 2030-1)
- Voll erwischt - und doch daneben! (S: F.Michelini / Z: R.Scarpa / I TL 1988-B)

- Ein Blick in die Zukunft (S: G.di Vita+R.Pergolani / Z: G.di Vita / I TL 2040-3)
- Der Allmachts-Stein (S: F.Artibani+L.Arena / Z: G.Cavazzano / IS TL 2043-1)

GRÜN: Lesetipp
ROT: Flop