Mit gemischten Gefühlen lässt einen der erste Eindruck des LTBs zurück. Das Cover, überraschend glitzerlos und schlicht gehalten, ist doch in der Tat nicht wie gewohnt hochkant, sondern im Querformat gestaltet. Und darin befinden sich dann auch noch zwei Löcher, die einen Einblick auf ein Entenhausen-Party-Bild gewähren, das als zweite Seite im gleichen schaurigen Format gesetzt ist. Aber danach wird man durch eine fast durchgehend qualitativ hochwertige Storyauswahl wieder voll versöhnt, die dazu noch ein vollständiger Verzicht auf Egmont-Zeichner auszeichnet. Alles in allem ist dies das absolut beste LTB seit langer, langer Zeit.
Die Storys im Einzelnen:

Nachdem Onkel Dagobert in den Besitz zweier exakt gleicher Diamanten gekommen war, macht er sich auf um das Das Rätsel von Cabar zu lösen, das, wie er hofft, die Duplizierung jedes beliebigen Gegenstandes ermöglicht. Ein Plot, der an die guten alten Zeiten erinnert, auch wenn er einige Schwächen aufweist, wie zum Beispiel die Wahl des Widersachers der Ducks, der in Form eines Hot-Dog-Verkäufers auftaucht, der seine Würstchen verdoppeln will, der dafür aber zeichnerisch brilliant von Luciano Gatto umgesetzt wurde.

Eine Schule für Abenteurer eröffnen Donald und Dussel. Dieser Ansatz ist grundsätzlich schon oft gekommen, verrückte Geschäftsidee, mangelhafte Umsetzung dieser Idee. Aufgelockert wird das Ganze wie immer auch dieses Mal durch Slapstick-Einlagen. Aber die durchaus brauchbaren Zeichnungen retten die Story gerade noch vom Flopp herunter in den weißen Bereich.

Des Ritters Freud und Leid erlebt Donald als Anwärter auf den Status eines Ritters. Hierbei wird er durch Franz Gans unterstützt, der seinen Schildknappen darstellt und als Running Gag immer wieder seinen Loh in Form von Brötchen verlangt. Auch mit von der Partie ist Gustav als Ausbilder. Aus der Grundidee hätte man definitiv mehr machen können (wie z.B. die "Donleon"-Storys), aber eine gute Ideen und nette Panaro-Zeichnungen retten auch diese Story noch vor dem Abrutschen in die unteren Gefilde.

Die zauberhafte Welt der Magie erforschen Donald und Dagobert, nachdem sie von Gundel Gaukeley dorthin verschleppt worden waren. Diese nutzt nämlich dort ihre Magie aus, um an den Glückszehner zu gelangen, ohne dabei aber zu bedenken, dass dort auch die Ducks das Zaubern erlernen können, was ihr wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Durchschnitlicher Plot, den gute Held-Zeichnungen deutlich aufwerten.

In der Warteschleife befinden sich die Panzerknacker bei einem Geldspeicher-Überfall. Kurzgeschichte um die gescheiterten Versuche der Bande, die zeichnerisch brauchbar, inhaltlich aber eher schwach ist.

Die falsche Königin entlarvt Micky Maus in seiner besten Story seit langer, langer Zeit. Er ist sowohl mit langen Hosen und Oberbekleidung ausgestattet als auch charakterlich mitsamt seiner Umwelt nicht völlig verfremdet. Dazu ist es eine italienische Story und keine der überwiegend miesen dänischen Action-Geschichten. Micky deckt (geradezu klassisch) einen Komplott auf, der die Übernahme der Macht in seinem Urlaubsland zum Ziel hat. Zwar nicht originell, aber dennoch begeisternd, so etwas endlich mal wieder zu lesen.

Nach dem Öffnen einer alten Schatztruhe hat Onkel Dagobert Ein Gespenst im Geldspeicher. Nach anfänglichen Problemen freunden sich die beiden an, werden aber schlussendlich durch den mit der Situation nicht zufriedenen Duckschen Butler wieder getrennt. Inhaltlich nicht überragend und teilweise auch unlogisch; zudem war Scala früher auch schon mal besser.

Der schreibende Schatten Leo Leser verfolgt Phantomias um eine gute Story für seine Zeitung zu bekommen. Da dieser um die Entdeckung seiner Geheimidentität fürchtet, gibt er einige Erfahrungen und Erlebnisse preis und macht aus seinem Verfolger damit einen erfolgreichen Reporter. Zeichnerisch ist das Ganze wirklich gut umgesetzt.

Akute Geldspeicheritis hat eine Mitglied der Panzerknackerbande, was diese zu einem Urlaub zwingt. Zweite Panzerknacker-Kurzgeschichte in diesem Band, die der ersten in allen Belangen überlegen ist und vor allem zeichnerisch brilliert.

Der Glücksmagnet ist eine düsentriebsche Erfindung für Donald, die diesem Glück bescheren soll, was auch überraschend gut klappt. Am Ende überflügelt er sogar Glückskind Gustav, was aber natürlich wieder Nachteile mit sich bringt... Inhaltlich nicht schlecht und zeichnerisch einfach toll ist diese Gottardo-Story.

Abenteuer bis zum Abwinken! erlebt Donald im Traum durch eine düsentriebsche Erfindung, die ihn zur Hauptfigur des Fensehprogramms macht - wenn auch nur im Traum. Seine diesbzüglichen Programmplanungen werden aber von seiner Familie, die zufällig vorbeischaut, ordentlich durchkreuzt, so dass die Auswahl der Serien ihm nicht unbedingt nur Vorteile verschafft. Inhaltlich eher mau, zeichnerisch durchaus akzeptabel umgesetzt.

ÜBERSICHT:

- Das Rätsel von Cabar (S: C.Panaro / Z: L.Gatto / I TL 2289-6)
- Schule für Abenteurer (S: N.Russo / Z: M.Pavone / I TL 2337-5)
- Ritters Freud und Leid (S: R.Salvagnini / Z: O.Panaro / I TL 2363-6)
- Die zauberhafte Welt der Magie (S: S.Tulipano / Z: V.Held / I TL 2326-6)
- In der Warteschleife (S: A.Pandini / Z: M.Narciso / I TL 2322-4)

- Die falsche Königin (S: B.Sarda / Z: G.Dalla Santa / I TL 2309-6)
- Ein Gespenst im Geldspeicher (S: B.Concina / Z: G.Scala / I TL 2112-3)
- Der schreibende Schatten (S: A.Pandini / Z: D.Barozzi / I PK 90-1)
- Akute Geldspeicheritis (S: B.Sarda / Z: M.Bizzi / I TL 2282-4)
- Der Glücksmagnet (S: C.Panaro / Z: A.Gottardo / I TL 2373-4)
- Abenteuer bis zum Abwinken! (S: G.Ferrari / Z: M.Amendola / I TL 1719-C)

Extra:
50 zusätzliche Seiten zum Jubiläum, davon allerdings 2 reine Werbeseiten

GRÜN: Lesetipp
ROT: Flop

S: Story, Z: Zeichner

von Carsten Spitz, Juni 2002