Ja, das neue
Lustige Taschenbuch beglückt den Leser wieder
einmal mit einem glitzernden, strahlenden
Jubiläumsband. Diesen Monat wird der 55.
Geburtstag des wohl reichsten Enterichs der Welt
gefeiert: Dagobert Duck.
Natürlich kann man darüber streiten, ob man
wirklich jeden Geburtstag zum Anlass nehmen
sollte, mal wieder einen besonderen Jubel-Band
auf den Markt zu schmeissen. Doch will ich mich
mit dieser zweifelsohne eher unwichtigen Thematik
gar nicht weiter beschäftigen und mich dem
eigentlich Interessanten zuwenden: Nämlich dem
Inhalt:Die
Schnupfenschlacht: Fecchis diesmonatiges
Abenteuer kann vielleicht als die "Onkel
Dagobert Geburtstagsstory" bezeichnet
werden. Donald bringt mit Unterstützung von
Daniel Düsentrieb ein Wunder-Medikament gegen
Erkältung auf den Markt und schwächt somit den
bisherigen Hersteller von
"Anti-Schnupfen-Mitteln": Onkel
Dagobert. Wer diesen Zweikampf im Hause Duck am
Ende gewinnen würde, war ja eigentlich im Voraus
klar - dennoch eine ganz pfiffige Story.
Die kleinen logischen Ungereimtheiten (Warum
unterstützt das komplette Fähnlein
Fieselschweif Donald im Kampf gegen seinen Onkel
?) wird dadurch ausgemerzt, dass so manch aus
Barks-Comics wohlbekannter Fieselschweifling in
der Horde auftaucht. ;)
Dem
Protopteryx auf der Spur: Ziemlich kurz
und mit vorhersehbarem Ende.
Dem gegenüber stehen die wunderbaren Zeichnungen
von Cavazzano. Ein "Top" mit
Wohlwollen.
Pharao
Zaremhabs Zepter: Micky in langen Hosen
- das ich das noch erleben darf. Nachdem in den
letzten Ausgaben uns immer wieder ein
kurzbehoster Micky in einem Comic aus dem Hause
Egmont den Tag verderben musste, darf diesen
Monat ausnahmsweise mal wieder ein italienischer
Micky-Comic an den Start gehen. Lange Hose - und
was noch viel entscheidener ist - auch erheblich
mehr Niveau sind dabei garantiert.
Zwar hauen sowohl Story als auch Zeichnungen
nicht unbedingt vom Hocker - dennoch
rechtfertigen Auftritt von Zapothek und nette
Einfälle eine grünliche Einfärbung. ;)
Mit dem (sich vermutlich nicht erfüllenden)
Wunsch, dass solche Maus-Comics wiederzur Regel
werden.
Der
hinterlistige Hubertus Hummer: Onkel
Dagobert soll für einen Millionärskollegen zwei
kostengünstige Kellner zur Verfügung stellen:
Da kommt es nicht wirklich überraschend , dass
Donald und Dussel schon bald bei Dagoberts
Kollegen vorstellig werden müssen. Noch viel
weniger überrascht es dabei, dass die ganze
Geschichte schlußendlich im Chaos endet. Auch
diese Story ist an dieser oder jener Ecke nicht
eben nachvollziehbar, dennoch ist sie mit ein
paar netten Einfällen bestückt.
Strahlen
will gelernt sein! Weder existiert ein
zusammenhängener Plot, noch ist da sVerhalten
von Daniel Düsentrieb sonderlich typisch
herausgearbeitet.
Auch einmal ein passender Beweis dafür, dass es
neben schlechten Egmont-Comics auch miese
Italo-Comics gibt. ;)
Trügerische
Gegner: Wie jeden Monat gibt es auch
wieder ein Phantomias-Abenteuer.
Diesen Monat allerdings von Anna Macabelli
äußerst fragwürdig umgesetzt. Zeichnerisch
verwegen und inhaltlich ziemlich simpel gestrickt
- von einer geringen Seitenzahl ganz zu
schweigen. Das ist aber bei Geschichten wie
dieser ausnahmsweise einmal ein Vorteil.
Bis ins
letzte Detail... Kater Karlo-Einseiter. Nett,
endlich mal wieder den altbekannten Widersacher
von Micky im LTB begutachten zu können.
Vorsicht,
bissiger Hund! Auf 6 Seiten kann man
begutachten, wie sich die Panzerknacker mit einem
bissigen Wachhund rumärgern. Überflüssig.
Der
Wagwasische Wandler: In dieser
Intini-Story gelangt Klaas Klever an ein
außerirdisches Gerät, dass ihn unsichtbar
macht. Nachdem er dieses zunächst für eigene
wirtschaftliche Zwecke nutzt, kommen dann
allerdings die Panzerknacker an das
außerirdische "Ding" und machen sich
unsichtbar prompt daran, den Geldspeicher
auszuräumen. Nett.
Eine
galaktische Pechsträhne: Den
detailarmen Zeichnungen von Miguel konnte ich
noch nie etas abgewinnen. Egal, ob er sich nun
wieder einmal an einer Micky-, oder wie dieses
Mal an einer Duck-Geschichte versucht.
Wenn sich dann noch eine so abstruse Story dazu
gesellt, kommt man nicht drum herum, "Eine
galaktische Pechsträhne" als Flop zu
bezeichnen. Da mag das kleine außerirdische
Findelkind noch so "niedlich"
aussehen...
Fazit: Das Lustige
Taschenbuch hat sich in den letzten Monaten
unverkennbar von seiner Geschichtenauswahl her
wieder gebessert - was widerum aber auch nicht
außerordentlich schwer war.
Lobenswert, dass man sich endlich wieder an einen
Star-Zeichner wie Giorgio Cavazzano erinnert und
derzeit allmonatlich einen Comic von ihm
abdruckt. Ganz genau so, wie LTB Online seit
über 2 Jahren Monat für Monat gefordert hat.
Zumeist (scheinbar) unerhört.
Getrübt wird das Gesamtbild allerdings immer
noch durch unterirdisch schlechte Egmont-Comics
(Diesen Monat: Miguel), sowie auch eher
unterdurchschnittliche Maßenware italienischer
Nachwuchszeichner. Dazu gesellst sich der als
negativ zu bewertende Trend, dass die Comics an
sich immer mehr an Komplexität verlieren und
dies auch mit zurückgehender Seitenzahl
dokumentieren.
Schade.
ÜBERSICHT:
- Die Schnupfenschlacht (S:
J.Moore / Z: M.Fecchi / D 99047)
- Dem Protopteryx auf der Spur
(S: M.Valentini / Z: G.Cavazzano / I TL 2386-2)
- Pharao Zaremhabs auf der Spur (S: S.Ambrosio /
Z: G.Dalla Santa / I TL 2403-1)
- Der hinterlistige Hubertus
Hummer (S: R.Salvagnini / Z: C.Limido / I TL
2401-1)
- Strahlen will gelernt sein! (S:
A.Macchetto / Z: A.Martusciello / I TL 2359-4)
- Trügerische Gegner (S: E.Minà / Z:
A.Marabelli / I
PK 88-1)
- Bis ins letzte Detail... (S:
R.Salvagnini / Z: S.Turconi / I TL 2425-03)
- Vorsicht, bissiger Hund! (S:
T.Faraci / Z: G.Sansone / I TL 2262-4)
- Der Wagwasische Wandler (S:
M.Marinato / Z: S.Intini / I TL 2415-1)
- Eine galaktische Pechsträhne
(S: Spectrum Associates / Z: Miguel / D 99318)
GRÜN: Lesetipp
ROT: Flop
S: Story, Z: Zeichner
von Christian Peters, Dezember 2002
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