Auch wenn wieder knapp die Hälfte des Inhalts aus Egmont-Eigenproduktionen besteht, die ja, so zeigen zumindest die Erfahrungen der letzten Jahre, teilweise starke qualitative Mängel aufweisen, ist die Ausgabe insgesamt doch ganz brauchbar. Begrüßt wird der geneigte Leser durch ein nettes Cover, das Appetit auf die entsprechende Story macht und nicht, wie zum Beispiel im Vormonat, auf den potenziellen Käufer abschreckend wirkt. Aber durch fast den gesamten Band zieht sich ein entscheidender Mangel: Es gelingt fast nie eine Story auf ein wirklich gutes Niveau zu heben. Entweder leidet der Zeichner unter einem unterirdischen Plot oder gute bis sehr gute Ideen werden einem nur durchschnittlichen begabten Künstler zur Umsetzung präsentiert. Insgesamt aber muss man sagen, dass der Aufwärtstrend nicht gestoppt worden ist und vor allem gerade nicht die Uralt-Scarpas das LTB lesenswert machen, sondern aktuellere Storys.

Der Schwarze Schatten, die titelgebende Story, ist das beste, was ich aus dem Hause Egmont seit langer Zeit gelesen habe. Ein großartiger Plot von Andreas Pihl wird durch Fecchi, einem der besseren Mitglieder der Egmont-Familie, umgesetzt. Es geht darum, dass Micky Maus mit Goofy und Donald ein Fantasy-Tabletop spielt, dessen Geschichte man als Leser die meiste Zeit verfolgen kann. In diesen Bereichen ist auch an der zeichnerischen Umsetzung nicht zu meckern, stattdessen überzeugt die Story durch einen interessante, unkonventionelle Panel-Anordnung. Leicht negativ fallen allerdins die Abschnitte ins Auge, in denen man die kleine Gruppe am Tisch sitzen sieht, die vor allem unter einem kurzbehosten Micky, aber auch unnötigen Einlagen Daisys und Dagoberts zu leiden haben, die die sehr positive Gesamtatmosphäre unnötig stören. Ausgesprochen interessant wirkt auch die Selbstironie der Story, die nicht nur die Eigenschaften der Charaktere übertreibt (Mickys Perfektion, Donalds Naivität und auch Prahlerei, Goofys Originalität), sondern diese dann auch noch ganz bewusst durch Kommentare der Figuren noch mehr herausstechen lässt (Micky: "Er ist der fähigste der drei Freunde!" Donald:"Jetzt sag noch wie 'wie im Leben', dann platz ich!"). Insgesamt trotz einiger Trübungen erstklassig.

Auf eine Vergebliche Suche nach Ruhe begibt sich Franz, der unter dem Lärm auf dem Bauernhof leidet. Daher besucht er Dummi Duck, wo das Ganze natürlich noch schlimmer wird. Eigentlich eine klassische Donald-Dussel-Story, die nur durch andere Charaktere besetzt ist. Der Plot ist scheinbar willkürlich und keines der Ereignisse wird in irgendeiner Weise erklärt, so dass selbst Großmeister Romano Scarpa aus der Story nicht mehr allzu viel zu machen imstande ist.

Mit Zack, ab der Lack! folgt auf dem Fuße die Dussel-Donald-Story in ihrer Original-Besetzung. Dussel spielt sich als Automechaniker auf, der bei einer ausgesprochen guten, im Moment aber außer ihm leeren Autowerkstatt arbeitet, in die Donald Daisys Auto wegen eines Lackschadens bringt. Dabei schlägt er sich anfangs auch recht wacker, macht aber selbstredend immer wieder kleinere Fehler, die mit der Zwet immer größer werden um am Ende in einer Art Super-GAU zu enden. Zig mal gehabt, zig mal nur bedingt komisch gefunden - und so auch dieses Mal, auch wenn die Story im Dussel-Bereich sicher nicht unten anzusiedeln ist, vermag sie doch nicht zu überzeugen.

Das Rodeo an der Teufelsschlucht weckt wehmütige Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Der Plot entspricht vom Stil her fast genau denen von Wild-West-Storys, die im LTB von Zeit zu Zeit, gerade früher, immer wieder zu finden waren. Leider wurde die zeichnerische Umsetzung Joaquin überlassen, der seine sicher gegebenen Qualitäten zwar bereits unter Beweis gestellt hat, dem das dieses Mal wie in den letzten Jahren überhaupt aber nicht gelingt. Seine hinlänglich bekannten großflächigen, undetaillierten Zeichnungen verschandeln die ansonsten gute Story. Man mag gar nicht daran denken, was möglich gewesen wäre, wenn die zeichnerische Umsetzung von einem erstklassigen Mann durchgeführt worden wäre...

Volle Kraft voraus ist ein ungewöhnlich unamüsanter One-Pager über Phantomias (damit auch ja keine Ausgabe mal ohne den maskierten Helden auskommt), der nicht nur die physikalischen Gesetze des Magnetismus außer Acht lässt (Gold ist nicht magnetisch!!), sondern bei dem auch zeichnerisch einiges im Argen liegt. Vom letzten Panel bekommt man beinahe Kopfschmerzen.

Ein Diamantenregen aus dem All ergießt sich über Entenhausen, da Dagobert herausgefunden hat, dass aus Kohlenstoff bei entsprechender Geschwindigkeit und einem harten Aufprall Diamant zu machen ist und dazu Kohlenstoff-Meteore im All nutzen will, die er aufeinander schleudert. Eine Story beinahe schon alter Prägung (ein Abenteuer bei der Suche nach einem Schatz), die aber durch moderne Komponenten (Teilchenbeschleuniger, Raumfahrt) auf aktuell getrimmt ist. Insgesamt ist die Story wirklich lesenswert, was nicht nur an der, wie immer, brillianten Umsetzung Cavazzanos liegt, sondern auch an der Story selbst. Zwar treten einige völlig willkürliche und sinnlose Ereignisse auf, die bei einer entsprechend seitenspieligen Umsetzung wahrscheinlich sogar sinnvoll eingebunden hätten werden können, aber auch denen gelingt es nicht, den positiven Gesamteindruck nachhaltig zu trüben.

Bei einem Vierkampf in Duckodilla geht es um die Hand der holden Carmen, um die Pablo Duck ud Don Gustavo mittels eines leichtahthletischen Vierkampfes streiten. Dabei sind aber die Charaktere teilweise überraschend geändert; so ist Donald auf einmal ein Siegertyp, Gustav zeigt Ehrgefühl und schlägt unredliche Hilfe im Kampf um den Sieg aus und Tick, Trick und Track erweisen sich als geldgierig. Da auch die Ferraris-Zeichnungen nicht zu überzeugen wissen, wird hier noch einmal gezeigt, dass das Prädikat "italienisch" allein nicht über Wohl und Wehe einer Story entscheidet.

Das Geheimnis der hohlen Eiche suchen die Ducks aufzuklären, in dem Geld einfach verschwindet, dass dort als Auslösung für die entführten Dicky, Dacky und Ducky hinterlegt ist. Aber das ist erstaunlich simpel und gestaltet sich nicht, wie üblich und gern gesehen, als interessante Erfindung oder zumindest ein gut getarnter Geheimgang, statt dessen hockt sich einfach ein Gauner in die Baumkrone und wartet dort versteckt erst auf die Hinterlegung des Geldes und dann auf das Abziehen der Kontrahenten. Weiter extrem negativer Aspekt: In der Story wird, überhaupt nicht Disney-like, mit Schusswaffen herumgeballert, wo es nur geht, aber nicht, wie hinlänglich bekannt, mit einer Schrotflinte oder Kanone, stattdessen schießt Donald mit einem MG auf Dagobert und es besteht offenbar allgeimein das Verlangen mit durchschlagskräftigen Waffen durch die Gegend zu ballern (Düsentrieb mit einer Bazooka!!). Der schwache und fast schon erschreckende Plot ist auch durch Scarpa nicht mehr zu retten.

Knapper Vorsprung ist ein weitere One-Pager, dieses Mal mit Micky (der damit auf drei Auftritte in diesem Band kommt) und Indiana Goof. Er ist zwar auch in keinster Weise komisch, aber dennoch um Längen besser als der Phantomias-One-pager früher im Band. Und er beweist , dass Ferraris sich auf das Zeichnen des Maus-Universum beschränken sollte, was ihr offenbar sehr viel besser liegt als die Ducks.

Die Zauberjacke lässt sich Donald von einem Flaschengeist zaubern (und das fast völlig unvermittelt) und ist damit in der Lage beliebig viele echte Hundert-Taler-Scheine zu produzieren, was er zu einem protzigen Ausflug über alle sieben Weltmeere nutzt, wobei auf seinem Schiff nur gefeiert wird. Am Ende geht die Jacke natürlich verloren und alles ist wieder wie vorher. Der Plot ist ausgesprochen einfallslos und Miguel, einer der klassischen Zeichner der letzten Storys, zeichnet mal wieder vollkommen desolat, so dass ein eigentlich über weite Strecken gutes Buch am Ende wieder einen ausgesprochen faden Beigeschmack erhält.

ÜBERSICHT:

- Der Schwarze Schatten (S: A.Pihl / Z: Fecchi / D 98246)
- Vergebliche Suche nach Ruhe (S: L.Boschi / Z: R.Scarpa / I TL 2161-1)
- Zack, ab der Lack! (S: R.Salvagnini / Z: C.Limido / I TL 2433-5)
- Das Rodeo an der Teufels-Schlucht (S: P.+C.McGreal / Z: Joaquin / D 98459)

- Volle Kraft voraus (S: S.Badino/ Z: A.Ferraris / I TL 2417-01)
- Diamantenregen aus dem All (S: M.Marinato / Z: G.Cavazzano / I TL 2413-1)
- Vierkampf in Duckodilla (S: D.Fasano / Z: A.Ferraris / I TL 2409-6)
- Das Geheimnis der hohlen Eiche (S: G.Dalmasso / Z: R.Scarpa / I TL 386-C)
- Knapper Vorsprung (S: B.Sarda / Z: A.Ferraris / I TL 2310-02)

- Die Zauberjacke (S: P.Halas / Z: Miguel / D 98362)


Grün: Lesetipp
Rot: Flopp

von Carsten Spitz, März 2003