In diesem Monat wird uns ein durchwachsenes Exemplar von Egmont Ehapa präsentiert, die aber die gesamte Bandbreite aufweist, von (zumindest einigermaßen) guten Stories bis zu solchen, die den Abdruck in irgendeiner Publikation eigentlich nicht verdient haben. Immerhin das Cover ist durchaus brauchbar und wirkt zumindest nicht abschreckend (was ja auch schon vergekommen sein soll...).
Es gab in der Vergangenheit schon deutlich schlechtere Ausgaben, aber dennoch ist die aktuelle keine, die zu Freundensprüngen reizt und den Leser in den siebten Himmel zu heben imstande ist.

Die Titel-Story ist nicht die schlechteste, ganz im Gegenteil. In Die Unterwasser-Pillen kann der Leser bei ausreichender Aufmerksamkeit sogar, lang vermisst, einige Hintergrundwitze entdecken (so jagt zum Beispiel ein 'Seehund' einen Katzenfisch). Auch die Übersetzung ist gelungen und teilweise dazu imstande, an vergangene Zeiten zu erinnern. Die Story als solche ist zwar in Teilen etwas sehr weit hergeholt, aber beruht auf einer neuen, unverbrauchten Idee (Donald nimmt Pillen, wodurch er wie ein Fisch durch die Filterung von Wasser atmet), aber beinhaltet einige durchaus interessante Charaktere. Und außerdem ist die Story für die aktuellen Verhältnisse bombastisch lang, 52 Seiten. Und diese werden auch durchgängig genutzt. Das LTB beginnt gleich mit seinem Höhepunkt.

Dussel wird Der Hilfshelfer, ein Hilfspolizist. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen wird nämlich die Einstellung von neuen Polizisten einem Computer überlassen, der diese unbegründet vornimmt und gegen dessen Entscheidungen kein Widerspruch möglich ist. So wird Dussel halt zum Polizisten, wo er dann, mal wieder, sein Standard-Repertoire an Chaos und Blödsinn abbrennt. Wenigstens ist die Story kurz, so dass die weitgehend bekannten Witze nicht völlig zu Langweilern werden und man schon durch ist, bevor man sich allzu sehr ärgert.

Piratenpoesie betreibt Wotan Wolkang, eine Piratenkapitän der Vergangenheit. Nach einem etwas überstürzten Beginn der Story, wo, eigentlich ohne tieferen Sinn, Klaas Klever Dagobert Duck dazu bringt, für ihn für 30 Kreuzer pro Stunde auf Schatzsuche zu gehen. Aber aus dieser Situation entwickeln sich dann einige nette Situationen, so eine Bezahlung für Primus und Daniel Düsentrieb, zu der Dagobert Klaas Klever bringt ('Wissen gibt es nicht umsonst!'). Als dritter Mann ist natürlich Donald dabei (der auch von Klaas Klever bezahlt wird). Die Schatzsuche an sich mutet schon beinahe klassisch an, leidet aber darunter, dass sie viel zu kurz gefasst ist. Und das Ende ist auch vorhersehbar: Klaas Klever isst mal wieder seinen Hut, Dagobert ist der lachende Sieger...

Der Prachtprotz ist Donald, der sich Overalls zum Aufblasen gekauft hat, mit denen er am Strand als Muskelprotz erscheinen will. Nur: Leider sind gerade jetzt Bodybuilder out. Zeitgleich muss er am Strand mit Daisy völlig unverständliches, pseudo-intelligentes Gefasel von einem berühmten Philosophen lesen und darüber nachdenken - eine halbe Stunde lang mit einem ausgehöhlten Kürbis auf dem Kopf. Da nur ein Kürbis da ist, wechselt man sich ab. Und immer während Daisy am Meditieren ist, sucht Donald sich als Muskelmann wichtig zu machen. Insgesamt eine platte Abfolge platter Gags, die aber durch die abstruse Konzeption der Philosophie aufgewertet wird, da die einfach zur Story passt.

Herrliche Heimkehr ist ein Onepager, der nicht wirklich lustig ist. Aber man hat schon Schlimmeres gesehen...

Der fast schon allmonatliche LTB-Tiefpunkt erwartet uns nun: Der Dampfschiff-Dämon. Es ist schon nahezu unglaublich, wie es gelingen kann, das Niveau der Micky-Maus-Storys konstant auf einem derart niedrigen Niveau zu halten, ein neues Beispiel für die zunehmende Demontage der Maus, die dem offenen Brief neue Nahrung gibt. Die Handlung kurz und knapp: Micky und Goofy sind am Amazonas im Urlaub, wo aber ohne Grund keine Schiffe flussaufwärts fahren, bis doch eines vorbeikommt, auf dem Micky und Goofy anheuern, Micky als Kohleschaufler, Goofy als Koch (der nur Bohnen-Bananen-Brei kocht). Leider lebt das Schiff und bringt seine Passagiere zu einer Inka-Pyramide, um sie dort zeremoniell zu verspeisen. Hanebüchener Unsinn, von Xavi auch in diesem Monat gewohnt mies präsentiert. Unglaublich, aber man wünscht sich zunehmend sogar den Joaquin der späten 90er zurück...

So will es das Gesetz! sagt Onkel Dagobert immer zu seinem Neffen, wenn dieser mal wieder für Geld arbeitet, das ersterer dann von der endlosen Schuldenliste streicht. Dieses Mal: Donald soll als Mädchen für alles bei einer Kreuzfahrt helfen, auf der die schönsten Edelsteine Dagoberts ausgestellt werden. Die Panzerknacker hacken sich in den Bordcomputer ein und simulieren dort den Untergang des Schiffes, so dass die Besatzung mit den Passagieren flieht - außer dem schlafenden Donald. Dieser verwandelt sich promt, same procedure as every month, in Phantomias, um die Schurken dingfest zu machen, was ihm natürlich auch glückt. Nebeneffekt: Da das Schiff in internationale Gewässer geschwommen war, ist Donald nun der Eigentümer (???). Aber er verkauft das Schiff für 100.000 Taler an Dagobert - die er natürlich nicht erhält (s.o.)...

Würdiger Nachwuchs ist ein weiterer Onepager, auch dieser ist nicht schlecht.

Der Krater im Urwald ist kunterbunt, nämlich siebenfarbig. In den Farben von 7 Edelsteinen glänzt er, die in 7 konzentrischen Kreisen angeordnet sind. Dagobert schickt Donald und Dussel nun dorthin, um zu schürfen (wieso er selbst nicht mitkommt, bleibt aber ungeklärt), aber nur falls die Umwelt nicht darunter zu leiden habe (etwas untypisch...). Der Kontakt bleibt aber bestehen, nämlich via Satellit. Der Krater scheint menschenleer zu sein, aber die Bevölkerung versteckt sich nur - und dient als Hilfe im Kampf gegen die natürlich auftauchenden Panzerknacker. Trotz einiger logischer Ungereimtheiten ist diese Story amüsant und die insgesamt zweitbeste das Bandes.

Zum Ende gibt's nochmal was Schlechtes: Die Lampenlawine. Miguels Zeichungen konkurrieren mit der Story von John Blair Moore darum, was schlechter ist... Miguel zeichnet wie zumeist undetailliert und grobflächig, wenig ansehnlich. Die Story ist fast noch sinnentstellter als die der Maus-Story: Da die Müllabfuhr nur noch sauberen Müll annimmt, erfindet Daniel Düsentrieb eine Maschine die Müll in Gebrauchsgegenstände verwandeln kann, nämlich in hässliche Hüte, Mousepads, Maßanzüge, nicht schmackhafte Frühstücksflocken, flischlose Fleischbrühe und dekorative Lampen. Man entscheidet sich dann dafür, den Müll Entenhausens in Lampen zu verwandeln... Dazwischen gibt es noch einen Auftritt eines wahnsinnigen Professors, der fatalistisch über Müll schwadroniert, der ebenso überflüssig wie niveaulos ist...

ÜBERSICHT:

- Die Unterwasser-Pillen (S: M.Gilbert / Z: M.Fecchi / D-2001-009)
- Der Hilfshelfer (S: A.Pandini / Z: M.Mazzon / I TL 2412-3)
- Piratenpoesie (S: M.Valentini / Z: M.Amendola / I TL 2473-2)
- Der Prachtprotz (S+Z: E.Faccini / I TL 2384-6)
- Herrliche Heimkehr (S: A.Macchetto / Z: M.Pavone / I TL 2442-01)

- Der Dampfschiff-Dämon (S: A.Pihl / Z: Xavi / D 2000-209)
- So will es das Gesetz! (S: S.Ambrosio / Z: S.Deiana / I TL 2434-1)
- Würdiger Nachwuchs (S+Z: M.Meloni / I TL 2444-01)
- Der Krater im Urwald (S+Z: F.Guerrini / I TL 2358-6)

- Die Lampenlawine (S: J.Moore / Z: Miguel / D 2000-077)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, Mai 2003