Was sich im Vormonat mit unglaublicher Geschwindigkeit in die Höhe schraubte, der Qualitätsstandard des LTBs, vermochte nicht ganz dort zu verweilen. Aber im Gesamttrend positiv ist auch diese Ausgabe allemal zu sehen. Natürlich gibt es aber auch einige Wermutstropfen in einem insgesamt guten Eindruck, als da nämlich wären das Cover, das wiederum zweiseitig gestaltet ist, so dass die vorderste Seite Löcher aufweist, durch die man die zweite erblicken kann. Das häte man sich auch schenken können, vor allem da auf der teilweise zu sehenden Seite mehr Figuren aus dem Duck- als aus dem Maus-Universum zu sehen sind. Und auch die Geschichten-Verteilung ist einem Jubiläum nicht würdig: Neben einer Geburtstagsstory, die er sich mit Donald teilt, taucht der Nager, dem dieser Band gewidmet ist, nur in einem Einseiter auf. Aber solange Micky in seinen Auftritten zumindest die Anfälle von Kleinkindsein vermeidet, ist man ja schon zufrieden...

Auch in diesem Monat ist man wieder aufgerufen, seine Meinung via Internet kundzutun und somit Einfluss auf die Ratings zu nehmen...http://LTB-Umfrage.ifad.de ist wie immer der Anlaufpunkt für den auskunftfreudigen Leser.

Den Auftakt des Bandes bildet Ein Rätsel zum Geburtstag für Micky, das ihm von seinen Freunden geschenkt wird. Dies ist die Micky-Maus-Geburtstagsstory. Der Plot als solcher ist schnell erzählt: Micky Maus soll einem inszenierten Kriminalfall auf die Schliche kommen, aber erlangt dabei auch Eindrücke von anderen Dingen und Gestalten, die ihn zu einem anderen Fall bringen, so dass aus dem Spiel Ernst wird. Und was auf den ersten Blick noch einen schlechten Eindruck macht (die kurze Hose, die zum Sinnbild des Kaschperl-Mickys wurde, und eine Vermischung der Universen Duck und Maus, das Auftreten nur weniger bekannter Charaktere), erweist sich bei genauerem Lesen als durchaus gut. Bei Fecchis Zeichnungen wird aus dem Egmont-Micky nicht der unsymptathische Clown, sondern ein durchaus angenehmer Zeitgenosse. Und auch die Vermengung der Welten scheint Fecchi zu liegen, setzte er sie doch schon in LTB 310 ("Der schwarze Schatten") hervorragend um. Wir bekommen in dieser Story, abgesehen von der Kleidung, unseren altbekannten nahezu allwissenden, auf jeden Fall aber gewitzten Detektiv zurück, auf den wir so lange warten mussten. Dazu kommen eine großartige Übersetzung und teilweise über dem ohnehin schon hohen Fecchi-Niveau liegende Panels. Schlussendlich bleibt als größter Wermutstropfen, dass die Italo-Kultur nicht einbezogen wurde und somit in Italien etablierte Charaktere (die Gaunerschaft um das schwarze Phantom und Kater Karlo, die Polizei um Hunter und Issel, die anderen um Gamma und die Professoeren Zapotek und Marlin) nicht einmal beim Fest am Ende ihren Auftritt haben.

Es folgt mit Gute Aussicht ein Einseiter um Donald und Dussel, der zeichnerisch zwar top ist, aber nicht wirklich den gewünschten Lacher produziert.

Die Bucht der Riesenschnecken wird anschließend von Donald und Dussel in einer klassischen Gag-Story bereist. Alles, was auf etwas auf sich hält, hat etwas gigantisch Großes, sei es ein Riesengoldnugget oder ein enormer Ziegelstein, nur Dagobert Duck nicht, so dass er Donald und Dussel auf die Reise schickt, um die Fossilien von prähistorischen Riesenschnecken zu entdecken. Dabei kommt es zu den üblichen Missverständnissen und Fehlerketten zwischen Donald und Dussel. Aber im Gegensatz zu manchen vergangenen Storys, kann man sich hier teilweise wirklich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Tolle Zeichnungen von Freccero und eine stellenweise brillante Übersetzung ("Ich will aber nicht. Schon weil ich muss. Und müssen mag ich nicht wollen."), machen aus einer der üblichen Gag-Storys um die beiden unglücklichen Vettern ein echtes Juwel.

Onkel Dagobert ist In der Vergangenheit gefangen - auf Anraten seines Arztes versucht er die Jugenderinnungen zurückzuholen. Da ihm diese aber als zu kurzlebig erscheinen, versucht er sie künstlich zu verlängern, was nicht zu seinem Vorteil ist... Die Story weist einige nette Gags auf (Donald, der sich mehrmals im Haus verbarrikidiert hält, um seinen Onkel nicht zu einer Expedition begleiten zu müssen, aber sich, als er nicht gewaltsam herausgezerrt wird, um ihn sorgt, durchgängige Darstellung Dagoberts als emotionslos, geradezu phlegmatisch), ist aber in weiten Teilen doch recht vorhersehbar.

Seinen zweiten und letzten Auftritt hat Micky nun in dem Einseiter Feuchter Dank, der wiederum zeichnerische Klasse mit einem nur bedingt komischen Witz verbindet.

Aus Frust darüber, dass er mal wieder keinen Urlaub finanzieren kann, fährt Donald zurück in die Villa Rosa, um in altem Phantomias-Equipment zu stöbern. Dabei stößt er auf ein Ferientagebuch und beschließt, Ferien in der Villa Lalla zu machen, dem Ferienhaus Phantomias', von dem er nun erfahren hat. Diese stellt sich primär als Apparatur heraus, um Freunden und Feinden Streiche zu spielen, was Donald natürlich auch prompt ausnutzt. Die Story ist nett, aber nicht großartig. Gervasios Zeichnuntgen sind zwar wie gewohnt top, aber der Plot als solcher ist an sich nur eine Aneinanderreihung unterschiedlich komischer Gags, so dass das Gesamtwerk nur mittelmäßig ist.

Iku, das Superhirn der Panzerknacker, fühlt sich als Ein verkanntes Genie, da er nie zum Weltkongress der Erfinder eingeladen wird. Daher beschließt er, Daniel Düsentrieb seine Einladung abzunehmen und an seiner Statt dort aufzutauchen. Die Zeichnungen stammen von Großmeister Cavazzano, die Story als solche ist zwar nicht außerordentlich gut, beinhaltet aber durchaus einige nette Nuancen. Insgesamt wirkt sie etwas zu moralisch, vor allem aber ist sie mit 20 Seiten viel zu kurz um ihr volles Potenzial zu entfalten.

Durch eine verunglückte Düsentriebsche Erfindung leidet Entenhausen unter einer Invasion der Schneemänner. Auch hier sieht man überwiegend eine weitgehend verbundlose Aneinanderreihung simpler, nicht einmal besonders guer Gags. Auch die Zeichnungen von Migheli sind nicht wirklich eine Augenweide, so dass insgesamt ein eher schwacher Eindruck hinterlassen wird. Vor allem scheint es, als seien die Schneemänner nur ein Ersatz für die Außerirdischen (die aber in letzter Zeit erfeulich viele Pausen haben), die man sonst gewohnt ist.

Klein, aber oho!: Und noch ein Einseiter, und es scheint, als würden die Witze hierbei von Einseiter z Einseiter immer schlechter. Da aber das zeichnerische Niveau top bleibt und es rsch vorbei ist, kann man darüber leicht hinwegsehen.

Und ein weiteres Werk von Großmeister Cavazzano gibt es zu bestaunen: Die Dachboden-Affäre. Gitta und Kuno Knäul entrümpeln fremde Dachböden, um die wertvollen Gegenstände zu verhökern, und tun dies auch bei Dagobert Duck - wobei sie natürlich nichts Wertvolles entdecken, aber aus dem Ramsch durch Zufall dennoch Geld zu machen imstande sind. Die Story ist recht unterhaltsam, wenn auch ohne besonderen Tiefgang, und lebt vor allem von den brillanten Zeichnungen. Außerdem netter Zusatz: Am Ende steht mal nämlich Dagobert als Sieger da, sondern die von ihm verachtete Kombination Knäul/Gans.

Aber das dicke Ende sollte noch folgen: Donald hat sich fest vorgenommen, eine Damen dazu zu bringen, Die Schönheitskönigin zu werden. Da Daisy nicht will, nimmt er die Erstbeste andere, die sich als Diktatorentochter entpuppt. Daisy ist ausgesprochen aufbrausend und neigt zu Gewalt, Donald ist gewohnt naiv, hierbei aber auch noch geschmacklos, und die anderen Charaktere werden hauptsächlich durch Funktionäre eines unbekannten Landes gebildet, die unsympathish wirken (und auch sein sollen). Die Story als solche wirkt verworren und nicht komplett durchdacht, es tun sich unüberbrückbare Lücken auf, dazu kommen die gewohnt weitegehend unsäglichen Bancells-Zeichnungen.

ÜBERSICHT:

- Ein Rätsel zum Geburtstag (S: B.Erickson / Z: M.Fecchi / D 2003-015)
- Gute Aussicht (S: F.Nani / Z: A.Coppola / I TL 2418-03)
- Die Bucht der Riesenschnecken (S: F.Michelini / Z: A.Freccero / I TL 2426-1)
- In der Vergangenheit gefangen (S: F.Michelini / Z: A.Martusciello / I PM 252-1)
- Feuchter Dank (S: S.Tulipano / Z: A.Ferraris / I TL 2371-01)
- Ferien in der Villa Lalla (S: F.Michelini / Z: M.Gervasio / I TL 2437-2)
- Ein verkanntes Genie (S: A.Sisti / Z: G.Cavazzano / I TL 2307-1)

- Invasion der Schneemänner (S: C.Panaro / Z: R.Migheli / I TL 2460-2)
- Klein, aber oho! (S: F.Corteggiani / Z: L.Molinari / I TL 2286-02)
- Die Dachboden-Affäre (S: G.Arrighini / Z: G.Cavazzano / I TL 2448-1)
- Die Schönheitskönigin (S: T.Laban / Z: Bancells / D 99054)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, November 2003