Das letzte Lustige Taschenbuch des Jahres 2003 steht stellvertretend für das letzte LTB-Jahr: Durchwachsen, mit vereinzelten Höhepunkten, die zumindest Hoffnung auf mehr machen.
Besonders schön diesen Monat: Eine neue Micky-Abenteuergeschichte - mit Indiana Goof und ohne kurze Hosen und "Kaschperlmicky"-Faktor. Daneben gesellen sich größtenteil durchschnittliche Italo-Comics, die die 30 Seiten nicht einmal mehr vereinzelt erreichen und ein paar Egmont-Comics, die man guten Gewissens als "Geschmackssache" bezeichnen kann.
Neu, vielmehr "wieder dabei", ist die Anzeige des nächstmonatigen LTB-Covers auf der letzten Seite.
Eine angenehme Neuerung.

Das Cover diesen Monat ist derweil (im Gegensatz zu dem des nächsten Monats) sehr ansehnlich und passt thematisch zur 1., der Titelgeschichte:

Herr der Klinge: Egmont-Zeichner Massimo Fecchi hat sich wieder einmal einer Persiflage eines aktuellen Kinotitels angenommen. Wie bei dem Titel "Herr der Klinge" befasst sich die Story mit dem hierzulande startenden dritten Teil der "Herr der Ringe"-Trilogie.
Diese Geschichte ist hierbei vielmehr eine Persiflage auf den durch die Filme entsteheden Hype, als auf die Handlung selbst. Andernfalls, wäre Fecchi wohl auch kaum mit gerade einmal 30 Seiten ausgekommen. Der Comics ist zeichnerisch gewohnt gut von Fecchi umgesetzt, krankt aber an der Story.
Diese besteht im Grunde nur darin, dass Donald - wieder einmal eifersüchtig auf etwaige Konkurrenten im Kampf um Daisys Gunst - mit einem von Daniel Düsentrieb entwickleten Roboter die Festspiele zum Kinofilm "Herr der Klinge" mächtig durcheinanderbringt. Das Thema "Herr der Ringe" hätte mit Sicherheit mehr hergegeben.

Das Tal der Pharaonen: Ein spannendes Abenteuer mit Micky und Indiana Goof auf der Suche nach Beweisen dafür, dass die altertümlichen Ägypter mit ihren Schiffen bereits den Atlantik überquert haben. Zeichnerisch unübertroffen von Massimo de Vita umgesetzt - und auch wenn die Handlung nicht sonderlich innovativ ist, noch zahlreiche überraschende Momente aufweist:
Welche Lesevergnügen bereitet dieser Comic doch, vor allem wenn man die kurzhosige Micky-Alternative aus den letzten Monaten vor Augen hat. Sehr gut.

Sauber abkassiert: Überflüssiger Einseiter.

Schwein muss man haben!: Bancells ist nun nicht gerade ein Meisterzeichner in Sachen Disney-Comics. Hinzu kommt, dass er ein ausgesprochenes Talent beweist, sich die grausigsten Scripts herauszusuchen und so allmonatlich eigentlich die schlechteste Duck-Story zeichnerisch notdürftig umsetzt.
Das ist diesen Monat ein wenig anders. Zwar kann ich mit den Zeichnungen als Fan der Zeichenkunst der italienischen Starzeichner nicht recht warm werden, de Story von Terry Laban ist aber zumindest interesssant,
Onkel Dagobert und Donald stranden auf einer Insel voller Eingeborener, die den beiden recht wenig Beachtung schenken, da Donald und Dagobert keinerlei Reichtümer aufweisen können. Reichtum wird auf dieser von der Zivilisation abgeschlossenen Insel in der Anzahl der sich im Besitz befindlichen Schweine bewertet.
Während Donald sich eher den Freuden der Insel hergibt, macht sich Onkel Dagobert daran, die "reichste Ente der Insel" zu werden und eine "Schweine-Imperium" aufzubauen, um so die Insel möglichst bald wieder verlassen zu können.

Seltsame Sprachstörung: Unwitziger Einseiter, aber immerhin trägt die Maus lange Hosen. ;)

Lieber faul als gestresst: Donald versucht seine scheinbar angeborene Trägheit und Schläfrigkeit zu behandeln und abzustreifen, um fortan groß ins Berufsleben einzusteigen und entgegengesetzt seiner vorherigen Eigenschaften mit Fleiß und Ausdauer zu glänzen. Dass der Enterich hierbei vom einem Extremen ins Nächste abdriftet, ist vorauszusehen...
Zeichnerisch wenig ansprechend, aber insgesamt okay. Mehr geben so ein paar Comicseiten eben auch nicht her.

Ein verregneter Fall: Jeden Monat ein neuer drittklassiger Phantomias-Comic, ohne nennenswerten Inhalt auf 20+x Seiten gepresst. So auch dieses Mal wieder. Okay, zeichnerisch ist dies ordentlich und der Comic insgesamt lässt sich durchaus lesen. Ein Comicgenuß ist jedoch was anderes, gerade wenn man sich daran zurück erinnert, mit welch grandiosen Comicmeisterwerken der Beschützer Entenhausens einst seinen Einstand im Taschenbuch gefeiert hatte.
In Comics dieser Art, die scheinbar nur dazu dienen, eine scheinbar große Phantomias-Fanschar zum Kauf des LTB zu bewegen, ist Donalds 2. Ego jedenfalls nur noch ein Schatten seiner selbst und letztlich eine schlechte Kopie von sich selbst.

Der Heilige Drache: Nun endlich wieder eine durchweg lesenswerte Geschichte.
Sie spielt im alten China, wo der reiche Dag-o-bert versucht sein Geld vor den nahenden Mongolen, die den Panzerknackern doch zum Verwechseln ähnlich sehen, zu verstecken, bzw. außer Land zu schaffen. Köstlich die "weisen" Einwürfe des Mandarins in spe, Do-nald, durchaus ansprechend die Zeichnungen. Die Auflösung muss einem schließlich nicht gefallen, das Gesamtwerk darf es aber durchaus.

Ein ungewöhnliches Picknick: Eine elektronische Roboter-Ameise vermiest Donald und Daisy auf gerade einmal 12 Seiten das Picknick. Nette Idee, für die paar Seiten eine anständige Geschichte. Wirklich gut ist aber was Anderes. Für nen Lückenfüller ist es manierlich. Nur leider scheint das halbe LTB heute aus Lückenfüllern zusammengeflickt.

Der mampfende Schlafwandler: Lara Molinari versteht es durchaus eine Story mit schönen Zeichnungen zu garnieren und so ist auch dieses Mal eine vor allem optisch schöne und dann immerhin noch einigermaßen witzige Franz-Gans-Gag-Story zustande gekommen. Franz schließlich bedauert, dass durch sein ausgeprägtes Schlafverhalten nur all zu häufig eine Mahlzeit verpasst wird. So macht er sich auf in die Stadt, zunächst zu Freunden, schließlich sogar zu einem Hypnotiseur, um sein "Problem" zu lösen. Nett.

Kommando Krake: Ein weiteres Kapitel mit der Untergrundorganisation O.M.A. (Organisation zur Abwehr von Monstern aller Art), sowie den beiden Agenten Donald und Dussel Duck.
Flemming Andersen setzt die chaotischen Erlebnisse, rund um die Rettung einer Riesenkrake, bevor Klaas Klever diese für seinen Zoo fangen kann, gewohnt skurill in Szene. Logik und der Norm entsprechende Zeichnungen sucht man vergebens, Lesespaß und Humor ist allerdings je nach Leserprofil durchaus vorhanden. ;)

ÜBERSICHT:

- Herr der Klinge (S: M.+L.Shaw / Z: M.Fecchi / D 2003-001)
- Das Tal der Pharaonen (S: B.Sarda / Z: M.de Vita / I TL 2439-1)
- Sauber abkassiert (S/Z: T.Colantuoni / I TL 2365-02)
- Schwein muss man haben! (S: T.Laban / Z: Bancells / D 98418)
- Seltsame Sprachstörung (S: S.Tulipano / Z: A.Ferraris / I TL 2370-01)
- Lieber faul als gestresst (S: C.Gentina / Z: S.Deiana / I PM 262-1)
- Ein verregneter Fall (S: B.Concina / Z: N.Tosolini / I TL 2451-2)
- Der Heilige Drache (S: V.Laura+M.Marinato / Z: A.Perina / I TL 2451-1)
- Ein ungewöhnliches Picknick (S: B.Enna / Z: M.Frare / I TL 2428-4)
- Der mampfende Schlafwandler (S: R.Salvagnini / Z: L.Molinari / I TL 2465-2)
- Kommando Krake (S: L.Jensen / Z: F.Andersen / D 2002-139)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Christian Peters, Dezember 2003