Der Kalender sagt uns, dass bereits der Wonnemonat Mai erreicht ist: Da ist es ja wirklich allerhöchste Zeit für das erst zweite Glitzercover des Jahres, ansonsten würde man ja wohl in Kürze etwas vermissen. Aber würde es nicht auffällig gülden blinken und wäre auf die vollkommen unnötige, ziellos gen Boden geschleuderte Torte verzichtet worden, wäre es durchaus ansehnlich, denn sonst ist nur ein erfreulich schlicht gehaltener Donald zu sehen.
Auffällig ist auch, dass (mal wieder) eine falsche Story-Zahl (10 statt 9) auf dem Backcover angegeben wird.
Aber ansonsten ist das LTB, wie immer unter der Einschränkung der in den letzten Jarhen gesunkenen Ansprüche, ein ganz passables, das keinen echten Tiefpunkt hat und vorwiegend im (oberen) Durchschnitt daherschwimmt.
Aber eines haben fast alle Stories gemein: Eine prima Grundidee und nette Einzelelemente, aber ebenso das Zerstören dieser durch die extreme Komprimierung auf wenige Seiten, wobei zwangssläufig durch das Verschweigen unzähliger Details viele logische Unstimmigkeiten entstehen.
Bemerkenswert auch: Von Dussel werden wir in diesem Momat mal komplett verschont.

Wer seine Meinung hierzu äußern will, kann dies wieder unter http://ltb-umfrage.ifad.de tun und dem Verlag damit sein Feedback liefern.

70 Jahre wird der Donald Duck dieser Tage - Ein unvergesslicher Geburtstag für den Erpel. Dieser wird überschattet durch sein gewohntes buntes Potpourri an morgendlichen Missgeschicken und Ärgernissen, so dass ihn seine Schritte in das Zelt einer Wahrsagerin führen, die es ihm ermöglicht, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und nach eigenem Gutdünken neu zu gestalten, was auch weidlich genutzt wird. Im Stile der Dickensschen Weihnachtsgeister aber wird ihm ein Blick auf das Wesen seines neuen, selbst gestalteten Ichs gewährt, welches sich als das eines kaltherzigen, ungeliebten Milliardärs entpuppt. So wird natürlich die Suche nach Umkehrmöglichkeiten der Veränderung gesucht... Die Parallelen zu Charles Dickens und seiner legendären Weihnachtsgeschichte sind unverkennbar, mittels Visionen werden dem Hartherzigen die Nachteile seines Tuns vor Augen geführt., auf dass er das freundliche, familiäre Leben der reinen Erfolgsorientierung vorziehe. Eine durchaus gute Idee wird also hier aufgegriffen, die auch durchaus noch ausreichend Potenzial für nette Geschichten besitzt und auch hier einige sehr gute Ansätze liefert. Interessant die Gottesdarstellung in der Geschichte mit dem Allmächtigen als Mann, der einfach in einem Büro im Himmel sitzt und mittels eines Computers das Schicksal der Menschen bestimmt. Es sind in der Story, gerade bei ausgiebiger Suche, einige wirklich gute und auch ungewöhnliche Ideen zu finden, die Spaß zu machen wissen. Und auch die zeichnerische Umsetzung Andersens ist passend und rundet die Auftaktstory zu einer prima Geschichte ab.

Das goldene Vlies - wer kennt es nicht, das berühmte güldene Schaffell, das, glaubt man den alten griechischen Sagen, dereinst von Jason und seinen Argonauten geraubt wurde? Hier erfahren wir, dass das so nicht stimmt: Die findigen Vliesbesitzer schafften es nämlich, dem Räuber eine wertlose Kopie anzudrehen, während das Original in einem sicheren Versteck verwahrt wurde. Dies erfahren nun zwei streitsüchtige Professoren (hier hätte man an sich Zapotek und Marlin verwenden können), die gerade gemeinsam mit Micky Maus eine Ausgrabung durchführen, und auch der Vorarbeiter der Grabung erfährt hiervon und entführt als Spürhund Pluto, um sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem originalen Vlies zu machen, dabei scheut er keine Mühen, um mögliche Verfolger abzuschütteln und zieht so natürlich den Unmut Mickys auf sich. Eine geradezu klassische Kriminalsituation ist es, die grundsätzlich alles Potenzial selbst für eine großartige Story mitbringt. Obwohl sich die McGreals, nicht unbedingt als Verfechter konstruktiver Handlungen bekannt, für den Plot verantwortlich zeigen, ist dieser durchaus sinnvoll, und Micky beträgt sich durch die Bank vernünftig und wie in alten Zeiten, was nach Autor- und auch Zeichnerangabe durchaus überrascht. Die Story kann zwar nicht den Tiefgang aufweisen, den man früher bereits sehen konnte, aber es ist dennoch ein glasklarer Aufwärtstrend zu sehen. Wenn auf diese Story ein verbünftiger Maus-Zeichner, der dem Charakter mehr ernsthaftes Profil verleihen kann als Joaquin, angesetzt worden wäre, würde hier durchaus sogar Potenzial für die beste Micky-Geschichte im LTB seit dem zweiten Teil der Mauser-Chroniken stecken, so ist es auf alle Fälle eine positive Überraschung.

Es gibt unterschiedliche Wesen, die auf der Erde kreuchen und fleuchen, manche groß, andere stark, wieder andere farbenfroh. Ein Emu mit guten Manieren aber ist dem durchschnittlichen Deutschen spätestens seit den Abenteuern der Frau Beil nicht geläufig, und so weiß auch Dagobert nicht so recht etwas mit diesem Tier anzufangen, das zufällig unter seine Fittiche gerät. Derart mit Missachtung gestraft wird der Emu seine Manierlichkeit rasch los und erweist sich als ein rechter Störenfried der Gesellschaft. In aller Kürze wird in die Story aufgelöst und der Emu als eine Domestizierung, die seinem Herrchen entlief, identifiziert, der nichts mehr mit dem nun ungezogenen Tier zu tun haben will. Nach einem durchaus netten Beginn wird der Story allerdings das Schicksal zuteil, unter dem viele Storys der Neuzeot zu leiden haben: Es fehlt einfach an Details und an einer sinnvollen Auflösung, die Geschichte wird praktisch auf den komplett gag-orientierten Mittelteil reduziert. Dieser ist als solcher durchaus passabel, ohne allerdings vom Hocker zu reißen. Ein passabler Mittelteil reicht aber für ein wirkliches Lesevergnügen leider nicht aus, wenn auf einen Schluss komplett verzichtet und die Einleitung ebenfalls stark vernachlässigt wird. Insgesamt gab es aber schon sehr viel Schlechteres, die Story reiht sich im unteren Mittelfeld ein.

Wer kennt nicht die Schreckensvision der Zukunft, die Goerge Orwell mit "1984" seiner Nachwelt hinterlassen hat? Spätestens seit LTB 181 ("Der Traum vom großen Onkel") weiß der geneigte Leser Bescheid: Big Brother is watching us. Dieses Thema wird auch mal wieder aufgegriffen, Das große Auge ist ein von Daniel Düsentrieb nach dem versehentlichen Schicken Phantomias' in die Zukunft (der damit seinen obligaten Auftritt sammelt) konziperter Computer, der durch ferngelenkte Phantomias-Roboter technischen Fortschritt auf der Welt verhindert. In eben dieser Welt landet Phantomias natürlich und fühlt sich natürlich mit der Aufgabe betraut, diesen Zustand zu beenden und wirft sich in den (erfolgreichen) Kampf gegen das "große Auge". Der Ansatz ist gut gewählt, die Story weist auch durchaus einige gute Ideen auf. Insgesamt aber ist sie zu simpel gestrickt und macht relativ wenig aus dem Thema (kein Wunder auf nur 25 Seiten). Es wird nicht zufriedenstellend geklärt, wieso Daniel Düsentrieb alle technologischen Entwicklungen auf ewig auszumerzen trachtet, die zwangsläufig auftretenden Zeitparadoxa werden einfach beiseite gewischt. Außerdem scheint Donald nichts zu lernen, verschwand er doch schon einmal, wie hier, in einer Zeitmaschine in Düsentriebs Labor, die er für einen Wandschrank hielt (LTB 88, Der Traum vom schwarzen Korsaren). Einige gute Einfälle und nette Referenzen machen leider die aufgrund der Storykürze fehlende atmosphärische Dichte nicht wieder wett.

Ob Geisterbahnen, unangekündigte Steuerprüfungen oder das nächtliche Irren durch eine dunkle Gasse, es gibt viele Unwohlsein bereitende Situationen. Aber Ein echter Horrortrip will sorgfältig geplant sein, der läuft einem nicht einfach so über den Weg, und so bieten Gitta und Kuno dies als ihre neue Geschäftsidee an: Um den Menschen das Gute an ihrem Alltagsleben zu zeigen, bieten sie, mit reißendem Erfolg, Stadtführungen in die eher unschönen Gegenden Entenhausens an, sei es der Schrottplatz, die Müllhalde oder die Kanalisation - bis sie sich in der Kanalisation verirren und dort Zeugen eines versuchten Panzerknackerüberfalles auf den Geldspeicher werden (der sich aus ungeklärtem Grunde mit den unteren Etagen in den Abwasserkanälen der Stadt befindet), den Gitta, ihrem Angebeteten zum Wohle, zu verhindern sucht. Dabei hat sie sogar Erfolg, um Dagobert dafür mit dem mitgebrachten Bohrer der Panzerknacker eine Liebeserklärung in die Wand zu ritzen. Die Grundidee der Story ist durchaus gut, aber, wie könnte es anders sein, es fehlt einfach die Tiefe, nur oberflächlich wird ob der geringen verfügbaren Seitenzahl der Plot konstruiert. Selbst die gewohnt großartigen Zeichnungen Cavazzanos können da nicht mehr sehr viel retten, inhaltlich sind einfach zu viele Löcher vorhanden, die einfach entstehen müssen, wenn der ausreichend lange Plot derart komprimiert wiedergegeben werden muss, Zahlreiche Details fehlen, die die Story vielleicht plausibel und in sich logisch hätten machen können.

Die Besucher eines Fast-Food-Restaurants in Entenhausen treffen Eine überraschende Wahl. Wie jeden Monat steht die Wahl zum Mitarbeiter des Monats, durchgeführt von den Besuchern. Während sich der gesamte Rest der Belegschaft normal verhält, ist ein Mitarbeiter immer auf Knien kriechend gewillt, dem Gast jeden Wunsch umgehend von den Lippen abzulesen. So wird der Leser Zeuge der üblichen Kapriolen in Donalds Berufsleben: Viel guter Wille und viel Unvermögen und Pech bilden die gewohnte Liaison, während die meisten anderen gewohnt routiniert ihre Arbeit verrichten, bis am Monatsende der Wettbewerbssieger wieder feststeht. Mehr geschieht nicht, die Story ist also wiederum sehr gaglastig. Und selbst hier, wo eigentlich ob der Gagausrichtung keinerlei großartigen Inhalte vorhanden sind, fällt deren Erläuterung zu knapp beziehungsweise ganz aus. Dass Donald für sein freundliches Wesen eine Belohnung erhält (in Form des Wahlsieges) ist ja gut und schön, aber wieso die Stimmen der besuchenden Kinder und die der Erwachsenen getrennt ausgezählt werden, fast drei Mal soviele Kinder wie Erwachsene ihre Stimme abgegeben haben und manche Mitarbeiter gar keine Stimmen erhalten, bleibt im Dunkeln. Das anvisierte Ziel des belohnten Sieges der Moral gegen den unfreundlichen, kalkulierenden Schleimer ist natürlich prima, aber etwas mehr Erläuterung auf dem Wege wäre gut gewesen.

Unter Entenhausen findet Dagobert ein enormes Höhlensystem, das er sich sichert und das nach ihm Die Duck'schen Höhlen genannt wird. Da die Stadt komplett überfüllt ist, scheint dies der perfekte Ausweg, um die Aufnahmeressourcen für Gebäude und Lagerräume zu erweitern. Dieses Geschäft witternd vermietet Dagobert Duck die Höhlen parzellenweise, die nur durch eine stabile Basaltschicht vom angrenzenden Meer getrennt werden. Jedoch sind auch die Panzerknacker unter den Mietern und wollen die Chance nutzen, den Geldspeicher von unten auszurauben, was auch prompt glückt. Auf der Flucht vor dessen rechtmäßigem Besitzer wird die Basaltschicht zerstört und das gesamte System wird zu einem gigantischen unterirdischen See. Eine originelle Idee ist auch der Ausgangspunkt der Story, die, auch das kennt man schon, ein großen Teil ihres Potenzials einfach verschenkt, indem sie total komprimmiert wird, so dass sich die Story in keinster Weise entfalten kann. Jeder Inhaltspunkt wird nur rasch einmal ohne Erläuterung aufgezählt und weiter gehts im Text. Man ist es fast leid, diese Tatsache bei nahezu jeder Story wieder aufzuzählen...

Im Orient muss Micky erfahren, wie es auf Basaren so läuft, Feilschen will schließlich gelernt sein. Im wesentlichen sieht man nur Indiana Goof, der fast von einem Händler über den Tisch gezogen wird und aus dieser schlechten Erfahrung schöpfend seinem Freund Micky sein Verkaufsgespräch ruiniert. Das ganze wirkt wie ein etwas in die Länge gezogener Einseiter: Keine Handlung und ein lauer Gag am Ende. Wenn die beiden Maus-Zeichner in diesem LTB ihre Skripte getauscht hätten, wäre das besser gewesen... Joaquin hätte sich mal an einer kurzen Gagstory versuchen können und di Vitas hochwertige Zeichnungen hätten statt hier fast vergeudet zu werden in einer inhaltlichen sinnvollen Story verwertet werden können.

Nach dem hochwertigen Andersen zu Beginn und dem passablen Maus-Joaquin im Mittelteil zeigt Egmont nun aber doch noch einmal, wieso sie sich einen zunehmend schlechten Ruf im Bereich der Eigenproduktionen erarbeitet haben: Bei Bancells toben sich Fest im Sattel sitzend mit unentwegter sinnloser Aggression Donald und Nachbar Zorngiebel aus, die sich aufgrund eines Jubiläums um den Posten eines Repräsentanten einer berittenen Postlinie bewerben, der einen goldenen Wasserhahn transporteren muss. Mittels Sekundenkleber auf dem Sattel des Reittieres befestigt macht Donald sich auf den Weg und hat wie gewohnt einige Abenteuer zu bestehen, eh der Weg zum Erfolg führt. Inhaltlich ist dies noch eine der stimmigsten Geschichten des Bandes, was aber vor allem daran liegt, dass es schlichtweg keine nenneswerten Details gibt, die man hätte weglassen können. Bancells zeichnet sich wiederum fast nur durch die Darstellung von Agressionen und Wut aus. Auch diese Story ist besser als das, was Bancells in den letzten Monaten so umsetzen durfte - aber leider nicht wesentlich.

ÜBERSICHT:

- Ein unvergesslicher Geburtstag (S: G.Transgaard / Z: F.Andersen / D 2003-243)
- Das Goldene Vlies (S: P.+C.McGreal / Z: Joaquin / D 2002-108)
- Ein Emu mit guten Manieren (S: T.Radice / Z: E.Faccini / I TL 2484-4)
- Das große Auge (S: L.Leoni / Z: E.Negrin / I PK 114-1)
- Ein echter Horrortrip (S: G.Arrighini / Z: G.Cavazzano / I TL 2482-1)
- Eine überraschende Wahl (S: B.Concina / Z: G.Chierchini / I TL 2483-5)
- Die Duck'schen Höhlen (S: G.Pezzin / Z: G. Dalla Santa / I TL 2480-1)
- Feilschen will gelernt sein (S: S.Tulipano / Z: G.di Vita / I TL 2483-4)
- Fest im Sattel (S: P.+C. McGreal / Z: Bancells / D 2001-147)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, Mai 2004