Eine Woche hat es dieses Mal gekostet, bis dieser Text nach dem Lesen des LTBs entsteht...
Der Grund dafür ist ganz einfach: Das Lesen des Bandes war schon in weiten Teilen mehr anstrengend denn unterhaltsam, und wenn man sich mit den Inhalten dieser Ausgabe auch noch genauer befassen will, erfordert das durchaus bereits eine gewisse Überwindung - der erste Impuls wäre viel mehr gewesen, den Band in die Ecke zu schmeißen und sobald nicht wieder anzurühren. Vielleicht wächst ja das berühmte Gras darüber...
"Nur" neun Stories beinhaltet dieser Band - da aber keine Einseiter dabei sind, fällt der Seitenschnitt wiederum mau aus, einzig die drei Egmont-Stories (die dafür aber geschlossen) überspringen die 30 Seiten-Hürde mit 31, 35 und gar 41 Seiten.
Das Cover ist offenbar wieder als Auffaller im Regal konzipiert, eine nahezu endlose Hypnose-Spirale (glitzernd) ziert das Titelbild, das in diesem Monat nicht wirklich zu gefallen weiß. Ein Donald in geradezu skurriler Sitzposition scheint vom Hintergrund hypnotisiert und starrt den Käufer an. Ein Auffaller mag das sein, aus meiner Sicht aber eher negativ als wirklich positiv.

Und mit der Titelstory geht es auch gleich los. Donald ist Unter Hypnose, nachdem er zuerst, um seine hypnotisierfreudigen Neffen zu foppen, nur so getan hatte. Durch eine Verquickung unglücklicher Umstände aber ergibt es sich, dass er für eine Woche zum Sklaven Daisys wird und im Laufe dieser Zeit ihre Stimme als die seines Meisters verinnerlicht, so dass diese seinen eigenen Willen komplett ausschaltet. Nicht nur ist dieser Ansatz doch etwas weit hergeholt und unglaubwürdig, auch ansonsten ist die Story recht inhaltsleer. Eigentlich besteht der Plot über die komplette Zeit darin, dass sich die Darsteller gegenseitig beschimpfen, malträtieren und verprügeln. Man könnte nun anführen, dies sei man ja von Andersens aggressiver Figurendarstellung gewohnt - aber nicht in dieser Form. Jeder prügelt und beschimpft jeden bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit, als sei dies die wahre Erfüllung und das einzig hehre Ziel des Lebens. Einige nette zeichnerische Details sind zwar vorhanden, aber die schaffen es nicht im Ansatz, den desolaten Eindruck dieser Geschichte zu korrigieren.

Man denkt nun, so, nun kann kommen, was will, übler wird es schon nicht werden - aber diese Annahme wird auf eine harte Probe gestellt. Denn nun besucht uns unser aller Lieblingsfreund Kaschperlmicky mal wieder und produziert allerlei Späße bei einem Duell in den Wolken. Gemeinsam mit einem Freund gründet er mittels eines weitgehend mit Rudi Ross' Hilfe selbstgebastelten Flugzeug einen Kurierdienst und der Rest der Story besteht nun darin, mit möglichst hohem Tempo durch die Luft zu brausen und dabei möglichst tolle Zusatzaktionen einzustreuen (zum Beispiel Bremsen per Anker). Dabei wird das Flugzeug ständig verbessert und man bekommt gerne mal Scherereien mit dem Gesetz - die Einnahmen des Kurierfliegeunternehmens hingegen sind nahe null. Es ist eine weitere Maus'sche Story, die aus einer weitgehend sinnfreien Aneinanderreihung von Action-Szenen besteht, die keinerlei sinnvollen Storyfluss ermöglichen. Man will sich vergraben, man will flüchten, man will wirklich allerlei tun - was man nicht tun will, ist diese Geschichte lesen. Einzig unterhaltsam ist ein Satz, der noch auf der ersten Seite als Einleitung fällt. Er lautet "Oder ist dies gar keine Micky-Geschichte?" 'Nein!' möchte man lauthals schreien.

Nach diesem Auftakt kann es nur aufwärts gehen - und das tut es auch. Steil aber ist was anderes. Gustav ist Voll im Glücksstress, denn Donald hat seine Neffen bei ihm abgeliefert, während er seinen Onkel Dagobert auf eine Geschäftsreise begleitet, und da Gustav nicht über Geld noch Gold verfügt, benötigt er ständig Glück, um seine Schützlinge zu hegen, zu pflegen und ihre Wünsche zu erfüllen. Die Story besteht dann nur darin, dass Gustav seine diversen Glücksbringer nacheinander intensiv anwendet, um auch ja das nötige Glück zu erzwingen. Nicht bedacht oder erklärt aber wird: Wieso kommen Tick, Trick und Track nicht mit auf die Reisen, wie es doch eigentlich Usus ist? Wieso hat Gustav auf einmal wirkliche Glücksbringer? Und wieso muss er wiederholt etwas für sein Glück tun? Die Story passt in der vorliegenden Form einfach in keinen sinnvollen Gesamtzusammenhang. Immerhin passable Zeichnungen können nicht über eklatante inhaltliche Mängel hinwegtäuschen, die die Story zu einer ebenso kurzen wie flachen Nummernrevue der Glücksbringer machen.

Zwei ewige Besucher sind in jeder Ausgabe zu erwarten, der li-la-lustige Dussel und Superheld Phantomias. Und *trommelwirbel* hier kommt der erste! Dussel, der lustige Erpel mit der roten Strickmütze, und Vetter Donald sind Die Tele-Tölpel vom Dienst. Von ihrem gemeinsamen Onkel Dagobert werden sie als Moderatoren einer Verkaufssendung engagiert, wo sie von einem Missgeschick ins nächste stürzen und alles, was anzupreisen ist, konsequent unfreiwillig zerstören. Das Publikum hält dies für Absicht und kauft die Produkte, die man zu bewerben versuchte, in rauhen Mengen, da es sich über die Fernseh-Clowns so sehr amüsiert. Dies scheint wenig durchdacht, denn warum sollte man etwas kaufen, nur weil das im Fernsehen jemand zerschmeißt? Auch diese Story ist eine reine Aneinanderreihung von gleichartigen Szenen, hier die Zerstörung der Vorstellobjekte, die keinerlei nennenswerte Tiefe oder gar Atmosphäre aufweisen kann. Zeichnerisch bestenfalls durchschnittlich kann man sich auch hier wieder in keinster Weise über ein Lesevergnügen freuen, sondern muss sich fast schon gequält von einer Seite zur anderen hangeln.

Immerhin etwas besser wird es im weiteren in Sucht die Vierfrucht!. Durch einen Fernvermittler lässt Daniel Düsentrieb versehentlich eine "Vierfrucht" in sein Labor teleportieren, ein tropisches Obst, dass gleichzeitig nach vier herkömmlichen Obst-Sorten schmeckt. Dagobert wittert eine Einnahmequelle und lässt sich diese Frucht von Daniel und Donald besorgen. Die Story ist schon sehr viel besser als die Vorgänger-Geschichten des Bandes, zeichnerisch erreicht sie ein gutes Niveau und auch inhaltlich ist sie durchaus nett. Einige nette Gags (auch wenn diese sich mit der Zeit ein wenig abnutzen) sind da, gravierende Schwächen sind nicht auszumachen. Ein Lichtblick in diesem Band.

Erwartung erfüllt, die zweite: Auch Phantomias kommt zum Einsatz. In Vergesslichkeit macht Feinde wird er als Hüter des Duckschen Geldspeichers eingesetzt und verbringt die Zeit damit, den scheinbar verlorenen Glückszehner zu suchen. Dieser aber ist an sich (natürlich) gar nicht verloren, so dass Phantomias die ganze Nacht ohne Erfolg durch die Gegend düst und auf der Suche die Feinde Dagoberts abklappert. Die Geschichte ist flach und geht (schon wieder) in Richtung der Perlenkette, die so langsam abgearbeitet wird. Die Inhalte sind komplett vorhersehbar und in keiner Phase der Geschichte überraschend. Konsequenz: Auch hier freut man sich an sich, dass die Geschichte vorüber ist - was ja aufgrund der fast schon obligatorischen Kürze rasch kommt.

Wie sagt der Volksmund: Wer Wind sät..., wird Sturm ernten - und so ergeht es auch Dagobert Duck. Gitta hat zufällig in einer Höhle ein Korn entdeckt, dass, in Wasser aufgelöst, für eine erfrischende Brise sorgt. Eine Wohltat im Sommer. Dagobert erfährt davon und bringt, wie könnte es anders sein, das tolle Korn an sich. Man erfährt, dass der leichte Wind aus einem Zauber stammt, der dereinst auf die Körner gelegt wurde - aus irgendwelchen Gründen wird dieser Zauber aber auch aktiviert, wenn man zu viele dieser Körner nahe beieinander lagert. Das ist natürlich nicht gut für Dagoberts Geschäfte, denn dieser baut die Körner auf einer Plantage an - und schwupps, ist die Plantage Geschichte. Die Story hat einige ganz nette Ideen und ist im Vergleich zum Schnitt des Bandes auch durchaus eine positive Erscheinung, aber auch hier sind wieder zu viele Unstimmigkeiten und herbeikonstruierte Zufälle enthalten, als dass man sich wirklich voller Lesefreude entspannen könnte.

Ein hartnäckiger Quälgeist ist wohl, zusammen mit der Vierfrucht-Story, die beste des Bandes - ohne wirklich restlos überzeugen zu können. Donald glaubt sich von einem Gangster verfolgt und flieht an die obskursten Orte, hoffend, dort nicht erwischt zu werden. Auch mit dabei: Dussel, der damit also immerhin seinen zweiten Auftritt verbuchen konnte. Inhaltlich ist auch das wieder recht flach und wenig atmosphärisch, aber die Zeichnungen von Freccero passen sehr gut zum Plot und bringen den bei einigen der von Donald kreierten Szenarien durchaus vorhandenen Witz gut heraus. Am Ende springt hier immerhin etwas Solides heraus.

Und nun kommen wir (auch das ist ja fast schon obligatorisch) zur inhaltlich und logisch einfach nur erbärmlichen Story des Bandes: Es ist Die Ducksche Dauerkau GmbH. Durch Dagobert Ducks Kaugummifabrik geschieht, dass ihr gesamtes Umland rosa und mit Kaugummi überzogen ist. Seien es Berge, Täler, Wiesen, Bäume: Alles ist rosa und klebrig. Der Hagel hier besteht aus rosa Hartgummi und die Fabrik selbst wird von irgendwelchen Unbekannten ständig überfallen. Diese Unbekannten sind die Wolken, die nämlich durch die Kaugummi-Abgase eine klebrig-rosige feste Gestalt erhalten haben, was ihnen ganz gut gefällt, weshalb sie die Schlote zu erweitern suchen, auf dass mehr des köstlichen Smogs ihr Reich erfülle. Rosa Kaugummiwolkenmonster also sind es, die Dagobert Duck zu schaffen machen . bis sie dadruch so schwer werden, dass sie zu Boden stürzen. Ein heiterer und komplett sinnvoller und durchdachter Storyaufbau sieht deutlich anders aus. Man fragt sich hier wieder einmal, wie tief das Niveau inhaltlich konstant bleiben kann. Die durchaus annehmbaren Zeichnungen retten hier gar nichts mehr.


ÜBERSICHT:


- Unter Hypnose (S: M.+L. Shaw / Z: F.Andersen / D 2003-222)
- Duell in den Wolken (S: A.Pihl / Z: Maximino / D 2001-047)
- Voll im Glücksstress (S: N.Russo / Z: G.Soldati / I TL 2492-5)
- Die Tele-Tölpel vom Dienst (S: F.Michelini / Z: G.di Vita / I TL 2492-3)
- Sucht die Vierfrucht! (S: C.Panaro / Z: M.Meloni / I TL 2496-6)
- Vergesslichkeit mach Feinde (S: M.Marconi / Z: S.Dossi / I PK 104-1)
- Wer Wind sät... (S: C.Panaro / Z: O.Panaro / I TL 2492-6)
- Ein hartnäckiger Quälgeist (S: E.Faccini / Z: A.Freccero / I TL 2495-1)
- Die Ducksche Dauerkau GmbH (S: M.+L.Shaw / Z: Fecchi / D 2003-160)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, September 2004


Gastkommentar von Leser Martin Puch

Erwartungen sollten niemals enttäuscht werden! Schön also, dass man uns im neuesten LTB wieder einmal mit einer Micky Maus Geschichte "verwöhnt", die exakt DEN Stil trifft, der in den letzten Monaten (Jahren?) so beharrlich aus Fankreisen kritisiert worden ist. "Duell in den Wolken" ist der Titel der Geschichte von Andreas Pihl - und erinnert damit in einer schmerzlichen Analogie an Filme wie "Die Killerameisen greifen an" oder "Angriff der Monsterspinnen". Ein hochtrabender Titel ist oft, sehr oft, ZU oft ein sinnloser Versuch, einen langweiligen Film bzw. wie hier eine langweilige Geschichte aufzuwerten.
Schon Mickys allererste Sprechblase gibt einen Vorgeschmack auf dasjenige Etwas, was uns größtenteils auch schlicht als "Kaschperl-Micky" bekannt ist: "Sieh nur, wie diese Hubschrauber herumschwirren! Der helle Wahnsinn! So was würde ich auch gern mal machen!" Wo habe ich diese Äußerung nur schon mal gehört? Richtig, das muss der kleine, etwa 5 Jahre alte Junge auf der Kirmes vergangenes Jahr gewesen sein.
Übersehen wir also einfach mal den absolut unglaubwürdigen Umstand, dass ein greiser Pilot ein zu verkaufendes Flugzeug mitten in einer Stadt feil bietet - trotzdem war das Szenario des alten Seebären, der im Hafen ein altes Schiffchen verkauft, in der Vergangenheit irgendwie überzeugender... Ich habe noch nie einen Flugzeugverkäufer mitten in einer Stadt auf Kundschaft warten sehen - aber bitte, ich will ja nicht spitzfindig sein!
Kehren wir also lieber wieder zu den Charakteren zurück! "...deshalb ist das nur was für hartgesottene Kerle - also für uns!" "Genau! Frauen sind dem nicht gewachsen!" Nur wenige Seiten später konfrontiert man uns mit solchen arroganten, mittelalterlichen Lebenseinstellungen. Na ja, im Irak oder dem Iran wird sicherlich der eine oder andere Mullah mit Rauschebart und Turban  rumlaufen, der diesen Worten uneingeschränkt zustimmen würde. "Emanzipa-was!?"
Flugzeuge starten neuerdings aus Vorgärten und auch sonst strotzt die Geschichte nur so vor Unlogik. Dass unser alter, weiser Freund Micky außerdem zu einem Luftrowdy wird, für den das Luftrecht offensichtlich nicht gilt (Unterschreitung des Mindestabstands von Gebäuden bzw. Hindernissen; Kunstflug unterhalb der vorgeschriebenen Mindesthöhe; Missachtung der Mindestflughöhe über Städten bzw. bebautem Gebiet, usw.) wiegt gar nicht mal so schwer. Weit mehr tut weh, wie grob fahrlässig (vorsätzlich) er die Sicherheit der Entenhausener Bürger gefährdet. Den verantwortungsvollen Detektiv der Vergangenheit sehe ich in dieser Maus nicht. Völlig unprovoziert fallen ihm Äußerungen aus dem Gesicht wie: "He! Der will wohl, dass wir alt aussehen, wie? Aber nicht mit uns!" "Verflixt! Der ist immer noch schneller als wir!" Das klingt für mich eher nach einem pubertierenden Teenager...
Aber es gibt auch "Pluspunkte": Nahezu pünktlich zum 3. Jahrestag des 11. Septembers sehen wir Flugzeuge durch eine Stadt rasen und in Gebäude stürzen (S. 48+49). Jaja, Realitätsbezüge sollten nie fehlen!!
Der schnelle Helikopterpilot entpuppt sich als Minni Maus. Wozu auch auf Kontinuität achten? Von Micky wissen wir, dass er fliegen kann. Minni hat es nie mit Technik gehabt, geflogen ist sie auch nie selbst - also ist sie für den Posten, Micky als Pilot alt aussehen zu lassen, ja geradezu prädestiniert - oder!?
Eine kleine Portion Unlogik gönnt man uns am Schluss dann auch noch mal - als kleinen "Rausschmeißer" gewissermaßen. Der Scheck mit dem Gewinn kann Minni nicht direkt ausbezahlt werden, da er auf ihre Firma ausgestellt sei. Sekunden später wird der Scheck jedoch Micky und seinem Co-Piloten ausgehändigt! Also doch nicht auf die Firma ausgestellt oder was? Aber ich wollte ja nicht spitzfindig sein!
Fazit: Ein 8-jähriger Leser dürfte die Geschichte "hypermegageil" finden...
Für mich bleibt hingegen für das Weiterlesen die Gewissheit: Das Schlimmste an diesem LTB müsste ich hinter mir haben!

Trotz all der Kritik wird uns weiterhin dieser durchgeknallte Kaschperl-Micky präsentiert. Wie können Autoren und Verantwortliche nur derart beratungsresistent sein? Umfragen zeigen, dass Enten-Geschichten stets beliebter sind. Darum sprechen die Verantwortlichen von "Produktformeln", aufgrund derer nur noch eine Micky-Geschichte pro Buch gebracht werde. Ein Schandfleck bleibt aber ein Schandfleck - ob nun einer oder mehrere pro Buch. Dass dies nicht so sein muss, dürfte aber jedem klar sein, dürften doch die meisten von uns schließlich noch etliche schöne Micky-Geschichten in Erinnerung haben. Ich bin in der glücklichen Position, noch nicht alle LTBs zu besitzen. Ich lese daher auch synchron ältere, nachbestellte Bücher und bin immer wieder erstaunt/erfreut über logisch durchdachte Detektiv-Geschichten, in denen Micky (mit einem zugegebenermaßen vor Blödheit strotzenden Goofy) mit beeindruckendem kriminalistischen Gespür Täter jagt und verzwickte Fälle löst. Alles nachvollziehbar, weitgehend stimmig, und vor allen Dingen eines: LESENSWERT!
Ich fürchte mich vor dem Tag, an dem ich alle Bücher durchgelesen und fortan nur noch die neuen Geschichten vor mir haben werde. Spätestens dann wird, wenn bis dahin nichts passiert ist, mein Bild von Micky dauerhaften Schaden nehmen - denn alte Geschichten werden mir dann zur "Kompensation" nicht mehr zur Verfügung stehen. (Martin Puch, 13.09.04)