Nach dem katastropalen LTB im Vormonat konnte es ja quasi nur aufwärts gehen - und das tut es auch, wenn auch nicht mit Überschwung und Elan gen Himmel. Die vorliegende LTB-Ausgabe ist in weiten Teilen solide. Man möchte sich nicht abwenden und den Tränen nahe nach Alternativen Ausschau halten, aber ein wirklich bleibender Eindruck oder gar eine wahre Freude wird auch nicht hinterlassen.
Auf dem Cover begrüßt uns ein lauthals singender Donald Duck, der immerhin auf Glitzereffekte verzichtet. Da Titelbild ist an sich auch durchaus nett anzusehen, auch wenn es überladen wirkt und durch das (scheinbar wenig melodische) Gesinge Donalds auch nicht allzu positiv rüberkommt. Es ist aber um Längen besser als das relativ seltsam gestaltete Backcover - zu der Melodie von "Alle meine Entchen" wird der Text des etwas seltsamen Liedes "Donald ist der Beste" präsentiert. Was das nun soll, ist eine interessante Frage und weiß zu verwirren... Gewiss passt doch dieses Kinderlied nicht zur Zielgruppe? Und wo sich im Band genau die elf angepriesenen musikalischen Momente verbergen, habe ich bislang auch noch nicht herausfinden können, doch vielleicht sind sie verborgen?
Ein Manko ist (natürlich) mal wieder die Länge der Stories - nur zwei überspringen die 30-Seiten-Marke, und das sind die ersten beiden, beides Egmont-Eigenproduktionen. Und es fällt mit jedem Mal immer mehr auf: Durch die vielen kurzen Stories werden diese sich immer ähnlicher, immer mehr zu Einheitsbrei und lassen scheinbar auch immer weniger Abweichungen zu. Wenig tiefgängig und nur auf den schnellen Gag sind die Stories aus - leider zu oft mit dem Holzhammer, so dass sich nicht wirklich eine Leisefreude einzustellen vermag.

Zur Meinungsabgabe wird der geneigte Leser wieder über die Online-Befragung (http://LTB-Umfrage.ifad.de) gebeten.

"Oh, turra lurra lurra! Turra lurra liiieh!", so klingt es wenn Der Supersänger Donald Duck ausholt, die Welt mit seinem Gesang zu überziehen. Nicht eben begabt ist der Guteste - was C'rruso und D'mmingo auf den Plan ruft. Diese beiden sind nämlich die Verkörperungen der verschiedenen Seiten des Unterbewusstseins von Pf'legmwad, einem ungeheuer vielaugigen Kraken, der die Geschichte der Welt träumt. Wird dieser Krake je erwachen, so wird die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr existieren - und genau das versucht nun C'rruso zu erreichen, denn das Tier hat Furcht vor gutem Gesang, und so wird ein Supersänger gesucht und in Donald gefunden, nachdem D'mmingo, die andere Seite des Unterbewusstseins der Krake, der diese im Schlaf gefangenhalten will, seine Stimme diesbezüglich manipulierte (natürlich nur kurzzeitig). Denn D'mmingo weiß, dass nur scheußlich schaurige Sangeskunst Pf'legmwad zufriedenstellen und im Schlaf verharren lassen wird. Klingt blödsinnig, ist blödsinnig. Das schlechtes Singen die Welt retten soll, ist eine der eher absonderlicheren Ideen der jüngeren Geschichte. Zwar sind die Andersenschen Zeichnungen durchaus zum etwas eigenwilligen Story-Plot passend, aber das macht diesen um keinen Deut besser - interessant wäre es höchstens zu sehen, wie ein stilistisch total anderer Künstler dies umgesetzt hätte. Außerdem fragt man sich, was die Macher treibt, nun ständig und immer wieder Monster auftreten zu lassen - fast wünschte man sich die Außerirdischen zurück! Der Höhepunkt einer an Höhepunkten armen Geschichte (denn es ist nicht sonderlich großartig, dass alle Erdenbewohner sich in Kraken verwandeln, während die Erde einem Nichts weicht) liegt noch in einem netten Übersetzer-Seitenhieb auf Don Rosas neuestes Werk ("Nicht sprotzen, Onkel Donald! Singen!"), aber das war es auch fast schon an positiven oder interessanten Aspekten - man fragt sich doch immer wieder, wie es zur Fertigung solcher Machwerke kommt.

Während Donald sich also mit Monstern rumschlagen muss, ist Micky Verschollen in Panagua. Mittels Gedankenkraft hat ein Vorfahr Goofys Micky und Goofy ins Jahr 1904 befördert, wo sie helfen sollen, ein aztekisches Terrorregime zu stürzen. Dessen Herrscher nämlich plant, eine seltene Planetenkonstellation zu nutzen um die Erde in einen Wüstenplaneten zu verwandeln, damit seine Macht niemals mehr gebrochen werde. Abgesehen davon, dass jener Herrscher sich selbst als "unheilbarer Psychopath" bezeichnet ist die Story an sich inhaltlich durchaus verständlich - und sogar die Assoziation "kurze Hosen - unsagbarer Blödsinn" greift hier nicht. Gäbe es nicht eine teilweise übertriebene Häufung von Prügelszenen und unnötiger Aggression, wäre das durchaus eine der besseren Stories des Bandes, zumindest ist es der seit langem beste hierzulande veröffentlichte egmontproduzierte Maus-Dreireiher - was aber bei genauerer Betrachtung auch nicht eben schwer ist. Zumindest kann man sich mit dieser Story arrangieren und sie (in weiten Teilen) als durchaus sinnvoll akzeptieren, das Kaschperltheater fällt nahezu völlig flach.

Wie viel leichter ist es doch, Freundschaft per E-Mail zu schließen, wenn man seinen Gegenüber nicht mag! Das lernt auch Dagobert, der nämlich per E-Mail einen Geschäftsfreund kennenlernt, der sich leider als Klaas Klever entpuppt. Viel mehr als das Kennenlernen und das bald folgende Treffen geschieht in der Geschichte nicht - kein Wunder bei 13 Seiten Länge. Aber die Konzeption ist wohl ohnehin in erster Linie auf eine erklärende Geschichte ausgelegt, in der die Weiten des Internets dem Leser nahegebracht werden sollen, so dass der Plot als solcher nur eine verbindende Bedeutung hat - aber derart konzipierte Stories gab es bereits in wesentlich besserer Form (man denke an Die Sportskanonen (LTB 146) oder Der Lauf des Wassers (LTB 120)), diese hier ist einfach nur kurz - und dabei auch sehr vorhersehbar. Aber was will man mit 13 Seiten auch schon groß anstellen?

Donald fand ja schon viele Berufe, die er zeitweise in Perfektion ausüben konnte - so auch dieses Mal wieder. Er ist Der geborene Makler und verkauft Häuser und Villen an finanzkräftige Kundschaft, die er zuvor nach deren exquisiten Wünschen und Vorstellungen gestaltet. Dieses Mal aber ist, im Unterschied zu sonst, nicht ein eigener Fehler schuld am Niedergang, sondern ein Fehler der Kundschaft - was aber nix daran ändert. Handwerklich ist die Story solide, aber schon frühzeitig ist exakt klar, wie sie endet (also nicht nur das "Das", sondern auch das "Wie"). Nette Zeichnungen von Molinari frischen das Ganze zwar etwas auf, aber über unteren Durchschnitt kommt auch diese Story nicht hinaus.

Da ja die Amerikanisierung der Gesellschaft in allen Gebieten des Lebens rasch vonstatten geht, ist mittlerweile auch, bei E.T. dereinst noch ein Mysterium, ein Verhextes Halloween in Deutschland angekommen und ist auf dem besten Wege Fasching und Karneval zu verdrängen. Ähnlich scheint es auch in Entenhausen zu geschehen - die bei diesem "Fest" verwendeten Rituale aber, nämlich das Verschenken von Süßwaren, passen nun Dagobert so gar nicht in den Kram, ebensowenig wie das Auftauchen von kostümierten und somit eventuell nicht zu identifizierenden und potenziell gefährlichen Personen. Gegenmittel: Ein elektronischer Maskenlöser. Durch einen Patzer aber verfehlt dieser aber seinen Zweck des Maskenlösens und verwandelt stattdessen alle Besucher in Gundel Gaukeley... Ein rechtes Chaos entwickelt sich also mit 10 Gaukeleys im Geldspeicher. Inhaltlich geschieht ansonsten nichts mehr, die Story lässt offenbar also durchaus Tiefgang vermissen. Das inhaltliche Highlight stammt hier von Seiten der Übersetzung, über die Halloween-Verkleidung streitend wird nämlich geäußert: "Aber mit kurzen Hosen macht man sich leicht zum Kaschperl. Dafür gibt's Beispiele!" Das ist der größte und leider auch einzige Lacher der Story, die somit, auch gestützt durch wenig attraktive Ferraris-Zeichnungen, leider kaum zu unterhalten weiß.

Donald hat derweil Immer Ärger mit Gonzales, das ist nämlich ein Hund, der ebenso klein wie sein Appetit groß ist. Als Dogsitter passt Donald auf dieses Wesen auf und ist ständig damit beschäftigt, es am Essen zu hindern - was ihm aber zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, in Düsentriebs Labor, missglückt. Der Hund schluckt eine Chemikalie, die dazu führt, dass er unsichtbar wird - und los geht erst eine lustige Verfolgungsjagd von Fressspuren und dann eine Reihe von Slapstick-Gags von Donald mit seinem unsichtbaren Hund. Einige der Gags sind durchaus unterhaltsam, so dass diese Story ihrem eigenen Anspruch, eine Gag-Story zu sein, immerhin in Teilen voll gerecht wird. Man ist zwar nicht begeistert am Ende dieser Story, aber man kann auch nicht allzu sehr meckern.

Es heißt, Dagobert habe Die neue Alarmanlage installiert, die die sicherste aller Zeiten sei. Die Panzerknacker nun stehlen einen Plan für diese, nicht wissend, dass Dagobert eben dies zu provozieren suchte - er hat nämlich ein gar nette Idee: Zum 2500. Einbruchsversuch der Knackerbande will er ein lustiges Fest feiern und diese sollen einbrechenderweise zu diesem erscheinen. Ihr Herweg ist daher recht abenteuerlich und durchaus unterhaltsam und mündet in die erhoffte Party. Die Idee ist durchaus prima und die Zeichnungen von Ziche passen ausgesprochen gut dazu, die Gags kommen dadurch bestens zur Geltung. Viel Hintergründiges, aber ohne in Wimmelbilder auszuarten, amüsiert den Leser. Die beste Story des Bandes.

Das Niveau sinkt wieder, als die Panzerknacker ins Museum einbrechen wollen. Vergesslich aber war man, es wurde versäumt, dem Hund Einen kleinen Mitternachtsimbiss zu verabreichen. Die Alarmanlage ist rein auf akustische Signale ausgelegt, so dass man sich leise verhält - man hat aber die Rechnung ohne den Hund gemacht. Dieser nämlich, hungrig, wie er ist, ist ein wenig böse auf seine Herrchen und tut alles, um den Einbruch zu vereiteln. Ein paar kleine Gags folgen aufeinander, die immerhin teilweise auch ganz nett sind, dann sind die 15 Seiten auch schon wieder vorbei. Durchschnittsware, ohne große inhaltliche Mängel, aber auch ohne echte Highlights. Die Zeichnungen passen sich dem an.

Man grübelt über so manches in Entenhausen, so auch über das Rätsel um Null. Er ist ein Putzteufel, der des Nachts die Stadt reinigt - und dennoch wird er von der Stadt als Bedrohung empfunden. Sehr gut auf den Punkt gebracht wird die Situation (und durchaus auch die Natur des Menschen generell) durch einen Dialog während der Story: "Hoffentlich erwischen sie den bald?" - "Wieso? Wem hat er was getan? Er hält doch nur die Stadt sauber!" - "Aber er tut es klammheimlich!" Das ganze entpuppt sich am Ende als Werbegag Dagoberts für ein neues Putzmittel, Donald und Dussel versuchen die Story über den Fiesling zu fangen und stolpern von einem Fettnäpfchen ins nächste. Inhaltlich ist die Story durchaus originell und auch gut durchstrukturiert, aber, wen wunderts, zu kurz. Darunter leidet natürlich jede Idee...

Und nochmal 16 Seiten, dieses Mal geht es um Fallstricke des Glücks. Gustav verliebt sich und will nun erforschen, ob seine Liebe ihn oder nur sein Glück mag. Lösung: Man schicke den verkleideten Donald zur Holden, um zu sehen, wie diese auf dessen Pech reagiert. Ein netter Ansatz, aber auf 16 Seiten kommt man halt nicht allzu weit - sondern sogar eher zu kurz. Aus der Idee kann man da natürlich nicht viel zu machen, aber so weit wie möglich ist die Ausarbeitung durchaus gelungen. Aber auch hier gilt wie bei den meisten Stories des Bandes: Netter Ansatz, Story zu kurz, im Durchschnitt hängengeblieben. Ein paar gute Gags wissen zu zünden, aber das ist halt nicht alles auf der Welt... Und seit fast ausschließlich reine Gag-Stories im LTB sind, nutzen sich diese auch deutlich ab...

Zu guter Letzt gibt es einen Tumult im Untergrund. In Entenhausen soll eine U-Bahn gebaut werden - leider genau unter Donalds Haus hindurch. Was ist dort? Richtig, das Geheimversteck von dem, der noch fehlt: Phantomias. Wär ja nicht auszuhalten gewesen, wenn er dieses Mal nicht noch auftauchen würde. Aber die Verwendung ist überflüssig wie selten: Zwei Mal versucht er, die Bauarbeiten zur Verzögerung zu treiben, dann gibt er es auf (da war wohl der Platz alle), um es durch Zufall doch noch zu schaffen. Wirklich wenig großartig, ein passabler Ansatz, aber dieses Mal nicht nur zu kurz, sondern sogar viel zu kurz und damit zu detailarm. Einige gute Gags und hervorragende Ziche-Zeichnungen sind zwar dabei, aber dennoch wird man diese Story rasch vergessen haben, was an sich schade ist...

ÜBERSICHT:

- Der Supersänger (S: M.+L. Shaw / Z: F.Andersen / D 2002-002)
- Verschollen in Panagua (S: P.Halas / Z: Joaquin / D 2002-174)
- Freundschaft per E-Mail (S: B.Sarda / Z: P.Pennati / I TL 2380-4)
- Der geborene Makler (S: B.Sarda / Z: L.Molinari / I TL 2497-1)
- Verhextes Halloween (S: B.Sarda / Z: A.Ferraris / I TL 2344-2)
- Immer Ärger mit Gonzales (S: F.Artibani / Z: S.Camboni / I TL 2498-1)
- Die neue Alarmanlage (S: S.Gianatti / Z: S.Ziche / I TL 2500-6)
- Ein kleiner Mitternachtsimbiss (S: F.Artibani / Z: A.Lucci / I TL 2495-4)
- Rätsel um Null (S: C.Gentina / Z: L.Molinari / I TL 2499-1)
- Fallstricke des Glücks (S: B.Sarda / Z: M.Pavone / I TL 2501-3)
- Tumult im Untergrund (S: Ambrosio / Z: S.Ziche / I TL 2502-6)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, Oktober 2004