Wenig
lustig und amüsiert sehen die Ducks aus, die auf
dem Cover offenbar gar grimmig auf Vögeln vor
blutrotem Himmel fliegen - aber sooo schlimm ist
es denn doch nicht, wie es uns dieses Cover
suggeriert. Wem dies als Kaufanreiz dienen soll,
liegt nicht nur im Dunklen, sondern im tiefsten
Schwarz der hintersten Höhle. Ein strudelig
fließendes Gewässer ist auch dabei, damit es
noch möglich ist, die in letzter Zeit in Mode
gekommenen pseudorealistischen Effekte
einzubauen. Das Cover also ist wahrlich keine
Zierde dieses Bandes.
Doch im Inneren ist es in weiten Teilen besser,
als die äußere Hülle verheißt. Negativer
Aspekt ist und bleibt aber die Storylänge. Kurz
sind sie, kurz bleiben sie, und die Kürze
wächst sich mehr und mehr und dann noch mehr zu
einem Ärgernis aus, denn da bleibt natürlich
inhaltlich mal wieder so einiges auf der Strecke.
In diesem Monat wird die 30-Seiten-Grenze exakt
ein Mal übersprungen - da aber dafür mit 45
Seiten deutlich.
Positiv anzumerken ist noch, dass der Verlag
offenbar bemerkt hat, dass auf der Issel-Karte
der "Kleine Rollen - Große
Stars"-Reihe aus dem Vormonat leider diverse
Personen abgebildet waren, nicht aber Issel.
Zumindest liegt diese mit identischem Text
wiederum bei, lediglich die illustrierenden
Bilder wurden duch ein korrektes ersetzt.
Verblüffend: Dussel taucht nicht auf.Zur
Meinungsabgabe wird der geneigte Leser wieder
über die Online-Befragung (http://LTB-Umfrage.ifad.de) gebeten.
Den
Auftakt machen in diesem Monat Klaas Klever und
Dagobert Duck, die Alles für ein
Tässchen Tee tun. Man reißt sich um
einen Auftrag der Gesellschaft für gehobenen
Teegenuss - wer das bessere Blatt zu
präsentieren weiß, erhält für 10 Jahre die
exklusiven Lieferrechte. Wie es sich nun gehört,
wird der Sieger mittels eines recht skurrilen
Wettstreites ermittelt: Auf nachgebauten
Segelschiffen aus dem vorvorigen Jahrhundert soll
man eine Ladung Tee liefern. Dabei leisten sich
die Kontrahenten natürlich wilde Scharmützel
und lustige Tricks. Aber inhaltlich ist diese
Story in weiten Teile eine einzige Enttäuschung:
So genügen die Worte "Schall und
Knall", um Dagobert (mit Recht) sicher sein
zu lassen, eine Bombe in seinem Tee zu vermuten.
Als das Ducksche Boot ob Kleverscher Sabotage
seiner Masten verlustig geht, kommt man durchaus
nicht auf die Idee, diese wieder aufzubauen,
sondern baut stattdessen, nach einiger
Trübsalblaserei, einen offensichtlich verbotenen
Dampfantrieb ein, was als ungeheuer großartige
Idee verkauft wird. Auch ansonsten weist die
Story inhaltlich einfach keinerlei Dichte auf -
dass außerdem noch Pasquale, an sich bekannt
für Weltuntergangsszenarien, diesen Plot
umgesetzt hat, setzt die Negativentwicklung der
Story nur fort.
Wir
kommen (man höre und staune) nun zum absoluten
Höhepunkt des Bandes: War es nur Ein
teuflisches Täuschungsmanöver der
Egmont-Gruppe, dass Micky Maus einige Jahre
kaschperlnd durch die Gegend sprang, um in aller
Ruhe massig vernünftiges Maus-Material
anzufertigen? Zu hoffen ist es... Und Hoffnung
macht diesbezüglich auch die aktuelle
Maus-Story. Byron Erickson selbst, seines
Zeichens Hauptinitiator der Mausschen Entwicklung
der letzten Jahre, hat sie verfasst und man
gewinnt den Eindruck, dass dieser selbst die
formulierte Erwartung an die neue Maus, die
Rückführung an die Gottfredsonschen Wurzeln,
sogar sinnvoll umzusetzen wusste. Eigentlich
haben wir eine klassische Detektiv-Maus-Story
vorliegen, mit den einzigen Unterschieden zu den
vergangenen Jahrzehnten, dass Micky nicht perfekt
ist und kurze Hosen trägt. Der Plot kurz
zusammengefasst: Das schwarze Phantom plant, der
Stadt Entenhausen Plutonium zu stehlen und will
dafür das Polizeiaufgebot schwächen, daher
hackt es sich in den Hauptcomputer und veruntreut
Gelder, so dass keine große Staatsmacht mehr
finanzierbar ist. Mittels Hypnose verschafft es
Kater Karlo einige großartige Einbrüche und
gleichzeitig ein perfektes Alibi, um Micky damit
von seinem eigentlichen Plan abzulenken. Und so
ist man nahezu klassisch am Lösen eines
Kriminalfalles. Dieses Mal unterlaufen dem
Detektiv zwar auch einige Fehler bei der
Ermittlung, aber eben hierin dürfte der
Unterschied der gewollten neuen Maus zur alten zu
suchen sein. Nahezu überschwemmt vom Übersetzer
wird der Leser von Hinweisen auf die
Kaschperl-Problematik ("Weil du mich nervst,
du Kasperle in kurzen Hosen! Und da bin ich nicht
der einzige!", "Wo ich die wandelnde
Vernunft in Beinkleid bin!", "Früher
warst du mal erste Sahne. Aber da hast du noch
lange Hosen getragen!", um nur einige zu
nennen), die den aufmerksamen Leser durchaus zu
erheitern wissen, die aber in dieser Story etwas
deplatziert wirken, da sie mit dem Gekaschperl
der Vergangenheit wie gesagt nur wenig gemein
hat. Wenn dies wirklich die Entwicklung der Maus
ist, die Egmont beim Stilwechsel gerade auch bei
den Vierreihern vorgeschwebt hatte, so kann man
diese Entscheidung insgesamt begrüßen
(zumindest im Vergleich zum dort einstmals
vorherrschenden doch vorhersehbaren Stil eines
Murry), auch wenn das Niveau der italienischen
Stories der Vergangeheit in keinster Weise
erreicht wird und die Stiländerung im LTB
weiterhin negativ zu bewerten ist.
Nun
aber geht es weiter mit den Kurz- und
Kürzergeschichten des Bandes. Unfreiwillig
komisch ist die nächste Story leider
nicht, und auch nicht freiwillig. Klaas Klever
räumt alle Fernsehpreise ab, was Dagobert nicht
auf sich sitzen lassen will. Daher nimmt man
selbst ein preisanvisierendes Fernsehprojekt in
Angriff. Leider ist die Grundidee das beste an
der Story, mit der Entstehung des Werkes
beauftragt werden Donald und Primus, die nun
einen recht abstrusen Versuch einer Doku
produzieren. Die Story ist vorhersehbar und
ausschließlich auf Gags basierend. Diese Gags
sind aber leider schlecht und in keiner Phase der
Story irgendwie komisch. Dazu ist die Story wie
erwähnt viel zu kurz, um einen Ansatz wirklich
konsequent zu Ende führen zu können.
Außerdem
treiben sich Zwei Helden im Schnee herum:
Phantomias ist in einem entlegenen Berghotel zu
Gast, wo wie aus heiterem Himmel Daisy und Gustav
hereinschneien, was natürlich für Donald ein
gar lustig gewolltes Rollen-Wechselspiel
provoziert. Eine Entführung Daisys ruft aber den
Superhelden auf den Plan, der natürlich locker
die fiesen Ganoven aufs Kreuz legt. Den Ruhm aber
gibt er an sein eigentliches Ich, Donald, ab, auf
dass dieser wieder bessere Karten bei der ewigen
Verlobten habe. Die Story ist weitgehend flach,
weist aber zumindest keine nennenswerten
Schwächen ab (von der Länge und der damit
verbundenen Oberflächlichkeit abgesehen), dazu
sind die Zeichnungen von Gottardo durchaus
passabel. Insgesamt wird diese Story nicht im
Gedächtnis bleiben, zumindest aber auch nicht
negativ.
In
der zweitbesten Story dieses Bandes tobt ein Kampf
um die Auskunft. Dagobert hat einen
Supercomputer bauen lassen und lässt dieses nun
gegen ein geringes Entgelt telefonisch
Ratschläge erteilen - ein lohnendes Geschäft!
Daher steigt natürlich auch Klaas Klever mit ein
und stampft sein eigenes Auskunftunternehmen aus
dem Boden, so dass man sich einen kurzen
Konkurrenzkampf liefern kann. Nutznießer aber
ist Kuno Knäul, der auch eine solche Auskunft
haben will, aber nicht die finanziellen Mittel
aufweisen kann - also ruft er die
Computer-Auskünfte an, die ihm den ultimativen
Plan präsentieren: Statt eines Computers
verwendet er begeisterte Hobby-Experten, die gern
über ihr Hobby reden und daher kein Geld
verlangen. Die Story-Idee ist gleichermaßen neu
wie gut, der finale Tenor gegen die zunehmende
Automatisierung des Lebens ausgesprochen
begrüßenswert. Man kann durchaus den ein oder
anderen netten Gag erblicken, aber die Geschichte
basiert in erster Linie auf ihrer Handlung und
nicht auf schwachen Witzchen. Die Zeichnungen von
Dalla Santa passan gut zum Plot, insgesamt ist
hier der Platz gut genutzt.
Wie
man ja weiß, ist Donald nicht eben Die
Ruhe selbst. Das muss natürlich
geändert werden! Daraus entsteht einer der
"Donald ist perfekt in seinem Job, bis ihm
ein kleiner Fehler unterläuft"-Plot, denn
ihm glückt es, eine ausgesprochen gute
Selbstbeherrschung zu erlangen und gibt diese
daher beruflich an seine Mitmenschen weiter.
Diese Tätigkeit ist sehr nett dargestellt, der
finale Fehler aber ist doch etwas weit hergeholt:
Donald rastet aus, weil ihm eine Kirsche vom
Teller rollt. Sehr nett anzusehen sind die
Zeichnungen von D'Ippolito, der aber einen
gewissen Hang zu teilweise etwas extremen
Darstellungen offenbart, die teilweise an den
Stil einer Ziche erinnern. Auch hier gilt wieder:
Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben.
Es
folgt die kürzeste Story des Bandes: In Endlich
gemütlich! ist der Wohnwagen der
Panzerknacker nach einem auswärtigen
Gefängnisaufenthalt verschwunden - wie sich
herausstellt, von der Polizei abgeschleppt. Die
Panzerknacker stehlen ihn der Staatsgewalt wieder
und werden verhaftet. Und schon ist die Story
beendet... Es ist verwunderlich, dass solche
Stories erstens entstehen und zweitens verwendet
werden. Bei 14 Seiten Länge ist sie als
Lückenfüller gedacht, aber selbst an dieser
geringen Aufgabe scheitert sie weitgehend. Der
Inhalt ist einfach nur platt und nicht komisch,
obwohl offenbar dies das Ansinnen ist, die Story
ist direkt nach dem Lesen aus dem Gedächtnis
gestrichen, aber mit deutlich negativen
Eindrücken.
Wer
die Wahl hat..., welches sein Leben ist,
was würde er wählen? Donald hat durch eine
Düsentrieb-Erfindung die Wahl zwischen seinem
bisherigen Leben, voll Familie und Freunden, doch
ohne Geld und Wohlstand, dem Leben eines reichen,
doch herzlosen Mannes und dem Leben eines
Fußballstars, der von den Vereinsoberen wie eine
Schachfigur hin- und hergeschoben wird.
Natürlich fällt die Entscheidung gegen Erfolg
und Wohlstand und für die Liebe, so bleibt also
alles beim alten. Die einzelnen Optionen des
Erpels sind ganz nett dargestellt, ohne aber das
jeweils recht rasche Entscheiden gegen sie
wirklich zu begründen, offenbar liegt auch hier
der Fehler in der Storykürze, so dass die
fremden Leben nicht ausführlich genug beleuchtet
werden können und die Entscheidung daher doch
ein wenig willkürlich wirkt (im Gegensatz zu
einigen anderen Umsetzungen ähnlicher Ideen).
Daher fällt das Fazit auch hier durchwachsen
aus.
Die
Titelstory ist dieses Mal die letzte des Bandes -
und sicher nicht die beste. Donald ist In
tierischer Mission, denn nachdem er vom
Dach fiel, kann er mit Tieren reden und erfährt
von diesen vom bevorstehenden Untergang eines
ganzen Kontinentes. Da ihm aber niemand diese
Geschichte so recht glauben mag, macht man sich
auf eigene Faust auf, die Katastrophe zu stoppen,
was natürlich glückt. Die Story wimmelt vor
Anspielungen auf Filme (z.B. Dr.Doolittle, Die
Vögel, Flipper, Free Willy), die aber die
Geschichte nicht wirklich gut machen können. Die
Story ist doch recht weit hergeholt und mit
Gedanken an Pasquale, den an sich klassischen
Zeichner derartiger Szenarien, würde man
erschauern. Die Rodriguessche Umsetzung hingegen
ist da doch um Klassen besser und schafft es
immerhin die Story erträglich zu gestalten.
ÜBERSICHT:
- Alles für ein Tässchen
Tee (S: G.Transgaard / Z: Pasquale / D 2003-020)
- Ein teufliches
Täuschungsmanöver (S: B.Erickson / Z: M.Fecchi
/ D/D 2003-029)
- Unfreiwillig komisch (S:
C.Gentina / Z: G.Soldati / I TL 2491-5)
- Zwei Helden im Schnee (S:
C.Panaro / Z: A.Gottardo / I TL 2505-1)
- Kampf um die Auskunft (S:
C.Gentina / Z: G.Dalla Santa / I TL 2493-1)
- Die Ruhe selbst (S:
C.Panaro / Z: F.D'Ippolito / I TL 2508-6)
- Hauptsache gemütlich! (S:
S.Ambrosio / Z: N.Tosolini / I TL 2508-3)
- Wer die Wahl hat... (S:
C.Panaro / Z: P.De Lorenzi / I TL 2482-6)
- In tierischer Mission (S: P.Halas / Z:
Rodrigues / D 2003-109)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz,
November 2004
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