Ein Blick aufs Cover verheißt nichts Gutes: Mit geballter Faust und grimmigem Gesichtsausdruck springt Phantomias dem Leser durch eine zersplitternde Scheibe entgegen, als wahren Kaufanreiz würde ich dieses Cover nicht bezeichnen wollen... Eher abschreckend scheint doch die Wirkung zu sein. Und auch der in diesem Zusammenhang verwendete Titel "Die Rückkehr des Rächers" leitet irre, lässt er doch eigentlich nur den Schluss zu, dass Phantomias wieder in seine ursprüngliche Rächer-Rolle schlüpfen würde, die er vor langer Zeit verlassen hatte, um sich zur omnipräsenten Gestalt der Entenhausener Verbrechensbekämpfung aufzuschwingen. Doch dem ist nicht so (was die Frage nach dem eigentlichen Sinn des Titels aufwirft, denn das letzte LTB ohne Phantomias war #314 vor etwa anderthalb Jahren). Interessant die Aussage auf dem Backcover, bei Goofy sei ständig was los - vielleicht wahr, nur der Leser bekommt davon in der Regel nix mit. Als kleine Knabberei zur Lektüre werden Salzstangen empfohlen.
Insgesamt leidet auch dieses LTB mal wieder unter dem Problem der kurzen Geschichten - nur eine einzige Story ist länger als 30 Seiten (die dafür mit 40 gleich deutlich) - interessanterweise ist dies die einzige egmontproduzierte Geschichte des Bandes. Das zeichnerische Niveau des Bandes ist im Schnitt erfreulich hoch und auch wirklich schreckliche inhaltliche Unstimmigekeiten sind Mangelware - man freut sich ja auch über die kleinen Dinge ;)

Die längste Story des Bandes kommt gleich als erste: Donald ist anfänglich Voll im Video-Wahn, er schaut nämlich für sein Leben gern recht alberne Cowboy-Dokumentarfilme, die er für bare Münze nimmt. Daher will er das, was er erlernt zu haben glaubt, auch prompt in der freien Natur umsetzen und bewirbt sich als Ausbilder in einem Wild-West-Touristendorf. Wir werden nun Zeuge der natürlich nicht ausbleibenden Missgeschicke des Neu-Lehrers, die aber in einer homogenen Gemeinschaft der Gruppe keinerlei Schaden hervorrufen, denn die Schüler amüsieren sich auch so und erweisen sich als ausgesprochen begabt. Höhepunkt des Aufenthaltes soll ein dreitägiger Treck durch die Prärie sein, bei dem Rinder mitgeführt werden. Leider aber wissen dies einige Viehdiebe und so gerät das Grüppchen in gar garstige Gefahr. Doch nun folgt die Moral von der Geschicht: Du magst unerfahren sein oder auch unbegabt, als motiviertes Mitglied einer homogenen Gruppe wird dir Erfolg beschieden sein! Einer für alle, alle für einen! Die Story ist insgesamt durchaus unterhaltsam und weiß mit ihren 40 Seiten auch etwas anzufangen. Der Plot Rawsons ist sehr zielgerichtet auf das Entwickeln der Gruppeneinheit (und somit auch der Abkehr Donalds vom Video) zugeschnitten und dies gelingt ihm insgesamt passabel. Auch Bancells hat schon deutlich Schlechteres abgeliefert als dies, so dass die Story deutlich besser als nach den ersten Seiten befürchtet ist und zumindest zeitweise wirklich zu überzeugen weiß.

Wer nun obligatorisch die Maus-Story der Woche erwartet hat, hat sich getäuscht: Nummer Zwei ist dieses Mal nicht das neueste Abenteuer des Mäuserich, sondern ein Machwerk von Arrighini und Ziche. Es scheint kein sehr Gewagter Tausch, als Dagobert und Dorette Duck übereinkommen, sich ihre jeweiligen Gehilfen für eine gewisse Zeit auszuleihen - doch dies erweist sich als Trugschluss. Franz passt nun so gar nicht in das Lebenskonzept von Neu-Chef Dagobert, ereilt ihn doch dort das Schicksal, nicht ausreichend Schlaf und lange nicht ausreichend Nahrung für seine Bedürfnisse zu bekommen. Auf der anderen Seite passt ein eben dies und zudem ans reinliche Stadtleben gewohnter Butler nicht sonderlich gut auf einen Bauernhof - es entpuppt sich doch als Zeitverschwendung, einen Pflug auf Hochglanz zu polieren oder gar ein Schwein zu reinigen, und so wird das Experiment rasch beendet. Gewohnt brillante Zeichnungen Ziches, die die hier entstehende Komik der Gegensätze gut aufzunehmen und wiederzugeben wissen, machen das wirklich Allerbeste aus einem originellen Plot, der sich vor allem durch die Beschreibung der diversen ungewohnten Umstände der Gehilfen auszeichnet und den Unterschied der Lebensstile Dagoberts und Dorettes auf eine sehr pointierte Art und Weise herauszuarbeiten versteht. Die beste Story des Bandes.

Nun folgt das eigentlich bereits für eben erwartete: Die Maus-Story. Wie sich herausstellt, befindet sich Ein Professor auf Abwegen. Nach dem Versprechen einer unmöglichen Erfindung macht sich dieser nämlich aus dem Staub - nicht ohne vorher die Welt glauben zu machen, Goofy sei er. Und so kommt dieser dazu, Vorleseungen an einer Universität zu halten. Goofy ist denn auch (ungewohnterweise) der Hauptcharakter der Geschichte, der für den überwiegenden Komik-Part sorgt. Mit eingewoben in den Plot ist aber natürlich auch der Kriminalfall des untertauchenden Professors, den Micky in souveräner Manier zu lösen versteht. Auch dabei: Kommissar Hunter. Die Story wirkt damit insgesamt zwar fast schon ein wenig überladen, aber das ist allemal besser als kein nennenswerter Inhalt - und der ist hier prima präsentiert. Die komischen Abschnitte mit Goofy wissen durchaus zu erheitern, die Kriminalabschnitte zeigen das doch noch vorhandene Kombinationvermögen Mickys. Leider fallen diese in einigen Punkten doch ausgesprochen knapp aus, so dass letztlich eine rasche Nacherzählung des Lösungsweges erforderlich ist. Dennoch zeigt sich auch hier wieder, dass der gemeine Italo-Micky Klassen über dem durchschnittlichen Kaschperl spielt.

Nun begeht Standard-Chaot den ersten seiner zwei Auftritte im diesmonatlichen LTB: In Dussels U-Bahn-Bau geht es um so allerlei, was man beim Bau einer U-Bahn falsch machen kann. Interessant, dass eine Stadt einem Dussel die Planung einer U-Bahn und deren Bau anvertraut... Es geht natürlich überhaupt alles schief dabei, einzig überraschend ist auf welche Weise die Missgeschicke sich ereignen, für die Dussels doch recht kurzsichtige Denkweise sorgt. Diese sind aber doch allesamt ziemlich auf dem Standard-Niveau der Dussel-Dummheiten und hinterlassen keinerlei bleibenden Eindruck... Es bleibt am Ende eine 08/15-Dussel-Story der Neuzeit ohne nennenswerte Geschichte, die es zu erzählen gilt, dafür aber mit einer Menge unterschiedlich gelungener Slapstickeinlagen. Insgesamt unterer Durchschnitt.

Nachdem Donald seinem Freund Daniel Düsentrieb mal wieder eine Erfindung abschwatzen konnte, ist es natürlich nur Eine Frage der Zeit, bis sein Onkel Wind davon bekommt um diese kommerziell auszuschlachten. Dieses Mal handelt sich um eine sogenannte "Zeitkarte". Verliert man durch Schlangestehen und ähnliches unnütz Zeit, so kann man diese unter Zuhilfenahme dieses Utensils wieder zurückgewinnen, denn sie wird gespeichert und steht auf Knopfdruck zur Verfügung - allerdings verbringt man seine gewonnenen Stunden in einer zeitlosen anderen Dimension. Diese ist leider räumlich begrenzt, so dass massenhafter Verkauf der Karten für Unbill sorgt... Die Story ist teilweise etwas verworren und widersprüchlich und sorgt bereits während der Entstehung eigentlich dafür, dass die finale Auflösung nicht wirklich gültig sein kann. Auch diese Story wird den Weg in das Vergessen rasch finden, allerdings mit dem Vermerk "durchgefallen". Inhaltlich sind einfach zuviele Ungereimtheiten enthalten, gerade da auch zeichnerisch nur Durchschnittsware geboten wird.

Nun betätigt sich Donald als Erfinder: Seine Idee ist Der "Antitempolux 4000", ein Gerät zur Überführung von Temposündern. Fährt man auf eine Autobahn, so wird die Uhrzeit auf dem Fahrschein vermerkt, bei der Begleichung der Nutzungsgebühr kann dann ob der zurückgelegten Entfernung die Geschwindigkeit berechnet werden, die verwandt ward. Keine Chance also für Raser (außer der, mal 'ne Rast zu machen ;) ). Das ist die Grundidee der Story, die sich danach darauf beschränkt, dass Donald Glückskind Gustav, der sich an keinerlei Verkehrsregeln zu halten gedenkt, für diese Verkehrssünden bestrafen will und damit so allerlei Unheil anrichtet. Dadurch wird auch diese Geschichte im Wesentlichen zu einer Aneinanderreihung unterschiedlich fantasievoller Gags, die bestenfalls kurzfristig zu erheiten wissen. Einen wirklichen Plot sucht man hier leider vergebens, dafür ist es zeichnerisch nett und zumindest von Zeit zu Zeit zündet mal einer der zahlreich angesetzten Gags.

Nun folgt die titelgebende Story. Angeblich soll sie Die Rückkehr des Rächers beinhalten, stattdessen aber besteht sie nur darin, dass Phantomias seine Geheimidentität gefährdet sieht und diese zu schützen sucht. Keine 20 Seiten werden damit gefüllt, echter Inhalt kann da natürlich kaum entstehen. Dieser sieht so aus: Phantomias glaubt, von einer alten Schulfreundin entlarvt worden zu sein und will ihr daher eine Vergall-Pille einflößen, was zumeist missglückt, eh ein glücklicher Zufall alles wieder einrenkt. Mehr geschieht nicht und selbst die knapp 20 Seiten sind dafür an sich schon zuviel. Wahres Amüsement ist was anderes... Das gab es alles schon mal, und zwar oft und besser.

Dussel, die zweite: Dieses Mal geht es ums Kochen. Gemeinsam mit Donald wird ein mobiler Kochservice gegründet für Menschen, die nicht selbst kochen wollen, und das als Versierte Küchenprofis. Wie gewohnt gibt es ein kunterbuntes Potpourri an Dummheit und Ungeschick, das natürlich für ein kapitales Scheitern des Projektes sorgt. Immerhin ein klein wenig Inhalt ist enthalten und dieser ist sogar weitgehend sinnvoll zusammengebaut, auch wenn die Gags in dieser Story doch zu sehr großen Teilen ausgesprochen flach sein und man das Ende bereits nach kurzer Zeit problemlos zu erraten imstande ist. Weitere weitgehend niveaufreie Dusselsche Durchschnittsware.

Auf den nächsten 21 Seiten gibt es dann Haustausch mit Außerirdischen. Die Ducks brauchen einen Tapetenwechsel und wollen ihr Haus für eine Weile tauschen - es melden sich auf das Inserat Außerirdische und so kann man eine Zeit auf einem fremden Planeten verbringen. Dort findet man sich natürlich nicht sogleich zurecht, und das sorgt, was sonst, für einen Haufen Missverständnisse, die als Komik gewollt in die Story integriert sind. Man lernt so allerlei über diesen Planeten, eh man, der anders verlaufenden Zeit sei Dank, bereits nach einem Tag wieder gen Heimat reist. Nette Idee, inhaltlich passable Umsetzung, auch die Zeichnungen Faccinis sind passabel. Dennoch springt der Funke bei dieser Geschichte nicht wirklich über... Auch das Ende ist deutlich zu kurz gehalten.

Am Ende findet noch ein Kampf um die Insel statt: Auf ein plumpes Ablenkungsmanöver Dagoberts hereingefallen, wollen die Panzerknacker und Gundel eine Insel einnehmen, auf der der Glückszehner vermutet wird. Donald ist als Wache eingeteilt und versucht mit allerlei elektronischem Spielzeug den Feind abzuwehren. Inhalt ist hier wiederum quasi nicht enthalten und auch die geringen Teile sind zu kurz, in sich teilweise nicht wirklich schlüssig (seit wann haben die Panzerknacker Interesse am Glückszehner?). Interessanterweise sind aber auch keine nennenswerten Gags enthalten, irgendwie ist es hier geglückt, 25 Seiten zu füllen, ohne Inhalt oder Witze zu transportieren. Bemerkenswert ist das zwar, doch zu bejubeln ist eine solche Leistung wohl kaum.

ÜBERSICHT:

- Voll im Video-Wahn (S: D.Rawson / Z: Bancells / D 99172)
- Gewagter Tausch (S: G.Arrighini / Z: S.Ziche / I TL 2512-1)
- Ein Professor auf Abwegen (S: R.Salvagnini / Z: F.Mancuso / I TL 2495-5)
- Dussels U-Bahn-Bau (S: F.Vitaliano / Z: E.Faccini / I TL 2494-2)
- Eine Frage der Zeit (S: C.Panaro / Z: O.Panaro / I TL 2507-2)
- Der Antitempolux 4000 (S: F.Artibani / Z: M.Gervasio / I TL 2488-2)
- Die Rückkehr des Rächers (S: N.Russo / Z: P.Pennati / I PK 98-1)
- Versierte Küchenprofis (S+Z: S.Cabella / I TL 2506-2)
- Haustausch mit Außerirdischen (S: C.Panaro / Z: E.Faccini / I TL 2506-6)
- Kampf um die Insel (S: F.Michelini / Z: C.Limido / I TL 2512-5)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, Dezember 2004