Auffallen um jeden Preis scheint mal wieder der Hintergrund des diesmonatlichen Covers zu sein. Nach diversen glitzernden Covern und dem quasi ganz weißen vor Jahresfrist soll der Leser dieses Mal durch ein fast zur Gänze schwarzen Cover zum Kauf animiert werden. Einzig zwei Paar Augen schauen dem Kunden erwartungsfroh entgegen. Bemerken wird man dieses Cover im Regal sicherlich, der künstlerische Anspruch ist dafür doch eher auf ein Minimum beschränkt. Vermutlich ist das Ganze aber nur ein Versuch, ein Micky-Cover zu präsentieren, ohne dass die Verkaufszahlen in den Keller gehen ;)
Im Inneren erwarten uns, so man dem Backcover Glauben schenken darf, neun erhellende Episoden in einem dunklen Buch - weniger waren es zuletzt in Band 316, vor rund anderthalb Jahren. Eine zumindest grundsätzliche Tendenz zum Verwenden wenigstens vereinzelter etwas längerer Geschichten kann man da mit etwas gutem Willen hereininterpretieren. Immerhin wird die 30 in diesem Monat zweimal überwunden, zwei weitere Male exakt erreicht. Ein zartes Pflänzchen der Hoffnung auf längere Geschichten scheint zu erblühen - hoffen wir, dass es nicht bald schon wieder vom Antlitz der Erde vertrieben wird. Dazu ist anzumerken, dass es gleich zwei Geschichten mit Micky Maus zu sehen gibt - und zwar beide in Italien gefertigt, mit einem neuzeitlich gekleideten und sich vernünftig betragenden Mäuserich.
Seine Meinung zum LTB kann man auch in diesem Monat wieder online unter
http://LTB-Umfrage.ifad.de kundtun.

Zuvorderst können wir einem Stromausfall in Entenhausen beiwohnen. Seit zwei Tagen ist Entenhausen ohne Strom und man fragt sich, wieso. Nachdem kein Fehler in den Kraftwerksstrukturen entdeckt werden kann, deutet alles auf eine Einwirkung von außen hin - Sabotage! Das ruft natürlich Micky auf den Plan, um mit gewohntem Scharfsinn den Übeltäter aufzuspüren und seinem Schaffen Einhalt zu gebieten. In einem friedlichen, stromfreien Entenhausen wird dieser rasch als das Schwarze Phantom (das man hier übrigens auch mehrmals in seiner "Urform" als Plattnase erblicken kann) identifiziert, der Plan vereitelt und der Schwarzgewandete entkommt. Interessant an dieser Story ist die Kombination diverser unterschiedlicher Komponenten. Eingeleitet und beendet wird das Ganze einzig mit Gedanken Mickys, die ziemlich experimentell wie ein aus Film und Fernsehen bekannter Off-Sprecher eingesetzt werden. Eine nette Idee, die auch recht konsequent durchgeführt und auch im Handlungsverlauf vereinzelt immer wieder angewendet wird. Inhaltlich schwankt die Geschichte zwischen der eigentlichen Handlung, dem Kriminalfall, und einer Ode an das alte, einfache Leben, das noch nicht von der Hektik der Neuzeit überschattet wurde und wo noch die Natur oder die Familie im Mittelpunkt des Interesses standen. Am Ende bleibt eine recht simpel strukturierte Detektivstory in einem ausgesprochen originellen Rahmen.

Ausgerechnet als Geisterlehrer betätigen sich Donald und Dussel in ihrer Rolle als OMA-Mitarbeiter - nicht eben der eigentliche Sinn dieses Tuns. Eigentlich geht es nur darum, sich von der Ungefährlichkeit einiger Geister zu überzeugen, doch dann beschließt man diese als Mittel gegen Gustav einzusetzen, der mit deren Bleibe, einem alten englischen, aber frisch nach Entenahsuen importierten, Schloss, Eindruck bei Daisy zu schinden sucht. Wie sich zeigt, ist das Schloss als solches ein denkendes Wesen und über seinen unfreiwilligen Umzug nicht eben glücklich, so dass es nun einen Hass auf Menschen verspürt und diese vernichten will. Aus diesen Komponenten wird eine Story zusammengewoben, die irgendwie unfertig wirkt. Es sind zwar jede Menge Ansätze da, doch keiner wird wirklich konsequent bis zum Ende verfolgt, was zu einigen wenig sinnvollen Wendungen führt. Aus einer eigentlich vielversprechenden Idee wird damit keinesfalls das gesamte Potenzial ausgeschöpft, und die Sprünge in der Handlung machen das Lesen schwierig, wirkliches Verständnis empfindet man beim ersten Lesen sicherlich nicht. Der umstrittene Fleming Andersen hat sich dieses Mal als Zeichner übrigens merklich zurückgehalten, es gibt vergleichsweise wenige störende Aggressionen, dafür aber passt sein Stil teilweise sehr gut.

Einen Wirrwarr zu Valentin erlebt Dagobert Duck, der wieder einmal befürchtet, von Gitta an diesem Tag heimgesucht zu werden. Allerlei Pläne werden ausgeheckt, um diesem Schicksal zu entfleuchen, das doch unausweichbar auf den Gutesten zusteuert - darauf lässt sich die Handlung quasi schon beschränken. Man sieht noch eine kurze Rückschau auf Gittas teilweise recht abstruse Versuche der Vorjahre, ihren Angebeteten zu einem Rendezvous zu überreden, ehe man erfährt, was sie dieses Jahr ausgeheckt hat. Verfügte die vorhergehende OMA-Story wenigstens über diverse gute Ansätze, muss man auf so etwas hier leider weitgehend verzichten. Man erlebt nicht viel mehr als eine Kombination diverser alter Ideen, die nicht wirklich zusammenpassen und die auch beinahe blind zusammengewürfelt scheinen. Dazu kommt der mich nicht ansprechende Stil von Panaro, der dem Ganzen auch äußerlich den angemessenen Rahmen schafft. Die schwächste Story des Bandes.

Gar schwierig ist das Butlerleben, und so ist es für Baptist eine willkommene Aussicht, als er erfährt, dass dereinst in einem fernen Land Das Wasser der Leichtigkeit existierte, das jedem, der es trank, die Fähigkeit der Telekinese gab. Man schnappt sich den notorisch faulen Donald und auf geht's, weit fort, auf die Suche nach diesem Wunderwasser. Letztlich ist dies eine klassische Schatzsuchengeschichte, einzig dass die Protagonisten ausgetauscht wurden, und auch der Verlauf ist wenig überraschend, wird doch das Wässerchen entdeckt, genutzt, was wiederum Dagobert auf den Plan ruft, der es für seine Zwecke nutzen will und dabei auf die Nase fällt. Da das alles natürlich auf 29 Seiten nicht eben leicht unterzubringen ist, leidet die Detailtiefe ebenso wie die Atmosphäre. Was bleibt, ist daher eine fast schon überfüllte Story, die aber immerhin diverse Ideen birgt und immerhin als leichte Unterhaltung taugt. Der Sprung ins Langzeitgedächtnis aber wird ihr nicht glücken.

Wenig wahrscheinlich scheint, dass jemand Unfehlbare Horoskope zu stellen in der Lage ist - doch Phantomias (da ist er ja wieder, fast hätte man ihn schon vermisst) scheint so jemanden gefunden zu haben. Doch letztlich ist es (natürlich) nur eine Bande von Ganoven, die ihm Horoskope zuspielt, deren Erfüllung durch Manipulationen recht simpel zu bewerkstelligen ist. Man will den Maskierten von der Wahrheit der Prophezeiungen überzeugen, um am Ende dies zu einem epochalen Einbruch zu nutzen - dass dies sich genau so abspielt, weiß der Leser eigentlich schon lange, bevor es offenbart wird, einzig Phantomias ist leichtgläubig genug, dem Hokuspokus Glauben zu schenken. Aber die Geschichte ist, wenn auch letztlich wenig originell, routiniert in Szene gesetzt von Altmeister Luciano Gatto und vom ebenfalls routinierten Sarda auch vernünftig erzählt. Es kommt zwar keine wirkliche Spannung auf, das Ergebnis ist dennoch vernünftig und besser als die Masse der italienischen Kurzgeschichten, die uns hierzulande zumeist zu erheitern suchen.

Eine solche findet man zum Beispiel in Rasende Roller. Mit solchen nämlich konkurrieren Dagobert Duck und Klaas Klever, um den Weltmarkt mit dieser innovativen Idee zu erobern. Leider ist Klevers Modell ein 1:1-Nachbau des duckschen Produktes (früher hätte er das zumindest noch verbessert...), so dass man natürlich keinem Roller wirklich den Vorzug geben will. Man veranstaltet also ein Rennen, als Protagonisten treten dort (zur allgemeinen Überraschung) Donald und Gustav auf, ersterer geschickt in der Handhabung des neuen Gerätes, der andere als Kind des Glückes auch mit Siegchancen ausgestattet. Man rast also durch die Lande, der eine geschickt, der andere voller Glück, der Glückliche siegt, doch der Geschickte animiert die Käuferschar - wenig überraschend ist auch hier letztlich das Ende. Die Story ist insgesamt wenig originell, sie setzt nur (wenige) alte Elemente mäßig unterhaltsam zu einem (scheinbar) neuen Gesamtbild zusammen. Wenige vernünftige Einfälle können hier das niedrige Gesamtniveau nicht mehr retten.

Besser hingegen wird es bei der zweiten Maus-Story des Bandes, in der das Rätsel um die Schneekugel gelöst werden muss. In einer Rückschau erfährt man von Mickys erfolgreichem Kampf gegen den "Schneemann", einen gewitzten Einbrecher, der seine Opfer blitzschnell betäubt, um sie problemlos ausrauben zu können. Einzig seine Beute wurde nie gefunden... Und darum geht es in dieser Geschichte dann auch: Ein Zellengenosse des Schneemannes hat vom Aufbewahrungsort der Beute erfahren und will diese nun natürlich nach seiner Freilassung in seinen Besitz bringen. Dabei sind so allerlei Hindernisse zu umschiffen, ehe er an der Kombinationsgabe des Mäuseriches scheitert. Auch hier liegt eigentlich eine vergleichsweise simpel strukturierte Kriminalstory vor, die aber erstklassig erzählt wird und auch immer wieder überraschende und ausgesprochen sympathische Details zu bieten hat. So weckt der "Schneemann" Assoziationen zu jenem aus "Micky X", Micky hat als Erinnerungsstücke an sein detektivisches Leben Dinge wie die Statue der Göttin Kali ( -> Die geklaute Kralle der Kali ) dabei. Insgesamt bleibt letztlich eine Story, die sich allein schon dadurch deutlich positiv heraushebt, dass sie inhaltlich stimmig ist und auch zeichnerisch voll und ganz zu überzeugen weiß. Die liebevollen Details sind da fast nur ein weiterer Punkt.

Und dann ist da noch der zweite ewige Besucher: Dussel, schließlich fehlte der ja auch noch. Durch einen dummen Zufall erhält er den Auftrag, ein neuen Geldspeicher für Dagobert Duck zu bauen - Das Symbol der Sparsamkeit. Die Story ist zwar 20 Seiten lang, aber man hat den Eindruck, die Handlung wäre auch auf zweien ohne wesentliche Verluste unterzubringen. Das typische Dussel-Chaos bleibt aus, am Ende sind alle glücklich und zufrieden - das passt zwar nicht wirklich zum Standard-Dussel, den man kennt, doch wesentlich mehr Niveau ist auch hier nicht zu entdecken. Wenige gute Ideen, noch weniger gute Gags - ein schwacher Lückenfüller.

Schlussendlich kommt Donald noch als Der Urzeit-Held daher. Er lebt in der Vergangenheit bei den Neententalern und ist dort das Genie, sprüht vor Ideen und Erfindungsgeist, ist dazu mutig und engagiert - alles Dinge, die man von Donald nun wirklich nicht kennt. Dieses Szenario ist zwar völlig anders als sonst und bietet eine ganz neue Sicht auf die Dinge, aber die Darstellung von Donald, der einfach so urplötzlich ein Erfindergenie ist, erinnert schon fast an die Mutation Mickys zum Kaschperl. Die Story ist, beruhend auf dieser Verdrehung der Dinge, dann wiederum nicht sonderlich originell und kann keinerlei überraschende Momente aufbieten (so man sich an den neuen Donald gewöhnt hat...), dazu zeigt Pasquale mal wieder gewohntes Niveau. Aber an schwache Abschlussgeschichten ist man ja schon gewohnt...

ÜBERSICHT:

- Stromausfall in Entenhausen (S: A.Savini / Z: L.Pastrovicchio / I TL 2526-2)
- Geisterlehrer (S: L.Jensen / Z: F.Andersen / D 2003-170)
- Wirrwarr zu Valentin (S: R.Salvagnini / Z: O.Panaro / I TL 2516-5)
- Das Wasser der Leichtigkeit (S: C.Panaro / Z: L.Molinari / I TL 2516-6)
- Unfehlbare Horoskope (S: B.Sarda / Z: L.Gatto / I PK 36-2)
- Rasende Roller (S: C.Gentina / Z: P.De Lorenzi / I TL 2454-6)
- Rätsel um die Schneekugel (S: S.Mezzavilla / Z: A.Perina / I TL 2508-1)
- Das Symbol der Sparsamkeit (S: C.Gentina / Z: M.Amendola / I TL 2502-5)
- Der Urzeit-Held (S: P.Halas / Z: Pasquale / D 2002-044)

Grün: Lesetipp
Rot: Flop

von Carsten Spitz, Januar 2005