Goldig
glitzernd liegt die aktuelle Ausgabe des LTB in
den Regalen, ein schimmernder Staub, aufs Cover
geklebt, soll wohl einen Kaufanreiz bieten.
Nebeneffekt: Man hat beim ersten Kontakt mit dem
Band, passt man nicht auf, rasch das halbe Cover
an den Händen kleben - positiver Nebeneffekt
dessen: Ein Glitzercover weniger im Regal.
Interessant mutet an, dass Dagobert nebst
Großneffen auf dem Titelbild sein Dasein
fristet, spielen sie doch allesamt in der
titelgebenden Story überhaupt nicht mit. Und
auch sonst gilt für den Sandsturm auf der
Vorderseite, was für nahezu alle Cover der
jüngeren Vergangenheit gegolten hat: Sehenswert
ist anders. Aber es kommt ja schließlich auf den
Inhalt an, nicht auf die Verpackung. Und der ist
zumindest teilweise ganz ansehnlich, auch wenn
man von den bereits gewohnten Tiefpunkten
natürlich nicht verschont wird. Insgesamt 10
Stories sind es dieses Mal, in Relation zur
Vergangenheit eine fast schon moderate, wenn auch
weiterhin natürlich viel zu hohe Zahl. Immerhin
wird die Seitenanzahl 30 in diesem Monat gleich
fünf Mal überschritten, davon sogar zwei Mal
von italienischen Produktionen. Der
Gesamteindruck des Bandes ist nach dem Lesen ein
vernünftiger - was aber weniger an einem anderen
Grundkonzept liegt, als vielmehr daran, dass die
traditionell miese Geschichte dieses Mal
geschickterweise an den Anfang platziert wurde. Seine
Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder
online äußern, eine Umfrage steht unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Zuerst ist man Gefangen in
der Wüste. Donald hat sich dort als
Fotoreporter verdingt, sein Reporterkollege
neidet ihm aber den Erfolg und versucht daher,
ihn umzubringen. Kein feiner Zug des Herren, will
man meinen. Dazu kommt eine Studentengruppe, die
mehr wie ein Kindergarten oder eine
Grundschulklasse anmutet, die gemeinsam mit einer
rauflustigen Betreuerin ebenfalls durch die
Wüste gondeln. Alle gemeinsam, obwohl sich
teilweise gegenseitig bekämpfend, hebeln dann
mit Glück und Geschick eine Bande von
Sklaventreibern aus, die sich die Fähigkeiten
eines Hypnosesteines zunutze macht. Inhaltlich
hat die Story keinerlei Überraschungen zu
bieten, dafür aber hat Pasquale sich mit seinem
latenten Hang zur Aggressionsdarstellung mal
wieder voll ausgelebt. Man verprügelt sich,
verdrischt sich oder versucht in einem lichten
Moment, dem Gegenüber auf andere Weise Schmerzen
zuzufügen. Eigentlich fasst die werte Betreuerin
der "Studentengruppe" die Story in
ihrer ganzen Breite recht passend zusammen:
Das
Gute aber ist, dass damit die als finale
Geschichte erwartete Story bereits überstanden
ist, und es nur noch aufwärts gehen kann.
Es
folgen zwölf nachgerade entspannende Seiten, auf
denen sich niemand prügelt oder sonstwie meint,
einem Hang zur Action erliegen zu müssen. Es
geht einfach nur um die Funktionsweise diverser
Wecker, mit denen sich der gewohnt
langschläfrige Donald herumärgert, mag er doch
das Aufstehen so gar nicht.Prompt gerät er
natürlich in Aufwach-Stress in
Entenhausen und kommt regelmäßig zu
spät zu Terminen, was zu einer Testreihe mit
Erfindergenius Düsentrieb führt. Die
unterschiedlichen Wecker sind recht nett
dargestellt, vor allem aber ist das Aussehen der
Zeichnungen nach Pasquales Machwerk zuvor eine
ungeheure Entspannung der Augen. Als kurze
Gagstory ist die Geschichte auch ganz annehmbar,
auch wenn man natürlich auf 12 Seiten keine
große Substanz unterbringen kann. Letztlich ein
besserer Lückenfüller.
Von
Feinden umringt glaubt sich dann Micky
Maus. Von den einstigen Gottfredson-Bösewichten
Triplex, Dublex und Ecks soll er als Quelle für
eine interessante Erfindung eingesetzt werden,
den Quadruplex, mit dem man offenbar auf
irgendeine Weise die Menschheit unterjochen kann.
Derweil trägt sich auch das Schwarze Phantom mit
Welteroberungsplänen, indem er ein Radioprogramm
ausstrahlt, dass alle Welt mag und dass sie ihm
untertan machen soll. Klingt kompliziert, ist es
auch. Die genauen Zusammenhänge werden auch bei
mehrmaligem Lesen nicht klar. Das Beste ist noch,
dass Micky sich weitgehend zumindest nicht extrem
anormal verhält, wenn auch weit von seinem
früheren Selbst entfernt. Der Rest der Story
aber ist derart hanebüchen zusammengeschustert,
dass man sich mal wieder fragen muss, ob es wohl
Lektoren oder ähnliches bei Egmont gibt...
Inspektor Issel (positiv: dieser tritt auf)
vertreibt seine Zeit damit, den phantomschen
Radiosender DUDEL 3 in jeder Lebenslage als
optimale Lösung zu empfehlen, dessen genaue
Auswirkungen auf die Menschheit bleiben aber im
Dunklen. Die Geschichte wirkt wie der Versuch,
Micky in einen vernünftigen Kriminalfall zu
verwickeln, scheitert aber durch unüberschaubere
Zusammenhänge, mangelhafte Erläuterungen und
totale Überfrachtung der Story mit Klein- und
Großkriminellen (neben dem Phantom und den
Professoren ist auch ein Programmierer
beteiligt). Das Gesamtkonstrukt hinterlässt
damit einen komplett verwirrten, aber keinen
sonderlich amüsierten Leser.
Sind wir da ganz sicher, Herr Professor?
In
Der Mond im Brunnen werden Donald und
Gustav wegen ihrer ständigen Prügeleien (was
auch sonst?) aus Entenhausen verbannt, um ihr
Betragen zu bessern. Doch besonderer Erfolg
scheint dieser Maßnahme nicht beschieden, denn
man verdrischt sich fröhlich weiter. Am Ende
aber stößt man auf ein Volk, bei dem eine
Legende kursiert, dass in einem Brunnen ein
Schatz sei. Diese wird den beiden Streithähnen
erzählt, die in diesen Brunnen steigen - begafft
vom Volk, das sich am sicheren Scheitern
ergötzen möchte - und den Schatz natürlich
prompt entdeckt. Leider hatte keiner der
Einheimischen jemals geprüft, ob diese Legende
nicht wahr sein könnte und offenbar auch nicht
in den Brunnen geschaut. Künstlerpech. Die
Herleitung ist letztlich untypisch, die
Auflösung letztlich aber einfach nur dämlich
("Huch, da ist ein Schatz im Brunnen! Wie
man es sich immer erzählte! Aber wir waren zu
faul nachzusehen!"), so dass auch hier am
Ende kein befriedigender Eindruck zurückbleibt.
Dazu kommen Zeichungen Mazzons, die sich offenbar
erst noch entwickeln müssen... Nur wo deutlich
direkte Anleihen anderer Zeichner zu sehen sind,
weiß sein Stil zu überzeugen.
Onkel
Dagobert bläst zur Mission Medusa.
Ein windiger Erfinder hat einen Münzversteinerer
erfunden, den er zum Nachteil des
Duck-Milliardärs einzusetzen gedenkt. Also wird
der Ducksche Geheimdienst DGD alarmiert, den
Missetäter ausfindig zu machen und von seinem
Tun abzubringen. Uns erwartet hier ein recht
klassischer Agentenplot mit Donald und Dussel in
den Hauptrollen. Eine erstklassige Übersetzung
ist das positivste an dieser Story, die aber auch
inhaltlich passabel daherkommt und zeichnerisch
zu überzeugen weiß. Auch wenn der eigentliche
Plot recht seicht ist und wenig Spannung
vermittelt, glückt es doch immer wieder, diesen
durch (teilweise wirklich nette) Witze zu
unterbrechen und damit lebendig zu halten.
Letztlich aber führt das dazu, dass die Story
quasi ausschließlich aus Gags besteht, was doch
zu einer gewissen Länge führt. Dennoch eine der
besseren Geschichten des Bandes.
Eine
wirklich neue Idee sind die Entenhausener
Unterweltspiele. Dabei tritt Phantomias
im Rahmen eines sportlichen Wettkampfes gegen die
Ganoven, Gauner und Galgenstricke der Stadt an -
und alle wohnen diesem Schauspiel bei, sei es
live oder am Fernseher. Leider aber will ein
fieser Feind die Situation nutzen und die
Beutegegenstände an sich raffen, was niemanden
erfreut. Ganz im Gegenteil wird der Widerling von
den Guten (ihrer Berufung wegen) wie auch von den
Bösen (für die es um die Ehre geht) gejagt, um
letztlich in Phantomias seinen Meister zu finden.
Die Darstellung ist sehr gut gelungen, die
Zeichnungen dalla Santas passen wie die berühmte
Faust aufs Auge. Die Story ist in sich stimmig,
hat eine passende Länge und weiß wirklich zu
unterhalten. Im Großen und Ganzen gibt es hier
quasi nichts zu meckern, so soll das sein.
Als
berühmte Fernsehsendung Entenhausens ist Zwei
Herzen und ein Sender bekannt. Dort
können Verliebte ihrem Wuschnpartner eine
Botschaft zukommen lassen, sollte dieser sich
daran erfreuen, kann man eine Reise gewinnen.
Kandidat ist dieses Mal Gitta, und der Rest des
Spieles läuft erwartungsgemäß ab. Beim
Versuch, die Botschaft zu übermitteln, bekommt
man Knüppel zwischen die Beine geworfen, nach
kurzem Kampf aber glückt dies, Dagobert sagt zu,
man fliegt gemeinsam gen Urlaub und die
Geschichte ist aus. Die Story wirkt etwas
unausgegoren und zusammengequetscht, das Ende
ereilt einen an einer völlig überraschenden
Stelle, die mitten im angedachten Plot zu sein
scheint. Dennoch gibt es bis dahin einige nette
Einfälle. die einen aber auch nicht umwerfen. Es
bleibt am Ende ein weiterer Lückenfüller,
dieses Mal einer der etwas schlechteren Sorte.
Es
folgt der Einseiter Hilfe vom Fachmann,
der nicht sonderlich komisch ist (aber doch
lustiger als so mancher in der Vergangenheit).
Zum
furiosen Finale aber wird nun mit zwei
erstklassigen Geschichten geblasen:
Zuerst erlebt Gundel Gaukeley Die
Schlappe mit dem Schlappen. Ein Zauber
macht einen alten Hausschuh zum Objekt der
Begierde aller Menschen, die ihn erblicken -
daher tauscht die Hexe das Fußkleid für dessen
gesamtes Vermögen an Dagobert Duck. Beim
Versuch, diesen bei der Bank zu hinterlegen aber
erspäht der Bankdirektor den Pantoffel und
eignet ihn sich an, und so geht es rund mit dem
Ding. Natürlich kommt am Ende alles wieder in
die rechte Bahn. Was sich etwas abgedreht, aber
nicht sonderlich überragend anhört, lebt zu
sehr großen Teilen von den erstklassigen
Zeichnungen Ziches, die wie gewohnt den Stil von
gagbasierten Stories optimal zu übermitteln
wissen. Die ebenfalls erstklassige Übersetzung
tut ihr Übriges, um aus skurrilen und
abgedrehten Situationen echte Lacherfolge zu
machen. Die Story ist der absolute Höhepunkt des
Bandes und lässt wiederum quasi keine
Möglichkeit zum Meckern ;)
Zum
Abschluss erleben wir mit Zampata Dons
Rückkehr noch eine Stippvisite von
Marco Rota im LTB, der nach fast exakt 20 Jahren
[seit LTB 105, Der Pulverisator] das erste Mal
wieder hier zu sehen ist (abgesehen von den
Barks-Fan-Cards 2001). Interessant aber auch,
dass dies die Fortsetzung eines Vierreihers ist
(Der Marathontanz, MM 2/98) - die Frage stellt
sich, ob die Story ummontiert wurde, ober ob Rota
wirklich den Weg zurück zu den Dreireihern
eingeschlagen hat, den er lange verlassen hatte.
Die Story handelt von den Abenteuern des Zampata
Duck, eines Helden im wilden Westen und decken
nahezu das gesamte Westernpotential ab -
Reiterei, Rauferei, Schießerei, was es halt so
gibt. Die Story als solche aber lebt weniger von
ihrem Plot als solchen, sondern vom Stil Rotas,
der sehr gut anzusehen ist und den Bildern die
erforderliche Dynamik verleiht. Dazu ist aber
auch die Story als solche inhaltlich durchdacht
und stimmig, vordergründig von Rota eingesetzte
Gags passen gut (auch die Übersetzung liefert
aber einen weteren Kaschperl-Gag, in dem Schläge
einer Prügelei durch die Ausrufe "Das
Zeichen von Rodrigues", "Das Zeichen
von Joaquin" und "Das Zeichen von
Miguel" begleitet werden). Die Story ist,
vor allem durch Rotas Stil, sehr ungewohnt für
das LTB, aber eine klare Bereicherung.
ÜBERSICHT:
- Gefangen in der Wüste (S:
M.+L.Shaw / Z: Pasquale / D 99031)
- Aufwach-Stress in
Entenhausen (S: G.Porcelli / Z: E.Faccini / I TL
2350-4)
- Von Feinden umringt... (S:
D.Markstein / Z: Joaquin / D 2003-152)
- Der Mond im Brunnen (S: R.Cimino / Z: M.Mazzon
/ I TL 2520-3)
- Mission Medusa (S:
C.Panaro / Z: S.Camboni / I TL 2487-1)
- Entenhausener
Unterwelt-Spiele (S: B.Concina / Z: G.Dalla Santa
/ I PK 29-3)
- Zwei Herzen und ein Sender
(S: B.Garufi / Z: A.Gottardo / I TL 2510-5)
- Hilfe vom Fachmann (S: N.Russo / Z: G.di Vita /
I TL 2365-03)
- Die Schlappe mit dem
Schlappen (S: C.Gentina / Z: S.Ziche / I TL
2520-1)
- Zampata Dons Rückkehr (S+Z: M.Rota / D
2002-210)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, März
2005
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