Deutschland
ist, wie es scheint, im Star-Wars-Fieber. Diesem
geradezu wie eine Epidemie grassierenden Trend
verweigert sich selbstredend auch das LTB nicht -
springe auf den fahrenden Zug, ehe er am Horizont
verschwindet! Daher ist das LTB auch das erste
Mal seit langer Zeit nicht auf einem Dienstag
erschienen (an dem aber nichtsdestotrotz die
Rezension das Licht der Welt erblickt), sondern
bereits am vergangenen Donnerstag, dem Tag des
Kinostartes des finalen Sternenkriegteils.
Entsprechend ist natürlich auch der Band
gestaltet: Es grüßen Micky und Donald
lichtschwertbewehrt vom Cover und starren den
Leser mit unverhohlenem Hass (Donald) bzw.
freundlich (Micky) an, während pfundige
Raumschiffe über das Firmament sausen. Zwar
passt das Cover damit zum unausweichlichen Run
auf alles, was mit diesem Weltraumkonflikt auch
nur entfernt zu tun hat, hübsch wird es dadurch
aber nicht. Im Inneren erwarten den Leser
immerhin "nur" 10 Geschichten, aber die
Seitenzahlen bleiben mickrig. Nur die
titelgebende Weltraumstory überspringt die
30-Seiten-Marke (dies dafür mit 40 aber immerhin
recht deutlich), ein weiteres egmontproduziertes
Werk schafft es immerhin noch, auf exakt 30
Seiten zu kommen. Ansonsten muss man sich schon
freuen, wenn eine Geschichte mal mehr als 20
Seiten hat... Der Gesamteindruck fällt daher
auch eher schlecht aus, wenn auch der ein oder
andere positive Akzent gesetzt werden kann.
Endlich einmal befreit werden wir von Quälgeist
Dussel Duck, der das erste Mal seit gefühlten
Ewigkeiten keinen Auftritt hat (aber trotzdem auf
dem Backcover beworben wird). Seine
Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder
online äußern, eine Umfrage steht wie gewohnt
unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Los
geht es mit dem Comic zum Film, oder so. In Die
Weltraumritter schließen sich Micky,
Goofy und Donald der hysterischen Masse an, die
am ersten Tag in die Vorführung des neuen
"Star Force"-Teiles eilt - wobei sie
allerdings die einzigen sind, die sich nicht wie
Figuren aus jenem Machwerk kostümiert haben.
Durch ein Missgeschick am Filmprojektor, den
Daniel Düsentrieb entwickelt hat um dem Film
mehr Realismus einzuhauchen, wird das Trio in den
Film gezogen, wo sie als "Mick
Mauswalker" und "Don Solo" gegen
das "Eroberium" kämpfen, dem auch
Goofy als "Dark Veder" angehört. Die
Story ist letztlich eine Verschmelzung der
verschiedenen Star-Wars-Teile, die aber allesamt
sehr ironisch aufs Korn genommen werden, sehr
exemplarisch vor allem mit Meister
"Soda", der statt weise zu wirken doch
ausgesprochen an Kaschperlmicky erinnert (auf den
hier übrigens dankenswerterweise verzichtet
wurde), auch wenn, der Übersetzung sei Dank,
wieder einige Kurz-Hosen-Anspielungen zu finden
sind. Die Story ist zwar nett, funktioniert aber
nur, wenn man zumindest die ursprünglichen drei
Filme der Saga einmal gesehen hat. Dann kann man
sich sicherlich an den unzähligen Anspielungen
und direkten Parodien erfreuen, aber ohne
Kenntnis der Filme bleibt der Leser verwirrt
zurück und kann sich auf die Story garantiert
keinen Reim machen, ein deutlicher Makel bei
direkten Adaptionen. Dennoch ist dies die beste
Story des Bandes.
Anschließend
begibt man sich auf die Jagd nach dem
Talerschein. Dagobert muss 10 Taler für
ein Skateboard zahlen (das danach keine Rolle
mehr spielt, auch der Sinn des Erwerbs wird nicht
erläutert), was ihm gar sehr zu schaffen macht.
Daher beschließt er, seinen liebgewonnenen
10-Taler-Schein (der übrigens als
1000-Taler-Schein dargestellt wird, da hat wieder
mal ein Lektor geschlafen...) zurückzuerobern
und verbringt den ganzen Tag damit, dem Schein
nachzujagen. Für Dienste angebotene Belohnungen
schlägt er komplett aus, um lieber seinen
eigenen Talerchen nachzustellen, was sich final
als "körperliche Ertüchtigung"
herausstellt. Inhaltlich geht der Sinn doch
irgendwie verloren, vor allem da Dagobert ihm
geschenktes Geld mit dem Kommentar zurückgibt
"Das ist nicht mein Schein" - eine
totale Verdrehung des Charakters. Dennoch ist die
Story aber insgesamt recht unterhaltsam und von
Faccini zeichnerisch prima umgesetzt, wenn auch
ausgesprochen kurz. Am Ende bleibt mal wieder
Mittelmaß.
Eine
weitere Kurzgeschichte versucht dann, den Leser
zu erheitern. Auf 20 Seiten ist Donald Im
Schnäppchen-Fieber, er stöbert in
diversen Supermärkten nach Sonderangeboten. Auch
hier ist die inhaltliche Begeisterung wieder nur
sehr begrenzt, denn der zumeist erfolgende Run
auf Sonderangebote wird doch etwas zu überspitzt
und unkreativ dargestellt, dazwischen gibt es
noch diverse Kostproben des duckschen Peches, die
selbst auf diesen 20 Seiten fast wie
Lückenfüller wirken. Vereinzelt nette Gags und
eine passable zeichnerische Umsetzung bringen
aber auch diese Story letztlich in die
unübersehbare Masse der Geschichten, die man
sehr schnell wieder vergessen haben wird.
Und
nochmal gibt es eine 20-seitige Kurzgeschichte,
dieses Mal geht es um den Chef der Herzen.
Dagobert erliegt dem Irrglauben, es gebe einen
"Tag der Sekretärin" (wobei er sich
ungewohnt naiv anstellt), und verwöhnt an diesem
"seine" Rita Rührig mit ungewohnten
Gefälligkeiten (Pause, kostenlose
Zwischenmahlzeit, neue Einkleidung, gemeinsames
Abendessen im Restaurant). Währenddessen wird er
auf Schritt und Tritt von diversen Paparazzi
verfolgt, die über diesen Tag ausführlich
Auskunft geben, was ihm einen ausgesprochen guten
Ruf in der Öffentlichkeit verschafft. Mehr an
Inhalt ist leider nicht zu finden, so dass die
Story mal wieder vor allem an der extremen Kürze
leidet. Einige nette Einfälle wie die extreme
Überwachung durch Sensationsreporter kommen
dadurch nicht richtig zur Geltung und die
Geschichte wirkt insgesamt (mal wieder) ein wenig
unfertig. Am Ende steht damit eine weitere
Geschichte der Kategorie "Mittelmaß",
die aber ausreichend Potenzial für mehr gehabt
hätte...
Für
Verwirrung sorgt dann Egmont-Chef Erickson
persönlich. Donald ist Spurlos
verschwunden! und seine Neffen eilen
durch die Welt, ihn zu suchen. Dabei folgen sie
ihm einfach wie bei einer Schnitzeljagd und
erfahren so immer, wo sich der Onkel zuletzt
aufgehalten hatte. Interessanterweise taucht aber
Donald selbst nicht in der Geschichte auf, wenn
er in Rückblenden auftauchen müsste, wird er
auf irgendeine mehr oder minder lächerliche
Weise versucht, ihn zu verbergen. Wozu das dienen
soll, wird leider nicht verraten, aber
durchgezogen wird es konsequent. Auch ansonsten
lässt die Geschichte ausgesprochen viele
fragende Gesichter zurück, da auch am Schluss
nicht klar ist, was da eigentlich erreicht oder
ausgesagt werden sollte. Es gibt die Jagd der
Neffen nach dem Onkel, die ihn am Ende erst
zurück zu Hause wieder einholen, die mit
allerlei Unbill gepflastert ist, und die ebenso
vorsehbar wie lächerlich ist. Ab und an werden
unverständliche und abstruse Abschnitte
eingestreut (exemplarisch: die letzte Seite die
Geschichte, auf der Tick, Trick und Track
urplötzlich ihr Leben für das Schwerste von
allen halten, ohne jeglichen diesbezüglichen
Hintergrund). Das einzig Nette an der Geschichte
ist eigentlich, dass Donalds Reise auch nach
Timbuktu führt, wo er oft sei und viele Freunde
habe, eine Anspielung darauf, dass er häufig am
Ende von Geschichten nach Timbuktu flieht.
Insgesamt aber ist die Story einfach nur
enttäuschend.
Immerhin
eine obligatorische Nebenfigur hat ihre
Geschichte bekommen: In Aufdringliche
Helfer agiert Phantomias. Durch Zufall
glaubt man, er habe Unterstützung nötig und so
biedern sich ihm einige Gestalten an, die quasi
die rechte Hand des Helden werden wollen. Die
Story besteht nun darin, dass er diesen Wesen zu
demonstrieren versucht, wie langweilig der Beruf
des Superhelden ist, damit diese ihn in Ruhe
lassen. Dafür sind nur 18 Seiten eingeplant, so
dass man natürlich nivht viel erwarten kann -
was auch eine weise Sache ist, denn man bekommt
ja auch nicht viel geboten. Erwartungsgemäß und
auf wenig komische Weise schafft es der
Beumhangte seine Verehrer abzuschieben, indem er
einfach nachts mit ihnen durch menschenleere
Straßen stiefelt. Es gibt nichts zu lachen, es
gibt keine Spannung - man freut sich einfach nur,
dass die Geschichte nach 18 Seiten beendet ist.
Immerhin
26 Seiten werden beim sich anschließenden Tumult
um eine Taube geboten. Um ein Geschäft
unter Dach und Fach zu bringen, will Dagobert
seinem Geschäftspartner, einem passionierten
Vogelfotografen, eine sogenannte Triefäugige
Riesentrantaube, einen der seltensten Vögel der
Welt, vor die Linse treiben. Dabei wird
natürlich allerlei List eingesetzt - doch
arbeiten die Neffen, verärgert durch eine
weitere Wortklauberei des Familienpatriarchen,
gegen diesen, so dass all seine Versuche
fehlschlagen. Am Ende aber hat man doch Glück
und findet ein solches Wesen. Eine insgesamt
nette Gagstory, der aber der allerletzte Biss
fehlt und die auch einige Längen aufweist, aber
sich problemlos in die lange Reihe aktueller
Mittelmaß-Geschichten aus Italien einreiht.
Dagobert
veranstaltet Eine zauberhafte Party,
um ein Geschäft mit dem Maharadscha von
Madschbad perfekt zu machen, zu der ein jeder
eingeladen ist, der zu den Schönen und Reichen
zählt. Als Organisatorin für seine Festivität
hat er sich aber ausgerechnet die Hexe Gundel
Gaukeley ausgesucht, die sich raffiniert
verkleidet in sein Vertrauen schlich. Während
des Festes sucht Gundel also nach dem
Glückszehner und lenkt dabei die Gesellschaft
mit Zaubertricks ab, während Klaas Klever, dem
nicht an einer Vollendeung des Geschäftes
gelegen ist, das ganze Geschehen zu sabotieren
sucht. Am Ende hat Gundel natürlich kein Glück
und das Geschäft glückt, da Klever und Gaukeley
letztlich ihre Interessen gegenseitig
torpedieren. Auf überraschende Knalleffekte wird
auch hier verzichtet, vor allem da auch diese
Story wieder unter der Kürze zu leiden hat, wie
man das ja von den fürs LTB ausgewählten
italienischen Geschichten mittlerweile gewohnt
ist. Auch hier setzt man am Ende einfach nur
einen Haken dahinter und vergisst wohl rasch, was
sich auf der Feier ereignet hat.
Nun
aber geht es ab ins furiose Finale des Bandes, in
dem sich noch einmal so mancher wundert, wie man
das Niveau doch noch in Grund und Boden stampfen
kann. Zuerst geht es um den Anti-Alarmomat
99. Auf Dagoberts Wunsch konstruiert
Daniel Düsentrieb eine Maschine, die die
Wahrscheinlichkeit von Angriffen auf den
Geldspeicher berechnet und diese auf diese Weise
prognostiziert - und das trotz der wenig
zuverlässigen Grundlage recht zuverlässig.
Dagobert Duck wird aber ohnehin in dem Glauben
gelassen, der Apparat könne in die Zukunft
schauen. Konsequenz des Gerätes ist, dass
Dagobert urplötzlich spendabel und großzügig
wird, sich über geglückte Überfalle auf sein
Eigentum nicht mehr aufregt und auch sonst alle
seine Charaktereigenschaft über Bord schmeißt.
Das verwirrt gewaltig und sorgt dafür, dass eine
Story, die möglicherweise den Sprung ins
Mittelmaß hätte schaffen können, nur fragende
Gesichter und frustrierte Geister hinterlässt.
Wenig kreativ, dafür aber mit komplett sinnlosen
überraschenden Wendungen - das ist nun auch
nicht der Weg, aus der kreativen Talsohle hinaus
zu gelangen.
Aber
noch leicht getoppt wird das vorige Machwerk
durch Die dolle Donna. Daisy
will auf einen Ball und will ihr Kleid noch
fertig nähen und nutzt Donald als Modell. Leider
kommt Besuch vorbei, der Donald damit für eine
Dame hält und ihn für den nächsten Ball
einlädt, wo er aufgedonnert und als Frau
verkleidet auch erscheint. Alle anwesenden Herren
verbringen nun den Abend damit ihn zu verehren
und sich um ihn zu prügeln, bis auch Daisy sich
herausputzt - nun verdrischt sich die
Männlichkeit um Ringen um eben diese. Donald und
Daisy konkurrieren dann eine Weile um die Gunst
der Herrenschar, ehe der junge Erpel dann
eifersüchtig wird und alle Männer auf dem Fest
verprügelt. Man sieht doch jede Menge Gewalt und
eine ansonsten kaum vorhandene Story - eine Story
nur auf Schlägereien aufzubauen, scheint zwar
wenig sinnvoll, doch hier wurde es konsequent
durchgezogen. Andersen gelingt es zwar mit seinem
aggressiven Stil, die endlosen Kämpfe geradezu
glaubwürdig und folgerichtig dastehen zu lassen,
aber das macht das Ganze auch nicht besser...
ÜBERSICHT:
-
Die Weltraumritter (S: P.+C.McGreal / Z: M.Fecchi
/ D 2004-229)
- Jagd nach dem Talerschein
(S: A.Macchetto / Z: E.Faccini / I TL 2523-2)
- Im Schnäppchen-Fieber (S: S.Ambrosio / Z:
S.Deiana / I TL 2524-7)
- Der Chef der Herzen (S: T.Radice / Z:
L.Molinari / I TL 2530-2)
- Spurlos verschwunden! (S:
B.Erickson / Z: M.Fecchi / D/E 2002-001)
- Aufdringliche Helfer (S: A.Mainardi / Z:
S.Dossi / I PK 120-1)
- Tumult um eine Taube (S:
M.Bosco+B.Sarda / Z: C.Limido / I TL 2522-7)
- Eine zauberhafte Party (S: C.Panaro / Z: E.Gula
/ I TL 2530-6)
- Der Anti-Alarmomat 99 (S:
F,Michelini / Z: L.Milano / I TL 2519-4)
- Die dolle Donna (S: M.+L.Shaw / Z: F.Andersen /
D 2004-125)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, Mai
2005
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