Immerhin
originell gestaltet sich das diesmonatliche
Cover, das Donald auf einer Briefmarke durch die
Wellen stiefeln lässt - es geht wieder um das
Erzeugen von heiterer Urlaubsstimmung. Selbst der
Titelschriftzug "Lustiges Taschenbuch"
wurde dafür verkleinert und verschoben. Das
Cover wirkt dadurch insgesamt zwar etwas beengt
und überladen, aber wenigstens bleibt dann
weniger Platz für die eigentliche
Disney-Zeichnung, die wie gewohnt ästhetisch nur
bedingt zu überzeugen weiß. Der Leser erhält
mit dieser Ausgabe außerdem eine Postkarte, die
im Mittelteil des Bandes angebracht ist (und, so
man diese nicht entfernt, das Lesen und Blättern
gerade im zweiten Teil ob ihrer rechten
Stabilität wesentlich erschwert). Leider ist
diese stilistisch ebenso gestaltet wie die Cover
der jüngeren Vergangenheit - ich werde sie also
sicherlich nicht versenden ;)
Inhaltlich gibt es dieses Mal "nur"
neun Storys, von denen immerhin 3 die Grenze von
30 Seiten erreichen oder überwinden - zwei davon
wieder mal aus Dänemark, darunter neben der
diesmonatlichen Maus-Geschichte auch eine
Phantomias-Story mit gar 48 Seiten. Doch im
Gesamteindruck präsentiert sich auch in diesem
Monat das LTB wieder einmal recht durchwachsen -
in Erinnerung bleibt wohl wenig, zumindest nicht
positiv.Seine Meinung zum LTB kann man auch
dieses Mal wieder online äußern, eine Umfrage
steht wie gewohnt unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Los
geht es mit der angesprochenen Phantomias-Story,
die Das Vermächtnis genannt
wird. 48 Seiten sind es, angefüllt mit der
bizarrsten Sammlung von Unlogik, hanebüchenem
Unsinn und Stilbrüchen, an die ich mich in der
Duck-Historie überhaupt erinnern kann. Ein
Versuch, den Inhalt widerzugeben: Donald leidet
wieder einmal unter Pech und mangelndem
Selbstbewusstsein, so sehr, dass er beinahe seine
Geheimidentität ausplaudert, um Eindruck zu
schinden - es folgt eine Rückblende auf die
Entstehungsgeschichte des maskierten Helden, die
uns vergegenwärtigt, dass seinerzeit eigentlich
Gustav Gewinner der Villa Rosa war (siehe LTB 41,
Die Verwandlung). Donald
schließt daraus, dass er seine Identität
niemals ausplaudern darf, da dann ja der
Ur-Phantomias auftauchen könnte und Gustav zum
neuen Phantomias machen könnte (dass dieser seit
mehr als 100 Jahren nicht mehr gesehen wurde, was
soll's? Gewiss kommt er aus dem Grab gestiegen
oder ist der rüstigste Greis der Geschichte).
Schnitt zu Gustav: Völlig verängstigt sitzt
dieser zu Hause, und wieso? Natürlich,
Ur-Phantomias ist genau zu diesem Zeitpunkt
aufgetaucht, wo Donald dies befürchtete, und
will Gustav zu seinem Erben machen. So ein Zufall
aber auch! Der weit über 100 Jahre alte Mann
steht mit einem langen Stock herum und schlägt
problemlos jeden nieder, der ihm nicht ins
Konzept passt (logo, ist ja gerade mal seit 100
Jahren nicht mehr gesehen worden, da ist man
fit). Man erfährt desweiteren von ihm, dass der
Stoff aus dem wahre Helden gemacht sind, kalte
Linsen sind. Nur wer kalte Linsen isst, kann ein
echter Heroe sein (vielleicht sind die auch das
Mittel, um mit 150 Jahren noch topfit zu sein?).
Wir erfahren nun, dass Ur-Phantomias einfach
keine Lust mehr auf seine Berufung hatte und sich
daher zurückgezogen hatte und für tot gehalten
wurde, dann urlaubte er halt gut 100 Jahre
irgendwo einsam in der Einöde, doch plötzlich
kam dann halt der Beschluss zurückzukehren, und
seinen Nachfolger auf Würdigkeit zu prüfen. Wir
erfahren desweiteren, dass Phantomias wie auch
sein Erbe, also de facto Donald, Superkräfte
besitzen. Auf diese wird (leider?) im weiteren
Verlauf nicht mehr eingegangen. Ur-Phantomias ist
weiterhin der Überzeugung Gustav sei Phantomias
(es fällt ihm auch nicht auf, dass dies falsch
sein könnte, als dieser es wieder und wieder
abstreitet und sich auch recht wenig heldenhaft
präsentiert, obwohl er in seinem 100-jährigen
Feriendomizil vom Stolz des Phantomias auf sein
Wesen erfuhr) und malt daher riesige Fußspuren
auf den Boden, um einen imaginären Feind zu
erschaffen (was das motiviert, ist auch ein
Rätsel. Wozu braucht man einen imaginären
Feind?). Diese sichtet nun aber Donald-Phantomias
und denkt sich das passende Wesen dazu aus -
natürlich gleich bei Herrn Düsentrieb, so dass
das Wesen dazu gleich visualisiert werden kann.
Und nun verwandelt sich die Story von bizarr,
unwahrscheinlich und undurchdacht in das
komplette, totale und endgültige Chaos:
Ur-Phantomias fährt mit Gustav zum Hafen, um
diesen noch ne Runde mit seinem imaginären Feind
einzuschüchtern, Donald jagt hinterher, damit
ihm seine Geheimidentität nicht genommen wird.
Doch dann geschieht es, dass jemand 'Phantomias'
sagt! Auf dieses Stichwort erscheint aus dem
Nichts und ohne Sinn und Verstand plötzlich das
von Donald bei Düsentrieb ausgedachte Wesen
(sicherlich hat zuvor niemals jemand Phantomias
gesagt. Vielleicht muss man auch eine bestimmte
Tonhöhe treffen, damit dann Monster aus dem
Nichts erscheinen?). Während Gustav nun rasch
davonläuft, kaum dass sich eine Gelegenheit
bietet, trifft Donald-Phantomias auf das aus dem
Nichts erschienene Wesen, dass, wie sich
herausstellt, Hände hat, die alleine so groß
wie Phantomias sind, den entsprechenden Körper
dazu. Außerdem besitzt es eine absolut
undurchdringbare Panzerung und unglaubliche
Körperkräfte - es ist also de facto
unbesiegbar. Nun prügelt man sich also knapp 10
Seiten lang und Donald-Phantomias hat nicht den
Hauch einer Chance, bis, ja, bis das gegnerische
Wesen droht, seine Geheimidentität
herauszufinden und zu verraten. Wir erfahren nun,
dass der Grund dafür, dass Donald diese nicht
preisgibt, der ist, dass er davon überzeugt ist,
dass dann Gustav der neue Phantomias würde und
damit Eindruck schinden könnte in der
Öffentlichkeit (du meine Güte!). Davon
angestachelt schubst er also seinen Widersacher,
der bisher gegen jede Waffe unverrückbar stand,
mit einem Holzstab mal locker von einem Hochhaus.
Dann stürzt dieser auf eine Stromleitung und
verschwindet genauso spurlos, wie er gekommen
war. Ur-Phantomias ist zufrieden und geht wieder
nach Hause. Ende der Geschichte.
Eine solche unglaubliche Ansammlung von Unsinn
und das totale Fehlen eines Sinnes sind eine fast
schon historische Leistung. Der Mythos Phantomias
wird, noch mehr als ohnehin schon, mit Füßen
getreten. Keine der zahlreichen hanebüchenen
Ideen scheint irgendeinen Sinn zu verfolgen, alle
verpuffen beinahe umgehend. Es fehlt nicht viel,
und ich würde sagen, das Duck-Pendant zu den
Riesenpinguinen ist gefunden. Einfach grauenvoll.
Im
Weiteren werde ich mich etwas kürzer fassen,
allerdings gibt es auch zum Rest des Bandes
wesentlich weniger zu sagen ;)
Zuerst
einmal haben wir da eine kurze Gagstory namens Ferien
mit Folgen. Hierbei geht es um ein
neuartiges Ferienkonzept, bei dem ein jeder
Urlauber durch das Gewinnen von Wettbewerben
einen weiteren, sich direkt anschließenden
Urlaub gewinnen kann. Dies will Donald nutzen und
engagiert sich mit dem gewohnten, erfolglosen
Ende. Vereinzelt eingestreute nette Gags lockern
diese Story auf, die aber letztlich kaum in
Erinnerung bleiben wird. Fast schon der Inbegriff
des Durchschnittes.
Und
auch der Auftritt von Kurzhosen-Micky vermag in
diesem Monat nicht zu polarisieren. Entenhausens
Kinder sind im Abzemon-Fieber,
sie sammeln aus Eiern zu gewinnende kleine
Spielfiguren. Doch eine von diesen ist leider
nicht aufzufinden. Grund: Der hinterhältige Sohn
des Fabrikbesitzers will sich mit ihnen eine
goldene Nase verdienen, indem er rare
Sammlerstücke produziert. Rasch klärt Micky
Maus diesen Fall auf - wenn auch weniger durch
Scharfsinn als durch eine Kombination aus einer
Menge Glück und ein paar fast schon
obligatorischen Action-Szenen. Immerhin liefert
uns die Story eine Moral: Kinder sind
egoistische, ausschließlich auf Elektronik
bedachte Wesen, die alle Erwachsenen für
rückständige Idioten halten, während diese
nostalgisch sind und sich auch an kleinen Dingen
erfreuen können. Der Plot als solcher weist
keine großen Lücken auf, es wird kaum
gekaschperlt - allerdings ist die Handlung
ziemlich flach und vermag niemanden mitzureißen.
Die krass negative Darstellung der gesamten
Kinder Entenhausens tut ihr übriges, um die
Story schlussendlich zu demontieren.
Weiter
geht's mit dem Dussel-Auftritt des Bandes, dieser
eröffnet eine Detektei und Donald ist, na klar,
als Assistent mit im Boot. Man löst den ein oder
anderen kindischen Fall ("Wer hat meine
Torte gegessen?" "Wo ist mein
Autoschlüssel?"), ehe Ein
geheimnisvoller Autor das Duo anfordert,
man solle den vermissten Erfolgsautor Stefan
König aufspüren. Die Suche gestaltet sich
überraschend einfach und ist rasch beendet,
einzig bemerkt das ermittelnde Paar nicht,
hereingelegt worden zu sein. Das beste an dieser
Story sind die netten Zeichnungen von Faccini,
der Plot ist mal wieder flach, die Story kurz und
ohne Tiefgang. Vereinzelt nette Witze und ein
recht erträglicher Dussel sorgen schlussendlich
aber dafür, dass man hinter die Story halbwegs
versöhnlich seinen Haken setzen kann. Erinnern
wird man sich aber auch daran in 2 Wochen nicht
mehr.
Da
schon eher an Der verwandelte Elfmeter.
Donald hat die Ehre, in der letzten Spielminute
eines Fußballspieles einen spielentscheidenden
Elfmeter zu schießen - ein Treffer bringt den
Sieg, ein Fehlschuss die Niederlage. Er malt sich
nun in seinen Gedanken die Auswirkungen beider
Möglichkeiten aus - einerseits als gefeierter
Held vom Rasen getragen zu werden, andererseits
das Feld als gedemütigter Verlierer zu verlassen
und von der Stadt geächtet zu werden. Die
Darstellung der Gegensätze ist zwar etwas sehr
krass und übertrieben geraten, doch die
grundlegende Idee der Story ist durchaus
unterhaltsam. Getrübt wird hier der
Gesamteindruck vor allem durch eine mangelhafte
Leistung des Übersetzers, der das betreffende
Fußballmatch als Freundschaftsspiel bezeichnet.
Einerseits, warum sollte ein Freundschaftsspiel
derartige Emotionen auslösen wie im weiteren
beschrieben? Und anderseits sieht man den zu
gewinnenden "Entenhausen-Pokal" und
erfährt, dass der Sieger der Begegnung
Pokalsieger werden wird. Bis man begriffen hat,
dass es eigentlich nämlich genau nicht um ein
Freundschaftsspiel geht, wie gleich auf der
ersten Seite behauptet und anschließend breit
erläutert, ist die Story leider schon halb
beendet und vorerst bleibt Verwirrung zurück. Am
Ende bleibt insgesamt auch hier Durchschnitt,
aber immerhin einer der besseren Sorte.
Anschließend
begibt man sich auf eine Inselrundfahrt
- von den Panzerknackern mittels einer fingierten
Schatzkarte hereingelegt begeben sich dei Ducks
auf eine Insel, wo eben diese Panzerknacker
leben. Die Insel ist mit einem Motor ausgestattet
und kreuzt durch die Gegend, derweil die
Panzerknacker ihren Lieblingsfeind Dagobert zu
erpressen suchen, man wolle ihn einfach nicht
wieder weglassen, würde er nicht zahlen. Die
Ducks versuchen zu fliehen, haben aber keinen
Erfolg - doch finden sie dabei heraus, dass die
Insel motorbetrieben ist. Man treibt die
Panzerknacker (mittels eines billigen und
unrealistisch effektiven Tricks) in deren
Insel-Kontrollzentrum, überwältigt sie dort und
ist der Sieger. Inhaltlich ist auch hier jede
Menge Unlogik zu finden (wie werden die
Fluchtversuche der Ducks abgewehrt? Warum drehen
die Panzerknacker gleich durch? Wieso
überwältigen die Ducks ihre Kontrahenten nicht
einfach so, wenn es ihnen so leicht fällt?),
dafür wurde auf nennenswerte oder gar komische
Gags weitgehend verzichtet. Am Ende steht mal
wieder eine Enttäuschung und die schwächste
italienische Geschichte des Bandes.
Die
aber mit dem Wettstreit der Superbusse
durchaus Konkurrenz in dieser Sparte hat. Um das
Verkehrsaufkommen zu reduzieren, weist der
Bürgermeister Entenhausens Dagobert und Klaas
Klever an, gegeneinander im öffentlichen
Personennahverkehr ni Konkurrenz zu treten. Diese
bauen nun Luxusbusse und verbessern diese immer
weiter, bis schlussendlich nur noch der Fahrer
reinpasst, aber keine wesentliche Anzahl
Fahrgäste mehr. Ende der Geschichte. Das erfolgt
so ziemlich direkt, ohne große Umschweife, und
auf nur 15 Seiten. Man hätte aus diesem Ansatz
einen durchaus amüsanten Wettstreit der beiden
ewigen Kampfhähne machen können, aber durch die
Kompression auf 15 Seiten geht jeglicher Charme
und Witz verloren und die Story wirkt
ausschließlich platt und ausgenudelt, auf
überraschende Einfälle wartet man vergebens.
Einen
kleinen Aufwärtstrend gibt es dann mit den
letzten beiden Storys des Bandes, die zumindest
in Ansätzen gehobenes Mittelmaß darstellen.
Zuerst entpuppt sich Gitta als Das Talent
des Jahres in der Juwelen-Branche, wo
sie sich als ausgezeichnete Beraterin und
Schöpferin einer eigenen Kollektion einen Namen
macht, leider aber nur als Angestellte, und so
verlässt sie bald Entenhausen, um anderswo
Filialleiterin zu werden. Dagobert vermisst ihre
Attacken, kauft die Kette, die sie beschäftigt,
und veranlasst ihre Entlassung, so dass die
Guteste nach Entenhausen zurückkehren kann. Der
Gesamtplot ist zwar nicht überragend, aber es
sind doch einige durchaus gute Ideen
untergebracht, die die Story zumindest am Laufen
halten und nicht langweilig oder öde werden
lassen. Dazu wirken auch Mancusos Zeichnungen
hier über weite Strecken ziemlich überzeugend.
Am
Ende zeigt sich dann nochmals, dass die mangelnde
Qualität der aktuellen italienischen Geschichten
wohl mehr am Konzept denn an den beteiligten
Personen liegen muss, ist Ersatzchampion
doch vom illustren Duo Artibani/Cavazzano kreiert
worden, doch auch das schafft es nicht, mehr als
eine durchschnittliche Story zu erschaffen.
Donald darf als Ersatzkandidat bei einem
Fernsehquiz mitmachen, wo er es sogar in die
Sendung schafft, da der langjährige Champion
nicht auftaucht. Doch leider ward dieser von den
Panzerknackern entführt, um dem anderen
Kandidaten, einem Panzerknacker, die richtigen
Antworten einzusagen. Donald riecht den Braten,
befreit den Champion und lässt dafür die
eigenen Chancen sausen. Hier erhalten wir eine
Moral, die an das Ehrliche appelliert und gegen
den Egoismus vorgeht - ein rechter Gegensatz zur
Abzemon-Story früher im Band. Die Zeichnungen
sind klasse, der Plot ist routiniert umgesetzt,
aber doch fehlt irgendetwas, um den Funken
wirklich überspringen zu lassen - auch hier ist
sicherlich die mangelnde Länge der Story (27
Seiten) der Hauptgrund dafür.
ÜBERSICHT:
-
Das Vermächtnis (S: A.Pihl / Z: M.Smet / D/D
2003-017)
- Ferien mit Folgen (S:
A.Mainardi / Z: L.Molinari / I TL 2637-7)
- Im Abzemon-Fieber (S:
D.Macan / Z: Gonzales / D 2000-210)
- Ein geheimnisvoller Autor
(S: A.Mainardi / Z: E.Faccini / I TL 2538-6)
- Der verwandelte Elfmeter (S: R.Secchi / Z:
F.D'Ippolito / I TL 2536-1)
- Inselrundfahrt (S:
C.Panaro / Z: L.Molinari / I TL 2538-7)
- Wettstreit der Superbusse (S: S.Gianatti / Z:
D.Barozzi / I TL 2505-2)
- Das Talent des Jahres (S:
C.Panaro / Z: F.Mancuso / I TL 2523-7)
- Ersatzchampion (S: F.Artibani / Z: G.Cavazzano
/ I TL 2531-1)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, Juli
2005
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