Ein
neuer Monat, ein neues LTB - und dieses hat vor
allem eine Eigenschaft: Es ist so wenig
polarisierend wie ein sich am Sande labender
Wattwurm. Es fehlt nicht viel und man würde
einefach einen großen Stempel
"mittelmäßig" auf den Titel
klatschen. Und in Erinnerung bleiben wird dem
geneigten Leser somit auch recht wenig des
Inhaltes - immerhin aber auch nicht negativ, das
ist ja durchaus auch schon was wert. Das Cover
ist wie in letzter Zeit gewohnt recht auffällig
gewählt, sieht dabei aber um Längen besser aus
als vieles, was man in den letzten Monaten so
gewohnt war. ohne dabei aber besonders zu
brillieren. Immerhin ist dies der erste
LTB-Cover-Auftritt des alten Barks-Schurken Mac
Moneysac. Das Buch beinhaltet 9 Geschichten, wie
fast schon erwartet erreichen wieder nur die
Egmont-Produktionen eine Länge von mehr als 30
Seiten, es gibt also mal wieder in weiten Teilen
die italienischen Kurzgeschichten. Einzige
Ausnahme ist hier eine Perle von 1967, die die 30
Seiten exakt erreicht und sich wohltuend vom
Italo-Einheitsbrei der jüngeren Vergangenheit
abhebt. Seine Meinung zum LTB kann man auch
dieses Mal wieder online äußern, eine Umfrage
steht wie gewohnt unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Zuerst
beglückt uns Drachenritter Donald
in einer in einer Fantasywelt angesiedelten
Geschichte. Dort hat man den technischen Standes
des Mittelalters, kann sich aber mit Drachen oder
riesigen Eidechsen rasch bewegen. Leib- und
Magenspeise aller Bewohner dieser Welt ist ein
sogenanntes "Leckerschmant", eine Art
Brei aus gemahlenem "Wurgsweizen" und
Saft aus "Gallwurzen". Wegen eben
dieses Gerichtes aber kommt es zu
Auseinandersetzungen: Ein Königreich leidet an
Wurgsweizenmangel, ein anderes an einem Mangel an
Gallwurzen. Doch sind die Herrscher beider
Völker wenig kooperativ und so hilft man sich
nicht gegenseitig - bis die böse Drachendame
Drusnelda eine Attacke auf beide Königreiche
reitet. Man rauft sich zusammen um die Welt vor
dem Tier zu schützen. In diesen recht beliebigen
Fantasy-Plot ist natürlich noch eine kleine
Liebesgeschichte eingewoben, die ihren Teil zur
finalen Versöhnung beiträgt. Doch muss man
sagen, dass die Story von Gorm Transgaard sehr
gut erzählt wird und keine nennenswerten Lücken
aufweist. Dazu kommen die schönen Zeichnungen
von Fecchi und eine herausragende Übersetzung,
die gekonnt mit vielen Klischees über
mittelalterliche Sprache spielt und vor Wortwitz
sprüht. Dies führt dazu, dass die erste Story
gleich die mit Abstand beste des gesamten Bandes
ist.
Es
folgt die Titelgeschichte des Bandes, die Klub
der Milliardäre genannt wurde. Wie es
zu diesem Titel kommt, bleibt zwar unklar, doch
scheint das letztlich ziemlich unerheblich.
Beschrieben wird hier das einzige Zusammentreffen
von Mac Moneysac und Klaas Klever im
Disney-Kosmos. Aufgrund einer Wette mit Moneysac
muss Dagobert in einem entlegenen Dorf binnen 20
Tagen eine Milliarde verdienen, Klaas Klever
erfährt zufällig nur von ihrem gemeinsamen
Reiseziel und vermutet ungeheure Schätze dort.
Grund genug also, sich einzumischen. Vom heutigen
Standpunkt aus betrachtet wirkt die Geschichte
etwas naiv, denn Dagobert verdient sein Geld
durch sensationelle Neuerungen, die in dem Dorf
bis dahin unbekannt waren, wie Popcorn, Limonade,
Fernsehen oder Seife. Doch dabei ist zu
berücksichtigen, dass die Story bereits 1967
erstveröffentlicht wurde. Durch den Zeichner
Giuseppe Perego, der dereinst sehr häufig die
Vor- und Zwischengeschichten in frühen LTBs in
Szene gesetzt hat, atmet die Geschichte einen
gewissen nostalgischen Charme, wenn sie auch
letztlich im Kontext mit all den neuen und
modernen anderen Storys ein wenig deplatziert
wirkt. Doch nichtsdestotrotz ist es eine sehr
willkommene Abwechslung, diese Geschichte zu
lesen und man wünscht sich mehr Material aus
dieser Epoche, denn die Story ist nicht so
rasant, überdreht und auf der Suche nach Gags
wie die meisten, die derzeit aus Italien
Veröffentlichung finden, sondern vielmehr ruhig
und sehr entspannend.
Weniger
ruhig und entspannend ist Das Geheimnis
von Venedig, die Micky-Geschichte, die
in diesem Monat dargeboten wird. Es wird dabei so
gut wie gar nicht gekaschperlt und von der
Grundidee her fühlt man sich fast an alte Zeiten
erinnert. Zwar ist Micky weiterhin ausgesprochen
naiv und ein wenig kindisch und die
Gesichtszüge, die ihm von Joaquin verpasst
worden sind, erinnern weiterhin an die
allerschlimmsten Zeiten, doch das Grundgerüst
ist schon passabel. Micky und Goofy sind in
Venedig, wo Goofy zu einem Vorsingen eingeladen
wurde. Ein Trickdieb sucht eine bestimmte atonale
Stimme, um ein Geheimnis zu enthüllen, dass
dereinst Leonardo da Vinci in Venedig
hinterließ, und dieses auszubeuten. Der Plan
glückt auch in weiten Teilen vorzüglich, geht
am Ende aber natürlich dennoch schief. Sehr
auffällig ist hier an einigen Stellen die krass
deplatzierte Kleidung Mickys mit nacktem
Oberkörper inmitten von Touristen, die mit
Handys herumfuchterln und eine Sonnebrille
tragend den ein oder anderen Softdrink aus dem
nahegelegenen Fast-Food-Restaurant trinken, doch
am Ende kommt sogar ein wenig von Mickys
früherer Cleverness zurück. Von wirklichem
Überzeugen ist auch diese Story noch weit
entfernt, doch ist sie ein Schritt in die
richtige Richtung.
Die
nächsten 3 Geschichten kann man an sich unter
einem gemeinsamen Stichwort abhandeln: Wenig
unterhaltsame italienische Gagsuche auf kurzer
Distanz.
Zuerst einmal ist dabei Stille zu
verkaufen. Donald soll in Dagoberts
Auftrag eine Hütte in den Bergen veräußern,
bei der es angeblich besonders still sein soll.
Einzig stört der Nachbar, der immer herüber
kommt um stundenlang ohne Punkt und Komma zu
reden. Leider ist dieser Nachbar, am Anfang noch
recht lustig, der einzige Witz der Story und
nutzt sich damit mit geradezu rasantem Tempo ab.
Und abgesehen davon, dass der Nachbar alle
potenziellen Käufer abschreckt, geschieht hier
auch rein gar nichts. Immerhin sind Milanos
Zeichungen über weite Strecken schön anzusehen
und der Nachbar ist am Anfang ganz witzig, so
dass man wieder mal über eine
Standard-Geschichte reden kann.
Sehr
viel schlechter ist da schön der 18-seitige
Auftritt von Phantomias. Dieser läuft im Regen
durch Entenhausen und stellt sich in kurzen
Sequenzen, quasi Nächtlichen Tagträumen,
vor, wie alle Leute ehrlich würden und er so
keine Gesetzesbrecher mehr jagen könnte. Um
seiner Rolle als Superheld gerecht zu werden,
muss er dann leider des Nachts Müllmann spielen
oder für fremde Leute Arbeiten erledigen, um der
Gesellschaft dienlich zu sein. Diese Phantasien
sind wirklich ausgemachter Unsinn und auch weder
lustig noch auf eine andere Weise unterhaltsam.
Helds Zeichnungen tun ihr übriges und sind auch
nicht besonders begeisternd, sie passen sich dem
tiefen Niveau der Geschichte an, die wohl die
schwächste des Bandes ist. Da freut man sich
wenigstens einmal, dass eine Story extrem kurz
ist...
Und
Italiener auf der Suche nach Gags, Teil 3,
liefert mit der obligatorischen Dussel-Geschichte
das Duo Salvagnini/Molinari. Donald und Dussel
werden von Dagobert als Crew eines Luxusschiffes
für Eine kuriose Kreuzfahrt
engagiert, dessen Kapitän ausschließlich ans
Schlafen denkt. Geplant ist ein Sinken des
Schiffes mit anschließendem
Robinson-Crusoe-Urlaub auf einer einsamen Insel,
wovon die Neffen leider nichts wissen. In weiten
Teilen ist das mal wieder die Darstellung des bei
der Kundenschar äußerst beliebten Dussel, der
Donald herumkommandiert und schikaniert, so dass
dieser auch alle Nachteile der Aktionen selbst
voll miterleben darf, während Dussel keinerlei
negative Effekte mitbekommt. Das ist zwar ein
wenig ausgelutscht, doch ist der ein oder andere
Gag recht unterhaltsam und auch Molinari hat
schon Schlechteres abgeliefert. Am Ende steht
damit wieder eine Story, die in kürzester Zeit
vergessen sein wird.
Die
Beteiligten an den letzten drei Storys bedeuten
dann, dass diese nicht in den Einheitsbrei
einzuordnen sind, sind dies doch Francesco
Guerrini, Enrico Faccini und Flemming Andersen,
die allesamt sehr eigene Zeichenstile pflegen.
Bei Guerrini geht es um einen geklauten
Plan, den die Panzerknacker
ausgearbeitet haben, um ihn dann aber zu
verwerfen, da ein gewonnener Urlaub anzutreten
war. Wie das Leben aber so spielt, wird der Plan
von einem Kollegen entdeckt und ausgeführt - was
den Urhebern natürlich nicht sehr gefällt, und
so sind es die Panzerknacker höchstselbst, die
Dagobert auf die richtige Fährte führen und den
Raubzug letztlich verhindern. Inhaltlich bietet
die Story wenig Überraschungen und dafür einige
geradezu unglaubliche Zufälle, die das Konstrukt
am Leben halten, doch insgesamt sind vor allem
die prima Zeichnungen von Guerrini ein Grund,
diese Geschichte zu lesen, und auch diverse Gags
sind allemal überzeugend und können über den
teilweise wenig sinnvoll konstruierten Plot
hinwegsehen lassen.
Eine
reine Gagstory hat mal wieder Enrico Faccini
abgeliefert. Donald fühlt sich zu dick und trit
daher Die Speck-weg-Diät an,
die für jeden Menschen ein individuelles
Abnehmprogramm garantiert. Wie das Leben so
spielt, plant Gustav zur gleichen Zeit eine Diät
und so trifft man sich und veranstaltet eine
Wette, wer mehr abnehmen könne. Die Darstellung
der verschiedenen Abschnitte der Diät sind recht
unterhaltsam in Szene gesetzt, wobei Donald sich
ausgesprochen anstrengen muss und auch einen
beachtlichen Effekt erzielt, während Gustav
nahezu nichts tut, was natürlich zu nur geringem
Abnehmen führt. Doch natürlich hatte da die
Glücksgöttin ihre Finger im Spiel... Der Plot
ist insgesamt recht vorhersehbar und bietet wenig
Überraschendes oder gar Neues, aber die
einzelnen Ideen Faccinis in Details der
Ausarbeitung sind doch ein Grund zum Schmunzeln,
wie auch seine Zeichungen gewohnt hübsch
daherkommen.
Das
Finale liefert dann Der faule
Pflanzen-Franz. Daniel Düsentrieb hat
einen Flüssigsamen erfunden, der Pflanzen auf
jeder nur denkbaren Unterfläche in
Sekundenschnelle heranwächsen lasst. Während er
nun aber einen Urlaub antreten will und, um
auszuspannen, auf Oma Ducks Bauernhof arbeitet,
soll Franz das Gießen seiner Pflanzen
übernehmen - eine Idee, die sich als ziemlich
desaströs erweist, denn er gießt diese
versehentlich mit flüssigem Superdünger und
trinkt anschließend etwas von dem flüssigen
Samen. Das Ergebnis ist das totale Chaos und ein
grasbewachsener Franz. Zum Glück findet man
rasch einen Ausweg aus dieser Misere! Die Story
ist inhaltlich ziemlich abgedreht und chaotisch,
von einer nennenswerten Handlungslinie kann man
nicht sprechen, doch ist das natürlich wiederum
genau die Art von Geschichten, zu denen der
ebenso ungewöhnliche Zeichenstil Andersens
haargenau passt. Er verzichtet hierbei auch
erfreulicherweise auf seine gewohnten
ausschweifenden Aggressionen, so dass am Ende
eine sehr experimentell wirkende Geschichte
steht, die aber wahrlich schlechter hätte sein
können.
ÜBERSICHT:
-
Drachenritter Donald (S: G.Transgaard / Z:
M.Fecchi / D/D 2004-074)
- Klub der Milliardäre (S:
O.Pavese / Z: G.Perego / I TL 608-B)
- Das Geheimnis von Venedig (S: P.+C.McGreal / Z:
Joaquin / D 2003-101)
- Stille zu verkaufen (S: G.Pezzin / Z: L.Milano
/ I TL 2527-2)
- Nächtliche Tagträume (S:
B.Concinca / Z: V.Held / I PK 40-2)
- Eine kuriose Kreuzfahrt
(S: R.Salvagnini / Z: L.Molinari / I TL 2542-7)
- Der geklaute Plan (S: T.Radice / Z: F.Guerrini
/ I TL 2541-6)
- Die Speck-weg-Diät (S+Z: E.Faccini / I TL
2540-1)
- Der faule Pflanzen-Franz (S: M.Gilbert / Z:
F.Andersen / D 2003-161)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz, August
2005
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