Ein
neuer Monat ging ins Land, ein neues LTB eroberte
dieses und scheint auf dem Weg, verlorenes
solches für seine Reihe zurückzugewinnen. Nach
dem sehr erfreulichen Weihnachts-Sonderband 11,
der nur wenige Tage zuvor den Sprung in die
Läden geschafft hatte, weiß auch LTB 344
insgesamt zu überzeugen und stellt eine der
besseren Ausgaben der letzten Jahre dar.
Auffälligstes Merkmal: Die vielen, vielen
Kurzgeschichten aus Italien, die irgendwo
zwischen 10 und 25 Seiten haben und die das
Erscheinungsbild des LTB zuletzt doch bedenklich
stark geprägt hatten, ohne aber dabei wirklich
einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, haben
dieses Mal beinahe gar nicht den Sprung in die
Ausgabe geschafft. "Nur" 4 davon sind
dieses Mal vertreten, und auch diese sind im
Vergleich zu den meisten der in den letzten
Monaten besichtigten ausgesprochen erfreulich.
Sehr viel erfreulicher aber so manch anderes: Im
Band ist eine 60-seitige Phantomias-Geschichte
enthalten, ebenso eine 36-seitige Maus-Story aus
der Feder von Giorgio Cavazzano. Mit zwei
weiteren Maus-Kurzgeschichten (eine mit 5 Seiten,
ein Einseiter) wird jenem Universum auch
zusätzlich noch weiterer Platz zugestanden.
Außerdem wurde zur Gänze aur Donalds wuseligen
Freund mit der roten Zipfelmütze, seinen Vetter
Dussel, verzichtet. Aus Dänemark stammen daher
erwartungsgemäß nur zwei Geschichten, die erste
und die letzte, und auch hier hat man wahrlich
schon schlechteres zu Gesicht bekommen. Wenig
erquickend zwar wieder Mal das Cover, das
wiederum actionlastig erscheint und ansonsten
wenig bietet, aber der Inhalt ist ja nun doch um
einiges wichtiger als die Verpackung ;) Seine
Meinung zum LTB kann man auch dieses Mal wieder
online äußern, eine Umfrage steht wie gewohnt
unter http://LTB-Umfrage.ifad.de zur
Verfügung.
Den
Auftakt macht eine Reise Durchs wilde
Auristan, zu der die Ducks gemeinsam
aufbrechen, um eine recht ungewöhnliche
Transaktion durchzuführen: Da in jenen fernen
Landen eine neue Währung eingeführt wird, eilt
man dorthin, damit Dagoberts Restbestände an
Auris, der dortigen Währung, umgetauscht werden
können. Das Problem liegt hierbei nämlich in
der schlechten Erreichbarkeit Auristans, das die
tiefste technische Provinz darstellt und daher
ein Leben wie zu Großvaters Zeiten präsentiert,
und so zockelt man mit Boot und Auto durch die
Welt. Dabei gerät man natürlich ins Visier
diverser Krimineller, die es auf die Gelder
abgesehen haben - doch praktischerweise sind
diese alle in einer großen Bande organisiert, so
dass es nicht eben schwierig ist, alle gemeinsam
auf den Holzweg zu locken und mit dem Geld zu
entkommen. Die Story bietet die gewohnt schönen
Zeichnungen von Massimo Fecchi ebenso wie eine
gut durchdachte Geschichte, die nicht mit
unnötiger Gewalt aufwartet, sondern die
Gestaltung der Handlung auf klassischen Wegen
beschreitet und dabei zu überzeugen weiß. Die
Gags sind nicht, wie oft gesehen, mit dem
Holzhammer platziert, sondern eher subtil in den
Plot eingewoben, der damit eine schöne Mischung
aus Spannung und Humor erzeugt. Man hat hier
wirklich das Gefühl, die Story wurde zuerst zur
Gänze durchdacht und dann umgesetzt. Ein
schönes Gefühl ;)
Kürzer
wird es, wenn die Panzerknacker Die
Ganovenschule eröffnen, in der sie
ihren Kollegen die Tricks und Kniffe der
Räuberei nahebringen, um damit Geld zu
verdienen. Das mutet zwar ein wenig seltsam an,
da die Panzerknacker doch traditionell auch nicht
die besten ihrer Zunft sind, aber ist dann ganz
passabel in Szene gesetzt. Gemessan am kargen
Umfang von nur 15 Seiten ist die Story durchaus
inhaltsreich - absolt gesehen dadurch aber
natürlich nicht. Aber die Idee ist unverbraucht,
die Gags sind kreativ und ringen einem durchaus
das ein oder andere Schmunzeln ab, auch Gorleros
Zeichnungen sind sehr gelungen, die Welt des
Lernens und der Lehre wird wunderbar auf die
Schippe genommen. Leider wird das Geschehen am
Ende doch etwas vorhersehbar, so dass die Story
knapp an einer Aufnahme in die
"TOP"-Kategorie vorbeischrammt, aber
dennoch insgesamt empfehlenswert bleibt.
Dann
macht sich Micky mit seinem Freund Goofy auf, Das
Geheimnis des schwarzen Wals zu lüften.
Eine Urlaubsreise hat die beiden in ein kleines
Dorf in Südamerika, nahe Kap Horn, getrieben.
Hier lebt die Legende vom großen, schwarzen Wal
Nero, der dereinst alle Walfänger vernichtet
haben soll, um sich und seinesgleichen zu
schützen. Nun flackert die Gefahr wieder auf -
und natürlich ist Nero gleich wieder zur Stelle,
sich dem Feind zu stellen. Für Micky stehen da
einige Fragen im Raum: Wie kommt dieser Wal dazu,
sich für seine Artgenossen so einzusetzen? Wieso
ist der Wal so groß und lässt sich in keine
bekannte Gattung einreihen? Und was wissen die
Seeleute des Dorfes darüber, die dereinst, als
Nero das erste Mal für die Wale eintrat, von
Walfängern zu Algenfischern wurden? Natürlich
lassen diese Fragen dem Mäuserich keine Ruhe,
und so macht man sich daran, sie zu beantworten -
mit Erfolg, was natürlich den Leser wenig
überrascht. Überraschender ist da schon das
Ende als solches, das zwar ein wenig kitschig
ist, aber dennoch den richtigen Ton trifft. Die
Geschichte ist insgesamt erfreulich wenig
gaglastig (ganz anders, als aus Italien zuletzt
gewohnt), sondern auf die Entwicklung der
Handlung fixiert, die daher auch zu überzeugen
weiß. Einige nette Gags sind dennoch eingewoben,
ohne aber den Erzählfluss zu stören (sehr nette
Idee: Einer der Seeleute trägt die gleiche
Matrosenjacke wie Donald Duck). Cavazzanos
Zeichnungen veredeln diese schöne Geschichte, so
dass es nach dem verheißungsvollen Auftakt sehr
erquickend weitergeht.
Parkplatznot
in einer großen Stadt - wer kennt das nicht? Und
so ist es auch in Entenhausen, wo sich Donald als
Meister des Einparkens
präsentiert. Problemlos gelangt er in jede noch
so winzige Parklücke - worum ihn ein jeder
beneidet. Also verfasst er ein Buch zu diesem
Thema, in der er seine Tricks und Methoden
darlegt. Das stellt sich aber als wenig weise
heraus, denn nun versucht ein jeder diese
vorwiegend recht rabiaten Methoden anzuwenden,
was natürlich zu einem ungeheuren Verkehrschaos
führt. Diese Geschichte passt perfekt in das
zuletzt so sehr bekannte Schema der italienischen
Schema F-Storys, sie ist rein gagbasiert und zur
Gänze vorhersehbar, Überraschungsmomente gibt
es leider keinerlei. Immerhin sind die
Zeichnungen von Mancuso ganz passabel und einige
wenige der Gags zünden, ohne dabei aber in der
Lage zu sein ein Feuerwerk abzubrennen.
Sehr
viel kreativer ist die schon die nächste
italienische Kurzgeschichte: Auf 25 Seiten legen
Bruno Sarda und Lara Molinari (in sehr starker
Form) die Eigenheiten des Lebens auf einer
einsamen Insel, der Milliardeninsel,
dar. Die Entenhausener Milliardäre begeben sich
allesamt auf diese, um in einem neuen Verfahren
zu ermitteln, wer der neuen Präsident wird. Dies
soll nämlich nach einer neuer neuen Idee
derjenige sein, der am längsten ohne Hilfsmittel
auf sich allein gestellt zu überleben vermag.
Das Geschehen auf der Insel wird launig und
kurzweilig präsentiert und sorgt rasch für eine
Auslese zwischen den Reichsten der Reichen, an
deren Ende natürlich Dagobert Duck und Klaas
Klever das Präsidentenamt unter sich ausmachen.
Auch hier liegt eine vorwiegend gagbasierte
Geschchte vor, die aber deutlich besser ist als
die vorhergehende. Das Leiden des Einsamen und
der Neid auf den begabteren Nebenmann werden gut
getroffen - und auch die zunehmende Verbreitung
der modernen Technik wird gekonnt eingeflochten.
Diese Story ist die beste Gag-Geschichte des
Bandes und auch ansonsten sehr gut, eine der
wenigen auf reine Komik ausgelegten Storys der
jüngeren Vergangenheit, über die man wirklich
lachen kann.
Es
folgt eine Kurzgeschichte mit Micky und Goofy,
Schritt für Schritt überlegen die
beiden, wo Goofy sein Automobil geparkt hat und
stoßen dabei auf so mancherlei Kurioses. Die 5
Seiten sind reiner Lückenbüßer und aus dem
Gedächtnis rasch wieder verschwunden.
Die
längste Geschichte des Bandes folgt mit der
aktuellen Phantomias-Geschichte, Phantomias
gegen Leo Listig, der man von ihrer
Struktur aus durchaus anmerkt, dass die schon
knapp 10 Jahre auf dem Buckel hat, umfasst sie
doch volle 60 Seiten. Auffällig ist vor allem,
dass dieser Geschichte einfach Platz zur
Entwicklung gelassen wird, eine Story mit dieser
Menge an Handlung würde heutzutage auf maximal
30 Seiten gepresst werden. Auch der Zeichenstil
Scalas verstärkt den stark nostalgischen
Eindruck, der hier auf den Leser gemacht wird.
Der Plot als solcher ist nicht weltbewegend
(Phantomias jagt heiter Kleinkriminelle, bis die
von einem Superhirn mit Superwaffen ausgestattet
werden, das sich als Supergangster entpuppt, der
aber eigentlich nur kleinere Sachschäden
verursacht, aber nie etwas klaut, sondern nur
sein Genie präsentieren will), aber es ist
einfach wunderbar, wieder einmal so etwas
Gemütliches zu lesen. Zwar sind in der deutschen
Nachbearbeitung einige Fehler unterlaufen (so
wird die Seite, die im Original den zweiten Teil
der Geschichte einleitet, einfach so übernommen,
es wird aber der Titel entfernt [obwohl am Anfang
"Teil 1" steht], so dass eine riesige
freie Fläche entsteht, außerdem weiß
Phantomias aus dem Nichts den Namen seines
Widersachers), die den Lesespaß durchaus etwas
trüben, aber nicht den guten Gesamteindruck
verwischen können.
Einmal
noch gibt es eine Kurzgeschichte aus Italien, 20
Seiten sind es dieses Mal, Ein ständiges
Auf und Ab. Dabei geht es um Donalds
Probleme mit dem Schlitten, mit dem er so gern
gen Tal rast. Leider aber muss er ihn dann immer
wieder nach oben zerren, und so wird Daniel
Düsentrieb eingeschaltet, der allerlei Mittel
und Wege erfindet, dieses Problem aus der Welt zu
schaffen. Auch hier sehen wir eine gagbasierte
Geschichte, leider dieses Mal wieder eine der
schlechteren Sorte. Immerhin sind Barozzis
Zeichnungen recht hübsch und die Story passt
auch nicht zur Gänze ins Schema F, zumindest das
Ende ist doch eine erfreuliche Überraschung. Bis
dahin aber dümpelt die Story recht langatmig vor
sich hin, ohne dass die Witzversuche wirklich zum
Lachen animieren. Letztlich aber immerhin noch
unteres Mittelmaß.
In
einem Einseiter erweist Indiana Goof einem
schwarzen Panter einen Vergeblichen
Liebesdienst. Mäßig komisch.
Am
Ende wird Donald Duck noch zu Gernot
Gerbgerns Erben. Dieser Multimillionär
vererbt Donald willkürlich sein gesamtes Hab und
Gut, der es mit sinnfreien Entscheidungen beim
Versuch es zu mehren und zu schützen prompt in
kürzester Zeit vernichtet, außerdem beträgt er
sich reichlich unverschämt seinen Freunden
gegenüber, deren Zuneigung er zu kaufen
versucht. Die charakterliche Wandlung, die Donald
hier durchmacht, entspricht diversen Klischees,
wird hier aber nicht einmal sonderlich glaubhaft
rübergebracht, so dass die Story etwas konfus
wirkt. Die Zeichungen von Bancells sorgen dafür,
dass diese Geschichte die einzige des Bandes ist,
die immer latent aggressiv wirkt und reiht sich
damit in eine schon erschreckend lange Liste
abschreckender Egmont-Schlussgeschichten ein.
Definitiv die Enttäuschung des Bandes, der,
hätte er zuvor aufgehört, durchaus als komplett
gelungen und sehr gut bezeichnet hätte werden
können, so wird der (dennoch weiterhin sehr
positive) Gesamteindruck leider etwas getrübt.
ÜBERSICHT:
-
Durchs wilde Auristan (S: P.Hedman / Z: M.Fecchi
/ D 2004-094)
- Die Ganovenschule (S:
N.Russo / Z: L.Gorlero / I TL 2552-5)
- Das Geheimnis des
schwarzen Wals (S: A.Castellan / Z: G.Cavazzano /
I TL 2523-1)
- Meister des Einparkens (S:
S.Badino / Z: F.Mancuso / I TL 2552-7)
- Die Milliardeninsel (S:
B.Sarda / Z: L.Molinari / I TL 2547-2)
- Schritt für Schritt...
(S: R.Salvagnini / Z: D.Baldoni / I TL 2534-4)
- Phantomias gegen Leo
Listig (S: F.Michelini / Z: G.Scala / IS PK 28-2)
- Ein ständiges Auf und Ab
(S: R.Salvagnini / Z: D.Barozzi / I TL 2537-2)
- Vergeblicher Liebesdienst (S: A.Denegri / Z:
M.Pavone / I TL 2468-02)
- Gernot Gebgerns Erbe (S:
P.+C.McGreal / Z: Bancells / D 2002-129)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Carsten Spitz,
November 2005
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