Dankeschön
an Daniel Jacob für seine Gastrezension!
Das Dezember-LTB des Jahres 2005 hat
wieder wenig Überraschendes zu bieten.
Micky in kurzen Hosen ist ebenso
vertreten wie Dussel, die Panzerknacker,
Gitta und Phantomias. Letzterer wartet
jedoch mit einem wirklich tollen
Abenteuer auf und ist damit die
Hauptfigur der einzig wirklich guten
Geschichte des Bandes. Diese liegt dafür
jedoch weit über dem Durchschnitt vieler
aktueller LTB-Comics. Sie ist mit 30
Seiten auch ein guter Beweis dafür, dass
auch kürzere Stoys durchaus einen guten
Eindruck hinterlassen können. Doch allen
anderen von insgesamt zehn Geschichten
(darunter ein Einseiter) dieses Bandes
sieht man den Platzmangel deutlich an,
besonders die eigentlich guten
italienischen Produktionen vermögen sich
so nicht so recht zu entfalten. Das
Titelbild ziert mal wieder Donald,
diesmal im Schnee eingefroren und unter
Bewachung von drei Adlern. Es gab schon
schlechtere Titelbilder, und in dieser
Ausgabe bildet die entsprechende Szene
der Titelstory eines der zeichnerischen
Highlights. Alles in allem lohnt sich der
Griff zu "Spaß im Schnee" am
ehesten wegen der wirklich guten
Phantomias-Story und zur Beobachtung
positiver Tendenzen im Ansatz. Ob das
4,20 wert ist, sollte jeder für
sich selbst entscheiden.
Rache ist süß (S: R.Meikle; Z: F.
Andersen)
Um es kurz zu machen: Diese 28-seitige
Donald-Story ist eine für Zeichner
Andersen typische Story aus dem Hause
Ehapa. Das bedeutet sie setzt auf
Klamauk, Donalds übersteigertes
Temperament und reduziert die Kinder von
ehrenhaften Pfadfindern auf naive
Halbwüchsige, die blind ihren
Film-Superhelden "Superduck"
verehren (Zitat Superduck: "Dir
klopf ich den Lolli aus der Luke, du
lästiger Lutscher!"). Nach einem
Streit mit den Kindern beschließt
Donald, sich als Superduck zu verkleiden
und besucht sie von nun an nächtens in
dieser Kostümierung zwecks einfacherer
Durchsetzung seiner eher egoistischen
Erziehungsmaßnahmen. Es kommt, wie es
kommen muss: Die Kinder kommen dahinter
und der Klamauk nimmt seinen (Fort-)Lauf.
Am Ende steht sogar eine kleine
Asterix-Anspielung. Was gibt es zu Storys
dieser Art noch groß zu sagen? Man
gewöhnt sich schwer an sie, wundert sich
über die umgangssprachliche und
zeichnerische Anbiederung an jüngere
LTB-Leser, bewertet sie schlecht,
vergisst sie und widmet sich der
Rezension weiterer Geschichten.
Der hüpfende Geldspeicher (S: M.
Marinato; Z: Graciano Barbaro)
Eine weitere Duck-Story unter 30 Seiten
besteht diesmal in einer der
unvermeidlichen Geldspeicher-Geschichten.
Dagoberts ständige Kanonenschüsse auf
Einbrecher und eine nahe liegende
Autobahn haben den Geldspeicher so
erschüttert, dass er früher oder
später unweigerlich zusammenbrechen
muss. Kurz entschlossen lädt er zu einem
Architekten-Wettbewerb, in dem es gilt,
einen einbrecher- und hexensicheren
Geldspeicher zu entwerfen. Nachdem dieser
Wettbewerb grandios floppt, steht am
nächsten Tag die vermeintliche Lösung
vor der Tür: Ein Architekt präsentiert
Pläne für stoßabweisende Sprungfedern
und stellt sogar den Wachdienst für den
Umbau. Doch wo es was umsonst gibt, ist
Onkel Dagobert nunmal allzu leicht zu
blenden. Denn plötzlich hüpft seine
Riesenspardose davon wie ein Gummiball.
Diese Umstände lassen Schlimmes
vermuten, doch Marinato und Barbaro
ziehen sich hier ganz passabel aus der
Affäre. Klar, die Story passt mal wieder
auf eine Briefmarke, doch die Gags sind
wirklich lustig und der - wenn auch noch
etwas unausgereifte - Zeichenstil
Barbaros ist durchaus sehenswert. Eine
längere, ausgereiftere Story dieses Duos
aus Italien wäre sicher nicht
abzulehnen.
Allein unter Piraten (S: Per Hedman; Z:
Joaquin)
Da ist er wieder. Unser aller Liebling
Joaquin proudly presents Micky in kurzen
Hosen, begleitet von Pluto. Gleich
positiv anzumerken ist, dass sich das
Gekaschperl hier in Grenzen hält, wenn
auch keine hochwertige Story dabei heraus
gesprungen ist. Ganze 34 Seiten werden
einem Joaquin-typisch lebensfrohen und
wenig scharfsinnigen Micky hier
zugestanden. Am Hafen will er sich -
warum auch immer - mal wieder
"echtes Semannsgarn" anhören,
und gerät natürlich prompt in den
Schlamassel. Dank Pluto muss Micky einer
Seeräuberbande hinterher hetzen, die
regelmäßig teuer beladene Frachter
überfällt. Dass sich deren Boss als
Kater Karlo entpuppt, ist hier wirklich
nicht zuviel verraten. Micky folgt der
Bande in ihren Schlupfwinkel auf eine
Felseninsel und räumt mit Plutos Hilfe
und - o Wunder - einigem an Cleverness
unter den Banditen auf. Obwohl hier zum
Glück weder Erinnerungen an eiskalte
Experimente noch an dickmachende
Kochkünste geweckt werden, ist und
bleibt Joaquins Interpretation -
respektive der seiner Storyzeichner -
eher eine Parodie auf unseren kleinen
Freund mit den Segelohren. Als positiver
Eindruck bleibt, dass der freie Fall
Mickys zum zweiten Dussel erst einmal
gestoppt scheint, wenn es auch noch nicht
wirklich aufwärts geht.
Einer ist immer der Dumme... (S: Nino
Russo; Z: Alessio Coppola)
Der Dezember-Einseiter mit den
Panzerknackern. Belanglos, aber aufgrund
des kurzen Umfangs auch nicht weiter
störend. Somit bleibt den noch folgenden
Storys mehr Raum, das ist doch was.
Die Quelle der Umkehr (S: R. Cimino; Z:
O. Panaro)
Der Trend zum häufigeren Auftreten
Gustavs im LTB setzt sich auch in dieser
italienischen Produktion fort. Mehr als
25 Seiten springen auch hier nicht bei
raus, doch brauchen wir wirklich mehr
Gustav? Der Reihe nach: In der
"Wassa-Lassa-Wüste" gibt es
die sogenannte "Quelle der
Umkehr". Eine angeblich magische
Wasserquelle, die immer dann aufhört zu
sprudeln, wenn man sich ihr nähert. Kurz
entschlossen setzt der Kalif eine
Belohnung in Form eines Kolliers für
denjenigen aus, der ihm Wasser von dieser
verflixten Quelle bringt. Das
entsprechende Inserat in der
Entenhausener Zeitung lesen natürlich
Donald und Gustav, die sich nun
unabhängig voneinander aber doch
gemeinsam auf den Weg machen. Wir wollen
unsere Helden mal nicht unterschätzen:
irgendwie gelangen sie an das Wasser,
doch die Wüste macht durstig und die
Wirkung lässt nicht lange auf sich
warten. Gar nicht übel! besonders
Ottavio Panaros Zeichnungen wissen zu
überzeugen. Doch der Wermutstropfen
folgt auf dem Fuße: Wieder mal hat eine
im Ansatz gute Story viel zu wenig Raum,
sich vernünftig zu entfalten. So steht
auch hier am Ende Durchschnittskost.
Superschurke mit einem Schlag (S: Nino
Russo; Z: Valerio Held)
Na bitte! Vergesst den Einseiter in
diesem LTB, Russo ist ein fabelhafter
Schreiber längerer Geschichten. So
schreibt er hier die beste Story des
Bandes. Auch Valerio Helds Zeichnungen
sind äußerst passend und liebevoll.
Mittelpunkt ist hier Donald-Phantomias,
der schon lange Boss und Schlupfwinkel
der berüchtigten Einser-Bande sucht.
Pech nur, dass die gefassten Mitglieder
dieser Verbrecherbande stets eisern
stillhalten. In der Folge lohnt es sich
ausnahmsweise mal wieder, genau
hinzuschauen. In dieser wirklich cleveren
Geschichte mutiert Phantomias durch einen
Kopfschlag zum Superschurken, dem
"Maskierten Marodeur".
Natürlich weiss die Polizei Entenhausens
nicht mehr ein noch aus. Phantomias
überfällt Bank um Bank, Juwelier um
Juwelier. Die Versicherunsprämien gegen
Diebstahl steigen ins Uferlose und auch
die Einser-Bande hat nicht gerne derart
starke Konkurrenz. Lieber möchte sie
sich mit Phantomias verbünden. Doch kann
das gut gehen? Tolle Story! Ein wahres
Juwel in der neueren LTB-Landschaft, eher
noch auf dem Niveau der 100er-Ausgaben.
Hier gibt es fast nichts auszusetzen,
einzig die Länge von 30 Seiten hätte
noch ausgebaut werden können. Die ein
oder andere Kürzung ist leider doch
deutlich zu spüren. Nichtsdestotrotz
wurden diese 30 seiten dann auch
hundertprozentig genutzt. Lesetipp!
Hexenwahn im Hochgebirge (S: S. Gianatti;
Z: Marco Palazzi)
Die arme Gundel! Von ihren zahlreichen
Niederlagen gegen Dagobert gezeichnet,
sieht sie diesen schon in jedem harmlosen
Briefträger. Zeit zum ausspannen,
wahrhaftig! Gundel packt ihre Sachen, und
fährt in den Skiurlaub. Doch das LTB
wäre nicht das LTB, wenn Dagobert nicht
aus irgendeinem Grund auch dort
anzutreffen wäre. welche Ironie! Und es
gibt scheinbar kein Entkommen... Nunja,
18 Seiten. Was soll da schon groß
passieren? Eben. Eigentlich ist die Story
ganz lustig und die Zeichnungen sind auch
nicht schlecht. Doch wenn einem kein
Platz gelassen wird, kommt eben nichts
Großes bei rum. Schade, schade. Mal
wieder.
Agentur "Herz & Hand" (S:
G. Arrighini; Z: A. Freccero)
Gitta Gans ist in Onkel Dagobert
verliebt. So weit so gut. Doch dass ihr
Geschäftspartner Kuno Knäul immer mehr
Auftritte im LTB bekommt, ist doch eher
eine neuere Entwicklung. Dieser scheint
weniger Pech in sachen Liebe zu haben,
als Gitta. Denn vollmundig verspricht er
ein grandioses System für die ideale
Partnervermittlung, und gewinnt Gitta mal
wieder als Geschäftspartnerin. Das eher
merkwürdige mathematische System erweist
sich dann auch unerwartet als
Volltreffer, und einsame Herzen rennen
der Agentur "Herz & Hand"
bald die Bude ein. Pech für den armen
Onkel Dagobert, denn auch er besitzt
natürlich eine Partneragentur, die auf
ein ausgefeiltes Computerprogramm setzt.
Die Stunde des Triumphs für Gitta und
Kuno soll folgen: Moderatorin Priscilla
Plapp will die beiden im TV interviewen
und ihren Traumpartner heraus finden.
Dass dieser jedoch ausgerechnet die
reichste Ente der Welt sein soll, damit
hat wirklich niemand gerechnet. Der Quote
wegen lädt die attraktive Frau Plapp ihn
zu einem Essen vor der Kamera ein.
Überraschend nimmt dieser an. Aber Onkel
Dagobert wäre nicht Onkel Dagobert, wenn
er diese Gelegenheit nicht nutzen würde,
zu "zeigen, was es heißt, sich mit
einem Dagobert Duck anzulegen." Mit
34 Seiten ist dies die längste
Duck-Story des Bandes, aber nicht
zwingend die auffälligste. Die
Zeichnungen der Hauptfiguren sind gut,
Nebendarsteller und Komparsen allerdings
werden arg abstrahiert. Wems gefällt.
Das Partneragentur-Thema trägt dem
Zeigeist Rechnung, ohne allzu
aufdringlich auf "neu" getrimmt
zu sein. Und auch unser alter Knauser
Onkel Dagobert bleibt sich hier selbst
treu. Insgesamt nicht übel aber auch
nicht besonders lobenswert. Das zu oft
strapazierte Wort trifft es am besten:
Durchschnitt!
Eisige Happen (S: G. Pellizzari; Z: G. di
Vita)
Dussel ist zurück. Und wie meistens hat
er für Donald eine Menge Unheil im
Gepäck. Doch diesmal hat er - wer hätte
das gedacht - auch einen seriösen Job
und überlässt die Katastrophen seinem
Lieblingsvetter selbst. Wie das
funktioniert? Er schwatzt ihm einfach so
lange seine Tiefkühlkost-Produkte auf,
bis sich eben jener Vetter einen
irrsinnigen Wettstreit mit seinem
Nachbarn liefert. Wer kauft die meisten
Produkte? Der Sinn dieses Wettstreits
erschließt sich dann leider nicht so
ganz und somit ist die Story selbst für
23 Seiten recht mager. Im Kontrast dazu
stehen allerdings die sehr schönen
Zeichnungen von Giorgio di Vita, die
besseres Ausgangsmaterial verdient gehabt
hätten. Eine Storylein zum vergessen.
Spaß im Schnee (S: R. Cimino; Z. G.
Cavazzano)
Rodolfo Cimino entwirft eine lustige und
keinesfalls zu übertriebene Fun-Story
für kalte Wintertage. Die Zeichnungen
und der Stil der Story lassen darauf
schließen, dass die 31 Seiten schon
länger im Ehapa-Archiv schlummern. Von
altmodisch kann jedoch auch keine Rede
sein. Donald kann dank seines
eingegipsten Beins nicht mit Daisy in die
Skiferien fahren. Er ist natürlich wenig
erfreut, dass sie stattdessen mit Gustav
auf ins Gebirge macht. Impulsiv wie
Donald nunmal ist, fährt er den beiden
trotz seines Gipsbeins nach, und
beschwört mit seinen abenteuerlichen
Skikonstruktionen und waghalsigen
Abfahrten so manches Unheil herauf.
Eigentlich eine typische Eifersuchtsstory
im Duck-Universum, die in verschiedenen
Varianten bereits ihren Weg in das LTB
gefunden hat. So ist hier auch keine
storytechnische Feinkost zu erwarten,
doch bei Ciminos Vorlage fühlt sich
Giorgio Cavazzano sichtlich wohl. Vor
allem die (titelbildgebende) Szene, in
der Donald im Schnee einfriert und von
Adlern eingekreist wird, ist wirklich
sehenswert. Leider hält Cavazzano dieses
Niveau nicht über die volle Länge
durch. Verbunden mit der zwar guten aber
wenig innovativen Vorlage bleibt mal
wieder nur eines: Ihr wisst schon...
- Rache ist süß
(S: R.Meikle / Z: F.Andersen / D
2004-226)
- Der hüpfende Geldspeicher (S: M.
Marinato / Z: G.Barbaro / I TL 2565-2)
- Allein
unter Piraten (S: P.Hedman / Z: Joaquin /
D 2004-063)
- Einer ist
immer der Dumme... (S: N.Russo / Z:
A.Coppola / TL 2526-02)
- Die Quelle der Umkehr (S: R.Cimino / Z:
O.Panaro / I TL 2519-5)
-
Superschurke mit einem Schlag (S: N.Russo
/ Z: V.Held / I PK 46-3)
- Hexenwahn im Hochgebirge (S: S.Gianatti
/ Z: M.Palazzi / I TL 2555-6)
- Agentur "Herz & Hand" (S:
G.Arrighini / Z: A.Freccero / I TL
2564-1)
- Eisige
Happen (S: G.Pellizzari / Z: G.di Vita /
I TL 2503-3)
- Spaß im Schnee (S: R. Cimino / Z:
G.Cavazzano / I AT 223-A)
(Storybewertungen
vom Gastautoren)
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