Das
Premieren-LTB für das neue Jahr 2006
präsentiert nicht nur ein unsagbar hässliches
Titelbild, (auf dem neben dem riesigen
Titel-Schriftzug nur ein davonrasender Bürzel zu
erblicken ist) sondern auch noch 50 Seiten
zusätzliches Comicvergnügen zu der
gewöhnlichen Seitenzahl. Und in der
Tat: So manch Geschichte mag wirklich Vergnügen
beim Leser aufkommen lassen, so richtig schlecht
ist eigentlich keine der 12 diesmonatigen Werke.
Die Hauptgründe sind schnell genannt: Giorgio
Cavazzano ist wie bereits in LTB 344 mit einem
längeren Maus-Comic vertreten. Zwar wurden der
Maus damit erneut nur etwas über 10 Prozent der
Comicseiten zugestanden, bei so hochwertigen
Geschichten mag der überkritische Rezensierende
aber mal ein Auge zudrücken. ;)
Darüber hinaus sind mit den Comics von Marco
Rota und Miguel lediglich zwei
Egmont-Produktionen enthalten. Mag es bei Marco
Rota wenig überraschen, dass dabei eine überaus
lesenswerte Geschichte zustande gekommen ist,
möchte man Miguel nahezu gratulieren, dieses Mal
etwas mehr Glück mit seinem Autoren gehabt zu
haben. Wie gesagt: Der Gesamteindruck ist ein
doch recht positiver.
Unbesiegbar
wie die Römer wähnt sich Entenkrieger
Donegal mitsamt seinen Mannen um Klein-Kieran.
Unterwegs auf einem Raubzug zu den
"friedlichen Wikingern" stoßen
Anführer Donegal Duck und sein "Heer"
auf ein Versteck voller antiker
Römer-Rüstungen. Die offensichtlich
geschichtlich nicht gänzlich aufgeklärten
Krieger wissen den Fund zwar nicht zuzuordnen,
haben aber durch ihr neu erlangtes Respekt
einflößendes Auftreten den erhofften Erfolg.
Abgesehen von einem Abenteuer in LTB Spezial 4
ist dies der erste Auftritt der altkaledonischen
Bewohner von Burg Angus. Diese zumeist sehr
lesenswerte Unterserie des Duck-Universums aus
der Feder von Marco Rota ist hierzulande zumeist
im "Micky Maus Magazin" oder
"Donald Duck Sonderheft" abgedruckt
worden. Ein Abdruck dieses 3-Reihers nun auch im
Lustigen Taschenbuch kann nur gutgeheißen
werden.
Kleine Randnotiz: Der Drache auf Seite 28 dürfte
eine Hommage an das von Barks erdachte "Das
Ungeheuer vom Schwefelsee" sein.
Der
Tempel des Xamoc ist die zugleich die
nächste richtig gute Geschichte: Wie bei dem aus
LTB 344 hierzulande schon bekannten Duo
Casty/Cavazzano zu erwarten, handelt es sich bei
diesem Maus-Abenteuer um ein richtig Gutes.
Ähnlich wie bei "Das Geheimnis des
Schwarzen Wals" aus dem 2 Monate alten LTB,
tritt erneut eine bisher unbekannte weibliche
Protagonistin in den Vordergrund: Der Leser wird
mit der Archäologin Tabea Trifftig bekannt
gemacht, welche Micky und Goofy selbst scheinbar
aber durchaus bekannt ist.
Tabea befindet sich auf einer Expedition in
Mexiko, um herauszufinden, was der Legende nach
der Riese Xamoc den Mayas zur Überwindung des
Raumes brachte. Als die Funkverbindung der
Expedition nach Entenhausen aber abbricht, machen
sich Micky und Goofy sofort auf, um ihrer
Freundin aus einer vermeintlichen Patsche zu
helfen.
Dort treffen die beiden recht schnell auf Tabea
(Optisch in etwa eine Minnie Maus ohne Ohren
dafür mit Pferdeschwanz, der ihr den Spitznamen
"Zöpfchen" eingebracht hat), deren
Expeditionspartner Professor Janus und Pedro
entführt worden sind. Pedro entpuppt sich im
Weiteren als kein Geringerer als Mickys Erzrivale
Kater Karlo, der auch schon seit längerem keinen
richtig gelungenen Auftritt im LTB mehr hatte.
Hier hat er diesen zweifelsfrei... Bleibt
eigentlich nur der Appell an Ehapa zu richten,
weiter so gelungene italienische Maus-Comics zu
veröffentlichen.
Ein
Schatz ohne Wert ist das Ziel eines von
Onkel Dagobert initiierten Wettstreits zwischen
Gustav und Donald, um zu ermitteln, welcher
seiner beiden Neffen das bessere Näschen für
Schatzsuchen habe. Natürlich fliegt Gustav bei
der Suche das Glück nur so zu, während der
übereifrige Pechvogel Donald die Rolle des
vermeintlichen Verlierers einnimmt.
"Vermeintlich" aus dem Grunde, da sich
der "Schatz ohne Wert" am Ende als gar
nicht so wertlos herausstellt und am Ende das
Glück doch Donald zulächelt. Ingesamt vermag
diese Geschichte aber sehr wenig neue Ideen zu
präsentieren.
Gleichstand
ist Stillstand ist ein ganz netter
Wettstreit zwischen Dagobert Duck und Klaas
Klever, in dem die beiden Finanzmogule versuchen
mit überaus üppig ausgestatteten Flughäfen der
Konkurrenz die Kunden abzuluchsen. So können
sich die Reisewilligen am Flughafen schon recht
bald nicht nur in Sauna oder Fitnesscenter die
Wartezeit verkürzen, sondern die Reise gleich
virtuell erleben, ohne in den Flieger steigen zu
müssen.
Abzusehen war, dass durch diese Aktivitäten die
Flugzahlen rapide sinken würden und am Ende
keiner der beiden Millionäre seine Marktanteile
tatsächlich ausbauen hat können. Einige nette
Einfälle enthält der 20-Seiter, für mehr
bleibt aber auch kein Platz.
Ein
zartes Blümchen ist der erste
Phantomias-Auftritt in diesem Band, und wahrlich
kein Schlechter. Vor allem die Zeichnungen von
Alessio Coppola wissen zu überzeugen, aber auch
die kurzweilige Geschichte um
"Riesenköter" Blümchen, für den
Donald-Phantomias den Hundesitter spielt, ist
ganz gut gelungen. Donald nimmt den
überdimensionalen Hund mit auf seine
Verbrecherjagd und gerät dadurch in allerlei
Schwierigkeiten. Nicht zuletzt deshalb, da ihm
der schwerreiche Besitzer des Hundes, in dessen
Auftrag Donald den Aufpasser spielt, mehrmals
über den Weg läuft.
Alles
per Knopfdruck: Mithilfe Daniel
Düsentriebs neuester Erfindung, kann ein Jeder
jeden noch so schweren Gegenstand mit Hilfe einer
Fernbedienung hochheben. Was sich zunächst als
Segen für die Menschheit zu entpuppen scheint,
veranlasst Daniel aber recht bald schon wieder
dazu, die Erfindung wieder einzumotten.
Schließlich hatte sich Entenhausen nach und nach
in ein überaus faules Völkchen verwandelt,
welches selbst bei den kleinsten Handgriffen auf
die neueste Erfindung des Diplom-Ingenieurs
zurückgegriffen hatte. Nicht zuletzt dank der
ansehnlichen Zeichnungen Guerrinis lesenswert.
Das
Geheimnis der Goldonia: Lara Molinari
zeigt mit dieser Geschichte einmal, dass sie
nicht nur kürzere Gag-Comics gekonnt in Szene
setzen kann, sondern auch durchaus für längere
Abenteuer-Geschichten sehr gut einsetzbar ist.
Ein längst versunkenes Schiff, mit dem
Kaufvertrag für eine einst von Onkel Dagobert
erworbene Insel an Bord, wird wiederentdeckt und
eine Expedition macht sich auf, das Schiff zu
erkunden. Derweil ersteigert Dagoberts Konkurrent
Klaas Klever das Schiff, als er davon Wind
bekommt, wie sehr die reichste Ente der Welt an
dem Schiff interessiert ist. Bei der genauen
(live ins Fernsehen übertragenen) Untersuchung
des Schiffes kommt dann allerdings heraus, dass
der Tresor mitsamt Kaufvertrag fehlt und
die Suche geht weiter...
Kontrolle
muss sein ist schließlich der zweite
Phantomias-Auftritt in diesem Lustigen
Taschenbuch und auch dieser ist qualitativ
deutlich über den zuletzt anzutreffenden
Abenteuern des maskierten Rächers im LTB
anzuordnen. Donald wird mitten in der Nacht, wie
immer auf Verbrecherjagd befindlich, von einem
übereifrigen Verkehrspolizisten belästigt und
die ganze Nacht über mit allerlei Formalien wie
fehlendem Ausweis etc. belästigt. Die 20 Seiten
sind mit komischen Szenen (Sei es nur die
nächtliche Klingel von Ingenieur Daniel
Düsentrieb) von Autor Rudy Salvagnini sehr gut
gefüllt und von Andrea Freccero dazu passend
umgesetzt worden. Mit Sicherheit eine der besten
Geschichten dieses Bandes.
Ein
perfekter Einsatz ist die zweite von
Guerrini gezeichnete Geschichte dieses LTBs. Die
Story handelt davon, dass Donald den schwer
erkälteten Erbonkel bei einem wichtigen Vorttrag
vor internationalen Geschäftsleuten vertreten
soll, für welchen Dagobert schon im Voraus
10.000 Taler Honorar erhalten hat. Um den
Geldbetrag nicht zurückgeben zu müssen, wird
der verkleidete Donald zu besagter Veranstaltung
geschickt, um in Funkkontakt mit Dagobert
befindlich, dessen Vortrag zu halten. Alles
klappt bestens, bis (natürlich) der Funkkontakt
abbricht und die Geschichte seine eigene
(unerwartete) Wendung nimmt. Gelungen.
Blackout
im Eismeer ist trotz der gewohnt
gelungenen Zeichnungen von Alessandro Gottardo
eher zu den schlechteren Geschichten dieses
Taschenbuchs zu zählen: Weist der Plot von
Rodolfo Cimino doch eine ganze Reihe von
kleineren und größeren Ungereimtheiten auf.
Für die Entenhausener Klimakonferenz sollen
Eisproben aus der Arktis entnommen werden. Onkel
Dagobert bietet sich an, diesen Auftrag
auszuführen, um nebenbei" Ausschau nach
Gold zu halten. Vor Ort müssen sich Dagobert und
der mitgezerrte Donald dann allerdings mit
Ungeheuern, verführerischen Sirenen und
ähnlichen Tücken herumschlagen. Die Story
plätschert insgesamt etwas ziellos vor sich hin,
um dann ohne große Ergebnisse auch wieder zu
enden.
Trautes
Heim, nicht allein... beginnt mit dem
guten Ansatz, Gundel Gaukelei mal wieder einen
ganzen Comic zu widmen. Leider ist die
Kurzgeschichte um den unangenehmen
Tourismus-Ansturm vor Gundels Hexenhütte nicht
übermäßig ausgereift. Über den Status des
Lückenfüllers kommt die Geschichte demnach
nicht hinaus.
Wo
ist Donald Duck ist die titelgebende
Geschichte aus der Feder von Miguel und
diese ist wie in der Einleitung schon angedeutet
auch gar nicht mal so schlecht. Wieder einmal vom
Pech geplagt, nimmt Donald reißaus von seinem
gewöhnlichen Leben und schließt sich einer
Gruppe von Landstreichern an. Kritisch mag man
anmerken, dass es selbst Donald wohl kaum
einfallen würde, seine geliebten Neffen ganz
ohne Rückmeldung zurückzulassen; davon
abgesehen entwickelt sich aber ein recht
abwechslungsreiches Abenteuer zwischen
verschiedenen Landstreichergruppen und einem
geheimnisvollen edlen Spender, der sich den Armen
annimmt.
ÜBERSICHT:
-
Unbesiegbar wie die Römer (S / Z: M. Rota / D
2003-176)
- Der Tempel des Xamoc (S: A.Castellan
("Casty") / Z: G. Cavazzano/ I TL
2565-1)
- Schatz ohne Wert (S: S. Tulipano / Z: G.
Soldati / I TL 2562-4)
- Gleichstand ist Stillstand (S: T. Radice / Z:
D. Barozzi / I TL 2550-2)
- Ein zartes Blümchen (S: B.Sarda / Z: A.
Coppola / I TL 2559-7)
- Alles per Knopfdruck (S: C. Panaro / Z: F.
Guerrini / I TL 2553-4)
- Das Geheimnis der Goldonia (S: M. Marinato / Z:
L. Molinari / I TL 2554-6)
- Kontrolle muss sein (S:
R.Salvagnini / Z: A. Freccero / I TL 2528-7)
- Ein perfekter Ersatz (S: C. Panaro / Z: F.
Guerrini / I TL 2558-2)
- Blackout im Eismeer (S: R. Cimino / Z: A.
Gottardo / I TL 2563-2)
- Trautes Heim, nicht allein... (S: A. Pandini /
Z: G. Soldati / I TL 2625-5)
- Wo ist Donald Duck? (S: ? / Z: Miguel / D
2003-102)
Grün: Lesetipp
Rot: Flop
von Christian Peters,
Januar 2006
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